Energiepolitik > Fossile Energie / Atomkraft
\"Lobby für Atomkonzerne\"
RR-E-ft:
Milchmädchenrechnung?
--- Zitat ---Die Energiekonzerne sollten nach Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Gewinne aus einer möglichen längeren Laufzeit von Atomkraftwerken zur Senkung der Strompreise nutzen. \"Wenn man Gewinne macht, kann man die ja in die Preissenkung mit hineinbringen\", sagte die CDU-Vorsitzende im Sommerinterview von Sat.1 Nachrichten und des Senders N24.
--- Ende Zitat ---
Strom teuer verkaufen und aus den entsprechenden Gewinnen die Strompreise senken? Klingt merkwürdig.
Frage an MdB Rainer Brüderle
RR-E-ft:
Womöglich dachten einige wirklich, die Bürger für dumm verkaufen zu können.
RWE widerspricht der CDU.
--- Zitat ---Die Aussicht wirkte verlockend: Bei längeren Laufzeiten von Kernkraftwerken könnte der Strompreis sinken, hieß es aus der CDU. Doch Biblis-Betreiber RWE dementierte umgehend.
--- Ende Zitat ---
Laufzeitverlängerung führt nicht zur Strompreissenkung, sagt die SPD.
--- Zitat ---Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Nutzung der Atomkraft und der Entwicklung der Strompreise. Im liberalisierten Strommarkt bestimmt der Preis der letzten teuren Kilowattstunde, die den Bedarf abdeckt, den gesamten Strompreis an der Strombörse unabhängig vom Primärenergiemix. Atomkraftwerke sichern die Grundlast und werden nicht bei Spitzenbedarf zugeschaltet. Dafür sind Gaskraftwerke oder alte ineffiziente Kohlekraftwerke da, die wegen der Brennstoffkosten eben teuer produzieren.
--- Ende Zitat ---
Sagt auch EnBW- Chef Villis, der das Angebot der Bundeskanzlerin ablehnt.
--- Zitat ---EnBW-Chef Hans-Peter Villis hat sich gegen den Vorstoß ausgesprochen, mit den Gewinnen aus der Atomkraft den Strompreis zu senken oder zu stabilisieren. Villis sagte am Mittwoch in Stuttgart, er halte nichts von einem entsprechenden Vorschlag. Er rechne weiter mit einem steigenden Strompreis. Er sehe eigentlich nur eine Richtung, «weiter nach oben».
--- Ende Zitat ---
Antwort von MdB Rainer Brüderle (FDP)
Er stört sich wohl nicht daran, dass die Erwartung auf einem Gutachten des auch von den deutschen Stromkonzernen finanzierten Instituts (EWI Köln) gründet. Er erkennt aber wohl auch, dass die Laufzeitverlängerung Ersatzinvestitionen in den Kraftwerkspark verhindern und damit die derzeitigen Marktstrukturen zementieren wird. Ausländische Investoren würden vom deutschen Stromerzeugungsmarkt ferngehalten und die Marktmacht des bestehenden Erzeugeroligopols so auf Jahrzente hinaus abgesichert.
Die Antwort, ob eine Laufzeitverlängerung zu sinkenden Strompreisen führt, haben die Energiekonzerne nun schon selbst eindeutig beantwortet. Dies wird jedenfalls nicht der Fall sein.
Es scheint so, als hätten einzelne Poltiker die Energiekonzerne deutlich falsch verstanden. Es geht um die Zusatzgewinne der Konzerne bei einer Laufzeitverlängerung, die rechtlich allein den Aktionären zustehen.
Ob man davon einzelnen aus Sicht der Energiewirtschaft verdienten Poltikern nach deren möglichem Wechsel aus dem Politikbetrieb zur Energiewirtschaft etwas zukommen lässt, steht auf einem anderen Blatt.
RR-E-ft:
Kernfragen
--- Zitat ---Nach einer am Mittwoch vorgelegten Analyse des Energiewissenschaftlers Felix Matthes vom Öko-Institut könnten die vier Stromkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW bei einer Verlängerung der Laufzeiten um acht auf insgesamt 40 Jahre mit zusätzlichen Gewinnen in Höhe von mindestens 65 Milliarden Euro rechnen. Diese Berechnung geht von der Annahme aus, dass der Großhandelspreis für Strom auf Dauer nur sieben Cent pro Kilowattstunde beträgt. Wegen der steigenden Preise für Steinkohle und der Lizenzkosten für den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) werden zukünftige Stromlieferungen an der Börse aber schon heute zum Preis von 8,5 Cent pro Kilowattstunde gehandelt. Bliebe es bei diesem Preisniveau, würden die Zusatzgewinne der Stromunternehmen bis 2031 sogar auf 84 Milliarden Euro steigen, heißt es in der Studie.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---Die hohen Gewinne ergeben sich aus dem Umstand, dass die Ausgaben für Planung und Bau bei Atomkraftwerken der größte Kostenfaktor sind. Die Baukosten für Deutschlands alternden Atomkraftwerkspark sind aber längst abgeschrieben. Es fallen nur noch Ausgaben für den laufenden Betrieb an. Diese betragen im Schnitt 1,7 Cent pro Kilowattstunde, wie das konzernnahe Energiewirtschaftliche Institut in Köln ermittelte. Daher liegt die Gewinnspanne für Atomstrom zu derzeitigen Preisen bei 5,3 Cent pro Kilowattstunde
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---Der Energieexperte des Essener Wirtschaftsinstituts RWI, Manuel Frondel, spricht dagegen von einem Entlastungspotenzial für Verbraucher von 56 Milliarden Euro. Wenn die Laufzeiten verlängert würden, müsse weniger in neue Kraftwerke investiert werden, sagt er.
--- Ende Zitat ---
Es werden also Ersatzinvestitionen in Höhe von 56 Mrd. EUR, die die Wirtschaft ankurbeln, Arbeitsplätze sichern und die Marktstruktur nachhaltig verändern könnten, verhindert. Dass sich Herr MdB Rainer Brüderle deshalb dafür stark machen will, verwundert. Vom Entlastungspotential wird laut RWE und EnBW nichts bei den Verbrauchern ankommen.
RWE kämpft tricky um Uraltmeiler
Den Gedanken der Bundeskanzlerin weitergeführt:
Man könnte ggf. Bezugsscheine an sozial Schwache verteilen, vermöge sie berechtigt sind, Strom ab Kernkraftwerk zu einem ermäßigten Strompreis zu beziehen, der die geringen Stromerzeugungskosten von 1,7 Ct/ kWh berücksichtigt. Ein Strompreis für Bedürftige deutlich unterhalb 10 Ct/ kWh sollte möglich sein. Hartz- IV- Empfänger werden verpflichtet, ausschließlich diesen billigen Atomstrom zu beziehen.
RR-E-ft:
Bereits vor der letzten Bundestagswahl, nämlich Anfang August 2005 wurde eine Strompreissenkung bei längeren AKW- Laufzeiten abgelehnt.
--- Zitat ---Branchen-Präsident lehnt Senkung der Strompreise als Gegenleistung für längere AKW-Laufzeiten ab / Keine Basis für Vereinbarung mit Union- Jörg Michel
BERLIN, 8. August 2005. Die deutsche Atomwirtschaft hat den Vorschlag von Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel abgelehnt, sich im Gegenzug für längere Kernkraftwerkslaufzeiten auf niedrigere Strompreise zu verpflichten. \"Darauf können wir uns nicht einlassen\", sagte der Präsident des Deutschen Atomforums, Walter Hohlefelder, im Interview mit der Berliner Zeitung. Der Energiemanager, der im Vorstand des Münchner Eon-Konzerns sitzt, betonte: \"Der Strompreis bildet sich am Markt. Und so sollte es bleiben.\"
Die Energiewirtschaft wendet sich damit gegen Überlegungen in der Union, Teile der zu erwartenden Zusatzgewinne in einen Fonds zum Beispiel für energieintensive Betriebe zu stecken, die besonders unter hohen Strompreisen leiden. Eine derartige Gewinnabschöpfung nannte Hohlefelder \"ordnungspolitisch völlig inakzeptabel\". Er fragte: \"Welches Interesse sollten wirtschaftlich agierende Firmen an längeren Laufzeiten haben, wenn wir dadurch keinen Gewinn machen?\"
--- Ende Zitat ---
Daran hat sich überhaupt nichts geändert.
Nur die Politiker behelligen die Bürger wieder mit der völlig unsinnigen Erwartung, längere Laufzeiten würden zu sinkenden Strompreisen führen. Grober Unfug sei eine solche Erwartung, worauf RWE und EnBW auch 2008 wieder unmissverständlich hinweisen.
Noch einmal lässt sich nicht mit der gleichen Hoffnung in den Wahlkampf starten. Denn die Bürger wissen ja nun, dass die Atomkraftwerke den Strom für sie keinesfalls günstiger machen.
Der Strom wird zwar weiter günstig produziert, weshalb die Strompreise aber für niemanden günstiger werden. Die drastischen Gewinne werden nicht etwa für neue Kraftwerke verwendet, sondern nach wie vor für den Expansionskurs der Konzerne, ohne dass die Chance bestünde an der bestehenden beklagenswerten Marktstruktur auf dem deutschen Stromerzeugungsmarkt etwas zu ändern.
RR-E-ft:
Hohlefelder für neue AKW in Deutschland
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