@Hohi
Bei den Unternehmen, die sich entschlossen haben, ihre Kunden ab 01.04. freizugeben und Beistellungen zu ermöglichen, müsste sich der Vertrieb sehrwohl dazu entschlossen haben, von der ausgewiesen knappen Vertriebsmarge etwas abzugeben.
Diese Vertriebsgesellschaften müssen sich also dazu entschlossen haben, auch wenn sie nach ihren Preiskalkulationen schon oft gar nichts abzugeben haben.
Wenn es denn überhaupt ernst gemeint sein sollte....
Und dann muss natürlich noch eine andere Vertriebsgesellschaft vorhanden sein, die das beigestellte Gas an die Kunden vertreiben möchte. Für diese müsste sich das Engagement zumindest mittelfristig bezahlt machen, damit sie überhaupt in einen Wettbewerb eintreten.
Wettbewerb ist selbstredend ganz schlecht realisierbar, wo der anzugreifende Wettbewerber selbst die Einkaufs- und Netzkosten des Newcomers bestimmt.
Offensichtlich hat niemand Interesse an einer solch bequemen Beistellung.
Handelte es sich eigentlich zwischen den Strompreisen der Allgemeinen Versorgung und den sog. \"Sonderprodukten\" des eigenen Vertriebes nicht auch um eine Art Beistellung, nur eben \"In-house\"?
Und wurde diese nicht gerade sehr weit verbreitet deshalb praktiziert, um wirkliche Wettbewerber auf Distanz zu halten, bis sich die Reihen der freien Stromhändler gelichtet hatten? Wurden diese nicht gerade in und durch die immer wieder verlängerten Beistellungen \"ausgehungert\"?
Tatsächlich bedarf es dazu zuänächst lediglich einer Vertriebsgesellschaft, obschon das Ziel eigentlich sein sollte, in einem Wettbewerbsmarkt Gashandelsgesellschaften zum Zuge kommen zu lassen, also Unternehmen, die tatsächlich Erdgas frei einkaufen und direkt (über fremde Netze) an die Kunden liefern.
Für Wettbewerb fehlt es bisher neben dem praktikablen Netzzugang an freien Gasmengen. Ersteres scheitert womöglich weiter am Lobbying der Branche, welches eigentlich nur die Bedürfnisse der Gaskonzerne im Blick hat.
Letzteres kann sich wohl nur ändern, wenn die langfristigen Verträge aufgebrochen werden und so Liquidität in den Markt kommt.
Nach den Stellungnahmen der E.ON Ruhrgas will die bei Beendigung der Langfristverträge auf der Absatzseite ein Problem haben, dass in Langfristverträgen importierte Gas abzusetzen. Demnach will E.on Ruhrgas dann sicher das bezogene Gas auf dem Markt \"loswerden\".
Dieses Bedürfnis steigt, wenn auch ausländische Gaslieferanten auf dem deutschen Markt Gas absetzen wollen.
Praktikabler Netzzugang darf eben nicht so kompliziert sein, dass nur wenige \"Könner\" eine Chance haben. Wenn dafür erst in langem Studium Spezialisten in ausreichender Anzahl ausgebildet werden müssen, so könnte sich nämlich der derzeitige unbefriedigende Zustand noch lange erhalten.
Dass ein Erklärungsbedürfnis entstehen kann, wenn man den Wettbewerb derart ungebremst vorantreibt, dass man eine \"Transparenz\"- Offensive startet und seine einzig wahre Preiskalkulation offen legt und sodann anderen Unternehmen eine Beistellung offerieren will, war wohl abzusehen.
Eines \"Beweises\" dafür, dass das Preisniveau durch Abwesenheit von Wettbewerb marktunüblich überhöht ist, bedarf es indessen nicht erst noch.
Hierzu braucht man nur die Dokumente der EU- Kommission und des Bundeskartellamtes heranziehen, ggf. bald den Monitoringbericht der Bundesnetzagentur.
Durch dieses Lavieren müssen sich die Gaskunden, denen man seit Jahren erzählt:
- der Wettbewerb funktioniere,
- nun werde er gar noch intensiviert,
- schon bald klopfe er wohl auch an ihre Türe,
mehr als verschaukelt vorkommen.
Sie fühlen sich aber nicht nur verschaukelt, sondern oft genug auch abgezockt.
Es hat wohl noch keiner eine Umfrage gestartet, ob die Erdgaskunden das gute Gefühl hätten, ihr Gasversorger erfülle die gesetzliche Verpflichtung zu einer preisgünstigen Versorgung. Dies sollte das \"Barometer\" sein, an dem Kundenzufriedenheit gemessen wird.
An Glaubwürdigkeit scheint man wohl nichts mehr verlieren zu können, so dass es fast nicht mehr darauf ankommt, was man der Öffentlichkeit noch präsentiert zum ständig befeuerten \"Wettbewerb\" auf dem deutschen Gasmarkt.
Zum Schluss bleibt wieder nur der \"scharfe Wettbewerb\" zum Heizöl, dem man durch eine Preiskopplung seine Schärfe nimmt bzw. einen solchen aufhebt.
Ein funktionierender Markt zeichnet sich durch florierenden Handel aus und nicht durch eine Vermarktung lediglich von \"Überschussmengen\" wie an einer Resterampe.
Überschussmengen, die man losschlagen muss, um nicht mit Lagerkosten belastet zu sein, werden \"verramscht\", um keinen Verlust zu erleiden.
Was denken Sie denn zu dem Bild, dass etwa Herr Weyand (BGW) in dem Beitrag abgibt:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/10/0,4070,3901354-5,00.htmlDie erteilte Antwort muss man noch einmal genau nachlesen, um das ganze Ausmaß zu erkennen....
http://www.zdf.de/ZDFde/download/0,1896,2003073,00.pdfJetzt werden folgende Meldungen noch fragwürdiger:
http://www.bgw.de/de/presse/pressemitteilungen/article_2006_1_30_2.htmlhttp://www.bgw.de/de/presse/pressemitteilungen/article_2006_1_31.htmlWo leben wir eigentlich?
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt