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Autor Thema: Kartellamt - wettbewerbswidrige Vertragsbindungen  (Gelesen 2148 mal)

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Offline tangocharly

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Kartellamt - wettbewerbswidrige Vertragsbindungen
« am: 03. Juni 2008, 11:31:58 »
Das Kartellamt wird von den großen Gasmonopolisten brüskiert, so die SZ v. 24.03.2008.

Worum ging\'s:

Zitat
Der Streit zwischen den Wettbewerbsbehörden und der Gaswirtschaft verschärft sich. Nach Informationen der SZ enthalten große Gasunternehmen dem Bundeskartellamt Daten vor, die sie bis zu dieser Woche einreichen sollten. Gasverbrauchern stehen erneut drastige Preisanstiege bevor.

Die Wettbewerbshüter hatten Missbrauchsverfahren gegen die großen Gasanbieter eingeleitet und sie aufgefordert, bis nach Ostern zu ihren Preiskalkulationen Stellung zu nehmen. Bislang liegen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung keine Reaktionen vor.

Vielmehr wollen die meisten der betroffenen Unternehmen offenbar Zeit herausschlagen und eine Fristverlängerung beantragen. Kartellamtspräsident Bernhard Heitzer hat aber bereits durchblicken lassen, dass seine Behörde Preisunterschiede von 60 Prozent zwischen einzelnen Anbietern nicht tolerieren wird und daran denkt, die wirtschaftlichen Vorteile der Konzerne \"eventuell abzuschöpfen\"

Vor allem der größte deutsche Gasimporteur Ruhrgas hat es bisher verstanden, der Öffentlichkeit Auskünfte zu den Preisen vorzuenthalten. Die Abrechnungen für den Transport des Brennstoffs sind intransparent..

Kommt uns allen doch irgendwie bekannt vor - oder ?

Und \"...die wirtschaftlichen Vorteile der Konzerne eventuell abzuschöpfen\"  - na das klingt doch wie in einer Kriminalgeschichte (z.B. Geldwäsche, Betruch, Hehlerei, Erpressung, etc.). Ach ja - und wem soll diese Abschöpfung zu gute kommen ???   --  da wird sich Herr Steinbrück aber freuen.

Die integrierten Regelkreise stehen im Fokus der Behörden, sprich die \"vertikal gestaffelten\" Verteiler (die sich als \"Wasserträger\" der Großen Vier integriert haben):

Zitat
Beide Behörden schreiten aber gegen Geschäftsmodelle der Gaswirtschaft ein, an denen die Unternehmen kräftig verdienen. Besonders bei den vertikal integrierten Konzernen Eon und RWE, die sich durch ihre mehrstufige Gasversorgung \"Speckringe\" zulegen konnten, erzeugen diese Aktivitäten Unruhe.

Anmerkung: Die Großen Vier sind wohl insgesamt 15 Unternehmen (die das Kartellamt auch beobachtet).

In der Lieferkette sieht es dann nach dem Bericht zu schließen so aus:

Zitat
Nur ein Drittel des Endpreises geht also an die Förderer und an die Lieferanten bis zur deutschen Grenze. Dazu kommen Transportkosten innerhalb Deutschlands von etwa 0,3 Cents je Kilowattstunde. Die Stadtwerke als die Nächsten in der Lieferkette geben jedoch an, dass ihre Bezugspreise mindestens 50 Prozent des Endpreises ausmachen. Damit bliebe eine Spanne von etwa 2,5 Cent, wovon der Staat über Steuern und Abgaben 1,5 Cent abschöpft. Importeure und Lieferanten der Stadtwerke wie Eon Ruhrgas operieren nach dieser Rechnung derzeit mit einer Marge von rund einem Cent, während für Stadtwerke und Endverteiler 1,5 Cent übrig bleiben. Darin enthalten sind die Entgelte für die örtlichen Netze (1 Cent), während der Rest (0,5 Cent) auf den Vertrieb und Leistungen wie Messung und Abrechnung entfällt.

Wenn also Haushalte  durchschnittlich zwischen 5,5 und 7 Cent kWh zahlen und davon rd. 2 Cent/kWh für den Import weggehen, dann bleiben im Inland rd. 3,5 bis 5,0 Cent/kWh auf der Strecke. Für den Transport gehen 0,3 Cent/kWh weg, bleiben 3,2 bis 4,7 Cent/kWh. Der Fiskus frisst weitere 1,5 Cent/kWh, bleiben 1,7 bis 3,2 Cent/kWh. Für Netzentgelte und Vertrieb (Messung, Abrechnung) gehen noch einmal 1,5 Cent/kWh weg, verbleiben 0,2 bis 1,7 Cent/kWh. Und wo bleibt der Gewinn ?
Nach dem Bericht der SZ liegt die Marge des genannten Importeurs bei 1,0 Cent/kWh.

Jetzt wird\'s richtig spannend: denn bei der Rechnung, so die Einsatzzahlen richtig sind, bleibt für irgendwelche Gewinne nur dann Raum, wenn der Gaspreis beim Haushaltskunden möglichst hoch ist (abgesehen von den in dieser Rechnung nicht berücksichtigten Grundgebühren).

Sehr griffig auch die Abschlußbemerkung der SZ:

Zitat
vom Gaseinkäufer RWE Gas Midstream über die Zwischenholding RWE Energy und die großen Regionalgesellschaften fließt das Gas durch viele Rohre und Bilanzen, bis es beim Verbraucher ankommt.
<<Der Preis für die Freiheit ist die Verantwortung>>

 

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