Forum des Bundes der Energieverbraucher

Energiepolitik => Ausland => Thema gestartet von: RR-E-ft am 08. August 2007, 11:53:15

Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: RR-E-ft am 08. August 2007, 11:53:15
Gazprom bietet Stadtwerken Gas gegenüber E.ON Ruhrgas zum halben Einkaufspreis an (http://www.energate.de/news/90334)

Gazprom lockt Stadtwerke mit Niedrigpreisen (http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/126/id/294311/fm/0/SH/0/depot/0/)

Sage noch einer, Gas wäre nicht deutlich günstiger am Markt zu haben.

Damit wird die gesamte E.ON Ruhrgas- Legende von der notwendigen Ölpreisbindung ad absurdum geführt.

Schließlich kann Gas (aus russischen Quellen) um 50 Prozent günstiger geliefert werden.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Zeus am 08. August 2007, 12:40:04
@RR-E-ft

Werde unsere Gasanstalt darauf ansprechen. Vielleicht hat Gazprom auch Interesse daran in den Südwesten der Republik zu kommen. Wäre sicher keine schlechte Alternative zu Saar Ferngas und somit ein Zwischenabsahner weniger.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: lunatic71 am 08. August 2007, 13:21:29
Na, da bin ich ja mal gespannt, was die Gasversorger sich jetzt einfallen lassen um die Preise zu halten
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Cremer am 08. August 2007, 13:22:00
@Zeus,

ich könnte ja z.B. Gazprom darauf aufmerksam machen, dass nach unbestätigten Meldungen 49% der SW zum Verkauf anstehen. :D :D :D
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: RR-E-ft am 08. August 2007, 14:12:56
Stadtwerke besorgen E.ON - Gegenschlag (http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=20320)

Es wird eben hart gebolzt auf dem Gasmarkt- Kiez.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Sukram am 08. August 2007, 14:57:34
Issjadoll.

Unsere pöhsen Energiekonzerne fallen in Russenhände- was von denen ja schon länger angepeilt wurde- und unsere sog. Verbraucherschützer jubeln, weil sie meinen, die würden später freiwillig weniger verlangen...

Da fällt mir nix mehr ein.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Cremer am 08. August 2007, 15:17:30
Es wird endlich mal Zeit, dass Gazputin den deutschen großen Gas-Versorgern einheizt :D :D
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: RR-E-ft am 08. August 2007, 15:28:18
@Sukram

Diese immer wieder gepflegte Russophobie ist wenig verständlich.

Dadurch, dass Stadtwerke Erdgas direkt bei Gazprom beziehen, fallen sie noch lange  nicht in russische Hand.  

Wenn Gazprom Erdgas für Stadtwerke deutlich günstiger anbietet als E.ON Ruhrgas, dann wird E.ON seinerseit mit Preisnachlässen reagieren müssen, mithin sinkt das Preisniveau auf dem Gasmarkt für Weiterverteiler infolge eines Gas- zu - Gas- Wettbewerbs.

Vorteile daraus  sollten schlussendlich auch bei den Endkunden ankommen.

Eben dies (Absenkung des insgesamt marktunüblich überhöhten Preisniveaus durch Entstehen eines Gas- zu- Gas- Wettbewerbs) war die Begründung des Bundeskartellamtes zur Untersagung langfristiger Gaslieferungsverträge zwischen E.ON Ruhrgas und Stadtwerken vom Januar 2006.

Dass Gazprom ggf. als erstes mit einem entsprechenden Angebot an die Stadtwerke herantritt und nicht etwa die dänische Dong, die niederländische Nuon, die französische Gaz des France oder die Potsdamer NatGas usw., schließt doch nicht aus, dass es für Weiterverteiler bald insgesamt auf einem liquiden Markt deutlich günstigere Bezugsmöglichkeiten gibt, die natürlich auch Einfluss auf das Gas- Preisniveau von Letzverbrauchern haben werden.

Ob es durch die Interpedenz der Märkte hiernach auch zu einem Absinken des Preisniveaus bei den Heizölpreisen kommt, bleibt abzuwarten. Gäbe es tatsächlich einen wirksamen Substitutionswettbewerb, würde auch das Preisniveau bei anderen Energieträgern sinken.

Dabei handelt es sich um objektive Marktgesetze, was nichts mit \"bösen\" Energiekonzernen zu tun hat.  

Es wird sicher auch schwerfallen, nachzuweisen, dass es für Verbraucher nachteilige Auswirkungen hat, wenn ein russisches- wenn auch staatlich kontrolliertes- Unternehmen Anteile an hiesigen Firmen hat. Schließlich beteiligen sich ja auch Energiekonzerne mit Sitz in Deutschland an Energieprojekten in Russland, sei es bei bei der Erschließung von Gasfeldern oder Gastransportleitungen, sei es auf dem russischen Strommarkt (BASF Wintershall Wingas, E.ON).

Mir ist auch kein Fall bekannt, der belegt, dass sich etwa eine predatory pricing- Strategie am Ende gesichert in einem höheren Preisniveau niederschlägt. Es muss sich angesichts des überhöhten Preisniveaus noch nicht einmal um ein predatory pricing  (http://diplom.de/db/diplomarbeiten2511.html)handeln !

Die Zeiten, in denen nationale Märkte u. a.  gegen ausländische Finanzinvestoren abgeschottet waren, sind längst vorbei. E.ON investiert (hier verdiente) Milliardenbeträge in Russland.  Mancher ist aber immer noch in der Denke aus dem letzten Jahrhundert verfangen. :rolleyes:

Im Übrigen waren es wohl immer die Deutschen, die in der Geschichte mit Gewalt u.a.  nach den russischen Energieressourcen strebten, dort auf fremden Boden eine gesamte Infrastruktur willkürlich dem Erdboden gleichmachten und verbrannte Erde hinterließen. Nun wird schon wieder vollkommen ohne Not latent besorgt, \"die Russen\" wollten uns ausrauben und plündern. Warum eigentlich ?!  

@Cremer

Was man zu solchen launigen Kommentaren noch sagen soll, weiß ich nicht.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Zeus am 08. August 2007, 16:37:07
@Sukram

Mein Gott, diese bösen Russen! :evil:
An Ihrer Stelle würde ich den Antrag stellen das russische Gas beim Grenzübergang zu überprüfen. Es könnte ja sein, dass sie uns auch noch vergiften wollen.  ;)  ;)  ;)
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: bjo am 09. August 2007, 07:27:07
Wenn man der heutigen Presse Ruhrnachrichten / Dorstener Zeitung glauben kann nur ein Gerücht!

Mir wäre es Recht, nur Druck senkt die Preise!
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Sukram am 09. August 2007, 14:34:05
Ganz offensichtlich sieht das die Regierung kritischer- oder warum plant man dort den Schutz bestimmter Schlüsselindustriezweige gegen Übernahmen / Staatsfonds a la Fronkreisch?

Und ganz offensichtlich wird hier gerne ignoriert, dass wir weitaus abhängiger von Russen- als von OPEC-Eenrgie sind.

Im übrigen habe ich nichts gegen die Russen an sich, wohl aber gegen politische/wirtschaftliche Abhängigkeiten von Putins Gnaden.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: RR-E-ft am 09. August 2007, 14:40:44
@Sukram

Auch die Bundesregierung kann und darf nichts dagegen haben, wenn Gazprom Erdgas in Deutschland deutlich günstiger anbietet als E.ON Ruhrgas.

Fakt ist, dass deutsche Konzerne in Russland seit langem beteiligt und aktiv sind.

E.ON Ruhrgas ist schließlich an OAO Gazprom beteiligt und E.ON Ruhrgas -Vorstandvorsitzender Dr. Bergmann (deutsche Staatsbürgerschaft)  sitzt dort sogar im wichtigsten Aufsichtsgremium. Der wird dort auch ganz gewiss nicht als Spion des Deutschritterordens angefeindet.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Sukram am 09. August 2007, 15:13:28
Auch die Bundesregierung kann und darf nichts dagegen haben, wenn Gazprom Erdgas in Deutschland deutlich günstiger anbietet als E.ON Ruhrgas.

Gottseidank gibt\'s da oben offensichtlich noch Leute, die etwas länger(fristiger) denken.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 09. August 2007, 16:02:15
Zitat
Original von Sukram
[Gottseidank gibt\'s da oben offensichtlich noch Leute, die etwas länger(fristiger) denken.
Wie meinen?
Du meinst, sie denken langfristig an ihre persönliche Zukunft bei einem Energieversorger?

Warum soll es kurz-, mittel- oder langfristig gut sein, wenn EON-Ruhrgas das von Gazprom gekaufte Gas zu überhöhten Preisen an die Stadtwerke weiterreicht?
Warum soll im Gegensatz hierzu es kurz-, mittel- oder langfristig schlecht sein, wenn die Stadtwerke das Gas direkt von Gazprom zu günstigeren Preisen beziehen?

Das musst Du schon mal genau erklären, Sukram!

Das Gas kommt so oder so von Gazprom. Ob nun die EON-Ruhrgas daran sich noch ne goldene Nase verdient oder nicht.

ciao,
sh
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 09. August 2007, 22:29:57
@Sukram

Wie RP-online berichtet, fürchten Stadtwerke die Ruhrgas AG und nicht Gazprom.

Darauf sind sie offenbar durch etwas länger(fristiges) denken gekommen.

Siehe hier: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/wirtschaft/news/466734

Zitat
...Die Geschäftskontakte zwischen Stadtwerken und Gazprom laufen unter strengster Geheimhaltung. Die Unternehmen fürchten nämlich, Ruhrgas könnte die Stadtwerke unter Druck setzen und deren Großkunden direkt beliefern...


Zitat
...Ungeklärt ist bislang, wie das russische Gas von Gazprom aus Russland zu den Stadtwerken ins Ruhrgebiet und an den Niederrhein gelangen soll. Die Nutzung von Pipelines, die Ruhrgas gehören, würde die Kosten enorm erhöhen...




Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 10. August 2007, 07:52:38
Zitat
...Ungeklärt ist bislang, wie das russische Gas von Gazprom aus Russland zu den Stadtwerken ins Ruhrgebiet und an den Niederrhein gelangen soll. Die Nutzung von Pipelines, die Ruhrgas gehören, würde die Kosten enorm erhöhen...
Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Schließlich berechnet EON-Ruhrgas ja auch die Netzentgelte fürs eigene Netz.
Wenn nun Gazprom sein Gas zum Grenzübertrittspreis plus sagen wir mal ein paar Prozentchen anbietet, dürfte das immer noch deutlich billiger sein als das an einen Heizölpreis gekoppelte und damit überteuerte EON-Gas. Die Netzentgelte sind ja für beide gleich. Und dass diese derzeit wahrscheinlich auch noch überhöhten Netzentgelte in Zukunft reduziert werden, dafür muss die Regulierungsbehörde sorgen.

ciao,
sh
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Cremer am 10. August 2007, 10:34:22
@Randy,

Zitat
Wie RP-online berichtet, fürchten Stadtwerke die Ruhrgas AG und nicht Gazprom

sehe ich nicht ganz so.

schließlich ist die RWE an vielen Stadtwerken beteiligt und damit auch den Einblick (Aufsichtsratsmandate) an Verhandlungen mit Lieferanten für Gas, Strom und Wasser.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: ESG-Rebell am 10. August 2007, 11:10:19
Zitat
Original von superhaase
Schließlich berechnet EON-Ruhrgas ja auch die Netzentgelte fürs eigene Netz.
[...]
Die Netzentgelte sind ja für beide gleich.
Ja - offiziell zumindest.

Wer kann aber ausschliessen, dass zwar sowohl Gazprom als auch EON-Töchter die gleichen überhöhten Netznutzungsentgelte zahlen müssen, die EON-Töchter jedoch eine hohe Rückvergütung von EON erhalten?

Letztere wird natürlich vor dem Kartellamt und allen anderen geheim gehalten. Wer will eine solche missbräuchliche Quersubventionierung und Vera****ung der Kartellbehörden nachweisen?

Gruss,
ESG-Rebell.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 10. August 2007, 11:44:52
@Cremer

Zitat
Original von Cremer

sehe ich nicht ganz so.

schließlich ist die RWE an vielen Stadtwerken beteiligt und damit auch den Einblick (Aufsichtsratsmandate) an Verhandlungen mit Lieferanten für Gas, Strom und Wasser.

Genau das ist doch das Problem. Die Verhandlungen wurden z. T. über eine Einkaufsgemeinschaft der Stadtwerke geführt, in der vermutlich die Vertreter der Oligopole entweder nicht selbst beteiligt waren oder zum Stillschweigen besonders verpflichtet wurden.

