Forum des Bundes der Energieverbraucher

Energiepolitik => Preismeldungen => Thema gestartet von: electro am 19. März 2008, 15:56:35

Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: electro am 19. März 2008, 15:56:35
Wenn ich so auf meine Stromrechnung schaue und mir die Marktsituation hier in Deutschland so betrachte, dann verwundert mich diese Meldung nicht:

Strom ist in Deutschland überteuert (http://www.bild.de/BILD/ratgeber/geld-karriere/2008/03/14/eu-vergleich/strom-in-deutschland-ueberteuert,geo=4012340.html)


Gibt es denn keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren?
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: svenbianca am 19. März 2008, 17:03:40
vielleicht nach Bulgarien auswandern, dort gibt es auch Wohnungen in der Stadt für 15000 Euro anstatt 250000 bei uns
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: electro am 20. März 2008, 11:51:22
:))

Nee im Ernst. Die Marktmacht der großen 4 ist doch nunmal viel zu groß.
Ich hoffe ja, dass sich mit der Entkopllung der Netze (Eon fängt wohl an, mal sehen, ob die anderen nachziehen) wenigstens etwas zum positiven ändert.

Versteh mich nicht falsch, Strom hat nunmal seinen Preis und ich bezahl das auch gern, aber auch nur, wenn dieser Preis unter markttechnischen Blickwinkeln auch gerechtfertigt ist. Und ich bezweifle, das dies so im Moment ist.

Gruß
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: svenbianca am 20. März 2008, 15:38:46
die netze sind und bleiben immer ein Monopol, egal wem Sie gehören. Warum sollte eine Abspaltung günstigere NEtzpreise hervorbringen.
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: wulfus am 21. März 2008, 08:40:53
auch hier:
http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/wirtschaft_und_boerse/?sid=&em_cnt=768848
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: Macinally am 21. März 2008, 11:38:41
@ svenbianca,

ein Grund für eine Abspaltung bzw. Verstaatlichung wäre, wenn die Netze wieder in öffentlicher Hand wären, bräuchte nur soviel erwirtschaftet werden um die Netze instanzuhalten und zu modernisieren.

Es müssten also keine exorbitanten Gewinne erzielt werden wie es seit der Privatisierung der Fall ist.

Nochmal meine Frage: WO SIND DIE EINNAHMEN AUS DEN NETZEN SEIT DER PRIVATISIERUNG GEBLIEBEN?
WURDE ALLES WIEDER IN DIE NETZE REFINANZIERT ?
ODER IST ES ZUM GRößtEN TEIL IN DEN TASCHEN DER AKTIONÄRE VERSCHWUNDEN?

Die Alternative wäre: Die Netze bleiben wo sie sind, die Unternehmen müßten sich verpflichten und auch nachweisen, das sämtliche Einnahmen der Netze auch wieder in diese refinanziert werden.

Gruß
Mac
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: svenbianca am 21. März 2008, 11:54:15
Lustig diese Argumentation. Das würde ja bedeuten, dass wir am besten alles verstaatlichen, dann wäre ja alles billiger, da ja keiner GEwinne haben muss.

Jetzt kommt natürlich: Nein, nur die anderen sollen keine Gewinne machen, da wo ich bin ist es schon ok......

Es gibt eine Regulierungsbehörde die die Netze kontrolliert und die GEwinne überwacht. In welcher BRanche gibt es so etwas schon?
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: Macinally am 21. März 2008, 12:19:49
... und WARUM gibt es diese Regulierungsbehörde?  Könnte der Grund Abzocke oder ungerechtfertigte Bereicherung sein?

Gruß
Mac
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: marten am 21. März 2008, 12:54:26
Abzocke der Verbraucher, so sieht es auch der Bund der Energieverbraucher.

siehe  z.B. hier

http://www.energienetz.de/index.php?itid=312&content_news_detail=7111&back_cont_id=4044


Die Höhe der Preissteigerungen der letzten Jahre durch die Energieversorger, ist nicht durch höhere Abgaben, Steuern oder Beschaffungskosten zu erklären.

Warum die Preise für Strom und Gas so hoch sind wurde auch schon in anderen Threads hier im Forum erläutert.

Vielleicht sollte ich auch noch mal auf das Energiewirtschaftgesetz hinweisen.
Das sollten sich die Gas und Stromkonzerne auch noch mal durchlesen.

Darin sind sie u.a. verpflichtet zu einer möglichst sicheren, preisgünstigen, verbraucherfreundlichen, effizienten, umweltfreundlichen leitungsgebundenen Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität und Gas.

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/enwg_2005/gesamt.pdf


gruss

marten
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: nomos am 21. März 2008, 13:03:43
Zitat
Original von svenbianca
Lustig diese Argumentation. Das würde ja bedeuten, dass wir am besten alles verstaatlichen, dann wäre ja alles billiger, da ja keiner GEwinne haben muss.

Jetzt kommt natürlich: Nein, nur die anderen sollen keine Gewinne machen, da wo ich bin ist es schon ok......

Es gibt eine Regulierungsbehörde die die Netze kontrolliert und die GEwinne überwacht. In welcher BRanche gibt es so etwas schon?
Sozialen Marktwirtschaft, und der Verpflichtung zur Daseinsvorsorge scheinen Sie wenig zu halten.

\"Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat\".
Die Wirtschafts- und Finanzpolitik hat sich daran zu orientieren. Vielleicht haben Sie schon mal von den Zielen, die sich im sogenannten magischen Viereck widerspiegeln, gehört. Die Verpflichtung des Staates, diese  Ziele zu verfolgen, hat nichts mit einem freien Kapitalismus zu tun, den Sie hier offensichtlich vertreten.[/list]
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: svenbianca am 21. März 2008, 13:46:23
überhaupt nicht, aber gerade in der Energieversorgung gibt es doch ernorme Hürden ungerchtfertigte Preise durchzusetzen. Es gibt Kartellbehörden die es überwachen, es gibt Regulierungsbehörden, die EU-Kommission, Börsenaufsicht. Bis Juli 2007 sogar noch nur genhmigte Preise durch die Länder. Man kann gegen die Preise klagen und auf Billigkeit prüfen. Und wenn all das dann gemacht wurde und die Preise von einem Gericht für Billig erklärt wurden wird hier immer noch gezweifelt. Mehr geht doch eigentlich nicht mehr oder. Und das alles was verstaatlicht wurde, effizient und günstig ist, da fehlen mir wirklich die Worte
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: nomos am 21. März 2008, 14:28:34
Zitat
Original von svenbianca
überhaupt nicht, aber gerade in der Energieversorgung gibt es doch ernorme Hürden ungerechtfertigte Preise durchzusetzen. Es gibt Kartellbehörden die es überwachen, es gibt Regulierungsbehörden, die EU-Kommission, Börsenaufsicht. Bis Juli 2007 sogar noch nur genhmigte Preise durch die Länder. Man kann gegen die Preise klagen und auf Billigkeit prüfen. Und wenn all das dann gemacht wurde und die Preise von einem Gericht für Billig erklärt wurden wird hier immer noch gezweifelt. Mehr geht doch eigentlich nicht mehr oder. Und das alles was verstaatlicht wurde, effizient und günstig ist, da fehlen mir wirklich die Worte
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: Lothar Gutsche am 21. März 2008, 20:09:58
@ nomos
Ich habe mich auch über die Energiepreise geärgert und die Rechnungen der Stadtwerke Würzburg mit Verweis auf die Unbilligkeit der Tarife gekürzt. Im Detail hatte ich aufgeführt, was für mich zum Nachweis der Billigkeit gehört. Die Stadtwerke hatten im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft unter dubiosen Umständen für den Rasen eines Würzburger Stadions gespendet und mehrere Millionen Euro durch spekulative Zinsderivatgeschäfte verloren. Als man mir die Notwendigkeit auch dieser Kosten zur Energieversorgung nicht darlegte, kürzte ich die Rechnung auf 0 Euro. Seit rund 1,5 Jahren bezahle ich überhaupt nichts mehr für Strom und Gas. Da mir keine Billigkeit nachgewiesen wurde, habe ich meine Verärgerung in Strafanzeigen und Kartellverfahren umgesetzt.

Die überhöhten Energiepreise durch überteuerte Vorleistungen habe ich der Staatsanwaltschaft Würzburg vor über einem Jahr als Untreue der Vorstände bei den Stadtwerke Würzburg AG angezeigt. Denn der überteuerte Einkauf von Erdgas lässt sich als verbotene Einlagenrückgewähr darstellen. \"Zufällig\" war der E.ON-Konzern über seine 100%-Tochter Thüga AG zugleich Aktionär der Stadtwerke und über seine 70%-Tochter Ferngas Nordbayern der Lieferant von Erdgas. In der Konstellation lassen sich wunderbare Geschäfte machen – zu Lasten der privaten Energieverbraucher. Aktienrechtlich handelt es sich um eine verbotene Einlagenrückgewähr der Stadtwerke Würzburg an ihren Aktionär E.ON-Konzern.

Im Januar 2008 habe ich neue Fakten zu der Untreue dargelegt. Denn das Bundeskartellamt hatte im September 2007 die Kartellrechtswidrigkeit der Lieferverträge von Ferngas Nordbayern festgestellt und damit die Grundlage für zivilrechtlichen Schadenersatz der Stadtwerke gegenüber der Ferngasgesellschaft gelegt. Doch bislang verzichten die Stadtwerke-Vorstände darauf, diesen Schadenersatz geltend zu machen. Damit verletzen sie ihre Sorgfaltspflichten als Vorstand und handeln untreu im Sinne des Strafgesetzes.

Die Art und Weise, wie meine Strafanzeigen in einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität bisher behandelt wurde, lässt daran zweifeln, dass wir in Deutschland in einem Rechtsstaat leben. Die Bescheide aus Würzburg zeigen eine unglaubliche Unkenntnis von dem, was unter Untreue in Kapitalgesellschaften zu verstehen ist und was die zivilrechtlichen Folgen von Kartelldelikten sind. Die Strafverfolgung hängt offensichtlich von parteipolitischen Erwägungen ab. Das habe ich Ende Februar in einer umfangreichen Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg erläutert.

Im Februar 2008 habe ich die Steuerfahndung Würzburg wegen Steuerhinterziehung bei den Stadtwerken eingeschaltet. Denn die Quersubventionierung des öffentlichen Personennahverkehrs und der städtischen Schwimmbäder durch überhöhte Energiepreise in Würzburg bedeutet eine verdeckte Gewinnausschüttung an die Stadt Würzburg als Mehrheitsaktionär. Der überteuerte Gaseinkauf verstößt gegen das Energiewirtschaftsgesetz und bewirkt letztlich auch eine verdeckte Gewinnausschüttung an den E.ON-Konzern als 2. Stadtwerke-Aktionär. Eine Reaktion der Steuerfahndung steht noch aus.

Im März 2008 habe ich die Kommunalaufsicht zu einer umfangreichen Prüfung der Würzburger Energiepolitik aufgefordert. Nach meiner Einschätzung sind allein in Würzburg Schadenersatzforderungen von über 100 Mio. Euro gegen den E.ON-Konzern zu realisieren. Darüber hinaus hat der frühere Stadtwerke-Vorstand durch verlustreiche Zinsderivate Milllionen verspekuliert und wird nicht von den verantwortlichen Aufsichtsräten in Haftung genommen. Die überhöhten Energiepreise wirken wie eine verfassungsrechtlich verbotene Steuer und schädigen durch den Entzug von Kaufkraft die regionale Wirtschaft. Das und noch einige Aspekte mehr liegen seit dem 3.3.2008 bei der Regierung von Unterfranken und werden dort kommunalrechtlich überprüft.

Das Bundeskartellamt hat sich wegen mangelnder Personalressourcen im Frühjahr 2007 geweigert, die Entflechtung der E.ON-Konzerns von seinen zahlreichen Stadtwerke-Beteiligungen zu betreiben. Der Bundeswirtschaftsminister hat der Untätigkeit des Bundeskartellamtes zugestimmt und sich inhaltlich nicht weiter mit der Sache beschäftigt. Als ich die Beschwerde bei der EU-Kommission vorbereitete, stellte ich an Hand der Gesetzgebung zum Markt der Ferngasnetze fest, wie der Bundestag wider besseres Wissen eindeutig gegen Europarecht verstieß. Offensichtlich haben Lobbyisten die Energiegesetzgebung manipuliert und damit den mangelhaften Wettbewerb bei Ferngas zementiert. Diese Dokumentation habe ich der EU-Kommission vorgelegt und eine Vertragsverletzungsklage gegen die Bundesrepublik wegen Abschottung der Energiemärkte verlangt. Darauf erhielt ich von der Generaldirektion Wettbewerb eine Antwort, die an der Unabhängigkeit der Kommission zweifeln lässt. Der Bescheid der EU-Kommission erweckt den Verdacht, als ob ihn nicht der unterzeichnende Referatsleiter erstellt habe, sondern ein Beauftragter des E.ON-Konzerns. Meine Beschwerde zu dem Bescheid ist seit fünf Monaten trotz mehrfacher Erinnerung unbeantwortet.

Aus dem Ärger über die Energiepreise haben sich ergeben:
[list=1] Viele Grüße Lothar Gutsche
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: svenbianca am 21. März 2008, 22:22:33
@ nomos

und sie sagen ich sei extrem.......
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: marten am 22. März 2008, 15:02:23
@lothar gutsche

Da haben Sie sich ja als Einzelkämpfer sehr viel vorgenommen!
Machen Sie den gesamten Schriftverkehr mit den genannten Institutionen ohne Anwalt?
Was hat Ihr Energieversorger bisher dagegen unternommen, das Sie seit 1,5 Jahren überhaupt nichts mehr für Strom und Gas bezahlen?

gruss

marten
Titel: Deutschland gehört zu den teuersten Märkten
Beitrag von: Lothar Gutsche am 22. März 2008, 16:32:22
@ marten

Der Schriftverkehr ist tatsächlich umfangreich, vor allem mehr, als ich am Anfang gedacht hatte. Nein, ich habe keinen Anwalt, ich arbeite allein. Eine wahre Fundgrube ist für mich dieses Forum wie auch die Datenbank des Deutschen Bundestages mit den Bundestagsdrucksachen. Es ist schon beeindruckend, dass heute ein Außenstehender wie ich in den Bundestagsdrucksachen verfolgen kann, wie das Energiewirtschaftsgesetz von Lobbyisten manipuliert wurde. Dank Google kann ich heute Dinge recherchieren, die ich mir vor 20 Jahren nicht einmal erträumte. Von Beruf her bin ich Mathematiker mit einem betriebswirtschaftlichen Zusatzstudium.

Am Anfang drohten mir die Stadtwerke noch mit Einstellung der Energieversorgung. Nach Klarstellen meiner Position schicken sie nur noch jeden Monat einen Überweisungsträger mit der Bitte, den nächsten Abschlag zu zahlen. Einen Prozess mit mir scheuen die Verantwortlichen wohl wie der Teufel das Weihwasser, denn dann müßten sie vor Gericht in der Öffentlichkeit Dinge offenlegen, über die sie lieber schweigen möchten. In meinen Widersprüchen habe ich ausführlich dargelegt, was alles im Rahmen der Billigkeit nachzuweisen ist. Das ist so viel, dass der Aufwand zur Beantwortung meiner Fragen die von mir einbehaltene Beträge um ein Vielfaches übersteigt.

Dafür habe ich vorgestern dem Vorstand der Stadtwerke schriftlich vorgeschlagen, nun endlich bei seinem früheren Gaslieferanten Ferngas Nordbayern den Schadenersatz einzufordern, der durch überteuerte Gaslieferungen entstanden ist. Damit der Vorstand das auch tut, habe ich seinen Aufsichtsrat aufgefordert, das Handeln des Vorstandes ordentlich zu überwachen, wie es das Aktiengesetz verlangt. Und damit beide Organe tun, was sie sollten und nicht untreu handeln, habe ich in Kopie die Generalstaatsanwaltschaft gesetzt. Meine Devise lautet, nach dem Jammern über die zu hohen Energiepreise die Verantwortlichen einzeln und persönlich in Haftung zu nehmen und zur Rechenschaft zu ziehen.

Leider darf man sich in Deutschland von den Strafverfolgungsbehörden nicht zu viel versprechen, denn Staatsanwaltschaften sind von der Politik weisungsabhängig. Dazu gibt es einen bemerkenswerten Vortrag von Winfried Maier unter http://www.transparency.de/fileadmin/pdfs/30.90.01MaierSpeyer02-10-05.pdf (http://www.transparency.de/fileadmin/pdfs/30.90.01MaierSpeyer02-10-05.pdf). Winfried Maier war in der CDU-Spendenaffäre der Augsburger Staatsanwalt, der im Steuerverfahren gegen den Waffenhändler Karlheinz Schreiber ermittelt hat und systematisch an seiner Arbeit gehindert wurde.

Viele Grüße
Lothar Gutsche