Forum des Bundes der Energieverbraucher
Energiebezug => Strom (Allgemein) => Thema gestartet von: RR-E-ft am 13. Oktober 2008, 14:12:13
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Neue Stromtarife ohne Grundgebühr? (http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=47455)
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Es ist gut, wenn Stadtwerke in einem sich ständig verschärfenden Wettbewerb auf dem Energiesektor wiederfinden. Das ist zum Vorteil der Energieverbraucher und kein Nachteil. Allerdings hat der Wettbewerb noch nicht wirklich begonnen. Warum bedauern die Lübecker Christdemokraten den Wettbewerb?
Beim Tanken sind einheitliche Liter-Preise auch ökonomisch. An der Tankstelle bezahlt der Clio-Fahrer auch keinen anderen Literpreis als der Maybach-Fahrer. Ein Grundpreis für die Finanzierung der Tankstelleneinrichtung wird vor dem Tanken auch nicht verlangt. Der Wegfall des Grundpreises ist zu begrüssen. Energiesparen sollte sich lohnen und nicht zu einem erhöhten kWh-Preis führen. \"Erfolgsneutral\" ist eine Frage der Preiskalkulation, die vielleicht etwas schwieriger wird. Die Abschaffung des Grundpreises ist ein richtiger Schritt. Sind die Tarife jetzt linear oder progressiv? Da muss sich die CDU noch entscheiden. Die Frage, ob Tarife nach dem Wegfall des Grundpreises noch zusätzlich progressiv gestaffelt sein müssen, wäre berechtigt.
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Ich meine, diese Diskussion gehört nicht zu den Stadtwerken Lübeck (auch wenn sie dort aktuell ansteht), sondern zu Strom allgemein.
Fraglich ist, wie man Stromtarife neu gestalten kann. Bundespolitisch in der Diskussion stehen aktuell Sozialtarife.
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Man kann die Diskussion ja abtrennen. Die Diskussion \"Sozialtarife\" wird auch vor Ort geführt. \"Märchenhafte\" Gesetze (EnWG) haben wir schon. Das Schlaraffenland erwartet trotzdem keiner. Bevor nach \"Sozialtarifen\" gerufen wird, sollte man erst mal diese Gesetze ernst nehmen und realisieren. Was wir brauchen sind insgesamt faire Preise (soziale Tarife), gerade beim Grundbedarf. Energie gehört dazu. Was heute über die Energiepreise alles finanziert wird und noch werden soll, geht auf keine Kuhhaut.
Fraglich ist, ob \"separate Sozialtarife\" zum Ziel führen. Wer hat darauf Anspruch und wer finanziert diese? Die Existenzsicherung der Menschen ist Aufgabe des (gesamten) Sozialstaates. Menschen benötigen im Bedarfsfall umfassende Unterstützung. Separate Preise für Strom, Gas, Wasser und dann? Für Brot, Käse, Schuhe, Zwiebel ...? Separate Läden oder Regale, mit Ausweis oder ... ? Es gibt da heute schon die eine oder andere Diskriminierung. Manche Menschen fühlen sich bei separater Behandlung so.
Befindet sich eine solche \"Klassengesellschaft\" im Einklang mit den Vorstellungen der sozialen Marktwirtschaft?
[Müller-Armack, A.: Genealogie d. Sozialen Marktwirtschaft. Frühschriften]
\"Ihr sozialer Charakter liegt bereits in der Tatsache begründet, dass sie in der Lage ist, eine größere u. mannigfaltigere Gütermenge zu Preisen anzubieten, die der Konsument durch seine Nachfrage entscheidend mitbestimmt und die durch niedrige Preise den Realwert des Lohnes erhöht und dadurch eine größere und breitere Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse erlaubt.\"
usw....
Wie weit sind wir davon entfernt, ....... bei GAS und Strom?
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@nomos
Gleich wieder die große wirtschaftsphilosophische Diskussion?
Zunächst sollte die Diskussion vielleicht darum gehen, was für und was gegen Stromtarife ohne Grundgebühr sprechen könnte, welche Gestaltungsmöglichkeiten dabei ggf. für ein Stadtwerk bestehen ohne besorgen zu müssen, die Kunden (von denen man sich ggf. eine Quersubvention erhofft) zu verlieren.
Jede Diskussion ist sinnvoll zu beschränken, um nicht in einem Palaver zu enden. Palaverfreunde diskutieren andernorts: Kommt die klassenlose Gesellschaft erst noch oder war sie ggf. schon da und ist schon wieder vorbei oder einfach nur örtlich weitergezogen? \"Soziale Marktwirtschaft\": Wo kommt/kam sie her, wo geht/ging sie hin und wer geht/ging ggf. mit ?
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Original von RR-E-ft
Bundespolitisch in der Diskussion stehen aktuell Sozialtarife.
@RR-E-ft, Sorry, wenn ich dem Hinweis für Ihren Geschmack etwas zu ausführlich gefolgt bin. Ein sinnloses Palaver sehe ich nicht. Es geht nicht um Wirtschaftsphilosophie. Es geht bei der Diskussion schon um Kernfragen unserer Wirtschaftsordnung und nicht nur um die Gestaltungsmöglichkeiten eines Stadtwerks.
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Ich finde die Aussagen der CDU etwas krude:
\"Die neuen Tarife erscheinen auf den ersten Blick für die Kunden sozial, sind es aber nicht, weil sie in Wirklichkeit die gutverdienenden Single begünstigen, die verhältnismäßig wenig Strom verbrauchen, Familien mit Kindern mit höherem Verbrauch werden dagegen finanziell bestraft\"
Die Rechnung für verbrauchte Energie ist weder Lohn noch Strafe, daher ist es konsequent, das derjenige, der mehr verbraucht auch mehr zahlt. Und der \"gutverdienende Single\" ist unter diesem Aspekt genauso im Vorteil wie beim Kauf seiner Lebensmittel - er verbraucht weniger und zahlt weniger. Warum soll der Staat hohen Energieverbrauch über den Energiepreis subventionieren?
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bin wahrscheinlich zu dumm um zu verstehen, was denn nun beschlossen wurde. aber da evtl. kann mir das ja einer von denen erklären die schon so vortrefflich darüber diskutieren.
\"neuen, verbrauchsunabhängigen, linearen (ohne Grundpreis), gestaffelten und progressiven, dabei auch erfolgsneutralen Tarifmodells\"
neu = ist klar, versteh ich
verbrauchsunabhängig = das würde dann wohl bedeuten ne flatrate
linear (ohne Grundpreis) = was denn nun, gerade eben waren wir doch noch bei verbrauchsunabhängig, also nur grundpreis
gestaffelt = ist klar, versteh ich (übrigens ein alter hut), passt aber so schlecht zu verbrauchsunabhängig oder linear
progressiv = wie denn jetzt? linear oder progressiv oder verbrauchsunabhängig?!
erfolgsneutral = aber nur zum zeitpunkt an dem das modell berechnet wird
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Verbrauchsunabhängig bedeutet nicht flatrate sondern dass unabhängig vom Verbrauch der gleiche Kilowattstundenpreis gilt. Woanders ist es häufig so, dass bei Überschreitung bestimmter Verbrauchsmengen ein anderer Arbeitspreis gilt.
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ne, das muss unsinn sein... dann wäre verbrauchsunabhängig ja gleichbedeutend mit nicht gestaffelt und gestaffelt ist doch eine der forderungen....
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Original von Wasserwaage
bin wahrscheinlich zu dumm um zu verstehen, was denn nun beschlossen wurde. aber da evtl. kann mir das ja einer von denen erklären die schon so vortrefflich darüber diskutieren.
@Wasserwaage, das was da von der Lübecker CDU in die Welt gesetzt wurde versteht kein Mensch. Die Rathausmehrheit kann kein Tarifmodell beschlossen haben, das gleichzeitig verbrauchsunabhängig, lineare, gestaffelt, progressiv und noch erfolgsneutral ist. Ein derartiges magisches Vieleck wurde auch in Lübeck mit Sicherheit nicht erreicht.
Ich wage mal einen Übersetzungsversuch: ;)
verbrauchsunabhängig = ja, könnte man als \"flatrate\" durchgehen lassen.
Wenn man @Black folgt, hätten wir das mit linear doppelt beschrieben.
Original von Black
Verbrauchsunabhängig bedeutet nicht flatrate sondern dass unabhängig vom Verbrauch der gleiche Kilowattstundenpreis gilt. Woanders ist es häufig so, dass bei Überschreitung bestimmter Verbrauchsmengen ein anderer Arbeitspreis gilt.
linear (ohne Grundpreis) = Jede verbrauchte kWh kostet gleich würde ich sagen (wie der Sprit an der Tankstelle).
gestaffelt = dto. [
gestaffelt = ist klar, versteh ich (übrigens ein alter hut), passt aber so schlecht zu verbrauchsunabhängig oder linear]
progressiv = Je mehr kWh man verbraucht, je teuerer wird die kWh. Das wäre ein Fressen für alle Umweltfreaks. Energiefresser wären wenige begeistert. ;)
erfolgsneutral = Die Versorger sollen weiterhin ordentlich abkassieren (wie bisher)
so sieht das in etwa aktuell aus, je mehr man verbraucht, je günstiger wird der Preis je kWH (http://www.mediaupload.de/uploads/0/45b035df09b4a891483c2323a7cfb573.png)
[/list]
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Hallo,
man hört ja zur Zeit viel von sogenannten tarifen, die keine Grundgebühr erfordern.
Habe mich u.a. bei E-wie einfach informiert. Die bieten zwar einen neuen Tarif ohne Grundgebühr an, aber die sind doch dann was den rest angeht immer teurer als die anderen örtlichen Anbieter. das ist doch Mist - am Anfang klingt das super, aber wenn ich dafür mehr bezahlen soll, läuft es dann doch auf das selbe heraus, ob nun mit oder ohne Grundgebühr.
Und außerdem: es handelt sich bei diesen Angeboten meistens um mehr als 40% Atomstrom!!!!!!!!!!!!!!!!
Kennt jemand andere Anbieter, wo das nicht so ist????
Danke
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Ganz einfach hier mal nachschauen:
http://www.energienetz.de/index.php?pre_cat_open=41&id=89
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danke. habe bei meinen nachforschungen mitbekommen, dass der energieversorger nuon auch so einen tarif ohne grundgebühr anbietet. da bezahlt man wohl nur die tatsächlichen arbeitsstunden und man bekommt noch strom-spar-boxen dazu, wenn man möchte. die enthalten geräte, die dazu beitragen den stromverbrauch so gering wie nur möglich zu halten. klingt eigentlich gar nicht schlecht - ein energieanbieter hilft seinen kunden dabei strom zu sparen und somit weniger zu bezahlen - das muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen.
was sagst du/ihr dazu? sollte man das mal ausprobieren?