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Autor Thema: BDI will kostenbasierte Strompreise  (Gelesen 14854 mal)

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Offline superhaase

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #15 am: 01. November 2006, 18:24:24 »
Zitat von: \"ElCattivo\"
@RR-E-ft & superhaase:
Wie ich sehe, sind Sie nun dazu übergegangen, sich in kindischen Bemerkungen fernab des Themas oder gar der aufgezeigten Argumente zu erfreuen. Typische Abwehrreaktion, die mir zeigt, dass Ihnen entweder keine Gegenargumente mehr einfallen oder dass Sie einfach nicht gewillt sind, in diese zugegebenermaßen komplexe Materie inhaltlich in ausreichender Tiefe einzusteigen.


Mach mal halblang, und hol mal tief Luft!
...
gehts wieder?
Ich lese grade Deine angegebene Studie durch, hab bis jetzt aber noch nix gefunden was meinen "im Vorbeigehen aufgeschnappten Wahrnehmungen" widerspricht. Es heißt gerade in Kap.5 "angenommen, der gesamte Strom würde an einem Marktplatz gehandelt"...
Ich würde Dir einen etwas toleranteren Ton empfehlen und hier nicht so großspurig rumkotzen, Du bist nicht der einzige hier, der komplexe Sachverhalte durchschauen kann. Wenn mich nämlich was auf die Palme bringt, dann Leute, die ständig andere für blöd erklären und die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben glauben.
... und ein bischen Spaß muss nebenbei auch gestattet sein. (wobei ich keinen Spaß gemacht habe, mein letztes Posting war durchaus Ernst gemeint)
Nix für ungut!
sh
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Offline RR-E-ft

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #16 am: 01. November 2006, 18:27:32 »
@ElCattivo

Dann wollen wir einfach abwarten, ob dem Bundeskartellamt der Nachweis gelingt. Auch das Ergbenis der Razzien der EU- Kommission etwa bei E.ON Energie und RWE bleibt weiter abzuwarten.

Bestehender wirksamer Wettbewerb ist auch nur eine Behauptung.

Für meine Behauptung sprechen die Tatsachen, wenn man auf kumulierten und mengengewichteten Grenzkosten aller Erzeugungseinheiten abstellt.

Kernenergie, Anteil 30 Prozent, Grundlast, Erzeugungskosten deutlich unter 2,0 Cent/ kWh.....beliebig fortsetzbar.

Welche Stromerzeugungskapazitäten haben denn derzeit Grenzkosten, die in der Nähe der Marktpreise liegen und welchen Anteil haben diese Erzeugungskapazitäten am Gesamtmarkt ?

E.ON hat selbst eingeräumt, dass der Wettbewerb nicht so funktioniert, wie er sollte.

Denknotwendig wäre sonst die Wettbewerbsoffensive nicht möglich, innerhalb derer man neuerdings auch das eigene Netz für Wettbewerber diskrimnierungsfrei zur Verfügung stellen will. Dass das Angebot bisher künstlich verknappt ist, liegt ebenso auf der Hand.

Ebenso offenkundig ist, dass zu wenig in den Kraftwerkspark investiert wurde und mit längst abgeschriebenen Karftwerken Renditen erwirtschaftet werden, die jenseits von Gut und Böse liegen.

Merit Order bei verknapptem Angebot ist die Lizenz zum Gelddrucken.

In der Marktwirtschaft sind Renditen und Gewinne verdienter Unternehmerlohn für wirkliche Leistungen im harten Wettbewerb und fallen gerade nicht wie Manna vom Himmel.

Das hat eben gerade überhaupt nichts mit Marktwirtschaft zu tun, sondern dadurch könnten sich einige, wenn schon nicht im Kommunismus, so jedoch im Schlaraffenland wähnen, wo einem gebratene Tauben ins Maul fliegen, ohne dass man sich dafür wirklich anstrengen muss. Das ganze wird dann auch noch als Leistung verkauft, in Verkehrung aller marktwirtschaftlichen Prinzipien.

Es ist der blanke Hohn, wenn jemand Marktwirtschaft predigt, nachdem alles außer Kraft gesetzt wurde, was diese gerade ausmacht.

@superhaase

Ob ElCattivo neben der Kunst der Public Relations auch noch etwas Ehrliches gelernt hat, kann man ja schon nicht wissen. In PR ist er gut. Dazu passt die einfach gestrickte Kommunismus- Formel.

Offline ElCattivo

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #17 am: 01. November 2006, 23:16:11 »
@superhaase:
Ich habe ja ein gewisses Verständnis dafür, dass man in einem Forum wie diesem Gegenstimmen nicht gewohnt ist und sich in Folge dessen einigermaßen schwer damit tut, auf solche inhaltlich einzugehen, wenn es sie dann doch einmal gibt.
Dennoch frage ich mich, wie zielführend es sein kann, weiter auf die Wortmeldungen von jmd. einzugehen, der zunächst mit nachweislich falschen Zahlen hantiert, im selben Atemzug andere belehrt, man möge doch bitteschön "die Fakten im Hintergrund berücksichtigen, bevor man hier große Reden schwingt" und sich dann auch noch beharrlich weigert, auf Sachargumente einzugehen.
Natürlich verdienen sich bei exponentiellen Angebotsfunktionen die Anbieter mit den niedrigsten Grenzkosten in Zeiten großer Nachfrage und somit geringer verbleibender freier Restkapazitäten eine goldene Nase. Das ist nunmal so und funktioniert auf vergleichbaren Märkten seit Ewigkeiten, ohne das irgendwer daran etwas auszusetzen hätte.
Ich wage übrigens die Behauptung, dass der reine Energieteil am Endkundenpreis ohne die Schaffung von Großhandelsplätzen Ende der 90er heute höher wäre. Man muss sich vor Augen führen, dass dieser Anteil heute ungefähr dort liegt, wo er Ende der 90er war, und das trotz einer Vervielfachung etlicher Brennstoffpreise, Inflation usw. Welches Handelsgut kann das noch von sich behaupten? Mir fällt auf die Schnelle jedenfalls nichts ein, egal ob ich an Lebensmittel, Auto, Kleidung, Zeitung oder was auch immer denke.
Ich kann übrigens kaum glauben, dass du der Studie tatsächlich nichts neues entnehmen konntest, steht doch schon auf Seite 1 folgender Satz geschrieben: "Im nahezu vollständig staatlich regulierten Energiesystem, das bis Ende der 90er Jahre vorherrschte, gab es einen einfachen Zusammenhang zwischen den beiden Größen: Die Großhandelspreise waren im wesentlichen ein Mittelwert aus den Gestehungskosten der verschiedenen Kraftwerke plus einem Gewinnzuschlag. Im liberalisierten Strommarkt funktioniert die Preisbildung anders, nämlich durch Angebot und Nachfrage (z.B. BMU 2006, S. 21)." Zur Erinnerung: Genau das will der BDI gerade abschaffen, um mal auf den Aufmacher dieses Threads zurückzukommen.
Übrigens, wenn die deutschen Stromerzeuger doch alle miteinander so arg böse Abzocker sind, warum sind dann eigentlich die Großhandelspreise hierzulande billiger als in den meisten Ländern um uns herum?

Offline ElCattivo

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #18 am: 01. November 2006, 23:38:43 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"

Für meine Behauptung sprechen die Tatsachen, wenn man auf kumulierten und mengengewichteten Grenzkosten aller Erzeugungseinheiten abstellt.

Wo wollen Sie hin? Soll derjenige Erzeuger mit Grenzkosten > mengengewichtem Ø per Gesetz zu Verlusten gezwungen werden?

Zitat von: \"RR-E-ft\"
Welche Stromerzeugungskapazitäten haben denn derzeit Grenzkosten, die in der Nähe der Marktpreise liegen und welchen Anteil haben diese Erzeugungskapazitäten am Gesamtmarkt ?

Gaskraftwerke beispielsweise. Deren Anteil am Gesamtmarkt ist, wie Sie wissen, irrelevant. (Anmerkung zur Studie: Die angegeben Gaspreise sind veraltet und deutlich zu niedrig.)

Zitat von: \"RR-E-ft\"
E.ON hat selbst eingeräumt, dass der Wettbewerb nicht so funktioniert, wie er sollte.
Denknotwendig wäre sonst die Wettbewerbsoffensive nicht möglich, innerhalb derer man neuerdings auch das eigene Netz für Wettbewerber diskrimnierungsfrei zur Verfügung stellen will. Dass das Angebot bisher künstlich verknappt ist, liegt ebenso auf der Hand.

Die Kernpunkte dieser Initiative sind für mich:
1. Ausbau der Kuppelstellen zum Ausland
2. Verlagerung bilateraler Geschäfte an die Börse(n)
3. Netzanschluss-Garantie für neue Kraftwerke
4. Zusammenführung der bestehenden nationalen Strombörsen zu europäischen Börsenplätzen

zu 1.
Da dies Preise in den meisten Nachbarländern über den deutschen liegen, wird also Strom aus Deutschland exportiert werde, da er anderorts für mehr Geld verkauft werden kann. Warum sich der deutsche Verbraucher darüber freuen soll, ist mir schleierhaft, es sei denn, er wäre E.ON-Aktionär.

zu 2.
Meinetwegen. Das wird die Preise weder senken, noch steigern, da das Angebot ja im selben Maße steigen wird wie die Nachfrage derjenigen Verbraucher, die bisher direkt bei E.ON gekauft haben. Nun, wenigstens die Börse wird\'s freuen, kassiert sie doch Handelsgebühren für jede einzelne Megawattstunde.

zu 3.
Gute Sache. Es gibt sich aber hoffentlich niemand der Illusion hin, E.ON würde das nicht auf die künftigen Netzentgelte umlegen.

zu 4.
vgl. zu 1.


Zitat von: \"RR-E-ft\"
Ebenso offenkundig ist, dass zu wenig in den Kraftwerkspark investiert wurde und mit längst abgeschriebenen Karftwerken Renditen erwirtschaftet werden, die jenseits von Gut und Böse liegen. Merit Order bei verknapptem Angebot ist die Lizenz zum Gelddrucken.

vgl. mein Posting @superhaase von vorhin

Zitat von: \"RR-E-ft\"
In der Marktwirtschaft sind Renditen und Gewinne verdienter Unternehmerlohn für wirkliche Leistungen im harten Wettbewerb und fallen gerade nicht wie Manna vom Himmel.

Erzählen Sie das mal der Banken, Notaren, ...

Zitat von: \"RR-E-ft\"
Es ist der blanke Hohn, wenn jemand Marktwirtschaft predigt, nachdem alles außer Kraft gesetzt wurde, was diese gerade ausmacht.

Das einzige, was außer Kraft gesetzt wurde, war die regulierte Preisfindung des vergangenen Jahrhunderts.

Offline superhaase

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #19 am: 02. November 2006, 09:21:26 »
Zitat von: \"ElCattivo\"
Dennoch frage ich mich, wie zielführend es sein kann, weiter auf die Wortmeldungen von jmd. einzugehen, der zunächst mit nachweislich falschen Zahlen hantiert, im selben Atemzug andere belehrt, man möge doch bitteschön "die Fakten im Hintergrund berücksichtigen, bevor man hier große Reden schwingt" und sich dann auch noch beharrlich weigert, auf Sachargumente einzugehen.

Meine Zahlen waren nicht falsch, ich sagte "irgendwo bei 10%", da das die mir zuletzt bekannten Zahlen waren, und Deine genannten 20% sind ja nun auch kein so großer Fortschritt. Ändert zumindest nichts an der Richtigkeit der Aussage. In der von Dir genannten Studie wird zwar das Preisbildungsprinzip der Strombörse schön erklärt, aber es wird nicht erwähnt, geschweige denn untersucht, ob diese in der derzeitigen Marktsituation manipuliert wird / werden kann.
Es ist dabei ein weiteres großes Problem der Strombörse, dass hier die 4 Großen sowohl als Anbieter als auch als Abnehmer ihres eigenen Stroms auftreten - eine Situation, die Preismanipulationen nicht gerade erschwert. Ein wichtiges Argument für die Entflechtung von Erzeugung, Netz und Vertrieb.
Außerdem ignorierst Du geflissentlich die Sachargumente, dass selbst die Energieversorger inzwischen zugeben, den Wettbewerb behindert zu haben, und dass kein richtig funktionierender Markt vorhanden ist. Daher nun die neue "Transparenzoffensive" von EON und RWE, da sie Angst vor einer verstärkten Kartellaufsicht bekommen haben. Im Übrigen hat eine gestärkte Kartellbehörde nichts mit Kommunismus zu tun - sie verhindert nur die Auswüchse eines eben nicht freien Marktes, der von einem Oligopol (eigentlich einem Duopol) beherrscht und offensichtlich manipuliert wird. Allein die Ankündig scheint indessen schon Früchte zu tragen. Diese Masche, unangenehme Argumente zu übersehen, und sich zur Ablenkung auf anderes einzuschießen, und nebenbei den Diskussiongegner zu diffarmieren, ist eine bekannte Strategie der Verschleierung, die Du wahrscheinlich auf einem PR-Seminar gelernt hast. Ist zwar medienwirksam und wird besonders gerne in Talkshows im Fernsehen angewendet, spricht aber nicht gerade für Dich.
Zitat
Natürlich verdienen sich bei exponentiellen Angebotsfunktionen die Anbieter mit den niedrigsten Grenzkosten in Zeiten großer Nachfrage und somit geringer verbleibender freier Restkapazitäten eine goldene Nase. Das ist nunmal so und funktioniert auf vergleichbaren Märkten seit Ewigkeiten, ohne das irgendwer daran etwas auszusetzen hätte.

Da die Nachfrage, zumindest kurz bis mittelfristig, nicht elastisch ist, funktioniert der Strommarkt nur über das Angebot. Die Nachfragekurven des Strombedarfs sind im Großen und Ganzen recht genau im Voraus bekannt. Da nun die Oligopolisten über diversifizierte Kraftwerkparks mit sowohl sehr nierigen Grenzkosten als auch hohen Grenzkosten verfügen und einen Großteil der gesamten Erzeugungskapazitäten kontrollieren, ist es ein Leichtes für sie, durch gezielte Verknappung des Angebots (nicht nur zu Spitzenlastzeiten), den sich bildenden Preis nach oben zu treiben. Dabei spielt eben die von Dir genannte Tatsache eine Rolle, dass die Kraftwerke mit den niedrigsten Grenzkosten "sich eine goldene Nase verdienen", denn durch das Zurückfahren der Kraftwerksleistungen mit mittleren oder geringen Grenzkosten wird zwar deren verkaufte Strommenge kleiner, was aber durch den überproportionalen Anstieg des Preises überkompensiert wird, d.h. der Gewinn des Unternehmens steigt. Das kann man den ihren Aktionären verpflichteten Konzernen im Grunde genommen gar nicht übel nehmen - sie sind ja geradezu dazu verpflichtet, den Gewinn zu maximieren. Das Problem ist, dass dies möglich ist. Das funktioniert nämlich nur in einem Markt, der von Wenigen dominiert wird. Wären die Erzeugungskapazitäten auf mehr wirklich konkurrierende Marktteilnehmer verteilt, würde sofort ein Konkurrent einspringen und seine Kraftwerkleistung mit niedrigen/mittleren Grenzkosten zur Verfügung stellen. Es fände keine Angebotsverknappung statt. Es ist also Aufgabe der Politik, in diese Richtung zu wirken.
Zitat
Zur Erinnerung: Genau das will der BDI gerade abschaffen, um mal auf den Aufmacher dieses Threads zurückzukommen.

Ich gebe Dir Recht, was der BDI fordert ist nicht die Lösung des Problems, sondern schafft eher neue Probleme. Allerdings habe ich Verständnis für den Versuch, sich gegen die Marktmacht der Stromriesen und deren Missbrauch zu wehren. Da der Markt nicht richtig funktioniert, sondern missbraucht wird, besteht durchaus der legitime Anspruch, diesen entweder richtig zu liberalisieren, oder eben diesen einzuschränken, falls diese echte Liberalisierung nicht gewünscht oder nicht durchsetzbar ist.
Zitat
Da dies Preise in den meisten Nachbarländern über den deutschen liegen, wird also Strom aus Deutschland exportiert werde

"In den meisten" ist wohl übertrieben. Frankreich liegt in etwa gleichauf, ansonsten tauchen in den Statistiken der Stromkonzerne noch Niederlande und Großbritanien mit deutlich höheren Großhandelspreisen auf. Hast Du eine aktuelle Statistik die diese Behauptung belegt? Ich habe keine gefunden.
Zitat
Meinetwegen. Das wird die Preise weder senken, noch steigern, da das Angebot ja im selben Maße steigen wird wie die Nachfrage derjenigen Verbraucher, die bisher direkt bei E.ON gekauft haben.

Solange die Märkte durch überhöhte Netzgebühren so stark abgeschirmt bleiben, ist das durchaus zu befürchten. Aber dem kann ja ebenfalls abgeholfen werden.
Zitat
Gute Sache. Es gibt sich aber hoffentlich niemand der Illusion hin, E.ON würde das nicht auf die künftigen Netzentgelte umlegen.

Bei den derzeitigen Einnahmen an Netzentgelten ist noch sehr viel Luft für erhöhte Investitionen. Interessant ist hierzu auch der  Fernsehbeitrag von Frontal21:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/14/0,4070,3996334-5,00.html
Ich hab mich auch schon immer gefragt, warum man beim Hausanschluß einen Baukostenzuschuss zahlen soll, wenn man doch anschließend für jede über den Anschluss bezogene kWh ein Netzentgelt abzudrücken hat.
Dass die Netzentgelte stark überhöht sind, bestreitet inzwischen außer den Netzbetreibern niemand mehr, der ernst genommen werden will. Und wenn die Netzbeteiber weiter so wenig in die Netze investieren, ist es auch mit der von den Stromriesen so viel beschworenen Versorgungssicherheit bald vorbei. Auch bei deutlicher Senkung der Netzentgelte, stünde immer noch mehr Geld zur Verfügung, als derzeit von den Konzernen investiert wird. Die Sache mit dem Nettosubstanzerhalt zur Berechnung der Netzentgelte ist der betriebswirtschaftliche Schwachsinn hoch drei. So einen Unfug gibt es in keinem anderen Wirtschaftbereich. Die Netzentgelte sollten einfach anhand der Bilanzen der (eigentumsrechtlich von den Stromerzeugern getrennten) Netzbetreiber kontrolliert werden. Dabei könnte dann auf die realen betriebswirtschaftlichen Kosten und Investitionen abgestellt werden. Und jetzt schrei nicht wieder "Kommunismus" - ein Netz ist nun mal ein natürliches Monopol, das muss kontrolliert werden, da führt kein Weg dran vorbei, wenn man das nicht für einen schönen Posten nach seiner politischen Laufbahn als Lizenz zum Gelddrucken seinem zukünftigen "Arbeitgeber" reservieren will.
ciao,
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Offline ElCattivo

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #20 am: 02. November 2006, 15:46:40 »
@ superhaase:
ich lese mir das heute abend mal durch.
vorab schon mal eine weitere wortmeldung aus der wissenschaft zum thema: http://ockenfels.uni-koeln.de/download/press/2006-09-22-energie_und_markt.pdf

Offline superhaase

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« Antwort #21 am: 02. November 2006, 15:55:08 »
das Interview kannte ich schon...
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Offline ElCattivo

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« Antwort #22 am: 02. November 2006, 15:56:29 »
Zitat von: \"superhaase\"
das Interview kannte ich schon...

gegenargumente?

