Forum des Bundes der Energieverbraucher
Energiepolitik => Erneuerbare Energie => Thema gestartet von: RR-E-ft am 16. Januar 2008, 15:41:48
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Öko- Strombranche fürchtet um ihre Existenz (http://faz-community.faz.net/blogs/klima-blog/archive/2008/01/16/214-kostrom-branche-f-252-rchtet-um-ihre-existenz.aspx)
„RECS ist ja auch kein Öko-Label, sondern dient lediglich als Herkunftsnachweis\", sagte Seebach. Da das Angebot an diesen Zertifikaten die Nachfrage weit übersteigt, liegt der Preis nur bei rund 0,05 Cent je Kilowattstunde. Die deutschen Stromanbieter können ihren Strom daher sehr billig als Ökostrom deklarieren, um damit leichter Kunden im inzwischen hart umkämpften Strommarkt zu halten oder zu gewinnen.
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Die Frage dabei ist.
Erhalten den die vielen kleinen Ökostromer auch das Geld für die Zertifikate oder stecken sich das die Versorger wieder in die Tasche?
Weil die ja den Strom in Ihr Netz abnehmen müssen.
Bernd
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@berndh
Problem nicht erkannt?
Die Zertifikate, mit deren Erwerb man Kohle- und Atomstrom in Ökostrom umdeklarieren kann, sollen derzeit nur 0,05 Ct/ kWh kosten.
Wenn etwa im Vattenfall Braunkohlekraftwerk Jänschwalde Strom zu Erzeugungskosten von 15 EUR/ MWh, also 1,5 Ct/ kWh (erzeugt wird (wie uns das öffentlich-rechtliche Fernsehen berichtete), legt man ein entsprechendes Zertifikat hinzu und hat zu Kosten von 1,55 Ct/ kWh plötzlich prima Ökostrom, den man an Leute teuer verkaufen kann, die bereit sind für Ökostrom etwas mehr als für \"normalen\" Strom zu bezahlen.
Kein Wunder, dass plötzlich viele Stadtwerke nur noch Ökostrom an ihre Haushaltskunden liefern. In Wahrheit ist es der selbe Schmutzstrom wie immer, nur eben durch ein billiges Zertifikat umettiketiert und veredelt.
So sieht eine saubere Sache der Energiekonzerne aus. Auch dem Atomstrom aus Brünsbüttel, wenn die Kiste mal wieder läuft, lässt sich ein entsprechendes Zertifikat \"ökologisch wertvoll\" anpappen.
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Viele Bauern liefern insgesamt 100.000 Liter Milch an die Molkerei,
die Milch wird dort zusammengeschüttet, verpackt und verkauft.
60 % der Milch stammen von einfachen Stallkühen
20 % der Milch stammen von Biokühen
20 % der Milch stammen von glücklichen Weidekühen
Verkauft werden 100.000 Liter zu 1,00 EUR = 100.000 EUR
Jetzt kommt die Molkerei auf eine tolle Idee.
Die Milch wird zertifiziert. Die Milch wird immer noch zusammengeschüttet.
Aber jetzt wird in unterschiedlichen Verpackungen verkauft:
60 % Milch in Packung A zu 1,00 EUR = 60.000 EUR
20 % Milch in Packung B zu 1,10 EUR = 22.000 EUR
20 % Milch in Packung C zu 1,20 EUR = 24.000 EUR
------------------------------------------------
-------------------------------------106.000 EUR
GEWINN---------------------------------6.000 EUR
Die Milch stammt immer noch zu 60% von einfachen Stallkühen, 20 % von Biokühen und 20 % von glücklichen Weidekühen. [/FONT]
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@nomo
Dieses Vorgehen nennt man Marktsegmentierung. Es wird heute von jeder nennenswerten Marketingabteilung praktiziert. Völlig unabhängig von „Öko“ oder „Bio“. Hat damit zunächst mal nichts zu tun.
Aber eine Verständnisfrage:
Was unterscheidet Ihre Biokühe von den glücklichen Weidekühen und/oder einfachen Stallkühen?
Sind letztere aus Kunststoff, also nicht biologisch?
Randy
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Wer Öko Produkte verkauft muss das per Zertifikat nachweisen.
Wo nicht Öko drin ist darf auch nicht Öko draufstehen.
So hat das her Bernotat ja auch versucht darzustellen. Superstrom muss mehr kosten als Normalstrom, nur den Unterschied hat er nicht erklärt.
Ist ja nicht wie beim Benzin das eine geringere Oktanzahl hat wie Superbenzin.
Höhere Energieleistung, höherer Preis.
Ich verzichte lieber auf Öko, dann da gibt es zu viele Abzocker!!! :D
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Original von Randy
@nomo
Dieses Vorgehen nennt man Marktsegmentierung. Es wird heute von jeder nennenswerten Marketingabteilung praktiziert. Völlig unabhängig von „Öko“ oder „Bio“. Hat damit zunächst mal nichts zu tun.
Aber eine Verständnisfrage:
Was unterscheidet Ihre Biokühe von den glücklichen Weidekühen und/oder einfachen Stallkühen?
Sind letztere aus Kunststoff, also nicht biologisch?
Randy
@Randy, das ist ein Anschauungsbeispiel wie man ohne am Produkt oder an der Leistung etwas zu ändern mehr Geld vom Verbraucher abkassiert. Ein Beispiel für die \"Marktsegementierung\" von Strom. Die Bezeichnungen tun nichts zur Sache, Sie können die Kühe gerne umbenennen. Auch wenn Sie die Stromdeklaration \"Marktsegmentierung\" nennen ändert das am tarnenden und täuschenden Vorgang nichts.
Aber ok, was war der tiefere Sinn Ihres Beitrags? Auf die Frage nach der Biokunststoffkuh muss ich ja nicht antworten.
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@nomo
Original von nomos
Aber ok, was war der tiefere Sinn Ihres Beitrags? Auf die Frage nach der Biokunststoffkuh muss ich ja nicht antworten.
Sollte heißen, daß Tarnen und Täuschen heute wie selbstverständlich zum Marketing gehören. :O
Fundamentalkritik am Wirtschaftssystem. Marktsegmentierung soll Abkopplung der Preise von den Kosten bewirken. Allgemeines Phänomen, nicht nur in der Energiebranche. 8o
Das wäscht die Ökostrom - Lüge selbstredend nicht rein.
Die Frage nach der Biokunststoffkuh (aus biologisch abbaubarem Kunststoff) hatte ich ja noch gar nicht gestellt. :evil:
Randy
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Original von nomos
Viele Bauern liefern insgesamt 100.000 Liter Milch an die Molkerei,
die Milch wird dort zusammengeschüttet, verpackt und verkauft.
60 % der Milch stammen von einfachen Stallkühen
20 % der Milch stammen von Biokühen
20 % der Milch stammen von glücklichen Weidekühen
Verkauft werden 100.000 Liter zu 1,00 EUR = 100.000 EUR
Jetzt kommt die Molkerei auf eine tolle Idee.
Die Milch wird zertifiziert. Die Milch wird immer noch zusammengeschüttet.
Aber jetzt wird in unterschiedlichen Verpackungen verkauft:
60 % Milch in Packung A zu 1,00 EUR = 60.000 EUR
20 % Milch in Packung B zu 1,10 EUR = 22.000 EUR
20 % Milch in Packung C zu 1,20 EUR = 24.000 EUR
------------------------------------------------
-------------------------------------106.000 EUR
GEWINN---------------------------------6.000 EUR
Die Milch stammt immer noch zu 60% von einfachen Stallkühen, 20 % von Biokühen und 20 % von glücklichen Weidekühen. [/FONT]
In einer funktionierenden Marktwirtschaft würde sich jetzt die Nachbarmolkerei (mit gleichem Milchmix) denken \"Toll, das können wir auch\" und ihre Mich so verkaufen:
60 % Milch in Packung A zu 0,95 EUR = 57.000 EUR
20 % Milch in Packung B zu 1,05 EUR = 21.000 EUR
20 % Milch in Packung C zu 1,15 EUR = 23.000 EUR
------------------------------------------------
-------------------------------------101.000 EUR
GEWINN---------------------------------1.000 EUR
... und die Kunden kehren der ersten Molkerei reihenweise den Rücken zugunsten der zweiten Molkerei!
Daher würde nun die erste Molkerei den Bauern mit glücklichen Kühen 5 % mehr für ihre Milch geben. Danach verkaufen die Ökobauern nur noch an die erste Molkerei. Die zweite Molkerei müsste nachziehen ...mehr Bauern halten Ökokühe ...usw.
... Analog müsste also in einem funktionierenden Strommarkt ein RECS-System funktionieren. In der Theorie...
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Ja gut, wenn aber die Nachfrage der Endverbraucher nach Biomilch auf über 20% des gesamtmarktes steigt?
Ab dem Punkt sind die Bauern gezwungen, mehr Biomilch zu produzieren als vorher!
Genau das träfe auch auf den über RECS-zertifizierten Ökostrom zu. Bei steigender Nachfrage kann das irgendwann nicht mehr aus ohnehin vorhandenen Ökostrom bedient werden und ein Ausbau der Ökostromkapazitäten wäre die Folge. Ist doch prima!
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Er hats erkannt! ;)
Das ist reale Marktwirtschaft: Angebot / Nachfrage.
Nur daß das beim Strom real generell gar nicht gut funktioniert...
Und z.Z. RECS natürlich auch nicht wirklich gut.
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Original von Thomas S.
Er hats erkannt! ;)
wirklich?
Wenn da nur die Milch von den Großbauern aus Recesien nicht wäre. Recesien ist groß, es gibt Nord-, Süd-, West-, und Ostrecesien. In Recesien gibt es viel Milch von glücklichen Kühen. Die Nachbarmolkerei, die gleichzeitig viele A-Kühe in ihren Ställen hat, macht sich keinen Stress, sie besorgt sich vom Tütenhersteller ausschließlich C-MILCH-Packungen in die sie die billigere A-Milch schüttet. Die Großbauern aus Recesien bekommen ein paar Cent dafür, damit sie die entsprechenden Mengen nicht mehr als C-Milch deklarieren. Das stört nicht weiter, weil das ohnehin keinen interessiert. Die Qualität in der Packung ist ja unverändert.
Was hat diese \"lustige\" Etiketten-Transaktion bewirkt? Das Ziel der Übung wurde erreicht, die Milch für den Verbraucher wurde teuerer und der Profit größer. Das war\'s dann, mehr war ja auch nicht gewollt.
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Ja, doch.
Jetzt hast Du auch erkannt, daß wir uns auf einem globalen Markt befinden. Deshalb kaufen auch die EWSchönau Ökostrom aus Norwegischen Wasserkraftwerken. Woher sollten die sonst die Margen herbekommen? ;)
Neenee, was solls. Man kann Ökostrom und Atomstrom nie sauber trennen, es sei denn, es gibt weltweit keine Atommeiler mehr, mindestens nicht im erreichbaren Netzverbund.
Über die Kosten brauchen wir hier gar nicht diskutieren. Wie sollen die sich denn \"sauber\" bilden können?
Und noch ein Denkanstoß: was soll ich hier, weitab von jedem Biokraftwerk, mit vergleichbar günstigen REALISIERBAREN Kosten machen???? Eine Photovoltaik ist zwar angedacht, aber nur recht aufwendig zu realisieren. Sonst gibts NIX!
Also gib mal ein par Alternativen statt ÖKOSTROM FÜR DIE BREITE MASSE hier bekannt. Nicht nur Meckern... ;)
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Original von Thomas S.
Jetzt hast Du auch erkannt, daß wir uns auf einem globalen Markt befinden.
auch\"[SIZE=32]?[/SIZE], das ist nun wirklich keine Neuigkeit.
Also ich will ja hier grundsätzlich keine Werbung machen. Aber wer in heutiger Zeit Geld übrig hat und das für ÖKOSTROM ausgeben will, kann das selbstverständlich tun. Besonders fair wäre dabei, wenn er dafür alleine aufkommt und nicht anderer Verbraucher damit zur Last fällt.
Ich mache mal eine Ausnahme und verweise auf ein Beispiel (es gibt sicher noch mehr) für wirklich
fairen ÖKO-Strom - Strom aus 100% Wasserkraft (http://www.sw-bb.de/uploads/media/flyer_enzkraftwerk_04.pdf):
Die Enz ist der älteste Energielieferant in Bietigheim-Bissingen und liefert mit 4 Wasserkraftwerken pro Jahr zwischen 5 und 6 Mio. kWh umweltfreundlichen Strom, der nicht von der \"Förderung des Erneuerbaren Energien\" profitiert.[/list]
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ja und?
Die Stadtwerke bietet diesen Ökostrom mittels des Kaufs eines \"Grundlastbandes\" aus Wasserkraftwerken in der Schweiz an (steht in dem pdf-Flyer).
D.h., die Stadtwerke verpflichtet sich, den Strom, den ich als Ökostrom verbrauche, bei diesen Partnern zu kaufen.
Bedeutet: Hier wird auch nur mit \"Buchwerten\" gehandelt. Der Kunde bleibt im allgemeinen Strommix-Netz.
Die Kraftwerke speisen ihren sauberen Strom in das allgemeine Netz ein, egal ob dieser bei den Vertragspartnern (Stadtwerken) als Ökostrom oder als normaler Strom vermarktet wird.
Was ist daran anders als beim RECS-Ökostrom? Da wird genau dasselbe gemacht, nur evtl. über noch ein oder zwei Zwischenhändler.
Ob vermeintlicher \"echter\" oder RECS-Ökostrom ist dabei egal: interessant wird es in jedem Fall erst, wenn der Anteil des nachgefragten Ökostroms den real erzeugten Anteil des Ökostroms im gesamten Stromverbund, also länderübergeifend (!) zu übersteigen droht. Dann müssen zwangsläufig neue Kapazitäten zur Erzeugung des Ökostroms geschaffen werden. Und erst dann gibt es den gewünschten Effekt.
Insofern ist es wirklich egal, ob man diesen genannten Wasserkraftstrom oder RECS oder sonsteinen Ökostromtarif nimmt.
Einzig die wenigen Ökostromtarife, bei dem man mit einem zusätzlich entrichteten Obulus zweckgebunden direkt den Aufbau neuer Kapazitäten fördert, sind da eine positive Ausnahme.
Aber da könnte man ja das zusätzliche Geld auch gleich direkt den neuen Projekten spenden, ohne Umweg über den Ökostromvermarkter...
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@Wusel, ja klar, alle Kunden hängen am selben Netz, ein eigenes \"ÖKO\"-Stromnetz gibt es nicht! Das ist auch mir bekannt. ;)
Also, dort kaufen wo der Preis und die Bedingungen stimmen und dann noch auf dezentrale Strukturen achten, das ist das richtige Verbraucherverhalten und schon fast die ganze Miete.
Das genannte Beispiel und die RECS-Zertifizierung würde ich trotzdem nicht in einen Topf werfen. Ich kann hier das Enzkraftwerk besuchen und bei der Stromerzeugung zusehen und muß nicht nach Norwegen wie die Kasselaner.
=)Wasserkraftstromkapazitäten (http://www.naturpur-energie.ag/index1.php?uid=69&eaid=129) müssen erhalten und weiter ausgebaut werden. Ich bitte um Nachsicht, aber ÖKO-Strom, der nicht mit zusätzlichen Zwangsumlagen finanziert und künstlich profitabel gemacht wird, hat bei mir die besseren Karten. ;)
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\"Strom aus dem Fluss vor Ort\" .... ja wenn die Welt so einfach wäre, dann wäre sie eine schöne heile Welt ....
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Original von superhaase
\"Strom aus dem Fluss vor Ort\" .... ja wenn die Welt so einfach wäre, dann wäre sie eine schöne heile Welt ....
@superhaase, Energie war schon immer gefragt und die Menschen haben die
Wasserkraft (http://www.gtg.tu-berlin.de/mambo/index.php?option=com_content&task=view&id=183&Itemid=202) schon vor langer Zeit genutzt.
Das war klug und vernünftig und die Welt wurde dadurch etwas heiler und auch schöner. ;)[/list]
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Solange EWS (oder andere Ökostromer) die Gewinne, die sie mit dem Verkauf des Stroms aus Norwegen machen, sinnvoll reinvestieren, ist doch alles in Ordnung!! Sinnvoll soll heissen, sie investieren in neue Anlagen zur Ökostromproduktion in Deutschland. Damit können sie dann nach und nach den Import-Anteil verringern. Und Deutschland wird langfristig unabhängiger von externen Ressourcen und verbessert seine CO2-Bilanz.
EWS investiert nachweislich in größerem Umfang in Neuanlagen. Ebenso einige andere Ökostromer. Ein Wechsel bringt also sehr wohl etwas!!