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Autor Thema: \"Abzocke\" durch Energieversorger? Wo denn?!!!  (Gelesen 6371 mal)

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Offline RR-E-ft

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\"Abzocke\" durch Energieversorger? Wo denn?!!!
« am: 21. Juni 2006, 17:57:16 »
Ein bestimmter Vorwurf erscheint immer wieder in populistischen Diskussionen über Energiepreise, der all zu oft von sehr wenig Faktenwissen kundet.

Deshalb ist es notwendig, sich die Fakten anzusehen.

Wer sich ein Bild machen möchte, wie sich die Gewinne in den letzten Jahren entwickelt haben, der kann sich hier ein beeindruckendes Bild über "großartige Leistungen" einer Ost- Filiale verschaffen:

http://www.eon-thueringerenergie.com/EON_Thueringer_Energie/Geschaeftsbericht.htm

2005: Jahresüberschuss 126,8 Mio EUR

Steigerung der Kapitalrücklage  binnen Jahresfrist  11 Mio EUR
Steigerung der Gewinnrücklage binnen Jahresfrist 88 Mio EUR

In Summe lediglich 128,8 Mio EUR Zuwachs gegenüber dem Vorjahr.



Rückblick:



2004: Jahresüberschuss 97,0 Mio EUR

2003:  Jahresüberschuss 62,3 Mio EUR

2002:  Jahresüberschuss 50,3 Mio EUR


1997: Jahresüberschuss  20,0 Mio EUR

1996: Jahresüberschuss  18,5 Mio EUR


Wenn es also nach der Entwicklung dieses einen Unternehmens geht und diese mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Thüringen übereinstimmen würde, dann wäre die Welt wohl  vollständig in Ordnung.

Thüringen erhöht fortan die Soli- Transferleistungen gen Westen.

Nun stimmt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Thüringen allerdings leider nicht mit der des Unternehmens überein und deshalb können nur die Gewinne des Unternehmens in stetig steigender Höhe  in Sonnenuntergangsrichtung transferiert werden (via München nach Düsseldorf), wofür um Verständnis gebeten werden muss.

Das ist aber auch ganz ansehnlich und erscheint den Thüringern keinesfalls unbillig zu sein.



Im Einzelnen siehe hier:

TEAG Thüringer Energie AG: Gewinnsteigerung um 136 % im Jahr


Woher nun dieser wundersame Zuwachs kommt?

Vom Wettbewerb, und von den dadurch bedingten zwingend notwendig erforderlichen Preiserhöhungen wegen weltweit gestiegener Energienachfrage, insbesondere in Schwellenländern wie China und Indien.

Von dieser Entwicklung kann sich auch Thüringen leider nicht abkoppeln.
Das wäre illusorisch.

Stimmt!

Andere Regionen Deutschlands sind ebenso betroffen.

Man denke nur an die Versorgungsgebiete

E.ON Hanse
E.ON Westfalen Weser
E.ON Avacon
E.ON Mitte
E.ON Bayern
E.ON edis


Ein weiterer Umstand war sicher auch wieder die tiefe regionale Verwurzelung (vermittelt durch die, von den Kunden erteilten  Einzugsermächtigungen).

Hinzutreten noch die Tugenden aus der Tanzstunde:

unbedingter Leistungswille, Spannung halten, gute Performance


.....moderne Dienstleistungskultur usw usf..



Am Geschäft hat sich sonst grundlegend nichts geändert.

Der andernorts sonst auch schon einmal "scharfe" Wettbwerb geht eher gemütlich zu.

Strom und Gas haben angeblich den Namen von guten Bekannten und sogar ein Gesicht, wohl einmalig - nicht nur in Deutschland:

http://energievonuns.de/
http://www.stromvonuns.de
http://www.gasvonuns.de

Schließlich ist man in Thüringen:

http://www.eon-thueringerenergie.com/EON_Thueringer_Energie/Beteiligungen.htm



Mit dem neuen Namen hat man sich ehrlich gemacht.

Das bringt viele Vorteile.


Mal ehrlich:

Wenn das mit Endesa in Spanien klappt, dann haben auch die Thüringer ihren Anteil dazu geleistet.

Alle E.ON- Kunden sind stolz wie Bolle, dass ihr Energie- Dienstleister Nr. 1 es geschafft hat und alle durften mit dazu beitragen.

Da könnte so etwas aufkommen wie das Gemeinschaftsgefühl nach einer gewonnenen Fussball- Begegnung, vielleicht sogar mit Auto- Korso durch die Innenstädte. Möglicherweise verteilt E.ON sogar Wimpel, die man dafür am Auto befestigen kann.

Darüber können sich die Kunden dann stolz unterhalten bei kostenlosen Guten- Abend- Gesprächen:

http://telecom30.de/eon-thueringer-energie/

Ist doch was, oder?



Danke.

Dieses kleine Wort vergessen die Kunden leider zu oft.

Es ist vollkommen unverständlich, warum sich Mitarbeiter nicht mehr getrauen sollten, zu sagen, wo sie arbeiten, wie etwa der SPIEGEL einmal berichtete.

In seiner Stammkneipe/ im Verein ist jeder gern gesehen, der sich offen zu seiner großen Aufgabe bekennt, zu der Mission und Vision, an der er tagtäglich (mit)arbeitet, welche auf großen Tafeln wie Glaubensbekenntnisse im Unternehmen aushängen.

Redet doch mal darüber!

Erklärt, wie möglicherweise die Gewinne als integraler Bestandteil in den langfristigen, privatwirtschaftlichen Gewinnabführungsverträgen branchentypisch an die Ölpreise gekoppelt sind und dass die Kunden durch diese Regelung geschützt werden, weil die Gewinne sonst noch viel schneller und drastischer steigen würden und mit ihnen auch die Energiepreise......

Warum sollten wir das nicht verstehen?

Dann streifen wir uns beim E.ON- Vereinssprint die Trikots über und haben gemeinsam viel Spaß.

Was auch immer wieder gern vergessen wird:

E.ON investiert 1,4 Millionen EUR (!) in die Sanierung des Stromnetzes in Ostthüringen, um die Stromversorgung zu stabilisieren und endlich Uraltanlagen zurückzubauen, die Spannungsebenen bei der internationalen Normspannung 20 kV zu vereinheitlichen, teure wie störanfällige Umspannungen und Leitungsverluste zu verringern.

Ca. 80 Prozent des Millionenprojektes landen wieder einmal direkt in den Auftragsbüchern der Thüringer Wirtschaft, wodurch Arbeitsplätze erhalten oder geschaffen werden können.

Und so weiter und so weiter:

http://www.eon-thueringerenergie.com/Presse/Presseinformationen.htm?id=30424

Was sind dagegen schon die Beträge, die als zusätzliche Rücklagen auf Eigenkapital und Gewinn direkt zusätzlich in die Bücher des Versorgers geflossen sind und wieder fließen werden?

Das lässt sich doch wahrhaftig gar nicht miteinander vergleichen !

Jeder neue - vom Kunden bezahlte  - Anschluss schafft quasi Arbeitsplätze. Möglicherweise 5.000 Unternehmen und 75.000 Arbeitsplätze gehen so seit 1990 auf das Konto des Energieversorgers:

http://www.eon-thueringerenergie.com/Presse/Presseinformationen.htm?id=29403

Die beklagenswert hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland hängt deshalb möglicherweise nur mit der zu geringen Anzahl an E.ON- Strom- und Gasanschlüssen zusammen. Dann bräuchte man keine Statistiken mehr beschönigen.

Wo allerdings Investitionen in Höhe von vier Mrd. EUR seit 1990 "vergraben" liegen sollen, bleibt rätselhaft.

Womöglich rechnet man den Treuhand- Kaufpreis für den aus Volkseigentum mit Mann und Maus übernommenen Laden sowie die Finanzinvestitionen für die Beteiligungen an den Thüringer Stadtwerken mit.


Danke auch dafür.

Für so ein flottes, schickes, modernes, fotogenes Netz, welches nebenbei auch noch sicher ist - wenn nicht gerade ein Altanlagenteil wie etwa im Münsterland versagt -  zahlt man gern etwas mehr, allein weil es die Landschaft ziert und nunmehr sogar vom Fortschritt kündet.



Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
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\"Abzocke\" durch Energieversorger? Wo denn?!!!
« Antwort #1 am: 21. Juni 2006, 22:09:18 »
Das Bild mit der roten Fahne an den Autos hatte ich letztens auch wieder im Kopf. Unsere schöne Tricolore geben wir auf. Und wir singen dann  "Sie tragen einen Fahne..." Wenns nicht zum weinen wär, könnt man fast drüber lachen

Offline RR-E-ft

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\"Abzocke\" durch Energieversorger? Wo denn?!!!
« Antwort #2 am: 21. Juni 2006, 22:24:26 »
@Evitel2004

Warum sollten denn die Kunden nicht bei den vielen  Übernahmeschlachten - wie die Bundesregierung - mitfiebern  und etwa an den Tagen der Entscheidung stolz eine E.ON- Fahne aus dem Fenster hängen?

(Könnte zwar wieder fast so aussehen wie früher zum 1. Mai)

Beim Motorsport funktioniert das ja auch und es entwickelt sich ein reges Merchandising. Alle schauen gebannt die Nachrichten, von welcher Position aus E.ON startet usw. Es könnte vollkommen neue Formate im Fernsehen geben.

E.ON statt Ferrari.

Darin steckt soviel Kundenbindungspotential, welches dem Konzern bloß noch nicht bewusst zu sein scheint.

Wer die Fahne in den Wind hängt, bekommt ggf. sogar einen Bonus. Früher gab es auch auch eine Bockwurst als "Arbeiter- Aal".

Dann spart man auch das Sponsoring für Clubs wie RWE (sowieso ein Widerspruch in sich: E.ON sponsert RWE).

Statt dessen fiebert man mit den Teams, die weltweit nach Übernahmekandidaten Ausschau halten.

Man muss die Kunden bei der weltweiten Expansion mitnehmen, aber erst mal quasi zu Hause am Energiezähler "abholen".

Die Kunden schauen ja nur noch wie gebannt auf ihre Zähler.

Dabei ist das gar nicht das Spanndendeste.

Wenn die Kunden erst einmal ihre Rolle bei den Übernahmeschlachten erkennen, lassen sich ggf. auch andere Emotionen aufbauen.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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\"Abzocke\" durch Energieversorger? Wo denn?!!!
« Antwort #3 am: 21. Juni 2006, 22:57:17 »
Hallo Herr Fricke,

das letzte Mal, dass ich stolz eine Fahne trug (war sogar ne rote), war zu einem Festumzug zum 900-jährigen ( 1988 ) Bestehen meines \"alten\" Heimatdörfchens Crawinkel. Aber Stolz war man, das zu solchen Zeiten der Mangelwirtschaft ein derartiges Fest mit Umzug organisiert werden konnte.

Und bringen Sie doch bitte nicht die Marketing-Leute von EON auf Ideen, die werden doch schließlich dafür bezahlt   ;)

Demnächst kommen die noch drauf, ein Fastfoodkette aufzubauen, in denen Kinder sich wirklich wohlfühlen dürfen. Kinder sind schließlich die künftigen Strom- und Gaskunden.

Bei zuviel Rot im Fernsehen, da kann man noch am Gerät die Kontraste einstellen. Oder man lege sich wieder einen Schwarz/Weiß-TV-Gerät zu.

Offline RR-E-ft

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\"Abzocke\" durch Energieversorger? Wo denn?!!!
« Antwort #4 am: 22. Juni 2006, 11:45:08 »
@Evitel2004

Mit dem Dreh am Kontrastregler oder einem S/W- TV verstellt man sich allerdings auch selbst den Blick auf die Realitäten, um nicht das zu sehen, was nun längst nicht mehr zu übersehen ist:

Die Kunden sehen überall nur noch rot.

http://rdls.eon-ruhrgas.com/cps/rde/xchg/SID-3F57EEF5-51E62CE6/er-corporate/hs.xsl/550.htm




Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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