Offline RR-E-ft

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« Antwort #23 am: 02. November 2006, 16:13:17 »
@superhaase

Kein Argument, nur eine Hintergrundinformation:

http://www.olg-duesseldorf.nrw.de/presse/material/mitteil/Pressemitteilung-2005-04-25-Ehricke.pdf

@ElCattivo

Habe ich das richtig verstanden:

Markt im Wettbewerb, Strom ein homogenes Gut, es kann nur einen Marktpreis geben... Bliblabluff und Blablabla.


Die Realität sieht wohl deutlich anders aus:

http://www.mdr.de/DL/3618776.pdf

Preisunterschied zwischen Jena und dem günstigsten lokalen Anbieter bei 5,6 Cent/ kWh (netto) bzw. über 40 Prozent straft den Mann doch wohl Lügen oder habe ich etwas nicht verstanden?

Wettbewerbsmarkt, homogenes Gut, einheitlicher Marktpreis.
Davon "träume" ich ja auch schon seit Jahren.

Was stimmt nun nicht?

Offline superhaase

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #24 am: 02. November 2006, 16:27:30 »
Zu dem Interview gibt es keine Gegenargumente meinerseits, der Professor Ockenfels hat Recht. Er widerspricht aber auch nicht den Thesen von Fricke und mir hier.
Das mit den CO2-Zertifikaten ist auch eine andere Baustelle: Klar müssen die eingepreist werden - nur sollten sie halt nicht verschenkt werden, sondern versteigert. Nur so macht der ganze Hokuspokus überhaupt Sinn. Denkbar wäre dies als Ersatz für die Ökosteuer auf Strom, so würde auch der Unsinn beseitigt, dass Wind- und Solarstrom etc. mit der Ökosteuer belastet werden. Meines Erachtens wäre das eine sehr sinvolle Änderung der Besteuerung in diesem Bereich. Aber wie gesagt: andere Baustelle.

Allerdings verzapft der Herr Doktor Schürmann Unsinn, vielleicht hats auch deshalb nicht zum Professor gereicht ;) :
Niemand hier bestreitet, dass der Marktpreis an der Strombörse nicht gleich dem durchschnittlichen Erzeugungspreis sein wird. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist das Oligopol. Das ist absolut evident, und wer das ignoriert ist nicht ernstzunehmen, wenn er von Markt schwafelt. Es gibt in keinem Wirtschaftszweig mit echter Marktkonkurrenz solche Kapitalrenditen wie im Strom- und Gasgeschäft. Das allein ist hinreichend als Beweis dafür, dass der Wettbewerb nicht wirklich funktioniert. Ebenso ist es für jeden Wirtschaftswissenschaftler klar, dass die Entflechtung von Netz und Erzeugung notwendig ist. Dass dadurch die Investitionsneigung beeinträchtigt wird, ist geradezu eine Umkehrung der Tatsachen. Würde das Netz diskriminierungsfrei und billiger jedem Kraftwerks-Bauherrn offenstehen, würde die Investitionsneigung steigen.
Die Preisaufsicht ist populistischer Quatsch und hat für die Verbraucher nie was gebracht, da muss ich zustimmen. Zum Thema Kartellaufsicht hatte ich mich schon geäußert.

Hast Du inzwischen einen Link auf eine Statistik mit allen europäischen Großhandelspreisen für Strom? Ich kann derzeit nichts finden, was Deine Aussage über die überaus billigen deutschen Preise bestätigt. Würde mich wirklich interessieren.
ciao,
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Offline superhaase

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #25 am: 02. November 2006, 16:34:44 »
Das mit dem homogenen Gut ist so eine Sache: Wenn an einem Marktplatz der gesamte Strom für einen bestimmten Lieferzeitpunkt gehandelt wird, ist der Strom in diesem Geschäft ein homogenes Gut.
Gut.
Ein anderes Geschäft für einen anderen Lieferzeitpunkt ist dann wieder was anderes, ergibt also auch einen anderen Preis.
Also ist das insofern ein Scheinargument.

Ist bei Aktien auch nicht anders.
Widerlegt aber wiederum nicht die hier vorgebrachte These eines manipulierten Marktes.
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Offline ElCattivo

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« Antwort #26 am: 02. November 2006, 16:36:23 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"

... oder habe ich etwas nicht verstanden?

das muss es wohl sein. und zwar haben sie ganz offensichtlich immer noch nicht den unterschied zwischen groß- und einzelhandelspreisen verstanden. ich jedenfalls rede die ganze zeit von großhandelspreisen, ebenso sämtliche von mir zitierten quellen.

Offline RR-E-ft

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« Antwort #27 am: 02. November 2006, 16:50:22 »
@ElCattivo

Marktabgrenzung ist mir durchaus ein Begriff.

Also, wenn der Wettbewerb auf dem (bundsweiten) Großhandelsmarkt noch funktioniert, so dass alle zur gleichen Zeit die selben Bezugspreise hätten (idealiter, schon klar), dann kommt die Preisdifferenz auf dem nachgelagerten Markt wohl nur durch die unterschiedliche Höhe des Netzanteils zustande (in etwa).

Wenn der Netzanteil eber nur ca. 36 Prozent am Gesamtpreis ausmacht, wie kann dann der Gesamtpreis um über 40 Prozent divergieren?

Warum sollte denn nicht auch der Endkundenmarkt, wenn er denn funktioniert, ein bundesweiter Markt sein?

Das stünde doch wohl zu erwarten bei einem homogenen Gut und lange  nach der Abschaffung des deutschen Zollvereins. Da sollte man in Köln ggf. noch einmal nachfragen.

Offline superhaase

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« Antwort #28 am: 02. November 2006, 17:06:08 »
Zitat von: \"RR-E-ft\"
Also, wenn der Wettbewerb auf dem (bundsweiten) Großhandelsmarkt noch funktioniert, so dass alle zur gleichen Zeit die selben Bezugspreise hätten (idealiter, schon klar), dann kommt die Preisdifferenz auf dem nachgelagerten Markt wohl nur durch die unterschiedliche Höhe des Netzanteils zustande (in etwa).

Die Stromvertreiber kaufen ihren Strom ja nicht alle zum gleichen Zeitpunkt für den gleichen Liefertermin. Da spielen durchaus auch wechselnde Spekulationen über zukünftige Preisentwicklungen eine Rolle, die dann zu unterschiedlichen Preisen führen. Das ist wie bei allen Termingeschäften. Da hängt viel auch vom Geschick der Einkäufer ab.
Insofern ist das mit dem homogenen Gut ja ein Scheinargument, wie ich oben sagte. Ich kann für den 24.Dezember 2006 in der Bescherungsstunde 1 MWh heute für 45 € kaufen, und nächste Woche nach einer Meldung über die mindestens dreimonatige Stillegung von Brunsbüttel, Ohu, Brokdorf und Philippsburg wegen Dübelmontagefehlern für 85 €. Trotzdem ist Strom im Grunde genommen ein homogenes Gut, ja vielleicht sogar ein virtuelles? Nee, man kann ihn ja spüren, wenn man an die Dose fasst, ins falsche Loch kommt und eine gewischt kriegt....  :twisted:
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Offline ElCattivo

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BDI will kostenbasierte Strompreise
« Antwort #29 am: 02. November 2006, 18:04:53 »
Zitat von: \"superhaase\"
Hast Du inzwischen einen Link auf eine Statistik mit allen europäischen Großhandelspreisen für Strom? Ich kann derzeit nichts finden, was Deine Aussage über die überaus billigen deutschen Preise bestätigt. Würde mich wirklich interessieren.


nur ganz kurz dazu:http://www.f-e-e.org/Photos-DD/DD20051122-02.jpg
das bild ist leider schon etwas älter, inzwischen haben die skandinavier kräftig aufgeholt und waren kürzlich sogar mal etwas oberhalb der eex-preise. italien fehlt völlig, liegt ganz am oberen ende. spanien ist ebenfalls teurer.
heute abend, wie schon gesagt, noch etwas ausführlicher

 

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