Schwere Anschuldigungen des Kartellamts gegen die vier großen deutschen Energieversorger: Sie sollen in Geheimzirkeln Preismanipulationen und Absprachen beraten haben. Indizien und Belege dafür hat die Behörde nach Informationen des SPIEGEL in einem 30-seitigen Schriftsatz zusammengefasst.
Die Manager rühmen sich, E.ON Sales & Trading habe \"als Treiber des Marktes sehr großen Anteil am Durchstoßen eines Zielpreises\". Im Klartext: Die E.on-Tochter hat den Preis gepusht. Laut Kartellamt steht am Schluss jener Vorstandsvorlage, die sich mit den Preisen bis ins Jahr 2007 befasst, die Empfehlung: \"Der Fortsetzung der Strompreispolitik mit dem Ziel der Preisstabilisierung auf hohem Niveau wird zugestimmt.\"
Die umstrittene Kartellrechtsnovelle ist am Donnerstag auch Thema eines Hintergrundgesprächs im Bundeswirtschaftsministerium, zu dem Minister Michael Glos (CSU) die Chefs der vier großen Energiekonzerne eingeladen hat.
Nach WELT-Informationen soll es am Donnerstag darum gehen, die Kartellnovelle für die Konzerne abzumildern: Offenbar verlangen die Versorger, dass erst eine Preisdifferenz von zehn Prozent Voraussetzung für eine behördliche Missbrauchskontrolle werden soll. Die Union und mit ihr Bundeswirtschaftsminister Glos wollen jedoch, dass selbst preisliche Abweichungen unterhalb dieser \"Erheblichkeitsschwelle\" ein Missbrauchsverfahren des Bundeskartellamtes nach sich ziehen können.
Die Leipziger Strombörse selbst hält sich bisher bedeckt. Laut einem Pressebericht will die EEX aber den skandinavischen Rivalen Nord Pool für eine Dreierallianz mit der französischen Powernext gewinnen. Der Aufsichtsratschef der EEX, Jürgen Kroneberg, habe sich vergangene Woche mit Vertretern von Nord Pool getroffen, um über eine engere Kooperation der Handelsplätze zu beraten, berichtet die \"Financial Times Deutschland\".
Original von Cremer
Im Spiegel Nr. 45 dieser Woche auf Seite 104 bis 109
Kartell der Abkassierer