Forum des Bundes der Energieverbraucher

Energiebezug => Strom (Allgemein) => Thema gestartet von: nomos am 19. August 2008, 09:21:01

Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: nomos am 19. August 2008, 09:21:01
Der Emissionshandel
 
Umweltminister Gabriel beziffert laut Handelsblatt die Kosten des Emissionshandels ab 2013 auf \"bis zu zehn Milliarden Euro\" jährlich.

Gabriel ... sieht für die Einnahmen schon eine Fülle von Verwendungsmöglichkeiten .... und \"Ein Teil des Geldes fließt zurück\".

Der Staat steigert seinen Anteil also wieder mal und kassiert beim Verbraucher ab. Die Stromverbraucher zahlen bei dieser Politik die Zeche. Der Staat bedient sich immer mehr. 1998 lag der Staatsanteil noch bei rund 25 %, heute sind es 40 % und morgen? Hohe Steuern und stark steigende Abgaben aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, Belastungen aus dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz und jetzt der milliardenschwere Emissionshandel.

Der Emissionshandel geht als wirkungsvolles Steuerungsinstrument in Ordnung. Allerdings sind die Einnahmen voll an die Bürger und Verbraucher in Form von Entlastungen (Mehrwertsteuer, Abgaben etc.) zurückzugeben. Nicht   nur \"zum Teil\". Die Belastungen sind heute schon viel zu hoch. Die  Rückgabe der Emissionseinnahmen ist lediglich eine Kompensation und keine Entlastung, da muss mehr geschehen. Die Strom- und Gaspreise müssen  endlich über die Absenkung der staatlichen Anteile entlastet werden. Eine weitere Belastung richtet sich gegen die Bürger und Verbraucher und schadet der gesamte Volkswirtschaft.

Es ist eine Frage, welche Politik \"die Verbraucher\" wollen. Eine klare Aussage vor den nächsten Wahlen wäre für die Entscheidung hilfreich.
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: superhaase am 19. August 2008, 14:23:30
Zitat
Original von nomos
Der Emissionshandel geht als wirkungsvolles Steuerungsinstrument in Ordnung. Allerdings sind die Einnahmen voll an die Bürger und Verbraucher in Form von Entlastungen (Mehrwertsteuer, Abgaben etc.) zurückzugeben. Nicht   nur \"zum Teil\".
Das würde aber den Emissionshandel ad absurdum führen.
Wo bliebe dann der Anreiz, Emissionen einzusparen, wenn die Verteuerung der Emissionen durch vollständige Rückgabe der diesbezüglichen Preisaufschläge an die Verbraucher wieder vollständig eliminiert wird?
Das wäre dann nur noch ein bürokratiekostensteigerndes Geldkarussell.

Ganz im Gegenteil wäre es sinnvoll, gar keine Ausnahmen bzw. Rückgebeversprechen zu machen - auch nicht für die energieintensive Industrie.
Der in diesem Zusammenhang gemachte Vorschlag, stattdessen die Importe von nicht nachweislich mit weniger Emissionen erzeugten Güter zu bezollen, ist da wohl sinvoller. Dass dadurch ein Handelskrieg ausgelöst werden würde, wie manche Politiker behaupten, halte ich für etwas übertrieben.

Über die Forderung nach einer allgemeinen Absenkung der Steuern und Abgaben auf Strom und Gas kann man durchaus begründet anderer Meinung sein, wie hier im Forum ja schon mehrfach diskutiert wurde. Denn wer für den Energieverbrauch wie und wo eine \"Zeche\" bezahlt, ist nicht so einfach darzustellen.....

ciao,
sh
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: nomos am 19. August 2008, 15:46:29
Zitat
Original von superhaase
Das würde aber den Emissionshandel ad absurdum führen.
Wo bliebe dann der Anreiz, Emissionen einzusparen, wenn die Verteuerung der Emissionen durch vollständige Rückgabe der diesbezüglichen Preisaufschläge an die Verbraucher wieder vollständig eliminiert wird?
Das wäre dann nur noch ein bürokratiekostensteigerndes Geldkarussell.
Zitat
Original von superhaase
Ganz im Gegenteil wäre es sinnvoll, gar keine Ausnahmen bzw. Rückgebeversprechen zu machen - auch nicht für die energieintensive Industrie.
Zitat
Original von superhaase
Der in diesem Zusammenhang gemachte Vorschlag, stattdessen die Importe von nicht nachweislich mit weniger Emissionen erzeugten Güter zu bezollen, ist da wohl sinvoller. Dass dadurch ein Handelskrieg ausgelöst werden würde, wie manche Politiker behaupten, halte ich für etwas übertrieben.
Zitat
Original von superhaase
Über die Forderung nach einer allgemeinen Absenkung der Steuern und Abgaben auf Strom und Gas kann man durchaus begründet anderer Meinung sein, wie hier im Forum ja schon mehrfach diskutiert wurde. Denn wer für den Energieverbrauch wie und wo eine \"Zeche\" bezahlt, ist nicht so einfach darzustellen.....
PS: Feststellungen des Bundesumweltministerium (http://www.bmu.de/emissionshandel/aktuell/doc/42091.php) zum Handelsblatt-Artikel:

Zitat
....
Dennoch haben die Unternehmen bei ihrer Preiskalkulation unterstellt, sie müssten für alle Zertifikate bezahlen.
....
Ab 2013 werden diese Zusatzgewinne dadurch abgeschöpft, dass die Energieversorger alle benötigten CO2-Zertifikate kaufen müssen .....
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: superhaase am 19. August 2008, 20:48:20
Zitat
Original von nomos
Wo würde denn zum Beispiel ein Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Haushaltsenergie die Ziele des Emissionshandels tangieren? Oder z.B. die Abschaffung des Solis oder ...
Man kann sehr wohl mit dem Emissionshandel die Nutzung der Energiequellen steuern ohne dass die Milliarden in den Kassen der öffentlichen Hände verbleiben müssen. ...
Steuern ist auch ohne Verteuerung für den Verbraucher möglich.
Da haben Sie Recht.
Wenn das Geld aus der Versteigerung der Emissionsrechte unabhängig vom direkten Energiebezug an die Verbraucher zurückgegeben wird, indem z.B. eine andere Steuer gesenkt wird, widerspricht das nicht dem Ziel des Emissionshandels.
So ein Verfahren entspräche etwa z.B. der Ökosteuer auf Energie als Steuerungsinstrument, die gezielt den Energieverbrauch verteuert, dafür aber Arbeitskraft verbilligt.

Ich hatte bei meiner Äußerung die direkte Entlastung von Verbrauchern von diesen Kosten (durch direkte Ausnahmeregelungen oder Rückvergütungen, wie z.B. bei der stromintensiven Industrie) im Auge.

ciao,
sh
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: nomos am 20. August 2008, 11:08:07
Zitat
Original von superhaase
Da haben Sie Recht.
Wenn das Geld aus der Versteigerung der Emissionsrechte unabhängig vom direkten Energiebezug an die Verbraucher zurückgegeben wird, indem z.B. eine andere Steuer gesenkt wird, widerspricht das nicht dem Ziel des Emissionshandels.
Zitat
Original von superhaase
So ein Verfahren entspräche etwa z.B. der Ökosteuer auf Energie als Steuerungsinstrument, die gezielt den Energieverbrauch verteuert, dafür aber Arbeitskraft verbilligt.
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: nomos am 30. September 2008, 17:46:17
HANDELSBLATT: Ökostrom löst hohe Zusatzkosten aus (http://www.handelsblatt.com/politik/_b=2051774,_p=6,_t=ftprint,doc_page=0,fp=false,isPdf=1;printpdf)

Zitat
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien verursacht milliardenschwere indirekte Kosten, die von allen Stromverbrauchern zu tragen sind. Im Jahr 2006 beliefen sich diese indirekten Kosten auf 445 Mill. Euro, im Jahr 2020 dürften es mindestens 3,3 Mrd. Euro sein.
Spanier die  Einspeisevergütungen (http://forum.energienetz.de/thread.php?postid=47603#post47603) deckeln. Hierzulande fährt man voll ins Blaue. Mal sehen, ob die deutschen Haushalte und Unternehmen der Politik eine  Deckelung der Zusatzkosten noch etwas wärmer empfehlen.[/list]
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: Black am 30. September 2008, 17:53:19
Zitat
Original von nomos
Der Staat bedient sich immer mehr. 1998 lag der Staatsanteil noch bei rund 25 %, heute sind es 40 % und morgen? Hohe Steuern und stark steigende Abgaben aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, Belastungen aus dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz und jetzt der milliardenschwere Emissionshandel.

EEG und KWK Zuschläge landen nicht in der Staatskasse sondern bei den Erzeugern von EEG/KWK Strom.
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: nomos am 30. September 2008, 18:09:47
Zitat
Original von Black
EEG und KWK Zuschläge landen nicht in der Staatskasse sondern bei den Erzeugern von EEG/KWK Strom.
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: Netznutzer am 30. September 2008, 18:09:56
Auch bei uns wird künftig die Solareinspeisevergütung gedeckelt, natürlich auf höherem Niveau....

Gruß

NN
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: nomos am 30. September 2008, 18:17:38
Zitat
Original von Netznutzer
Auch bei uns wird künftig die Solareinspeisevergütung gedeckelt, natürlich auf höherem Niveau....
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: Netznutzer am 01. Oktober 2008, 01:40:04
Auch bei uns ist eine Kanalisierung der PV Förderung vorgesehen. An ihr soll sich die jeweilige Degression im Folgejahr orientieren, abhängig vom Zubau. Wer das alles überwacht, gestaltet und organisiert, weiss ich z.Zt. auch noch nicht, mehr gibt\'s für mich an Info um Mitte oktober.

Gruß

NN
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: egn am 01. Oktober 2008, 08:51:59
Eine Deckelung der Förderung ist meiner Meinung nach kein geeignetes Instrument da sie nicht dazu führt dass die Kosten für die Anlagen sinken.

Viel besser ist die Regelung in im neuen EEG das über die Degression zu steuern. Dies führt dazu dass die dauerhaft die Anlagekosten sinken und möglichst schnell die Netzparität erreicht wird. Dann kann auch die Förderung der Eigennutzung der Energie schneller wirksam werden und auch darüber der Aufwand nochmals reduziert werden. Dies führt langfristig auch dazu dass DSM in Haushalte Einzug hält und sich so der Verbrauch der Erzeugung anpasst und damit nötige Ausgleichsleistung und auch der Speicherbedarf trotz steigender Erzeugung nicht wesentlich erhöhen muss.
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: Cremer am 01. Oktober 2008, 16:05:23
@netznutzer,

in Frankreich sind Solaranlagen verboten, die ins öffentliche Netz einspeisen wollen.

Also nur für den Eigenbedarf!

Das Gleiche gilt für Windräder
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: Netznutzer am 02. Oktober 2008, 23:08:43
Zitat
Viel besser ist die Regelung in im neuen EEG das über die Degression zu steuern.

Auch im bisherigen EEG gab es schon die Defression, die zu nichts, ausser natürlich zur Festschreibung der fetten Gewinnen der Einspeiser, geführt hat.

Die Vergütungen sind in D eben viel zu hoch und die Degressionen zu gering, und selbst in Zeiten, in denen Deponiegasbetreiber an der Börse mehr Geld erhalten als vom Netzbetreiber, führt dies nicht zu einem Wechsel ins profitablere System. EEG ist für den Betreiber einfach bequem und sicher. Jetzt sind sogar noch im Biogasbereich fast alle Vergütungen heraufgesetzt worden, selbst für Altanlagen!!! Den Preis zahlen wir alle. Aber das ist ja politisch so gewollt.

Gruß

NN
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: superhaase am 03. Oktober 2008, 13:48:11
Zitat
Original von Netznutzer
Den Preis zahlen wir alle. Aber das ist ja politisch so gewollt.
Richtig. Sehr gut erkannt!
Bleibt noch zu sagen, dass es auch sinnvoll und gut ist.
Langfristig führt kein Weg daran vorbei.
Wer früher fördert und aufbaut, kann später schneller und umfassender profitieren - volkswirtschaftlich gesehen.
Aber die Diskussion hatten wir ja schon mehrmals.
Wer heute noch über das EEG jammert, weil er die \"Zeche\" zahlen muss, hat nichts verstanden. Gar nichts.

ciao,
sh
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: Netznutzer am 03. Oktober 2008, 13:54:59
Genau, sh,

dann wollen wir jetzt mal schauen, wo ihr in Bayern ja alles verstanden habt, wie jetzt der Windkraftanlagenbau bei euch in die Puschen kommt, in der nächsten Legislaturperiode, mit den umweltfreundlichsten Koalitionsparteien, die es in D so gibt.

Bis dahin sollte derjenige, der im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen.

Gruß ins soooo klug gewordenen Bayernland sendet

NN

Auf Rückgrüße kann getrost verzichtet werden, ich kann mir vorsteöllen, wie die aussehen würden.
Titel: Milliardenlasten für Stromkunden
Beitrag von: superhaase am 03. Oktober 2008, 14:32:58
Ich hab nix gegen Windkraftanlagen in Bayern - ganz im Gegenteil.