Forum des Bundes der Energieverbraucher
Energiepolitik => Preismeldungen => Thema gestartet von: Fidel am 24. Dezember 2007, 03:32:49
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Moin:
Obwohl der Energiekonzern Eon die Strompreise zum Jahreswechsel erhöht, bereitet Vorstandschef Wulf Bernotat die Kunden auf weiter steigende Preise vor. Im selben Atemzug warnt der Manager vor zu viel Regulierung der Branche durch Politik und Behörden.
Manager Magazin (http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,525090,00.html)
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Ich bin bei E.On Bayern,habe der Strompreiserhöhung widersprochen und werde noch vor Silvester zu einem örtlichen Stromanbieter in Landshut und Umgebung wechseln.
Wenn E.ON die Kunden weglaufen hat Herr Bernotatt ein Problem, denn nur Kunden kann er die Preise erhöhen.
Wenn ihm 500000 Kunden davonlaufen hat er ein Problem.
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Original von Sclerocactus
Wenn ihm 500000 Kunden davonlaufen hat er ein Problem.
Tja wenn - nur leider ist diese Masse so träge, dass sie sich selbst im freien Fall kaum bewegt!
Nur wenige Menschen in der Geschichte waren in der Lage, die Massen in Bewegung zu setzen.
Die meisten davon führten aber leider nichts Gutes im Schilde.
Davon abgesehen führt Wulf Bernotat aber auch gerade ein interessantes soziologisches Experiment durch:
Er probiert gerade aus, wie lange er dem \"Deutschen Michel\" beidhändig Ohrfeigen verabreichen kann, bis er nicht mehr nur leise und zaghaft jammert sondern ihnen auch ausweicht oder sich gar wehrt.
Gruss,
ESG-Rebell.
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Obwohl der Energiekonzern Eon die Strompreise zum Jahreswechsel erhöht, bereitet Vorstandschef Wulf Bernotat die Kunden auf weiter steigende Preise vor. Im selben Atemzug warnt der Manager vor zu viel Regulierung der Branche durch Politik und Behörden.
Wem hat denn die bisherige Regulierung irgendetwas gebracht? Strom ist ein Commodity welches wie andere Energieträger am freien Handelsmarkt gehandelt wird. Wir haben einen liberalisierten Markt und Strom wird Europaweit über die EEX oder bilateral gehandelt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Wenn E.ON die Kunden weglaufen hat Herr Bernotatt ein Problem, denn nur Kunden kann er die Preise erhöhen.
Wenn ihm 500000 Kunden davonlaufen hat er ein Problem.
Hat er nicht wirklich, er verkauft seine Energie so oder so. Wenn nicht direkt an den Kunden, dann über den Lieferanten, z. B. das Stadtwerk vor Ort oder den Energiehändler der dann liefert. Die Nachfrage des Marktes ermöglicht attraktive Margen und Schmerzen produziert ihm das nicht wirklich.
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E.ON verdient immer!
legt E.ON ein Kraftwerk still, steigt der Preis an der Strombörse undE.On verdient mit den anderen Kraftwerken um so mehr.
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versucht doch in Deutschland ein Kraftwerk zu bauen, die Bevölkerung wird hinter euch stehen, euch mit offenen Armen empfangen. Deshalb bauen ja so viele Investoren Kraftwerke in Deutschland, weil man ohne Aufwand und ohne Probleme stinkreich wird........
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svenbianca, das stimmt!
Ein Kinderspiel bei unserer \"Wir sind gegen alles Gesellschaft\". Welcher Unternehmer würde sich das antun wenn er Alternativen hat Geld zu verdienen ohne immer angeschossen zu werden. Das ist legitim und das würde ich auch so machen.
Die meisten Deutschen denken halt Strom kommt aus der Steckdose und die Windmühlen und die PV sind echte Alternativen auf konventionelle Kraftwerke zu verzichten.
Der Wahnsinn kann schon Angst machen. Aus meiner Sicht wären da die Lehrer stärker gefordert, nicht nur zu Diskutieren und zu manipulieren sondern auch stärker zu informieren was technisch überhaupt machbar ist.