Einkauf ist Sache des Vorstandes, nicht des Aufsichtsrates. Dieser tagt 2x im Jahr. Da bleibt genug Zeit für Verhandlungen mit den bösen Buben.

Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 10. August 2007, 13:13:43
@superhaase

Zitat
Original von superhaase

Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Schließlich berechnet EON-Ruhrgas ja auch die Netzentgelte fürs eigene Netz.
Wenn nun Gazprom sein Gas zum Grenzübertrittspreis plus sagen wir mal ein paar Prozentchen anbietet...
Gazprom will den jetzigen Einkaufspreis der Stadtwerke halbieren, um in den Markt vorzustoßen. Wie soll das möglich sein?

Grobes Modell mit angenommenen Preisen alle netto ohne Erdgassteuer:

1,9 ct/kWh      Grenzübergangspreis Gazprom -- > E.ON (entspr. Mai 2007)
2,0   \"             offizielle Fernnetzkosten E.ON etc            
0,2   \"             offizielle Erlöse E.ON etc.
-----------
4,1   \"              Abgabepreis an Stadtwerke

Gazprom müßte sein Gas also verschenken um den halben Verkaufspreis zu ermöglichen. In diesem Sinne sind die Pipelinekosten viel zu hoch.

Es könnte aber so ausehen:

1,0 ct/kWh      Grenzübergangspreis Gazprom -- > Gazprom Deutschland
1,0   \"             Fernnetzkosten            
0,1   \"             Erlöse Gazprom D
-----------
2,1   \"              Abgabepreis an Stadtwerke

Diese Reduzierung der Fernnetzkosten könnte Gazprom wohl nur aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten und Beteiligungen gelingen, einschließlich des Erpressungspotentials.

Unter Umständen mit Hilfe des Staates, wie beim Öl mehrfach vorexerziert.

Die von @ESG-Rebell angeführte Möglichkeit bliebe weiterhin offen.

Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 10. August 2007, 13:22:26
Zitat
Original von Randy
2,0 ct/kWh offizielle Fernnetzkosten E.ON etc
Das wäre ja astronomisch!
Woher hast Du diese Zahl?
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 10. August 2007, 15:12:43
@superhaase

Nur angenommen, wie geschrieben.

Mir fehlt die Vorstellungskraft, wie die E.ON\'s dieses Landes sonst ihre Milliardengewinne generieren könnten. Schließlich ist nur beim Transport jeder für sich ein Monopolist, beim Einkauf, Verkauf etc. steht immer das Oligopol im Wege.

Die Gewinne aller Stadtwerke/Endverteiler schätze ich mal ganz grob um 2 Milliarden. Wenn ich da nicht ganz falsch liege, werden die ganz großen Gewinne demnach nicht auf dieser Stufe gemacht.

Aber die Höhe der Ferntransportkosten spielt bei der Überlegung eigentlich nur eine untergeordnete Rolle.

Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 10. August 2007, 15:56:27
Aha, 2 ct wären ja auch unvorstellbar gewesen.

Wie aus dem berühmten Deloitte-Gutachten für die SW München hervorgeht, ist der Bezugsarbeitspreis für die Stadtwerke im Zeitraum 2004-2006 von 1,19 auf 3,09 ct, also um 1,8 ct gestiegen, obwohl der Importpreis nur um etwa 1,0 ct gestiegen ist. Diese überproportionale Steigerung kommt von der unsinnigen Ölpreisbindung, die einen innländischen Heizölpreis (HEL) als Basis nimmt. Daher verdienen sich derzeit die Importeure wie EON-Ruhrgas die goldenen Nasen.

Gazprom können ja die deutschen Heizölpreise egal sein.
So könnte Gazprom also ohne Einbußen das Gas schon mal etwa 0,8 ct billiger anbieten.

Dass die Netzentgelte zu hoch sind und sinken müssen, ist wieder eine andere Baustelle.

ciao,
sh
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: RR-E-ft am 10. August 2007, 17:21:24
@superhasse

Netzentgelte der SWM Infrastruktur GmbH (http://www.swm-infrastruktur.de/dokumente/swm-infrastruktur/pdf/netzentgelte-gas/preise-netzzugang-gas.pdf)

Vorgelagert bayernets (http://www.bayernets.de/default.aspx)
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 10. August 2007, 21:01:21
Vielen Dank Herr Fricke für die Links!
Sehr interessant.

Ich stelle mal hier so auf die Schnelle einige Mutmaßungen an:

Wenn ich das SWM-Preisblatt richtig interpretiere, dann betragen die Netzentgelte für den 22.000 kWh/a Durchschnittskunden derzeit nur noch etwa 1,2 ct/kWh inkl. Konzessionsabgabe von 0,31 ct (ohne MWST).
Das wäre eine Senkung um etwa 0,3 ct bzw. 20% gegenüber den im Deloitte-Gutachten für Ende 2006 ausgewiesenen 1,5 ct/kWh netto (1,8 ct brutto).
Hätte damit der SWM-Gaspreis nach dem 19.2.2007 allein wegen der geringeren Netzentgelte nicht schon mal gleich um 0,3 ct sinken müssen?

Interessant. Oder hab ich da was wichtiges unterschlagen?

Auch läßt sich der Durchleitungpreis (für einen solchen Haushaltskunden umgelegt) durch das bayernets bei angenommenen 1400 Vollaststunden/a und einem Ausspeisungspreis (Leistungspreis) von knapp 18 €/m³/h/a auf etwa 0,13 ct/kWh netto schätzen.
Wird da eigentlich kein Arbeitspreis mehr zusätzlich berechnet, oder ist das Preisblatt nicht vollständig?

Was wird EON verlangen für sein Fernnetz ab Grenzübertritt? Nochmal 0,13 ct/kWh bis zum Übergabepunkt bayernets, oder sogar weniger, weil Skalierungseffekte für die großen Fernleitungen mitspielen?

Im Deloitte-Gutachten ist eim Leistungspreis im Erdgaseinkauf von 0,49 ct/kWh netto angegeben. Das erscheint nun auch etwas hoch.

Wenn ich das nun zusammenrechne, dann komme ich auf einen angemessenen kWh-Preis für SWM-Kunden im Juni 2007 von:
  1,80 ct (Grenzübertrittspreis)
+0,13 ct (EON-Netz Einspeisung)
+0,13 ct (bayernets Ausspeisung)
+0,55 ct (Erdgassteuer)
+1,20 ct (SWM-Netz ink. Mess- und Abrechnungskosten und Konzessionsabgabe)
+0,25 ct (Vertriebskosten)
+0,04 ct (Rohmarge - seinen wir mal großzügig ;) )
= 4,10 ct/kWh netto

Fehlt da ein Posten? Vielleicht noch kWh-Arbeitspreise für das EON-Netz und das bayernets - aber so riesig werden die nicht sein.
Die SWM verlangen momentan 5,40 ct/kWh netto. (Durchschnittskunde mit 22.000 kWh/a)

Daraus könnte man nun schließen, dass da irgendwo in der Kette ein guter Cent ungerechtfertigt hängen bleibt. Bei EON-Ruhrgas und bei bayernets? Wegen der HEL-Bindung in den Lieferverträgen? Das nehme ich an.
Ferner scheinen mir die Netzentgelte der SWM stark überhöht.

Wie gesagt, nur mal so auf die Schnelle aus der Hüfte gerechnet.
Kann natürlich nicht stimmen.
Deshalb zahle ich ja vorsichtshalber vorläufig auch nur etwa 2,9 ct/kWh netto, damit die SWM einen Anreiz hat, mich auf Zahlung zu verklagen.  :D

Eine komplette Kostenaufstellung zurück bis zum Grenzübertritt würde mich schon sehr interessieren.
Vielleicht bekomme ich ja sowas in ferner Zukunft mal in \"meinem\" Prozess zu Gesicht. ;)

ciao,
sh
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 14. August 2007, 17:14:29
@superhaase

Mein aus der Luft gegriffener Transportpreis von 2ct/kWh war wohl utopisch. (Bitte mal in Ihrer PN-box nachschauen). Aber insgesamt 0,26 ct/kWh erscheint mir doch sehr niedrig.

Dennoch ist Ihre Abschätzung des angemessenen kWh-Preises für SWM-Kunden sehr interessant.

Das Preisblatt bayernets habe ich nicht ganz verstanden. Aber es sind dort zusätzlich zu Exit NKP auch Exit NAP (NetzArbeitsPreis??) angegeben. Letztere mit ca 28 bzw 18 EUR/m3/h/a. Die Zuordnung zu SWM ist mir nicht möglich.

Falls meine Vermutung zutrifft, kämen unter Ihren Annahmen nochmals 0,20 bzw. 0.13 ct/kWh für bayernets-Transport dazu.

Wie verhält es sich eigentlich mit EON-Netz Ausspeisung und bayernets- Einspeisung? Das Entry/Exit Modell gilt -soweit ich es verstanden habe- bisher jeweils für einen Netzbereich, von denen es aber eine ganze Anzahl in D gibt (waren es derzeit um die 27 ??).

Desweiteren sollten noch Vertriebskosten und Marge der EON für das Gas selber hinzukommen, vorausgesetzt ein Zwischenhändler greift nicht noch zusätzlich etwas ab.

Wie Sie sehen habe ich keine Ahnung was die Bedingungen der SWM betrifft. Aber in der Summe würde man sich den 5,40 ct/kWh netto der SWM annähern. Wobei ich vermute, daß der größere Teil der Differenz eher beim Importeur/Transporteur hängen bleibt, als bei den SWM.

Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 14. August 2007, 17:23:13
Zitat
Original von Randy
Wie verhält es sich eigentlich mit EON-Netz Ausspeisung und bayernets- Einspeisung? Das Entry/Exit Modell gilt -soweit ich es verstanden habe- bisher jeweils für einen Netzbereich, von denen es aber eine ganze Anzahl in D gibt (waren es derzeit um die 27 ??).
Ich hab das so verstanden, dass das Zweivertragsmodell nur noch einen Eiinspeisevertrag und einen Ausspeisevertrag kennt.
Den Rest machen die Netzbetreiber unter sich aus.
Das ist ja gerade der Vorteil, dass man nicht lauter Zwischenstrecken einzeln buchen und bezahlen muss.

Dass da noch ein Arbeitspreis für die wirklich transportierte Gasmenge hinzukommen muss, nehme ich an. Ein solcher Preis müsste dann aber die Einheit ct/kWh bzw. ct/m³ haben. Solche Netzpreisblätter sind offensichtlich nicht für Laien wie uns gemacht. ;)
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 14. August 2007, 17:36:23
@superhaase

Ich habe es so verstanden, dass diese bundesweite Regelung von der Netzagentur angestrebt wird und daß diese Regelung bisher für eine festgelegte Anzahl von  Netzbereichen (wieviele ??) jeweils separat gilt. Aber natürlich nicht für jedes einzelne kleine Netz, das heißt die Anzahl der Netzbereiche wurde begrenzt (auf ca 27 ??).

Aber vielleicht liege ich auch falsch.

Zitat
Dass da noch ein Arbeitspreis für die wirklich transportierte Gasmenge hinzukommen muss, nehme ich an. Ein solcher Preis müsste dann aber die Einheit ct/kWh bzw. ct/m³ haben.
Das leuchtet mir ein.

Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 14. August 2007, 17:42:17
@Randy:

bei bayernets im Internet steht:

Zitat
Die Beschlusskammer 7 der Bundesnetzagentur hat mit Beschluss vom 17.11.2006 (Az.: BK7-06-074) entschieden, dass die in der Kooperationsvereinbarung der Gaswirtschaft vorgesehenen Regelungen für die Abwicklung von Transporten auf der Grundlage der so genannten \"Einzelbuchungsvariante\" nicht mehr angewendet werden dürfen.

Der Netzzugang bei der bayernets erfolgt aufgrund dessen nur noch auf Basis der so genannten \"Zweivertragsvariante\".

Bitte richten Sie alle neuen Netzzugangsbegehren an die bayernets unter Berücksichtigung dieses Beschlusses.

