Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Lichtblick schummelt  (Gelesen 13320 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline tangocharly

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.139
  • Karma: +5/-0
Lichtblick schummelt
« Antwort #15 am: 17. Juni 2008, 19:11:11 »
Tolle Sache, das was die Stadtwerke da anbieten .......
Zitat
Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen bieten unter dem Namen EnzStrom, Strom aus 100 Prozent Wasserkraft an, der nicht von der Förderung des Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) profitiert und somit nicht in den bundesweiten Ausgleich eingebracht wird.
Preisgarantie bis 31.12.2008
.......(Welches Unternehmen, bis hin zu Stadtwerken, will denn nicht von gesetzlichen Förderungen profitieren ?).

Aber (und das findet sich halt auch bei diesem Angebot,  was immer wieder zu beobachten ist, wie lautet auch hier die Devise:
\"Kaufst du viel Strom, dann sparst du - Kaufst du wenig Strom, dann sparst du nicht\".

Und wie tönt es aus aller Munde (Ratschläge von Offiziellen an Energiekunden):
\"Um den ständig steigenden Energiepreisen zu entgehen müßt ihr, liebe Leute, Energie sparen.\"

Ja, so sieht das aus  -  wir Bürger werden schon noch die Quadratur des Kreises schaffen.
<<Der Preis für die Freiheit ist die Verantwortung>>

Offline Thomas S.

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 214
  • Karma: +0/-0
Lichtblick schummelt
« Antwort #16 am: 18. Juni 2008, 10:37:30 »
Zitat
Original von nomos
...Aber hier bekommt man wenigstens 100 %  ;)

Bist Du Dir da sicher?? Wie kann ein beliebiger Versorger plötzlich auftretende Lastspitzen im Netzverbund ausgleichen? Indem er innerhalb von Sekunden eben die Turbinen hochfährt?? Das ist technisch nicht möglich. Wasserkraftwerke sind Grundlastkraftwerke.

Irgendwie geht hier die Diskussion an der Realität vorbei. Man wird immer sehr schnell verfügbare Reserven benötigen, um Lastschwankungen auszugleichen. Mit Wasserkraft allein geht das nicht. Real kommt also immer wieder mal auch AKW-Kohle-xyz-Strom aus der Dose, das ist halt nicht zu trennen. Oder anders ausgedrückt: wenn Du und Deine Nachbarn in der Region nur am Wasserkaftwerk angeschlossen wären, würde die Lichthelligkeit doch arg schwanken und so mancher Computer öfters hängen...

Im Grundsatz noch eine Anmerkung: wenn für alle Lastfälle reiner Ökostrom vorgehalten werden soll, muß der Stromeinkäufer generell eine Überdeckung inklusive Reserven und Sicherheitszuschlag VORHALTEN. Dadurch alleine wäre derzeit meiner Meinung nach der Ökostron als Alternattive viel zu teuer.

Es muß ja nicht gleich Strom aus AKWen sein, aber eine gewisse Reserve sollte man dem Anbieter von Ökostron in Form von herkömmlichen Strom schon zugestehen. Alles andere geht an der Realität vorbei, die Erwartungshaltung ist schlichtweg zu hoch.

Erst wenn wirklich alle technischen Voraussetzungen für eine schnelle (Zwischen-)Speicherung und Abrufbarkeit von Strom in größeren Mengen real vorliegen, wird das kein Thema mehr sein.

Offline nomos

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 2.448
  • Karma: +0/-0
Lichtblick schummelt
« Antwort #17 am: 18. Juni 2008, 11:12:14 »
@Thomas S., Strom geht bekanntlich den kürzesten bzw. den Weg des geringsten Widerstandes. Wer in der Nähe eines AKWs wohnt, wird in aller Regel auch den dort erzeugten Strom in der Leitung haben. Das völlig unabhängig vom abgeschlossenen Stromliefervertrag, selbst wenn da 100 % ÖKO drinsteht.

Es geht hier aber um die Abnahme einer Menge, die garantiert mit Wasserkraft erzeugt wird. Nur so funktioniert das Prinzip des \"ÖKO\"-Strom-Verkaufs überhaupt. Was aus der Steckdose kommt ist nicht feststellbar. Strom hat keine Farbe, auch wenn manche das tatsächlich aufgrund der Werbung in der Zwischenzeit annehmen.  GRÜN oder GELB, das ist hier nicht die Frage.  ;)

Die vier in diesen Tarif einbezogenen Wasserkraftwerke an der Enz produzierten im Jahr 2007 rund 6,8 Millionen Kilowattstunden. Die Stadtwerke haben bis jetzt nur Verträge abgeschlossen, die nicht einmal die Hälfte dieser Strommenge ausmachen, also die Überdeckung ist reichlich gegeben, das habe ich schriftlich.

Also wie immer man 100%igen \"ÖKO\"-Strom definieren möchte, wenn dieser Begriff schon in der Werbung verwendet und eine Rechtfertigung haben soll, hier trifft dieser Begriff dann noch am ehesten zu. Erst recht, wenn andere Verbraucher damit nicht zusätzlich belastet werden.

Ich bin trotzdem nicht ganz glücklich. Als die Kraftwerke gebaut wurden, gab es keine Klima-, CO2- oder Feinstaub-Diskussion. Das war ganz normaler Strom. Heute sind die Kraftwerke abgeschrieben und ich denke der Strom wird günstig produziert. Er wird jetzt als \"ÖKO\" teuer verkauft. Produziert wird wie vor 60 Jahren, mehr für \"das Klima\" wird durch den Preisaufschlag damit unmittelbar nicht getan.  Bei einer \"ÖKO-Strom-Entscheidung würde ich den \"Enz-Strom\" trotzdem jedem anderen Angebot mit \"Lichtblick\" vorziehen. Das Vertrauen gegenüber den Stadtwerken ist da doch noch etwas größer.

Offline Thomas S.

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 214
  • Karma: +0/-0
Lichtblick schummelt
« Antwort #18 am: 18. Juni 2008, 11:28:12 »
Das ist alles richtig.

Ich wollte nur auf die reale Komplexität des Themas hinweisen.

Und darum bitten, einfach auf dem Teppich zu bleiben. Es ist natürlich fragwürdig, wie Lichtblick informiert. Deshalb aber gleich Zeter und Mordio zu rufen...  ;)

Aber ich errinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Diskussion über TeldaFax, die ja auch Öko anbieten, allerdings aus Norwegischen Wasserkraftwerken.

Das wurde in der Diskussion bemängelt (RECS-Zertifikate), obwohl die eingekaufte Strommenge (nach TeldaFax-Angaben) auch größer als die Abnahmemenge war - den heutigen Stand kenne allerdings ich nicht.

So ganz erschließt sich mir hier nicht der reale Unterschied...

Offline nomos

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 2.448
  • Karma: +0/-0
Lichtblick schummelt
« Antwort #19 am: 18. Juni 2008, 11:49:41 »
Zitat
Original von Thomas S.
Aber ich errinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Diskussion über TeldaFax, die ja auch Öko anbieten, allerdings aus Norwegischen Wasserkraftwerken.
Das wurde in der Diskussion bemängelt (RECS-Zertifikate), obwohl die eingekaufte Strommenge (nach TeldaFax-Angaben) auch größer als die Abnahmemenge war - den heutigen Stand kenne allerdings ich nicht.
So ganz erschließt sich mir hier nicht der reale Unterschied...
    @Thomas S. ich bin da nicht weit entfernt. \"ÖKO\"- und \"BIO\"- sehe ich mit wenigen Ausnahmen als Profitoptimierung. Schlimm wird es, wenn der Strom aus Wasserkraft dann noch in der Schweiz eingekauft wird und die Schweizer ihre \"Strombadewanne\" dann wieder mit Strom aus Kernkraft auffüllen. Einfach absurd! An der Grenze wird ja schon wieder kräftig geplant.

    Es ist aber schon ein Unterschied, ob Strom aus Wasserkraft verkauft wird, der seit Jahrzehnten vor Ort erzeugt wird oder ob er zur Profitoptimierung aus Norwegen oder der Schweiz eingekauft wird und der dortige Bedarf wieder durch Strom aus Kohlekraftwerken oder AKWs ersetzt wird. @Thomas S., da erschließt sich mir auch nichts. Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum Strom aus Wasserkraft nicht wie vor Jahren als Normalstrom im Strommix verkauft werden kann. Der große Teil der Verbraucher macht das Spiel ja völlig unkritisch mit und glaubt durch seinen \"ÖKO\"-Vertrag würde er das Klima retten oder die weitere Verbreitung von Atomstrom vermeiden.
PS: Hier gibts noch mehr aktuelle Information zum \"ÖKO\"-Stromangebot der Stadtwerke
· · ·  Wenn schon \"ÖKO\", dann würde ich regionale Angebote immer \"Lichtblick & Co\" vorziehen, sofern der Preis stimmt  ;) !

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz