Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: E.ON: Ende der Ölpreisbindung von Erdgas  (Gelesen 3238 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
E.ON: Ende der Ölpreisbindung von Erdgas
« am: 22. Mai 2008, 14:03:44 »
E.ON Ruhrgas bietet seinen Kunden flexible Festpreise an

Zitat
Flexible Festpreise

Fix- oder Formelpreis? Eine wichtige Frage für jedes Unternehmen, das seinen Gasbezugspreis vor dem Hintergrund eigener Markterwartungen optimal gestalten möchte.

Aber wie verträgt sich das mit einem klassischen Liefervertrag, der wesentliche Risiken der Gasversorgung absichert? Bei uns gut.

Denn dafür gibt es jetzt das neue Instrument „Flexible Festpreise“, das sich mit vielen E.ON Ruhrgas-Gaslieferungsverträgen kombinieren lässt. Es bietet Ihnen die Freiheit, flexibel zu entscheiden, welches Preismodell Sie auf Ihre Gaslieferung oder Teile davon anwenden wollen.

Das Prinzip ist einfach: Bei der Markteinschätzung „Preise steigen“ vereinbaren Sie mit uns einen Fixpreis, der Sie von der weiteren Entwicklung der Gaspreise freistellt. Vermuten Sie jedoch, dass die Gaspreise ölpreisgetrieben sinken werden, wählen Sie eine ölpreisindizierte Formel, die Sie an der zukünftigen Entwicklung der Ölpreise partizipieren lässt. Unser professionelles Kompetenzteam nimmt Ihre Aufträge jederzeit gerne entgegen.

Die Vorteile auf einen Blick:

Absicherung gegen ölpreisindizierte Preissteigerungen durch Wechsel in „Fixpreis“

Quelle: E.ON Ruhrgas AG

Wer würde heute wohl schon vermuten, dass die Gaspreise ölpreisgetrieben sinken werden?

Man frage die Stadtwerke, ob sie von sinkenden Ölpreisen ausgehen.
Wenn nicht, stelle man die Frage, warum Erdgas dann mit Ölpreisbindung bezogen wird.

Wie verlogen müssen nun die Aussagen der Gaswirtschaft  erscheinen, wonach langfristige Lieferverträge zwingend eine Ölpreisbindung erforden, die Gaspreise den Ölpreisen automatisch folgen.

Offline Wasserwaage

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 243
  • Karma: +0/-0
  • Geschlecht: Männlich
E.ON: Ende der Ölpreisbindung von Erdgas
« Antwort #1 am: 22. Mai 2008, 14:49:08 »
\"Wer würde heute wohl schon vermuten, dass die Gaspreise ölpreisgetrieben sinken werden?

Man frage die Stadtwerke, ob sie von sinkenden Ölpreisen ausgehen.\"

Das kommt wohl auf den Betrachtungszeitraum an und welchen Analysten Sie fragen.



\"Wenn nicht, stelle man die Frage, warum Erdgas dann mit Ölpreisbindung bezogen wird.\"

Glauben Sie denn wirklich, dass in dem Fixpreis keine Ölpreisbindung steckt?! In dem Fixpreis den die E.ON vereinbaren würde sind selbstverständlich die Markterwartungen der E.ON an den Ölpreis inklusive einem Risikoaufschlag eingepreist.


\"Wie verlogen müssen nun die Aussagen der Gaswirtschaft erscheinen, wonach langfristige Lieferverträge zwingend eine Ölpreisbindung erforden, die Gaspreise den Ölpreisen automatisch folgen.\"

nix kapisch
gott lobe den tag an dem es soweit ist, dass ich mir prepaidkarten mit strom von jedem x-beliebigen anbieter überall kaufen kann um sie dann in meinen zähler zu schieben.

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
E.ON: Ende der Ölpreisbindung von Erdgas
« Antwort #2 am: 22. Mai 2008, 15:09:14 »
@Wasserwaage

Ich kenne niemanden aus der Energiewirtschaft, der für die Zukunft von ölpreisgetriebenen Preissenkungen ausgeht.

Aufgrund der Verknappung und der steigenden Energienachfrage wird von einem drastischen Ölpreisanstieg ausgegangen.

Demnach müssten E.ON Ruhrgas - Kunden sich beim Bezug für die Festpreise und gegen die Indexformeln entscheiden.

Klar werden in diese Festpreise  Risikoaufschläge eingepreist.
Ruhrgas will ja nicht verarmen.

Aber die Gasbezugspreise folgen deshalb nicht mehr automatisch über eine Formel den Ölpreisen. Das ist entscheidend.

Weiter entscheidend ist, dass kurzfristige Verträge abgeschlossen werden, der Markt liquide wird und die Preisbildung hiernach wettbewerbsgerechter erfolgt als bisher.  Möglicherweise bietet ein andere Gaskonzern ja günstigere Konditionen.

Schließlich waren die Erdgasimportpreise (statistischer Wert der Ware Erdgas  an der deutschen Grenze) aufgrund der Ölpreisbindung in Langfristverträgen von Mai 2003 bis November 2006 um 0,91 Ct/ kWh gestiegen, die Gaspreise für Letztverbraucher angeblich ebenfalls aufgrund dieser Preiskopplung um über 1,50 Ct/ kWh. Dabei lagen die Erdgasimportpreise im Mai 2004 bei 1,45 Ct/ kWh.

Dass deren Anstieg über die Lieferkette nur mit zeitlicher Verzögerung beim Kunden angekommen wäre, kann als Märchen bezeichnet werden, nachdem viele Gasversorger bereits im Herbst 2004 die Gaspreise um 0,40 Ct/ kWh erhöht hatten....

Gerade erleben wir, wie der weitere Preisanstieg auf den internationalen Energiemärkten (abgebildet in den Erdgasimportpreisen) angeblich mit zeitlicher Verzögerung beim  Letzverbraucher anlangen sollen.

Der Erdgasimportpreis lag im Februar 2008 bei 2,38 Ct/ kWh und somit 1,08 Ct/ kWh über dem Wert vom Mai 2003. Derweil erhöhen Gasversorger zum 01.07.2008 die Gaspreise für Letzverbraucher, teilweise um 0,95 Ct/ kWh....

Es gibt keine zeitliche Verzögerung zur Entwicklung der Erdgasimportpreise, sondern einen erheblichen zeitlichen Vorlauf.

Alles noch frisch?!

Realistische Ölpreisbindung der Letztverbraucherpreise kann nur bedeuten, dass die Gaspreise an die vom BAFA veröffentlichten Erdgasimportpreise gekoppelt werden, also monatlicher BAFA Erdgasimportpreis plus X.

X müsste die Netzkosten (Transportkosten einschließlich Rendite), die Kosten der Messung, der Abrechnung und die Steuern abdecken, ggf. noch einen schmalen Gewinn für den Vertrieb.

Die Realität:

Im Februar 2008 lagen die Erdgasimportpreise bei 2,38 Ct/ kWh, allein die Arbeitspreise für Letzverbraucher mit einer Abnahmemenge von 20.000 kWh/ a hingegen bei 5,833 Ct/ kWh (netto) [SWE Energie Erfurt].

Muss doch wohl wucherisch erscheinen, wenn zwischen Erdgasimportpreis und Letzverbraucherpreis eine Differenz von mehr als 3,40 Ct/ kWh liegt, wovon 1,166 Ct/ kWh auf den Arbeitspreis der Netznutzung inklusive vorgelagerter Netze, 0,55 Ct/ kWh auf die Energiesteuer und 0,03 Ct/ kWh auf die Konzessionsabgabe entfallen (SWE Netz Erfurt).

Offline Wasserwaage

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 243
  • Karma: +0/-0
  • Geschlecht: Männlich
E.ON: Ende der Ölpreisbindung von Erdgas
« Antwort #3 am: 22. Mai 2008, 16:04:12 »
jaja, ich weiss, die gas hat nur einen preis systematik....

sicherlich wäre es ganz nett wenn sich das irgendwann mal so einstellen würde. aber wie heisst es so schön: gut ding will weile haben.

und bis dahin gilt noch die alte regel, dass der importpreis sich aus den verschiedenen preisbindungen zusammensetzt. und wenn der ölpreis schneller steigt als der kohlepreis, dann führt dies nunmal dazu, dass sich ausschläge beim kommunalgas (so wird das gas mit HEL-Preisbindung für die \"normalen\" abnehmer bei e.on genannt) stärker darstellen als beim karftwerksgas bzw. als als beim importpreis.



als stadtwerk ist es in der vergangenheit und auch größtenteils momentan doch so, dass sie nicht viele oder garkeine alternative zur e.on haben.

und wenn sie bei der e.on sind und die wahl zwischen festpreis und ölpreisbindung haben, sich aus beiden varianten kein wirklicher unterscheid ergibt. und es demnach auch keinen grund gibt sich für den festpreis zu entscheiden, es sei denn man möchte seinen kunden einen festpreis anbieten. dann sollte man aus risikogesichtsgründen die gleiche menge als festpreis einkaufen. kurz- oder langfritsitger werden die verträge übrigens auch nicht. beim festpreis der e.on ist es einfach so, dass für den zeitraum in dem der festpreis gilt die automatische anpassung an den ölpreis ausgesetzt wird, ansonsten bleibt vertrag = vertrag. lang- und kurzfristig wird hier hauptsächlich durch die vorgabe des kartellamtes beeinflusst.


und ja, bei verträgen mit hel-preisbindung kommt der preisanstieg beim hel mit zeitlicher verzögerung beim kunden an. wobei ich keine ahnung habe, was denn evtl im herbst 2004 passsiert ist oder passiert sein soll und wieviel viele sind. zu dem zeitpunkt hatte ich mit gas noch keine berührungspunkte. denn: heizöl ist die macht und viel besser als gas!
gott lobe den tag an dem es soweit ist, dass ich mir prepaidkarten mit strom von jedem x-beliebigen anbieter überall kaufen kann um sie dann in meinen zähler zu schieben.

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
E.ON: Ende der Ölpreisbindung von Erdgas
« Antwort #4 am: 22. Mai 2008, 16:16:39 »
@Wasserwaage

Zitat
und bis dahin gilt noch die alte regel, dass der importpreis sich aus den verschiedenen preisbindungen zusammensetzt. und wenn der ölpreis schneller steigt als der kohlepreis, dann führt dies nunmal dazu, dass sich ausschläge beim kommunalgas (so wird das gas mit HEL-Preisbindung für die \"normalen\" abnehmer bei e.on genannt) stärker darstellen als beim karftwerksgas bzw. als als beim importpreis.


Glauben Sie das wirklich?

RIA Novosti berichtete, dass nach Aussage von Gazprom sich die Erdgaspreise für Westeuropa ausschließlich nach Rohölnotierungen (Rotterdam) richten sollen, angeblich  nach einer einheitlichen sog. europäischen Formel. Das ist auch wahrscheinlicher als alles andere.

So lange niemand die Importverträge gesehen hat, ist nicht auszuschließen, dass die angeblich bereits beim Import bestehenden  unterschiedlichen Bindungen eine Ruhrgas- Erfindung sind, die nichts mit der Realität zu tun haben.

Die Preisspaltung findet erst hinter der deutschen Grenze statt.

Zudem erfolgt der Gasimport aufgrund von kontinuierlichen Bandlieferungen, die zum Großteil in Deutschland zwischengespeichert werden. Der Wert der Differenzmengen zwischen Ein- und Ausspeicherung richtet sich, soweit ersichtlich,  ausschließlich nach den vom BAFA veröffentlichten Erdgas- Importpreisen. In den Speichern hat das Gas mithin noch einen einheitlichen Wert. Siehste hier.

Zitat
Die Erdgasbeschaffung von E.ON Ruhrgas beruht auf langfristigen Verträgen mit überwiegend gleichmäßigen Lieferungen. So muss im verbrauchsschwachen Sommer nicht benötigtes Erdgas in die Untertage-Gasspeicher eingelagert werden, um es im verbrauchsstarken Winter, mit Leistungsspitzen an besonders kalten Tagen, bedarfsgerecht an den Verbraucher abgeben zu können.

Die Strukturierung und Preisspaltung der importierten Gasmengen erfolgt also erst nach der deutschen Grenze, im Inland.

Teilweise wird Erdgas zu Mischpreisen importiert, wobei ein Teil ölpreis- und ein weiterer Teil gaspreisgebunden ist.

Auch dabei bildet der Importeur erst hinterher aus der importierten Gesamtmenge  \"Kommunalgas\"- Teilmengen, die er zu unterschiedlichen Preisen an Kunden losschlägt.
Es gibt mithin noch nicht einmal einen Preis bei einem einzelnen Lieferanten für \"Kommunalgas\".

Wenn Gas an der Börse gehandelt wird, interessiert es wohl zudem den Gasmann, mit welcher Preisbindung das Gas importiert wurde?
Es kommt nur auf den Durchschnittspreis an !

Die Gaspreise für Letztverbraucher, die mit \"Kommunalgas\" beliefert werden, haben sich seit 2003 nominal doppelt so stark erhöht wie die Erdgasimportpreise.

Entsprechend der Absatzstruktur würden ca. 50 Prozent der importierten Menge auf die als \"Kommunalgas\" abgesetzte Menge entfallen.  

Dann müsste die andere Hälfte der importierten Gesamtmenge seit Jahren schlichtweg im Preis stabil geblieben sein, damit die Rechnung (halbwegs) aufgeht. Siehste hier.

Könnte ja wirklich sein, dass \"Kraftwerksgas\" und Gas für große Industriekunden und die chemische Industrie seit 2003 im Preis stabil geblieben oder sogar billiger geworden sind.

Nur hätten dann eben die Strompreise seit 2003 nicht steigen dürfen, weil die Strompreise im Großhandel an der EEX  laut BDEW ganz wesentlich von den kurzfristigen variablen Grenzkosten der Gaskraftwerke (Brennstoffkosten) abhängen.

Kann also auch nicht richtig sein.

Bei bzw. mit den Gaspreisen stimmt etwas nicht!

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz