Forum des Bundes der Energieverbraucher

Energiepolitik => Erneuerbare Energie => Thema gestartet von: nomos am 13. April 2009, 11:40:02

Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: nomos am 13. April 2009, 11:40:02
Greenpeace-Studie warnt vor Mogelpackungen auf dem Öko-Strommarkt

Zitat
Unter dem Namen „Ökostrom“ werden zahlreiche Produkte angeboten, die dieses Prädikat nicht verdienen. Dies ist das Ergebnis einer im Auftrag von Greenpeace erstellten Studie des Energiewissenschaftlers Uwe Leprich, Professor der Hochschule Saarbrücken.

Viele Ökostrom-Geschäftsmodelle der Energiekonzerne basieren lediglich auf dem Handel mit Herkunfts-Nachweisen wie RECS-Zertifikate (Zertifikate zur Kennzeichung von Strom aus erneuerbarer Energien). Dabei kauft ein Stromunternehmen zum Beispiel in Skandinavien billige Zertifikate für Öko-Strom aus Wasserkraft, nicht jedoch den Strom selbst. In Deutschland wird dann der konventionelle Strom mit den Zertifikaten zu Öko-Strom umdeklariert.

\"Viele Energiekonzerne betreiben nichts anderes als Greenwashing, sagt Andree Böhling, Energie-Experte von Greenpeace. Wenn ganze Städte, so wie es in Kassel, Friedrichshafen und Saarbrücken der Fall war, ohne Aufpreis über Nacht auf Öko-Strom umstellen, sollten die Kunden stutzig werden. Jedem muss bewusst sein, dass es Ökostrom nicht zum Nulltarif gibt. Schließlich ist er mit zusätzlichen Investitionen in umweltfreundliche Kraftwerke verbunden.\"
STUDIE (PDF) (http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/gentechnik/OEkostrom-Studie_Leprich.pdf)[/list]
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: ESG-Rebell am 14. April 2009, 18:23:16
Zitat
Original von nomos
Greenpeace-Studie warnt vor Mogelpackungen auf dem Öko-Strommarkt

Zitat
Unter dem Namen „Ökostrom“ werden zahlreiche Produkte angeboten, die dieses Prädikat nicht verdienen.
Na und - wen überrascht dies?

Wenn den Bürgern von Industrie und Politik ein neuer Begriff um die Ohren gewatscht wird, dann gehe ich stets von einer Mogelpackung aus bis das Gegenteil zweifelsfrei bewiesen ist - schon seit vielen Jahren.

Angenehme Nebeneffekte:
1) Solche Meldungen tangieren mich emotional nur noch peripher.
2) Die - äußerst seltenen - Momente, in denen sich eine mutmaßliche Mogelpackung nicht als solche erweist, überraschen mich dann positiv und erzeugen einen kurzen Glücksmoment ;)

Wer keine hohen Erwartungen hat, der kann auch nicht enttäuscht werden.

Gruss,
ESG-Rebell.
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: Black am 15. April 2009, 13:41:11
Zitat
Original von nomos
Greenpeace-Studie warnt vor Mogelpackungen auf dem Öko-Strommarkt


STUDIE (PDF) (http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/gentechnik/OEkostrom-Studie_Leprich.pdf)


Zitat
Im wissenschaftlich strengen Sinne wird „ökologisch korrekter“ Strom in Anlagen erzeugt, die wegen der Ökostrom-Nachfrage zusätzlich errichtet werden („nachfrageinduzierter Ökostrom“).

Halte ich für abwegig, denn in diesem Falle würde man sämtlichen Kunden, die bereits ohnehin Strom aus Wasserkraft etc. beziehen (bes. Skandinavien, Island etc.) unterstellen keinen \"ökologisch korekten\" Strom zu beziehen.

Wenn behauptet wird, dies sei \"im wissenschaftlich strengen Sinne\" begründbar, dann fehlt es an einem Nachweis, dass diese Behauptung tatsächlich allgemeiner wissenschaftlicher Standart ist.
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: nomos am 15. April 2009, 14:49:13
Zitat
Original von Black
Zitat
Original von nomos
Greenpeace-Studie warnt vor Mogelpackungen auf dem Öko-Strommarkt

STUDIE (PDF) (http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/gentechnik/OEkostrom-Studie_Leprich.pdf)
Zitat
Im wissenschaftlich strengen Sinne wird „ökologisch korrekter“ Strom in Anlagen erzeugt, die wegen der Ökostrom-Nachfrage zusätzlich errichtet werden („nachfrageinduzierter Ökostrom“).
Halte ich für abwegig, denn in diesem Falle würde man sämtlichen Kunden, die bereits ohnehin Strom aus Wasserkraft etc. beziehen (bes. Skandinavien, Island etc.) unterstellen keinen \"ökologisch korekten\" Strom zu beziehen.

Wenn behauptet wird, dies sei \"im wissenschaftlich strengen Sinne\" begründbar, dann fehlt es an einem Nachweis, dass diese Behauptung tatsächlich allgemeiner wissenschaftlicher Standart ist.
zusätzlich Erzeugung z.B. hier von Wasserkraftstorm verwendet wird (\"nachfrageinduzierter Ökostrom\"). Dafür gibt es Menschen, die der Umwelt zuliebe bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen. Aber eben nur dafür; nicht für Etiketten! Mit der Stromqualität hat es ja nichts zu tun. Die Wissenschaft brauchts für diese Erkenntnis nicht. [/list]
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: Black am 15. April 2009, 15:35:30
Zitat
Original von nomos
@Black stellen Sie sich vor, Sie trinken Regenwasser aus einer Flasche mit Quellwasseretikett. Sie zahlen dafür einen höheren Preis. Dafür trinkt Ihr Nachbar Quellwasser aus einer Flasche ohne Etikett und der Händler kassiert die von Ihnen bezahlte Preisdifferenz. Die Menge an verkauftem Quellwasser bleibt unverändert, der einzige Effekt dabei ist, der Profit des Händlers steigt.

So wie die Situation in der Studie geschildert wird, dürfte aber nur noch Wasser als \"Quellwasser\" bezeichnet werden, wenn dafür extra eine neue Quelle gebohrt wird. Quellwasser aus alten bestehenden Quellen dagegen dürfte dagegen nicht mehr als Quellwasser tituliert werden, weil es ja ohnehin sprudelt und keine neuen Anreize schafft mehr Quellwasser zu trinken...

Noch dazu hinkt das Beispiel mit dem Regenwasser physikalisch, denn wie schon die Studie selbst richtigerweise erkennt:
Zitat
Der Strom, der beim Kunden physisch ankommt, ist für die angestrebte Bewertung der Ökostrom-Qualität irrelevant, da der Stromfluss stets den Kirchhoffschen Regeln folgt. Diese besagen grob, dass der Strom immer aus dem Kraftwerk kommt, das der Lastinanspruchnahme am nähesten ist.

Der Kunde bekommt also mit großer Wahrscheinlichkeit nie direkten Ökostrom, sondern immer \"zertifizierten\" Ökostrom. Warum also soll \"zertifizierter\" Ökostrom vom Windrad besser sein als zertifizierter Ökostrom aus Schweden?
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: AKW NEE am 15. April 2009, 15:54:18
Dies ist die Praxis:
Zitat
Dabei kaufe ein EVU z.B. in Skandinavien billige Zertifikate für Öko-Strom aus Wasserkraft, nicht jedoch den Strom selbst. In Deutschland werde dann der konventionelle Strom mit den Zertifikaten zu Öko-Strom umdeklariert.
http://www.energieverbraucher.de/de/Energiebezug/Strom/Gruener-Strom__377/ContentDetail__8236/

Hier bekommt nicht Strom aus Windenergie ein Zertifikat, sondern, welch Wunder, hier wird z.B. Atomstrom zu Öko-Strom.
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: Black am 15. April 2009, 16:31:02
Zitat
Original von AKW NEE
Hier bekommt nicht Strom aus Windenergie ein Zertifikat, sondern, welch Wunder, hier wird z.B. Atomstrom zu Öko-Strom.

Sie haben es noch nicht verstanden oder? Strom ist Strom. Ob er öko oder konventionell erzeugt wurde ist im Rahmen der Belieferung immer nur über Zertifizierung möglich. Wenn Sie in der Nähe eines AKW wohnen, werden Sie z.B. faktisch immer Atomstrom bekommen. Selbst wenn sie den Strom \"ökologisch korrekt\" einkaufen. Und wenn Sie in der Nähe eines Wasserkraftweerkes wohnen, erhalten Sie praktisch immer \"Wasserstrom\" selbst wenn Sie auf Atomstrom bestehen würden.
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: taxman am 15. April 2009, 16:49:22
Zitat
Original von Black
Strom ist Strom. Ob er öko oder konventionell erzeugt wurde ist im Rahmen der Belieferung immer nur über Zertifizierung möglich. Wenn Sie in der Nähe eines AKW wohnen, werden Sie z.B. faktisch immer Atomstrom bekommen. Selbst wenn sie den Strom \"ökologisch korrekt\" einkaufen. Und wenn Sie in der Nähe eines Wasserkraftweerkes wohnen, erhalten Sie praktisch immer \"Wasserstrom\" selbst wenn Sie auf Atomstrom bestehen würden.

Sie haben vollkommen Recht.

Was den normalen Verbrauchern ständig versprochen wird ist jedoch was völlig anderes. Teilweise werden sogar höhere Preise dem Kunden abverlangt, die dieser gerne für Öko-Strom zahlt! Diese Kunden werden schlicht und ergreifend angelogen!
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: nomos am 15. April 2009, 17:14:40
Zitat
Original von Black
[Sie haben es noch nicht verstanden oder? Strom ist Strom.
Noch dazu hinkt das Beispiel mit dem Regenwasser physikalisch, .....
Zitat
Original von nomos
Ein Mehrpreis im strengen \"ökologisch korrekten\" Sinne ist, wenn überhaupt, nur gerechtfertigt, sofern der Mehrpreis nachweislich für die zusätzlich Erzeugung z.B. hier von Wasserkraftstorm verwendet wird (\"nachfrageinduzierter Ökostrom\"). Dafür gibt es Menschen, die der Umwelt zuliebe bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen. Aber eben nur dafür; nicht für Etiketten! Mit der Stromqualität hat es ja nichts zu tun. Die Wissenschaft brauchts für diese Erkenntnis nicht.
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: AKW NEE am 15. April 2009, 17:30:53
@ Black

Mit dem Verstehen ist es manchmal so eine Sache!

Meinem Staubsauger ist es vollkommen egal, wie der Strom erzeugt wird, aber mir nicht. Bei der Frage was den Ökostrom ausmacht geht es und das Wissen Sie, nicht darum, was bei mir aus der Steckdose rauskommt, sondern was in meinem Auftrag in das Netz eingespeist wird.
Zu Ihrem Beitrag fehlen mir die eigenen Worte, um es mit W.Busch zu sagen.\"Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie.\"
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: Black am 15. April 2009, 17:55:38
Spricht davon nicht den Strom erklärt haben zu wollen und kommt dann doch wieder mit so einem Beispiel:

Zitat
Original von nomos
Wer Eier von freilaufenden Hühnern kauft hat dabei die freilaufenden Hühner im Blick. Am Ei wird der Käufer die \"Eigenschaft\" nicht erkennen. Umetikettierungen wären hier als Betrug wohl trotzdem strafbar. RECS-Zertifikate haben sich nur die Energieversorger einfallen lassen. Leider bisher  ungestraft.[/list]

Im Gegensatz zu Einern ist beim Strom eine direkte Verbindung Erzeuger --> Verbraucher unmöglich (es sei denn sie legen ein eigenes Kabel direkt zur nächsten EEG-Anlage).

Wenn man mal bei Eiern bleibt, dann funktioniert der Strommarkt (vereinfacht) so, dass jeder Bauer seine Eier unmarkiert in einen großen Korb legt. Man weiss zwar, dass 100 Eier im Korb sind und davon 20 Eier von Ökobauern stammen. Aber man weiss nicht welches Ei konkret ein Öko-Ei ist. Um nun aber überhaupt Öko-Eier verkaufen zu können, muss  bei Entnahme aus dem Korb ein beliebiges Ei als Öko-Ei zertifiziert werden. Solange insgesamt nur 20 Eier von 100 Eiern auf diese Weise als Öko Eier verkauft werden liegt kein Betrug und kein Etikettenschwindel vor.

Jetzt zum Strom.
Wenn ein EVU Strom aus 100 % regenerativer Energie (Wasserkraft) verkauft und Sie als Kunde aber nicht nur regenerativen Strom, sondern ]zusätzlich erzeugte] EEG-Energie erwarten, dann stimmt Ihre erwartungshaltung nicht mit dem Produkt überein, aber das ist dann nicht die Schuld des Händlers.
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: AKW NEE am 15. April 2009, 18:16:32
@ Black

Schon das Beispiel, von Eltern angeblich gern gebraucht, mit den Blumen und den Bienen, ist nicht sehr überzeugend. Wie schon so oft, Sie wollen nicht überzeugen, Sie wollen Recht haben. Auch wenn Sie von lauter z.B Windrädern umgeben sind, könne auch Sie nicht auf Grund von Meßergebnissen an der Steckdose beweisen, wie der Strom produziert wurde.

Wenn ich eins der Beispieleier untersuchen lasse, wird ein Nachweis der Produktionsweise möglich sein.

Was mich nicht wundert, auch hier grüßt W.Busch!
Titel: Mogelpackung \"Greenwashing\"
Beitrag von: nomos am 15. April 2009, 19:00:36
Zitat
Original von Black
....
Jetzt zum Strom.
Wenn ein EVU Strom aus 100 % regenerativer Energie (Wasserkraft) verkauft und Sie als Kunde aber nicht nur regenerativen Strom, sondern zusätzlich erzeugte EEG-Energie erwarten, dann stimmt Ihre erwartungshaltung nicht mit dem Produkt überein, aber das ist dann nicht die Schuld des Händlers.
@AKW NEE, Wilhelm Busch ist da kein schlechter Ratgeber:
Also, den \"bösen\" \"ÖKO\"-Mogelstrom einfach lassen.

PS:
Hier noch ein Beispiel von sauberem Strom aus den Bergen (Pure Power) (http://www.umwelt-graubuenden.ch/media/klima/Demo_Brunsbuettel.pdf) der in Deutschland teuer verkauft wird. Investiert wird u.a. aber gleichzeitig in Importkohlekraftwerke in Deutschland (Brunsbüttel - Nordseehafen). Den eigenen Strom aus Wasserkraft verkauft man lieber profitorientiert. Machen die deutschen Verbraucher das einfach so mit?