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Autor Thema: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende  (Gelesen 11051 mal)

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https://www.welt.de/wirtschaft/article164078374/Mieterstrom-die-naechste-Absurditaet-der-Energiewende.html

Hurra, das nächste Kapitel der Erfolgsstory: MIETERSTROM! Jetzt wird alles noch besser. Lest die Kommentare, es wird alles gesagt (geschrieben). Warum der Blödsinn eine Totgeburt ist?: Weil der Vermieter nur 90% des Grundversorgungspreises nehmen darf. Wo bleibt denn da die Rendite? Aber egal, denn wir bleiben dabei, es ist die

Erfolgsstory EEG, unser Exportschlager, denkt immer dran.

Gruß

NN

Offline Wolfgang_AW

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Re: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende
« Antwort #1 am: 29. April 2017, 14:53:10 »
https://www.welt.de/wirtschaft/article164078374/Mieterstrom-die-naechste-Absurditaet-der-Energiewende.html

Hurra, das nächste Kapitel der Erfolgsstory: MIETERSTROM! Jetzt wird alles noch besser. Lest die Kommentare, es wird alles gesagt (geschrieben). Warum der Blödsinn eine Totgeburt ist?: Weil der Vermieter nur 90% des Grundversorgungspreises nehmen darf. Wo bleibt denn da die Rendite? Aber egal, denn wir bleiben dabei, es ist die

Erfolgsstory EEG, unser Exportschlager, denkt immer dran.

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NN

Mal abgesehen davon, dass das Mieterstromgesetz wirklich nicht überzeugend ist, so bleibt doch festzuhalten, dass es nicht an der mangelnden Rendite des Vermieters scheitern wird.
Im Gegenteil.
Wenn der Vermieter die möglichen Preisvorteile nicht weitergibt, dann hat der Mieter möglicherweise einen höheren Preis zu zahlen als in einem guten Sondervertrag bei einem Anbieter. Allerdings soll der Mieter die Wahlfreiheit haben von wem er seinen Strom abnimmt.
Richtig bleibt, dass die vorgesehenen Berfreiungen von den nicht priviligierten Stromverbrauchern zu tragen sind.

Das BMWi hat in einem Eckpunktepapier Mieterstrom festgehalten (siehe Seite 4, Projektrenditen Mieterstrommodell mit Förderung), dass bei den angeführten Anlagengrößen bei einer Volleinspeisung mit 4% Rendite, beim Mieterstrommodell dagegen mit ~ 5 - 7% Rendite gerechnet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

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Re: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende
« Antwort #2 am: 29. April 2017, 16:30:36 »
Zitat
beim Mieterstrommodell dagegen mit ~ 5 - 7% Rendite gerechnet wird.

Schon witzig, na ja, wer erwartet hat, dass die BR in Ihrem tollen Gesetz etwas schlechteres als die Standardrendite ausweist, der macht sich vermutlich die auch Hose mit einer Kneifzange zu. Fakt ist, dass ich schon mehreren KWK-Einspeisern in der Vergangenheit zu tun hatte, deren Kunden=Mieter mal nach §315 die Offenlegung der Kalkulation des Strompreises forderten, im Anschluss für die gesamte Nebenkostenabrechnung, da auch der Allgemeinstrom vom Vermieter geliefert wurde. Manche standen kurz vor der Insolvenz. Ich kenne keinen KWK-Produzenten mehr, der seinen Mietern Strom verkauft.

Wie soll ein solcher Blödsinn in Eigentumsanlagen umgesetzt werden, mit selbstbewohnenden Eigentümern? Wer betreibt dort die Mieterstromanlage, die WEG? Wie werden Eigentümer rausgerechnet, sind ja keine Mieter? Was, wenn das Messkonzept Schwächen aufweist, die Stromflüsse nicht zu 100% nachweisbar sind (Verluste/Stromdiebstahl)? Was, wenn Eigentümer nicht mitmachen wollen? Niemand kann gezwungen werden, dieses Geschäft mitzubetreiben. Mehrwertsteuer, schon beim bezahlten Selbstverbrauch exorbitant problematisch?

Mieterstrom ist nichts anderes als Aktionismus von der in der Energiepolitik zu 100% versagenden Wirtschaftsabteilung unserer Bundesregierung, dem Umweltministerium ist EEG sowieso egal, da es nicht geschaffen wurde, um CO2-Emissionen zu senken. Stickoxide sind der neue Zucker und Killer No. 1. Hatte Gabriel vor 3 Jahren nicht gesagt, mit der EEG-Reform 20104 den Durchschnittsvergütungspreis um 5 ct/kWh zu senken um den Anstieg der EEG-Umlage zu beenden und diese zu reduzieren? Weit gefehlt, die EEG-Umlage steigt und steigt. Biogasanlagen bekommen nun auf Lebenszeit Subvention, auch nach der 21-jährigen Überförderung. Läuft.

Mieterstrom wird sicherlich eine ebenso tolle Erfolgsstory wie das restliche EEG. Ich bin überzeugt.

Gruß

NN

Offline Wolfgang_AW

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Re: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende
« Antwort #3 am: 29. April 2017, 22:06:20 »
Möglicherweise erhält man bei den entsprechenden Vermietern gar keine Wohnung mehr, wenn man sich dem Mieterstrommodell nicht anschließt? Schließlich sollten beispielsweise Mieter (sofern sie nicht Auftraggeber sind) prinzipiell auch keine Maklergebühr mehr bezahlen - oder doch über Schlupflöcher??  ;) ;)

Oder denken wir doch an die Mietpreisbremse die doch "wirklich gut" funktioniert. Da werden eben mal fünf teure Möbel reingestellt und schon ...  ;) ;)

Gut gedacht ist noch lange nicht gut gemacht - in diesem Punkt bin ich voll umfänglich bei Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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(Alfred Polgar)

Offline Wolfgang_AW

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Mieterstromprojekt
« Antwort #4 am: 05. Mai 2017, 18:13:37 »
Mieterstromprojekt in Berlin

Zitat
In dem Neubau werden 39 Wohneinheiten und ein Ladenlokal ab Mai bezogen. Naturstrom bietet den Mietern einen Mieterstromtarif an, der sich aus Solarstrom vom Dach und Ökostrom aus dem Netz zusammensetzt. Ausgehend von einem Jahresverrauch von 3.000 Kilowattstunden (kWh), könnten die Kunden dort über 120 Euro gegenüber der Grundversorgung sparen, so Dr. Tim Meyer, Geschäftsbereichsleiter Dezentrale Energieversorgung bei Naturstrom.
...
Für diese und weitere Projekte erwartet Naturstrom zudem bald Rückenwind durch geplante Mieterstromgesetz geben. „Mit dem Mieterstromgesetz wird es möglich, in ganz Deutschland Mieter an der Energiewende teilhaben zu lassen“, ist Meyer überzeugt.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
« Letzte Änderung: 10. Mai 2017, 14:01:51 von Wolfgang_AW »
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Offline Wolfgang_AW

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Mieterstromprojekt in BW
« Antwort #5 am: 20. Mai 2017, 18:02:41 »
Mieterstrom in Baden-Württemberg

Zitat
Die erzeugte Solarenergie dient im Wesentlichen dem Verbrauch durch die Mieter. Die TWS bieten den erzeugten Solarstrom den Hausbewohnern zu einem vergünstigten Tarif an. Eine Abnahmepflicht besteht nicht, jedoch haben sich alle Mieter des Wohnungsprojekts in der Haasstraße für den Bezug des Solarstroms entschieden.

Anscheinend rechnen sich (hinsichtlich der Rendite) doch solche Projekte.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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Offline Agnitio

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Re: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende
« Antwort #6 am: 31. Mai 2017, 10:02:06 »
Ich kann die übertriebene Skepsis nicht so ganz nachvollziehen und auch nicht die Wortwahl "Totgeburt". Aber wer Erneuerbare und das EEG hasst und "die Welt" liest, wird wahrscheinlich zu keinem anderen Ergebnis kommen.
Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt und halte die Voraussetzungen für relativ ausgewogen. Es gilt das Gleichgewicht zu halten zwischen einer höheren Rendite als der Volleinspeisung und einer Überförderung und das wurde mMn erreicht. Natürlich muss man schauen inwiefern sich Praxistaugliche Modelle durchsetzen und es wird auch nicht in jeder Region funktionieren. Es eröffnet aber interessante Möglichkeiten, auch im Hinblick auf Batteriespeicher. Dazu ist das Modell für die Mieter freiwillig.

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Re: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende
« Antwort #7 am: 02. Juni 2017, 15:59:09 »
Dann setzen Sie mal die rosarote Brille ab und schauen sich diese kritische Analyse an: https://www.bdew.de/internet.nsf/id/6446258997227863C12580F8002A68AD/$file/209_BDEW-Stellungnahme_Mieterstromgesetz_oA.pdf

Es muss nicht alles zutreffen, aber der Tenor stimmt. Es bedarf keiner weiteren, zusätzlichen Übersubventionierung von Strom, der angeblich die vielbeschworene Netzparität erreicht hat. Netzentgeltausfälle, Konzessionsabgabenausfälle, Stromsteuerausfälle usw., sie werden in die Milliarden gehen, Milliarden, die von anderen Netznutzern und Verbrauchern getragen werden müssen. Sie können versichert sein, kein Vermieter wird auf Häuser mit sozial schwachen Mietern diese Anlagen errichten, Angst vor dem Risiko des Zahlungsausfalls. Es werden daher sicherlich wieder die Falschen zur Kasse gebeten. Beschlossen von einem Wirtschafts-und einer Umweltministerin, deren Partei das Wort sozial im Namen trägt.

Gruß

NN

Offline Wolfgang_AW

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Re: Mieterstrom – die nächste Absurdität der Energiewende
« Antwort #8 am: 17. Juli 2017, 00:04:06 »
Möglicherweise erhält man bei den entsprechenden Vermietern gar keine Wohnung mehr, wenn man sich dem Mieterstrommodell nicht anschließt? Schließlich sollten beispielsweise Mieter (sofern sie nicht Auftraggeber sind) prinzipiell auch keine Maklergebühr mehr bezahlen - oder doch über Schlupflöcher??  ;) ;)

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW


Das Mieterstromgesetz ist beschlossen

Zitat
Änderung des EnWG zur Lieferung von Mieterstrom

Der neue § 42a EnWG enthält zahlreiche Bestimmungen zum Schutz des Mieters bei Abschluss eines Mieterstromvertrages. Hier wurden die Rechtsfolgen eines Verstoßes gegen das Kopplungsverbot – also das Verbot einer Verknüpfung des Mieterstromvertrags mit dem Mietvertrag – erheblich verschärft. In diesem Fall ist der Mieterstromvertrag nichtig, und der Wertersatz, den der Mieter dem Vermieter zu leisten hat, ist auf 75 Prozent des Grundversorgungstarifs gedeckelt. Grundsätzlich liegt die Preisobergrenze bei 90 Prozent des Grundversorgungstarifs. Zudem hat der Bundestag die bisher vorgesehene Vergleichsrechnung in der Jahresabrechnung wieder gestrichen. Es ist also nicht mehr erforderlich, in jeder Rechnung den Vergleich zwischen Mieterstromtarif und Grundversorgungstarif auszuweisen.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
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