Die Stromlobby meldet sich wie folgt zu Wort:
http://www.strom.de/wysstr/stromwys.nsf/WYSInfoDokumentePunkt2Lookup/7E725D2CC10E0208C12571CE0033B930?OpenDocumentMöglicherweise kann man die Erklärung so zusammenfassen:
Wenn die großen Player an der Börse die Erwartung haben, der Strompreis steigt, dann steigt der Strompreis an der Börse allein deshalb.
Die Börse bildet nur einen geringen Teil des Stromhandels ab.
Praktischwerweise werden die Preise des übrigen Marktes an die Börsenpreise gekoppelt. Die Wirkung ist ähnlich wie bei der
Anlegbarkeit der Gaspreise an den Ölpreis:
Eine Preisspirale wird in Gang gesetzt.
Um die Preiserhöhung durch die Spekulation sachlich zu rechtfertigen, müsste wohl die Energienachfrage bei gleichem Angebot entsprechend steigen, so dass sich über das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ein ebensolcher Marktpreis herausbilden würde.
Entsprechendes ist jedoch kurzfristig nirgends zu erwarten. Es geht wohl niemand ernsthaft davon aus, dass die Stromnachfrage (ob in der EU insgesamt oder in Deutschland) bei gleicher Angebotsmenge um ein Drittel steigt.
"Die Strombörsen spiegeln unter anderem die Erwartungen der Marktteilnehmer, dass der weltweit wachsende Energiebedarf die europäischen Strompreise nach oben treiben wird", erklärte Meller. Dies wäre wohl vollkommen unrealistisch, ebenso wie die Erwartung einer entsprechenden Verteuerung der Stromerzeugung selbst.
Es ist überhaupt nicht ersichtlich, dass sich bei gleichem Angebot auf dem Markt tatsächlich die Nachfrage entsprechend erhöht. Die tatsächliche Stromnachfrage ist auf dem deutschen und europäischen Markt nicht etwa um ein Drittel gestiegen.
In Deutschland stagniert die Strom- Nachfrage, ist annähernd konstant.
Deshalb mutet schon die entsprechende Erwartung, die allein über einen spekulativen Effekt zu den höheren Preisen
allein an der Börse führt, seltsam an.
Noch schwieriger zu rechtfertigen ist es, diese Preisentwicklung aufgrund dieses spekulativen Effekts auf den
Gesamtmarkt zu übertragen.
Dies führt dazu, dass dann allein aufgrund einer solchen Spekulation an der Börse ohne tatsächlich entsprechend steigende Nachfrage die Großhandelspreise
insgesamt steigen....
Allein dadurch, dass ein Nach-oben-Treiben der Preise lediglich (wie begründet auch immer) erwartet wird, werden die Preise ganz real nach oben getrieben. Man kann deshalb von Preistreiberei reden.
Es bedarf also allein der geäußerten Erwartung der Konzerne, dass die Preise steigen und dann steigen diese schon....
Dieses System ermöglicht es wohl, sich die Strompreise herbeizuwünschen, die man zur Erreichung entsprechender Gewinne zur weiteren Verfolgung hochambitionierter Ziele benötigt.
Es stellt sich deshalb die Frage, ob man sich also etwa bewusst verspekulieren kann, um insgesamt höhere Gewinne zu realisieren.
Das Prinzip der Anlegbarkeit lässt sich zudem nur auf vermachteten Märkten durchsetzen. Es ist selbst ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Markt insgesamt nicht wettbewerblich funktioniert, so der Erdgasmarkt.
Auch die Erdgaspreise steigen dramatisch , obschon sich an Angebot und Nachfrage nach Erdgas selbst überhaupt nichts grundelegend ändert.
Ein Marktpreis, der sich tatsächlich über ein Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bildet, sollte sich also nicht entsprechend verändert haben.
Schlussendlich wird vollkommen außer Acht gelassen, dass höhere Großhandelspreise an der Börse nicht allein zu höheren Kosten für die Strombeschaffung führen, sondern ebenso höhere Erlöse und damit bei gleichen Kosten zu entsprechend höheren Gewinnen für die an der Börse anbietenden Stromkonzerne führen.....
Die Begründung der Stromlobby für die steigenden Strompreise wäre allenfalls nur dann stichhaltig, wenn die Konzerne selbst nur Strom über die Börse beschaffen müssten, dort nicht zugleich als Anbieter auftreten würden.
Niemand wird gehindert, den Strom aus konzerneigenen Kraftwerken direkt an die Kunden des Konzerns zu bringen.
Für Wettbewerbsmärkte ist gerade das Bestreben typisch, einen
Zwischenhandel möglichst auszuschalten und so geringere Preise bieten zu können.
Auf dem deutschen Strommarkt ist anderes zu beobachten:
Eine Konzerngesellschaft, zuständig für die Stromerzeugung in den Kraftwerken, verkauft mit Gewinn an die für den Großhandel zuständige Konzerngesellschaft (Sales &Trading).
Diese wiederum verkauft mit Gewinn an die Regionalgesellschaften.
Die Regionalgesellschaften verkaufen mit Gewinn weiter an die Stadtwerke und andere Kunden, möglichst in einem
Absatzgebiet, in dem kein anderer Konzern tätig ist.
Für den Transport stellt die für die Netze zuständige Konzerngesellschaft ihr Transportnetz zur Verfügung und erzielt auch dabei einen ordentlichen Gewinn.
In dieser konzerninternen Wertschöpfungskette werden dann noch die Preise an die EEX- Preise gekoppelt, so dass ggf. auf jeder konzerninternen Handelsstufe zusätzlich noch ein ordentlicher Hebeleffekt (
Leverage) erzielt wird.
Über allen diesen Gesellschaften der konzerninternen Wertschöpfungskette befindet sich eine Konzerngesellschaft (Energie/ Energy), welche die Anteile an den anderen hält, und bei der die Gewinne zusammenfließen, die dann von dort an die Konzernmutter weitergeleitet werden.
So kommt eins zum anderen. So funktioniert der "Wettbewerb".
Und dann kommen welche, die stänkern wollen:
http://aktuell.focus.msn.de/finanzen/news/energiepreise_nid_33881.html(Man stelle sich vor, der Lobbyverband hätte die Erwartung geäußert, das Strom billiger wird. Wohl undenkbar.)