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Wir haben einen liberalisierten Markt und Strom wird Europaweit über die EEX oder bilateral gehandelt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
dem ist gewiss nicht so. Ein liberalisierter Markt setzt einen undiskriminierten Zugang aller möglichen Anbieter voraus, den es beim Strommarkt nun mal nicht gibt
Der Markt wird durch vier Anbieter, welche insgesamt ca. 85% der gesamten konventionellen Kraftwerkskapazität besitzen, dominiert. Das Bundeskartellamt (2006) geht insgesamt von einem Marktanteil der vier Verbundunternehmen von nahezu 90% aus. Des Weiteren „geht die Beschlussabteilung von einem marktbeherrschenden Duopol auf den
bundesweiten Strommärkten, gebildet durch E.ON und RWE“ mit einem Marktanteil von ca. 60% aus (Bundeskartellamt, 2006, S. 44).
nicht Angebot und Nachfrage bestimmen hier die Preisbildung, sondern die Marktmacht der Anbieter - das wird in der verlinkten Studie durch mehrere Modelle veranschaulicht, zB
Konkret werden innerhalb des Modells mehrere Fälle (peak, off-peak, Sommer, Winter, Übergangszeit) simuliert, bei denen das Angebot in Form einer geschätzten Grenzkostenkurve einer periodenspezifischen, isoelastischen Nachfrage gegenübersteht. Angesichts des in Deutschland vorherrschenden Oligopols (zwei „große“ und zwei „kleine“ Anbieter) ergibt sich das Gleichgewicht im Basisfall bei geringeren Mengen und höheren Preisen als im Wettbewerbsfall, wobei die real beobachtbaren Marktpreise unter dem theoretisch möglichen Cournotpreisen liegen (vgl. Abbildung 17). Die für den deutschen Elektrizitätsmarkt ermittelten Lerner-Indizes, d. h. der relative Aufschlag auf die Grenzkosten, liegen im Bereich 0,53-0,59
38 (EnBW) bzw. 0,65-0,82 (RWE).29 Die durch den Cournot-Aufschlag auf die Preise erzielten Gewinnzuwächse gegenüber dem Wettbewerbsszenario belaufen sich auf ca. 2 Mrd. € pro Anbieter.30 Auch in den anderen Szenarien bestätigt sich der wohlfahrtsmindernde Einfluss der Markmachtsituation.
http://www.tu-dresden.de/wwbwleeg/publications/wp_em_15_hirschhausen_weigt_zachmann_marktmacht_deutschland_elektrizitaet.pdf
dass Aktionäre eines Stromanbieters an hohen Gewinnen durch überhöhte Preise interessiert sind, liegt wohl auf der Hand - solches Interesse könnte auch erklären, warum Einige vehement allein den Staat für die überhöhten Preise verantwortlich sehen
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soweit mir bekannt ist, hat der Chef der Regulierungsbehörde zuletzt gesagt, es liegt keine Form des Diskrimienirung in Deutschland vor. Also es steht jedem frei ein Kraftwerk zu bauen...
Aber mal ehrlich:
1. man kann sicher sein, das sich zig Anwohner, in der Nähe wohner etc. bis zum Bundesverfassungsgericht klagen werden, so dass sie bstimmt im Jahre 2025 endlich bauen können.
2. Was ist mit den Verschmutzungsrechten, keiner weiß wie es politisch da weitergeht, vor allem mit den Kosten für einen Kraftwerksbetreiber.....
3. Vielleicht greift dann noch der Staat oder sonstwer in die Preisgestaltung ein und es werden keine marktpreise sondern politisch populäre Preise festgesetzt bis das Kraftwerk mal läuft ( und die sollen ja jahrzehnte laufen)
4. vielleicht kommt die Atomkraft wieder (je nach politischer Kraft ab 2009)
wer soll bei den zig Unwägbarkeiten einen Cent in neue Kraftwerke setzen außer die großen 4. Dadurch fehlt es an Wettbewerb, aber auch hier wäre es doch gut, wenn die Politik verlässliche Rahmenbedingungen für alle schaffen würde, damit ein Investor auch ivestiert.
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siehe auch diese Studie der EU, in der die Energiemärkte der Mitgliedsländer bewertet werden. Leider gibt es sie nur in Englisch.
Despite the relatively high number of companies active on the German electricity wholesale market, the market can hardly be described as a buyer’s market. The main reason for this observation must be seen in the fact that 90% of total German electricity generation is controlled by the four large producers and their associated trading sister companies and
affiliated companies. According to all kinds of electricity network users, this explains why the relatively high number of traders does not alleviate market power, although the market is – on the other hand – often described as a quite open market.
was die oben erwähnten Investionshindernisse anbelangt, auch dafür sieht die EU Studie primär die oligopole Struktur als ursächlich an - Widerstände in der Bevölkerung spielen keine Rolle
Many market participants pointed to economic investment hindrances, which, according to them, might best be described by “spontaneous behaviour in solidarity”. It means that whenever one of the four large generators of electricity moves in a certain direction, the other three would “spontaneously” and “in solidarity” follow the move. Consequently, there is no competition between the big four, but just a kind of tacit agreement not to harm each other and to jointly benefit where possible. This creates significant uncertainty whether a certain
investment will over time turn out to be economically viable or not and results in fears that new power plants may eventually turn in “sunk costs”.
There is so far no concrete evidence, which would allow the competent authorities to take appropriate measures. According to German authorities, existing capacities are not fully used and the companies dominating the German electricity market pursue a “profit before quantity” policy.
was den angeblich undiskriminierten Zugang zum Markt angeht, beurteilt die Studie:
Market opening and competition: The German gas and electricity markets are both characterised by a high degree of vertical and horizontal integration dominated by very few large companies. In the electricity sector, this structure in combination with congestion at interconnectors as well as some specific problems related to network access is thought to
prevent effective competition from developing and to increase barriers for new entrants and independent investments in new power plants.
http://ec.europa.eu/energy/energy_policy/doc/10_internal_market_country_reviews_en.pdf
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glauben Sie also wirklich das Firmen wie Gazprom oder Investmentgesellschaften wie Blackstone etc. keine Wege finden würden hier ein Kraftwerk zu bauen, wenn man damit doch Unmengen Geld scheffeln kann ohne Risiko?
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dem ist gewiss nicht so. Ein liberalisierter Markt setzt einen undiskriminierten Zugang aller möglichen Anbieter voraus, den es beim Strommarkt nun mal nicht gibt
wer hat denn keinen Zugang zu dem Markt?
nicht Angebot und Nachfrage bestimmen hier die Preisbildung, sondern die Marktmacht der Anbieter - das wird in der verlinkten Studie durch mehrere Modelle veranschaulicht, zB
Schön, dass man allen Studien die es so gibt glauben schenken kann. Die vier Großen sind nur für einen Bruchteil des Handelsvolumens verantwortlich und können damit nicht signifikant den Markt bewegen.
Svenbianca
Zu Pukt 1 bis 4: I agree!
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ich bin nicht gläubig, sondern verweise auf die von der EU im Auftrag gegebene Studie, und die wiederum widerlegt Ihr Glaube
Schön, dass man allen Studien die es so gibt glauben schenken kann.
sicher, wenn Sie ein Interesse haben, an etwas Anderes zu glauben, bleibt das Ihnen unbenommen, ich lasse in diesem Falle Experten zu Wort kommen, deren Arbeit nicht von den Strom-Oligopolisten finanziert wird
übrigens, als Interesenvertretung der EVUs sollte dieser Forum nicht taugen
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übrigens, als Interesenvertretung der EVUs sollte dieser Forum nicht taugen
Ich dachte aber der sachlichen Diskussion, denn so war es gemeint.
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Original von Mike88
Die vier Großen sind nur für einen Bruchteil des Handelsvolumens verantwortlich und können damit nicht signifikant den Markt bewegen.
Worauf stützen Sie denn diese Aussage?
Genau das Gegenteil ist wohl richtig.
Original von svenbianca
glauben Sie also wirklich das Firmen wie Gazprom oder Investmentgesellschaften wie Blackstone etc. keine Wege finden würden hier ein Kraftwerk zu bauen, wenn man damit doch Unmengen Geld scheffeln kann ohne Risiko?
Ach nee.
Nun raten Sie mal, warum \"Blackstone & Co.\" derzeit kein solches Interesse bekunden?
Liegt es nicht vielleicht daran, dass sie keinen diskriminierungsfreien Marktzugang sehen und somit keinen Gewinn, sondern nur Ärger erwarten?
Wenn es den dikriminierungsfreien Zugang erst einmal gibt, dann werden wir schon sehen, wer alles Kraftwerke bauen will.
Und zum Thema \"Wir sind gegen alles Gesellschaft\":
Da ist schon was Wahres dran - das St.-Florians-Prinzip steckt wohl in den Menschen als Urinstinkt drin. ;)
Allerdings kommt es immer auch darauf an, was für Kraftwerke wo gebaut werden sollen. Dass die Bevölkerung gegen riesige Kohlekraftwerke ohne Abwärmenutzung protestiert, zeugt doch erst einmal von ihrem Sachverstand. :D
Ich nehme an, Sie spielen auf das Bürgerbegehren an. Auch die örtliche Politik hat ja zum Teil gefordert, nicht ein großes Kraftwerk auf die grüne Wiese zu stellen, sondern kleinere Kraftwerke mit Fernwärmenutzung zu errichten. Hier sollten sich die Kommunen stärker engagieren, und hier sollte auch der Gesetzgeber bessere Grundlagen schaffen.
Ob es dagegen auch so starke Proteste geben würde, wage ich zu bezweifeln.
ciao,
sh
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@sh
Gibt es nun Streit zwischen der Hauptstadt der Bewegung in Bayern und in Niedersachsen? ;)
@Mike88
Man weiß schon nicht, von welchem Markt Sie reden. Wenn Sie den Markt des erstmaligen Stromabsatzes in Deutschland an Weiterverteiler (Handelsgesellschaften, Regionalversorger und Stadtwerke ) sowie Industriekunden meinen sollten, so wird dieser beherrscht durch die Inhaber der maßgeblichen Stromerzeugungskapazitäten als Anbieter von Strom. Wie sich die Stromerzeugungskapazitäten in Deutschland verteilen, ist unumstritten. Den von den Inhabern der Stromerzeugungskapazitäten angebotenen Strommengen steht eine relativ starre und wenig preiselastische Inlandsnachfrage nach Strom gegenüber, die leicht gesunken ist. Auch innerhalb Europas ist die Stromnachfrage relativ starr und wenig preiselastisch.
In aufstrebende Volkswirtschaften wie China oder Indien wird nur selten Strom aus deutschen Kraftwerken geliefert, wenn dann mit Akkumulatoren und Batterien, jedenfalls nicht leitungsgebunden.
Gemessen an Angebot und Nachfrage dürften die Preise also wohl nicht, jedenfalls nicht so drastisch steigen. Die Großhandelspreise sind weit entfernt von den durchschnittlichen Grenzkosten der Stromerezeugung und damit von dem Preis, der sich nach der Wettbewerstheorie bei vollkommenem Wettbewerb als Idealfall einstellen würde. Auch das wird von niemandem ernsthaft bestritten.
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Worauf stützen Sie denn diese Aussage?
Genau das Gegenteil ist wohl richtig.
Es sind über 190 Handelsteilnehmer an der EEX, Tendenz zunehmend. Gerade Großbanken und Zocker bewegen heute weit mehr Voluminas. Ob die Ware physikalisch gebraucht wird ist da ein anderes Thema. Es sind somit eine Menge Zocker die mit dem Markt Geld verdienen. Das sorgt für hohe Volas hat Chancen und Risiken.
Der freie Handelsmarkt (OTC) richtet sich nach der Transparenz der Börsenpreise.
Ob nun andere Rohstoffe oder Energieträger fundamental richtig bewertet sind steht genauso im Raum (Öl, Kohle, Gas, CO2). Von daher gesehen ist der Markt überteuert. Psychologie hat oftmals größere Wirkung als technische- und fundamentale Analyse.
Die Möglichkeit kleinere KWK Anlagen zu errichten besteht seit Jahren und wird bei Nachweis der entsprechenden Wirkungsgrade staatlich gefördert durch das KWK Gesetz. Von daher gesehen steht dem nichts im Wege. Man braucht nur Investoren die Langzeitabnahmegarantien und Rendite wollen. Dazu gibt es auch genügend private Unternehmen / Dienstleister die dieses Leistungsspektrum sehr gut beherrschen und seit Jahren auf erfolgreiche Referenzen verweisen können.
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Original von Mike88
Es sind über 190 Handelsteilnehmer an der EEX, Tendenz zunehmend.
Darauf kommt es aber gar nicht an. Und wenn es 1000 Handelsteilnehmer wären.
Solange der Strom zu über 80% von nur 4 Erzeugern produziert wird, können diese den Preis durch gezielte Verknappung des Angebots beliebig hochtreiben.
Hier liegt der Hund begraben.
Gäbe es 190 voneinander unabhängige Stromerzeuger, von denen keiner mehr als z.B. 10% zur Gesamtmenge beitragen würde, dann sähe die Sache vielleicht anders aus. Aber das ist nicht in Sicht.
Ferner ist die Preisbildung an der Strombörse Witz:
Hier wird Strom aus allen Kraftwerkstypen zum selben Preis gehandelt. Bestimmt wird dieser durch das jeweils gerade teuerste benötigte Kraftwerk. Und dann wird dieser Spitzenpreis zur Grundlage für allen auch außerhalb der Börse verkauften Strom gemacht.
Das ist grad so, als würde man am Aktienmarkt einen Einheitspreis für alle verschiedenen Aktien handeln, der durch die grade teuerste Aktie im DAX bestimmt wird. Und dann werden alle anderen Aktien auch außerhalb des DAX und außerhalb der Börse ebenfalls zu diesem Preis gehandelt.
Absurd das Ganze!
Richtiger wäre vielleicht, mehrere Preise je nach Verfügbarkeitsprofil (flexible und träge Kraftwerke) zu handeln und außerdem die Erzeuger (zumindest die großen mit mehr als sagen wir mal 5% Marktanteil) zu verpflichten ihren gesamten Strom (oder zumindest einen Großteil davon) über die Börse zu verkaufen. Nur dann hätte die Strombörse einen Sinn.
So wie es jetzt läuft, ist die Strombörse ein geradezu ideales Instrument zur Preistreiberei. Das haben die sicherlich nicht marktfeindlich eingestellten Amerikaner auch schon festgestellt - sie zweifeln sogar grundsätzlich an, ob eine Börse das richtige Instrument für den Strommarkt ist: siehe hier (http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,5585846,00.html)
ciao,
sh
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@Mike88
Sehen Sie, Ihnen fehlt wohl schon die zutreffende sachliche Marktabgrenzung.
Sie verwechseln schon ganz offensichtlich den Börsenhandel an der EEX mit dem Markt für den erstmaligen Stromabsatz. Der Börsenhandel an der EEX ist nur ein Ausschnitt dieses Marktes (vgl. Kundan in: Danner/ Theobald, Energierecht, Band I, II WettR B 1 Rn. 19 ff., Bruhn, aaO., II WettR B 2 Rn. 31 ff., jew. m.w.N.).
Der Börsenhandel an der EEX ist mit dem Markt für den erstmaligen Stromabsatz in Deutschland, der bundesweit abzugrenzen ist, nicht identisch !!!
Auf dem Markt für den erstmaligen Stromabsatz kann grundsätzlich nur derjenige Strom anbieten, der selbst Strom erzeugt. Alles andere sind nachgelagerte Märkte und Wertschöpfungsstufen.
Die Grenzkostenpreisbildung im vollkommenen Wettbewerb wird als bekannt vorausgesetzt, sonst ggf. nachlesen in Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre oder hier. (http://www.ku-eichstaett.de/docs/WWF/VWP/wipo2001.doc)
Weiterhin stehen das Sondergutachten der Monopolkommission Nr. 49 und der aktuelle amtliche Monitoringbericht der Bundesnetzagentur zur Verfügung, ebenso wie die Begründung der Novellierung des Kartellrechts in § 29 GWB gegen den Preismissbrauch in der Energiewirtschaft.
Übrigends:
Die Zahl von 190 Handelsteilnehmern an der EEX bedeutet gar nichts. Das können auch ein Anbieter und 189 Nachfrager sein. Hier in Jena hat der Strommarkt für Lastprofilkunden gemessen an der Zahl der Marktbeteiligten schon ein weit größeres Volumen als der Handel an der EEX. Allein die Stadtwerke beliefern tausende Lastprofilkunden, so dass auf dem regionalen Markt mehrere tausend Handelsteilnehmer zu verzeichnen sind. Das ändert aber nichts an der relativen Starrheit und der geringen Preiselastizität der Nachfrage.
So relativiert sich eben alles.
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aber dann sollen die neuen Investoren doch endlich Kraftwerke bauen, damit Wettbewerb in Gang kommt. Wir warten ja alle darauf. Warum baut der Bund der Energieverbraucher nicht ein kleines Kraftwerk und versorgt alle Forumsteilnehmer mit billigem Strom, den Überschuß verkauft er dann und bringt Schwung in den Markt. Das Know how ist ja zweifelsfrei vorhanden. Wo treffen wir uns wann mit den Spaten?
ups gerade lese ich auf Spiegel.de, Millardensummen werden für Kohlekraftwerke fällig, wenn man die CO2 Rechte versteigert, vielleicht doch kein Kraftwerk bauen..........
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@svenbianca:
Hab ich was verpasst?
Ist der Netzzugang nun schon \"entdiskriminiert\"?
Sind die überhöhten Netzentgelte schon drastisch gesenkt worden?
Wenn ja, dann bin ich dabei! ;)
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Lt. Regulierungsbehörde ist entdiskrimiert
Die Netzentgelte sollen ja dieses Jahr noch fallen, bis das Kraftwerk steht sind die eh nicht mehr in Versorgerhand sondern unter Aufsicht der EU, da kostet das Netz maximal noch 1 Cent je KWH. Wenn ich jemand kenne, der gut mit unserem Geld umgeht und immer das beste herausholt, dann die Politik. Da wir aber alles selber machen beim Kraftwerk, also auch die Kohle per Hand ausbuddeln, liegt der Preis bei nochmal 1 Cent je KWH, dazu noch 8 Cent Steuern und Abgaben, für 10 Cent sind wir dann Strom versorgt, Wärmepumpe dann für 5 Cent. Ich habe gerade schon den Radiator in freudiger Erwartung hochgedreht!!!!
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Bei den hohen Strompreisen müsste es ja eigentlich viele Investoren geben?! Je höher die Preise, je höher die Marge bzw. die Wirtschaftlichkeit für einen Kraftwerksbau?!
Warum haben wir nicht mehr Invest und warum hat nicht jeder Großindustrielle sein eigenes Kraftwerk, oder errichtet es nun zumindest wo er doch dann auch günstiger produzieren kann als der Marktpreis, wenn es wirtschaftlich ist und wenn möglich noch eine KWK Anlage die Wärmegeführt ausgelegt wird? Das Thema Netz wäre hierbei dann auch kein Thema. Ist das ganze doch nicht ganz risikolos?
Darauf kommt es aber gar nicht an. Und wenn es 1000 Handelsteilnehmer wären.
Solange der Strom zu über 80% von nur 4 Erzeugern produziert wird, können diese den Preis durch gezielte Verknappung des Angebots beliebig hochtreiben.
Gezielte Verknappung, spielen wir das mal durch, vielleicht habe ich einen Denkfehler.
Einer der Großen hält Spitzenlastkraftwerke zurück wobei der Bedarf da wäre. Verknappung tritt ein, der Preis schießt nach oben und wem nützt das? Dem Wettbewerber.
By the way, schauen wir mal über den Tellerrand Deutschland hinaus. Seit Jahren ist Deutschland ein Stromexportland.
Die Strompreise sind europaweit nahezu einheitlich. Es sind also Marktpreise, die für jeden Einkäufer gelten. Dadurch ist auch sichergestellt, dass niemand seine Erzeugungsmacht im Markt gegen kleinere Wettbewerber ausspielen kann, die über keine oder weniger kostengünstige Erzeugungskapazitäten verfügen.
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@Mike88
nein, dass ist alles Quatsch. Die anderen europäischen länder kaufen gerne bei uns überteuert ein........
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Ach so, ahhhhhhhhhh Danke. Jetzt hab auch ich es kapiert! Hat lang gedauert.
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Original von svenbianca
Die Netzentgelte sollen ja dieses Jahr noch fallen...
Das lässt hoffen. Warten wir mal ab was da noch rauskommt.
Original von Mike88
Gezielte Verknappung, spielen wir das mal durch, vielleicht habe ich einen Denkfehler.
Einer der Großen hält Spitzenlastkraftwerke zurück wobei der Bedarf da wäre. Verknappung tritt ein, der Preis schießt nach oben und wem nützt das? Dem Wettbewerber.
Richtig: Denkfehler!
Teure Spitzenlastkraftwerke halte ich nicht zurück, denn das bringt ja nichts.
Wenn ich beispielsweise von meinen 30% Marktanteil 2% an billigen Grundlastkraftwerken zurückhalte, so dass meine Spitzenlastkraftwerke zum Zuge kommen und der Preis daher steigt, dann mache ich insgesamt schon dann einen zusätzlichen Gewinn, wenn für meine verbleibenden 28% Marktanteil ein Strompreisanstieg von nur 6% rauskommt, also z.B. von 50 €/MWh auf 53 €/MWh. Die Konkurrenz profitiert natürlich auch davon. Das ist insofern ein gegenseitiges Geben und Nehmen und funktioniert für große Marktanteile aufgrund eines Lerneffekts auch völlig ohne Absprachen, weil es ja auch so offensichtlich ist.
Genau das wird dem Oligopol vorgeworfen. (Die obigen Zahlen sind jetzt frei erfunden und dienen nur der Veranschaulichung des Prinzips)
Sie haben das aber entweder gar nicht gelesen, oder Sie wollen das einfach nicht zur Kenntnis nehmen.
Das mit den KWK-Anlagen verschiedenster Größen wird hoffentlich bald in Schwung kommen. Ob die Gesetzesänderungen dafür ausreichend waren, werden wir sehen. Zu wünschen wäre es, damit endlich der KWK-Anteil in D auf ein international vergleichbares Niveau steigt. Bisher hat das die Stromlobby erfolgreich verhindert, um ihre Marktmacht zu verteidigen.
Ich habe hier große Erwartungen bzw. Hoffnungen, auch hinsichtlich einer Schwächung der Marktmacht des Oigopols, wenn der KWK-Sektor endlich vorankommt.
Ihre letzte Schlusfolgerung \"Stromexport ... Marktpreise ... keine Ausnutzung der Erzeugungsmacht\" kann ich nicht nachvollziehen. Da fehlt der kausale Zusammenhang.
Ich mach jetzt hier für mich Schluss, sonst drehen wir uns womöglich noch im Kreis.... ;)
ciao,
sh
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@Mike88
Wo gibt es denn europaweit annähernd einheitliche Strompreise?
Etwa im Handel mit geladenen Batteríen?
Selbst an den verschiedenen Börsen (also im Großhandelsbereich) unterscheiden sich die Notierungen. Es ist nicht ersichtlich, dass die Großhandelspreise an der APX mit denen von Nord-Pool übereinstimmen. Von einem einheitlichen europäischen Markt kann nicht gesprochen werden (vgl. Sven König, RWE Energy, Vortrag vom 04.09.2007).
Speziell zu E.ON siehste hier. (http://forum.energienetz.de/thread.php?postid=35247#post35247) Die Strategie wurde doch offen gelegt, so dass man gar nicht darüber spekulieren braucht.
Drastische Preisunterschiede gibt es auch innerhalb Deutschlands bei den Preisen der Grundversorgung.
Ich persönlich bin auch nicht der Meinung, dass sich jemand bewusst falsche Dübel in seine Kraftwerke einbauen lässt, so dass sich nach behördlicher Stilllegungsverfügung das Angebot verknappt, um mit den anderen verfügbaren Kapazitäten so viel mehr zu verdienen, dass der Ertragsausfall aus dem stillgelegten Kraftwerk mehr als kompensiert werden kann. Es kann doch reiner Zufall sein, wenn RWE Power den Ausfall durch die erhöhten Großhandelspreise mehr als wett machen kann, am Ende mehr in der Kasse hatte. Und das Ergebnis von Vattenfall Europe ist nach der lang andauernden Abschaltung von Krümmel und Brunsbüttel sicher auch nicht eingebrochen. Warum sollte das denn Methode haben?
Es kommen doch ausländische Investoren, um Kraftwerke zu bauen. Dong und Gasprom wollen Gaskraftwerke errichten. Die Stadtwerke-Gruppe Trianel (http://www.trianel.com/trianel_cms/Trianel+D_deutsch/Kraftwerke/Kraftwerk+Hamm-Uentrop.htm) hat Kraftwerksprojekte in Arbeit. Nur sind es eben immer noch zu wenige Stadtwerke, die sich an Kraftwerken beteiligen. Man überlässt die Erzeugung weiter den Großen. Wo ein Energiekonzern an den Stadtwerken beteiligt ist, fällt es natürlich schwer, sich für eine eigene Erzeugung zu entscheiden, weil die Interessen des Gesellschafters entgegenstehen.
Auch Industrieunternehmen investieren in eigene Erzeugungsanlagen:
Das Chemieunternehmen Solvay hält an seinen Pläne zum Bau eines neuen Kraftwerkes in Bernburg fest. \"Wir brauchen dringend ein zweites Standbein für die Energieversorgung\", sagte Werkleiter Thomas Müller.
Eigentlich wäre die Wohnungswirtschaft dazu prädestiniert, mit dezentralen Blockheizkraftwerken und Photovoltaik, in den Markt einzusteigen, zumindest in Ballungsräumen.
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Original von RR-E-ft
Es kann doch reiner Zufall sein, wenn RWE Power den Ausfall durch die erhöhten Großhandelspreise mehr als wett machen kann, am Ende mehr in der Kasse hatte. Und das Ergebnis von Vattenfall Europe ist nach der lang andauernden Abschaltung von Krümmel und Brunsbüttel sicher auch nicht eingebrochen. Warum sollte das denn Methode haben?
Kein Zufall ist, wenn das Geld dann
im Landeshaushalt fehlt (http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=22642). Der Bürger zahlt die Zeche wieder doppelt. [/list]Original von RR-E-ft
Eigentlich wäre die Wohnungswirtschaft dazu prädestiniert, mit dezentralen Blockheizkraftwerken und Photovoltaik, in den Markt einzusteigen, zumindest in Ballungsräumen.
Das wäre eigentlich die erste Aufgabe von kommunalen Stadtwerken, aber das Geld der Verbraucher wird unter Nutzung der Marktbeherrschung abkassiert und dann zweckfremd verwendet.
Vielleicht muss man die deutsche Politik daran erinnern, dass das EU-Recht umzusetzen ist:
Artikel 82 EG-Vertrag
Mit dem Gemeinsamen Markt unvereinbar und verboten ist die mißbräuchliche Ausnutzung einer beherrschenden Stellung auf dem Gemeinsamen Markt oder auf einem wesentlichen Teil desselben durch ein oder mehrere Unternehmen, soweit dies dazu führen kann, den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu beeinträchtigen.
Dieser Mißbrauch kann insbesondere in folgendem bestehen:
a) der unmittelbaren oder mittelbaren Erzwingung von unangemessenen Einkaufs- oder Verkaufspreisen oder sonstigen Geschäftsbedingungen;
b) der Einschränkung der Erzeugung, des Absatzes oder der technischen Entwicklung zum Schaden der Verbraucher;
c) der Anwendung unterschiedlicher Bedingungen bei gleichwertigen Leistungen gegenüber Handelspartnern, wodurch diese im Wettbewerb benachteiligt werden;
d) der an den Abschluß von Verträgen geknüpften Bedingung, daß die Vertragspartner zusätzliche Leistungen annehmen, die weder sachlich noch nach Handelsbrauch in Beziehung zum Vertragsgegenstand stehen.
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nein, dass ist alles Quatsch. Die anderen europäischen länder kaufen gerne bei uns überteuert ein........
versuchen Sie es einfach mal sachlich ....
ich würde gerne einen Beleg sehen, dass der (relativ geringe) Exportüberschuss Deutschlands ein Indikator für nicht überhöhte Preise ist.
die Zahlen für 2007 zeigen, dass die Produktion von Elektrizität in Deutschland jedenfalls zurückgegangen ist
\"Total production was lower by 12 963 GWh, or 2.9 %.\"
und der Exportüberschuß sich sogar signifikant reduziert hat
\"Trade volume decreased by 6 194 GWh, or 7.4 %.\"
exportiert wird übrigens \'peak capacity\", importiert wird \'basic capacity\'
\"The countries that have large production from renewables (hydro or wind) are clearly visible: Germany, Canada, Switzerland, Sweden, Denmark, Austria. They import basic capacity and export peak capacity.\"
http://www.iea.org/Textbase/stats/surveys/mes.pdf
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Original von superhaase
Wenn ich beispielsweise von meinen 30% Marktanteil 2% an billigen Grundlastkraftwerken zurückhalte, so dass meine Spitzenlastkraftwerke zum Zuge kommen und der Preis daher steigt, ...
Ein kleiner Nachtrag noch hierzu:
Eine \"Strommenge von einem billigen Grundlastkraftwerk zurückhalten\" bedeutet hier nicht, das Kraftwerk zu drosseln oder gar abzuschalten.
Das ist gar nicht nötig.
Es wird ja eh nur ein Teil der gesamten Strommenge über die Börse gehandelt.
Ich biete einfach weniger Strom an der Börse an und verknappe das Angebot an billigem Strom an der Börse, so dass der Preis steigt.
Den \"zurückbehaltenen Strom\" verkaufe ich außerhalb der Börse, wie sowieso den Großteil meines Stroms.
Ein Drosseln meiner Kraftwerke und meiner Gesamtstromerzeugung ist also gar nicht nötig.
Wie man sieht, ist die Strombörse so, wie sie derzeit arbeitet, totaler Schwachsinn.
ciao,
sh