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Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde

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RR-E-ft:
Was im Juli 2007 an der EEX gehandelt wurde

superhaase:
Sehr interessant der neue Gashandel:


--- Zitat ---Der durchschnittliche Preis für die Tageslieferung Gas am Spotmarkt schwankte zwischen 11,60 Euro/MWh und 17,50 Euro/MWh.
--- Ende Zitat ---
Das heißt also, das Gas war innerhalb Deutschlands im Juli 07 für 1,16 bis 1,75 ct/kWh für die Versorger zu haben.  8o


--- Zitat ---Für die Gaslieferung im Jahr 2008 wurde am 31.07.2007 am Terminmarkt ein Preis von 20,33 Euro/MWh (BEB) bzw. von 21,03 Euro/MWh (E.ON GT) festgestellt.
--- Ende Zitat ---
Auch kann sich jedes Stadtwerk das Gas schon jetzt für 2008 für max. 2,1 ct/kWh, bestellen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das ja nun eine tolle Munition für jeden Gaspresirebellen in den Gerichtsverhandlungen.
Wie will ein Versorger nun einen Preis von z.B. netto 5 ct/kWh (derzeit SWM-München) rechtfertigen? Das sollen die mir mal vorrechnen!

Nun müsste jedes Stadtwerk ja sofort seine Vorlieferverträge kündigen und das Gas direkt an der Börse kaufen.....
Kein Gericht kann doch nun mehr irgendwelche HEL-gebundenen Vorlieferverträge mit überhöhten Gaspreisen als Grundlage für einen billigen Gaspreis akzeptieren.
Da bin ich ja mal gespannt.

ciao,
sh

Cremer:
@Fricke,

es ist aber ja noch kein richtiges Handelsvolumen gewesen.

Handel nur zwischen ca. 550.000 und 860.000 Euro.

Interessant allerdings dagegen der Handelspreis (siehe superhaase)

RR-E-ft:
@superhaase

Gashandel an der EEX betrifft bisher nur die Marktgebiete BEB und E.ON GT.
Um zum Handel zugelassen zu werden, muss man bestimmte Mindestmengen handeln. Einzelne Stadtwerke liegen mit ihrem Bezug unter diesen Schwellenwerten. Man kann sich aber zusammentun.

Es kann also nicht bereits jetzt jedes Stadtwerk bestellen....

Wenn die Nachfrage an der Börse steigt, können natürlich auch die Börsenpreise steigen. Ebenso können sie sinken, wenn mehr Gas an der Börse angeboten wird. Erst bei sehr großen Handelsvolumina wird eine Liquidität des Marktes erreicht und die Preise sind weniger volatil.

Gleichwohl handelt es sich um Großhandelspreise, die auch in Zusammenschau mit den Erdgasimportpreisen eine Tendenz aufzeigen.

Deutlich wird, dass im kurzfristigen Handel die Preise derzeit deutlich  unter den Preisen der klassischen  Langfristverträge (Standard Citygate) bzw. Regiogate) liegen.

Zu diesen Großhandelspreisen an virtuellen Handelspunkten in einem bestimmten Marktgebiet bzw. deutsche Grenze treten noch die Transportkosten vom virtuellen Handelspunkt bis zum Übergabestation des örtlichen Lieferanten hinzu.

superhaase:
@RR-E-ft:

Klar, dass da noch die Netzkosten bis zum Übergabepunkt hinzukommen.
Für den Endverbraucher kommen dann noch die Netzkosten des Stadtnetzbetreibers dazu. Und schließlich die Konzessionsabgabe etc.

Trotzdem ist dadurch ersichtlich, dass z.B. für die SWM-München die Gasbezugspreise vom Vorlieferanten (Bayerngas GmbH, an der die SWM ja die Mehrheit hält) derzeit völlig überhöht sind.

Inzwischen ist zwar der Gaspreis wohl etwas gesunken, aber aus dem von der SWM vorgelegten Deloitte-Gutachten geht hervor, dass in Anbetracht der Großhandelspreise auch der jetzige Bezugpreis wohl stark überhöht sein muss, insbesondere wenn man bedenkt, dass der EEX-Großhandelspreis etwa in der Größenordnung des Grenzübertrittspreises liegt:

Gasbezugspreise der SWM am Bezugspunkt von der Bayerngas GmbH (alles in ct/kWh umgelegt auf den Durchschnittskunden mit 22000 kWh/a):
1/2004: Arbeitspreis: 1,19 + Leistungspreis: 0,57 = 1,76
4/2006: Arbeitspreis: 3,09 + Leistungspreis: 0,58 = 4,22

Mittlere Grenzübertrisspreise im Vergleich hierzu (ct/kwH):
1/2004: 1,11
4/2006: 2,19
(Juni 2007: 1,81)

Ferner zahlt die SWM Versorgungs GmbH laut dem Gutachten an die SWM Infrastruktur GmbH Netzkosten für das Münchner Stadtnetz im Quartal 4/2006 von 1,8 ct/kWh für den o.g. Durchschnittskunden. Das ist ganz schön happig. Ob es nun schon eine von der Regulierungsbehörde genehmigten Netzpreis hierzu gibt, weiß ich jetzt nicht.

Jedenfalls ist für mich offensichtlich, dass die Verträge der Gaslieferkette für München so gestrickt sind, dass die SWM Versorgungs GmbH laut dem Gutachten quasi Verlust mach bzw. nichts verdient, und die Gewinne aus den überhöhten Gaspreisen bei der SWM Infrastruktur GmbH, der Bayerngas GmbH (Mehrheitseigentümer die SWM) und evtl. deren Vorlieferant (die EON?) anfällt.

So wird versucht, die Gasvertriebs-Gewinne aus dem Bereich einer gerichtlichen Billigkeitsprüfung hinauszuschieben.

Durch die Gas-Börsenpreise wird das allerdings in der Argumentation zumindest in der Zukunft für die Gasversorger schwieriger.

Wollen wir hoffen, dass es der Gaswirtschaft nicht gelingt, den Börsenpreis künstlich hochzutreiben, wie es beim Strom ja der Fall ist.......

ciao,
sh

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