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Autor Thema: \"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann  (Gelesen 11529 mal)

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Offline Radolfzeller

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« am: 30. Dezember 2005, 11:58:35 »
http://www.zeit.de/online/2006/01/russland_ukraine

Zitat
gasprom

Erst die Ukraine, dann wir?


Russlands Energiekonzern betreibt ein Machtspiel mit weltpolitischen Auswirkungen. Eine Analyse

von Michael Thumann

 
Im bitteren Streit zwischen Russland und der Ukraine um die Erdgasversorgung spielen die Deutschen die Naiven am Rande. „Ein bilaterales Problem“, wiegelt das Auswärtige Amt ab, und aus dem Kanzleramt ist gar nichts zu hören. Ist halt Weihnachtsurlaub. Dabei nutzt Moskau gerade die westlichen Feiertage, die Kräfteverhältnisse in Osteuropa neu zu justieren und verlorenes Terrain neu zu erobern.

...

Gruss
Markus

Offline RR-E-ft

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« Antwort #1 am: 30. Dezember 2005, 12:08:46 »
@Radolfzeller


Was bedeuten denn 230 Dollar pro 1.000 qm für Preise pro Kilowattstunde?

Wenn die Ukraine jetzt mehr an Gazprom zahlen muss, könnte  man wohl auch bei E.ON Ruhrgas ein Interesse daran haben, ist man doch an der Gazprom beteiligt.

Die Gewinne der Gazprom fließen denn wohl auch nicht vollständig in die Erschließung neuer Vorkommen etc., sondern wohl zu einem ordentlichen Teil auch in den russischen Staatshaushalt. Jeder vierte Rubel im russischen Budget soll von Gazprom stammen.

In Russland selbst führt die weltweit gestiegene Energienachfrage nicht zu höheren Preisen. Auch in der Ukraine waren die Preise bisher auf niedrigem Niveau stabil. Die neuen Preise für die Ukraine werden mit den hohen Preisen begründet, die sich etwa in Deutschland erzielen lassen....

Von daher wissen auch deutsche Erdgaskunden, wofür die hohen Preise auch gezahlt werden. Mit Kosten hat das weniger zu tun.

Drushba.

Heißt die Botschaft \"Weg vom Erdgas\", weil es zunehmend unsicher ist?

Schon heute fühlen sich wohl viele Verbraucher wegen der Preisforderungen erpresst.

http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1163423

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=12730

Offline userD0005

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« Antwort #2 am: 02. Januar 2006, 21:34:12 »
Drushba=Freundschaft......

Wohl doch mehr zu meiner Geldbörse.

Stelle meine Heizung im Sommer auf Holz um.
Habe mir einen großes Stück Wald zugelegt.:D
 
Werde ab nächsten Winter nicht mehr den Krieg in Tschetschenien mit finanzieren.....
War jetzt etwas politisch vielleicht auch off Topic.  
muss ja auch mal gesagt werden.

Gruß
pitti

Offline Graf Koks

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« Antwort #3 am: 03. Januar 2006, 00:09:24 »
@RR-e-ft:

Ausgesprochen bedenklich finde ich die Information, das GAZPROM längst dazu übergegangen ist, Gas aus benachbarten Satellitenstaten wie Turkmenistan aufzukaufen, um den Markt mit einheitlichen Preisen \"gleichschalten\" zu können. Sehr gut recherchiert von der ZEIT, mit diesem Detail waren die Herrschaften schon am 23.12.2005 dem überwiegenden Teil der Berichterstattung bei weitem voraus. Für viele andere Länder mit einem weniger breiten Anbieter- Mix wie die BRD ihn derzeit NOCH (sic!) hat kann dies aufgrund der Alternativlosigkeit der Anbieter / Transportwege in der Tat in eine neue \"Finnlandisierung\" führen.

Zwischenergebnis: Die Energie- Oligarchen von Gazprom sind mitnichten unsere Freunde, auch wenn das Verhalten unseres Exkanzlers etwas anderes suggerieren mag. Leider ist wohl von der deutschen Gaswirtschaft kaum ein entschiedenes Auftreten zu erwarten: Zum einen ist unser Branchenprimus selbst derzeit in Osteuropa auf Einkaufstour. Zum anderen scheinen ja alle Führungskräfte im energiepreisprotestbedingten Erkenntnisprozess absorbiert und - nicht zu vergessen - man hat ja nebenbei mit dem energiehungriegen Inder und Chinesen zu kämpfen, der mit gut gefülltem Portfeuille den Gasmarkt leerkaufen will. Ein entschiedenes Veto gegen die Veränderung der  Bezugsanteile zu Gunsten Russlands war aus dem Hause des BGW jedenfalls nicht zu hören.

Sitzt nicht ein deutscher Energiekonzern mit im Konsortium für die Seepipeline ?  Wo an den Preisen gedreht wird, können doch deutsche Versorger nicht weit sein ...

bitte sehr, hier wird man fündig:
http://www.zeit.de/2005/37/Energieprojekte

Zitat:



 Die Opposition? Sie schweigt und deutet müde an, dass ihr zur Ostseepipeline nicht viel einfällt. Es sieht so aus, als hätten deutsche Verbraucher in der Frage, wo sie in Zukunft bezahlbares Gas herbekommen, keine Lobby.



Ich ergänze: Bei unseren gewählten Volksvertretern wohl nicht. Eine Lobby haben sie, wie wir Forumsteilnehmer wissen, aber schon. Vielen Dank der ZEIT für die beiden hervoragenden Beiträge.


M.f.G. aus Berlin
Graf Koks

Offline Cremer

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« Antwort #4 am: 03. Januar 2006, 08:05:32 »
@Forum,

dann lesen Sie im aktuellen Spiegel Nr. 1 auf Seite 84 den Artikel \"Teure Gasrechnung\".

Warnung von Anders Aslund, ostexperte der Carnegie Endowment for International Peace.

Angeblich war bis 2009 ein Preis von 50 $ für Gas für die Ukraine garantiert gewesen.

Hier geht es nur um Politik, weil Putin auf die abgesetzte Premierministerin der Ukraine setzt und diese ihr politisches Comeback versucht.

Auch Moldavien soll bis zu 160 $, die baltischen Staaten bis zu 125 $ jetzt bezahlen.

Blick auf die Karte genügt.
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

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Offline Radolfzeller

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« Antwort #5 am: 03. Januar 2006, 09:54:10 »
Ein Blick auf die aktuelle Berichterstattung genügt:

Die Presseabrteilung der Gasprom scheint im Кремль zu sitzen, nicht in der ул. Наметкина, 16.

Gasprom sieht für mich in der aktuellen Berichterstattung so aus wie ein Teil der russischen Regierung, vertreten von Putin und seinen Ministern.

Es geht um russische Machtpolitik. Die Ukraine hat es gewagt, sich demokratisch eine Regierung zu geben und dann auch noch Avancen Richtung EU gemacht - das lässt sich Putin in seinem Vorgarten nicht gefallen.

Dass es in keinster Weise um Gaspreise geht bzw. die Gaspreise nur als Machtmittel instrumentalisiert werden sieht man auch daran, dass die turkmenischen Gaslieferungen für die Ukraine plötzlich in Russland verschwinden:

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3857&Alias=wzo&cob=213561

http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/wirtschaft/577734.html

Nachdem noch letzte und vorletzte Woche die Ukraine zuversichtlich war, einen grossen Teil des 2006er Gasbedarfs aus Turkmenistan decken zu können  und man diesbezüglich vor Weihnachten noch entsprechende Vereinbarungen getroffen hatte http://www.aktuell.ru/russland/news/ukraine_mit_turkmenen_einig_ueber_gaslieferungen_12992.html stellt sich das ganz anders dar: Russland hat mehr oder weniger die komplette Gasproduktion Turkmenistans \"für den Eigenbedarf\" aufgekauft: http://www.ksta.de/html/artikel/1135836415539.shtml - und das nicht erst diese oder letzte Woche: http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?id=1281

Sieht so aus als ob Turkmenistan die eigene Gasproduktion mehrfach verkauft hätte?!

Bislang habe ich auch noch keinen Beweis für die von Gasprom behauptete, angeblich illegale, Gasentnahme der Ukraine aus den für Westeuropa bestimmten Mengen gesehen. Zwar kommt in Österreich und in Ungarn 20% weniger Gas an, die Frage ist aber, ob dieses \"fehlende\" Gas in Russland überhaupt eingespeist wird oder ob es sich um einen russischen Propagandatrick handelt.

Gruss
Markus

Offline RR-E-ft

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\"Die Zeit\": \"gasprom - Erst die Ukraine, dann
« Antwort #6 am: 03. Januar 2006, 11:12:30 »
In jedem Krieg bleibt die Wahrheit als erste auf der Strecke.

Warum sollte es bei der Auseinandersetzung um Gaslieferungen anders sein. Möglicherweise sind langfristige Verträge gar nichts wert, weil sei einfach nicht erfüllt werden:

http://www.verivox.de/News/ArticleDetails.asp?aid=12796

 

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