Aufgrund der Umstellung auf die \"Zweivertragsvariante\" als alleiniges Netzzugangsmodell wird derzeit die \"Vereinbarung über die Kooperation nach § 20 Abs. 1 b) EnWG zwischen den Betreibern von in Deutschland gelegenen Gasversorgungsnetzen\" vom 19.07.2006 (Kooperationsverein barung) überarbeitet. Die Neufassungen der entsprechenden Dokumente befinden sich in Erstellung und Abstimmung mit der Bundesnetzagentur.
Vielleicht gibts dann auch bald eine neues, vollständiges und besser verständliches Preisblatt.
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 14. August 2007, 19:09:37
@superhaase

Siehe hier:
http://www.bundesnetzagentur.de/enid/2f225d1fb9a01647134d6f5fe61bc6b2,d0d2d85f7472636964092d0936333139/2/2__7/Kooperationsvereinbarung_Gasnetzzugang_3uf.html

Zitat
Am 1. Juni 2007 ist die aktualisierte Kooperationsvereinbarung (KoV) der Gaswirtschaft zur Organisation des Gasnetzzugangs in Kraft getreten.


Zitat
Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass mit Beginn des neuen Gaswirtschaftsjahres am 1. Oktober 2007 der Gasnetzzugang ausschließlich aufgrund des Zweivertragsmodells gewährt wird.


Es ist also nicht sicher, daß die vorgelagerten Netzkosten der SWM bisher schon auf dem Zweivertragsmodell beruhen.

Mehr Details vom 02.05.2007:
http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/9843.pdf#search=\"marktgebiete%20gas\"

Zitat
.... Auch ist die Anzahl von 16 Marktgebieten noch immer deutlich zu hoch. „Die Bundesnetzagentur erwartet, dass sich die marktgebietsaufspannenden Netzbetreiber weiterhin intensiv um die Reduzierung der Marktgebiete durch unternehmensübergreifende Kooperationen bemühen. Sollte eine freiwillige Kooperation kurzfristig nicht zu den erwarteten Reduzierungen unter zehn Marktgebiete führen, wird die Bundesnetzagentur formelle Verfahren gegen kooperationsunwillige Netzbetreiber in Betracht ziehen“, betonte Präsident Kurth.


Es gbt demnach noch 16 Marktgebiete (nicht Netzbereiche, wie von mir genannt).

Randy
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: superhaase am 14. August 2007, 19:17:06
Letztendlich kann es uns im Detail egal sein, wie das mit dem Netz gehandhabt wird.
Hauptsache es kommt mal ein bisschen Wettbewerb im Gasbereich zustande, so dass man wirklich den Gasversorger wechseln kann.
Die Netzagentur wird dann hoffentlich die Netzkosten weiter senken, dann wirds schon irgendwann mal werden. ;)

Wie nun die Gaspreise vollständig zu berechnen sind, wird uns hier wohl immer vorenthalten bleiben. Erst vor Gericht werden wir dereinst vielleicht mal mehr erfahren......  :D

Obiges war nur mal so zum Spaß gerechnet..... kann wie gesagt nicht genau stimmen.

Also warten wir mal ab und zahlen derweil unsere gekürzten und daher durchaus günstigen Gaspreise....  :D

ciao,
sh
Titel: Gazprom bietet Stadtwerken am Niederrhein und im Ruhrgebiet Gas zum halben Einkaufspreis an
Beitrag von: Randy am 14. August 2007, 22:02:46
@superhaase

In diesem Punkt vertrete eine andere Auffassung:

Zitat
Original von superhaase

Letztendlich kann es uns im Detail egal sein, wie das mit dem Netz gehandhabt wird.
Hauptsache es kommt mal ein bisschen Wettbewerb im Gasbereich zustande, so dass man wirklich den Gasversorger wechseln kann.
Die Netzagentur wird dann hoffentlich die Netzkosten weiter senken, dann wirds schon irgendwann mal werden.


Hier fehlt mir ein wenig Ihr Grundvertrauen. Ich glaube, der Wettbewerb alleine wird nicht allzuviel bringen, solange die Netzentgelte nicht ganz wesentlich reduziert werden. Und die zukünftige Orientierung an dem kostengünstigsten Netzbetreiber (unter Berücksichtigung aller Besonderheiten) gibt den Großen Vier weiterhin die Möglichkeit, die Ferntransportpreise hoch zu halten. Ohne die eigentumsrechtliche Entflechtung habe ich da wenig Hoffnung.

Siehe auch hier: Geschäft mit Gazprom an Pipeline gescheitert (http://www.forum.energienetz.de/thread.php?threadid=7105)

Die Bundesnetzagentur scheint das ähnlich zu sehen.

Ansonsten aber volle Zustimmung.

Randy