Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Sind wir so egal?  (Gelesen 14424 mal)

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Offline Flash

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Sind wir so egal?
« am: 19. Januar 2016, 16:08:50 »
Sind wir den Stromanbietern als Kunde so egal, dass sie sich keineswegs darum bemühen, einen halbwegs freundlichen Service zu gewährleisten oder gar Angebote zu machen, damit man als Kunde bleibt? Ich wechsle seit Jahren im Jahrestakt meinen Anbieter, damit die Preise einigermaßen günstig bleiben. Nervig ist das schon, deshalb würde ich gerne auch bei einem Anbieter bleiben. Allerdings werden die meisten nach der netten "Neukundenfrist" eher zickig, gar unfreundlich. Die Tarife sind plötzlich extrem hoch, der Service am Telefon rät ja gerade zu zu einer Kündigung. Können die sich das leisten? Macht es denen gar nix aus? Sind wir den Anbietern als Kunde denn nichts wert?
Wie sind eure Erfahrungen, Meinungen und Kenntnisse dazu?
Beste Grüße
Felix

Offline kamaraba

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #1 am: 19. Januar 2016, 19:41:24 »
Wenn dem nicht so wäre, würden es die Stromanbieter ja nicht tun. Es ist wie beim Angeln, man bekommt einen Köder (günstige Preise, Bonus oder was auch immer ) hingeworfen. Vor Ablauf der vertraglichen Preisbindung bekommt man dann meist per Mail ein sogenanntes Informationsschreiben. Das wird dann möglicherweise ignoriert, weil man das ja nicht im Zusammenhang mit einer Preiserhöhung sieht und wenn man dieses Schreiben liest, findet sich irgenwo auf 2 bis 4 Seiten im Fließtext gut versteckt der neue Preis.
Wer das nicht bemerkt und den Vertrag nicht rechtzeitig kündigt (manchmal hilft auch Widerspruch) ist in aller Regel für ein weiteres Jahr an den Anbieter gebunden - mit entsprechend höheren Preise. Bei anderen kommt das große Erwachen erst wenn die neue Rechnung ins Haus flattert. Am Ende hat man dann min. 2 Jahre zuviel bezahlt. Mit dieser Masche lebt es sich gut.
Es hilft nur seine Post/Mails vom Lieferanten zu prüfen und sorgfältig zu lesen und den Anbieter zu wechseln.
Gruss aus der EnBW-Hauptstadt Karlsruhe
www.Faire-Energiepreise.de

Offline Flash

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #2 am: 21. Januar 2016, 16:58:16 »
Ja, das stimmt, ködern und dann am Haken haben, ein schöner Vergleich :D Interessanterweise habe ich bisher keine Informationsschreiben erhalten. Jedenfalls nicht vor dem Ablauf der Kündigungsfrist. Und genau in diesem Zeitraum wäre dies doch eigentlich praktisch. Ich habe mich vorletztes Jahr sehr in die Nesseln gesetzt und nicht aus eigener Hand (und rechtzeitig) erfragt, welche neuen Konditionen nach dem Erstvertragsablauf bei Stromio auf mich zukommen. Danach kam das böse Erwachen, denn der Preis war auf einmal um mehr als 100 Prozent gestiegen. Nicht umsonst gibt es mittlerweile praktische Seiten wie diese mit bereits fertigen Formularen zum Stromio kündigen. Sind Anbieter verpflichtet, rechtzeitig, das heißt vor der Kündigungsfrist, eine entsprechende Preis- oder Änderungsinformation zu geben? Denn nach Ablauf der Kündigungsfrist hat man nicht mehr sehr viel davon. Oder gilt dann ein außerordentliches Kündigungsrecht? Ich jedenfalls verlasse mich keinesfalls auf Informationsschreiben, sondern vermerke mir die Daten der Ablauffristen genau und sehe mich rechtzeitig nach einem Anbieter um. Aber es bleibt zu hoffen, dass sich das irgendwann einmal ändert und man mit regulären und fairen Preisen über mehr als 2 Jahre rechnen kann.

Vielleicht hat aber auch jemand andere, positive Erfahrungen gemacht? Auch das wäre schön zu lesen.  :D

Offline bolli

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #3 am: 22. Januar 2016, 07:57:01 »
Sind Anbieter verpflichtet, rechtzeitig, das heißt vor der Kündigungsfrist, eine entsprechende Preis- oder Änderungsinformation zu geben?
Nein, denn

Oder gilt dann ein außerordentliches Kündigungsrecht?
Ja ! Und die Versorger müssen in dem Schreiben mit der Erhöhung auch auf dieses Sonderkündigungsrecht hinweisen ! Andernfalls ist die Preiserhöhung von Ihnen angreifbar.

Aber es bleibt zu hoffen, dass sich das irgendwann einmal ändert und man mit regulären und fairen Preisen über mehr als 2 Jahre rechnen kann.
Das kommt immer darauf an, was Sie unter "fair" verstehen. Aufgrund des komplizierten Beziehungsgeflechts, in welchem die meisten "fairen" Versorger ihre Energieabteilungen führen, sehe ich da (leider) nur wenig Spielraum. Die Billiganbieter sind eh nur auf Maximierung der Gewinne aus, da ist nichts zu erwarten. Und die meisten kommunalen Versorger oder solche mit überwiegend kommunaler Beteiligung versuchen ebenfalls, noch ordentlich Gewinne zu erwirtschaften, um diese zwecks Haushaltsausgleich in ihren maroden Haushalten verwenden zu können. Hier zu erwarten, dass man tatsächlich im Rahmen der Daseinsvorsorge die Energielieferung auf einem rein kostendeckenden Niveau laufen lässt, ist wie an den Weihnachtsmann zu glauben. >:(

Die Versorger behaupten natürlich schon heute, sie würden "faire Preise" machen. Zumindest sagen sie das !
Vielleicht hat aber auch jemand andere, positive Erfahrungen gemacht? Auch das wäre schön zu lesen.  :D
[/quote]

Offline RalfLightning

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #4 am: 25. Januar 2016, 00:02:30 »
Also das stimmt schon .. man hat auf jeden Fall ein Sonderkündigungsrecht und auf dieses muss man auch explizit vom Anbieter hingewiesen werden
Always look on the bright side of life!

Offline Flash

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #5 am: 03. Februar 2016, 17:23:15 »
Sind Anbieter verpflichtet, rechtzeitig, das heißt vor der Kündigungsfrist, eine entsprechende Preis- oder Änderungsinformation zu geben?
Nein, denn

Oder gilt dann ein außerordentliches Kündigungsrecht?
Ja ! Und die Versorger müssen in dem Schreiben mit der Erhöhung auch auf dieses Sonderkündigungsrecht hinweisen ! Andernfalls ist die Preiserhöhung von Ihnen angreifbar.


Aha, vielen Dank. Das ist gut zu wissen. Häufig hört man den Begriff Sonderkündigungsrecht, aber selten weiß man, was sich dahinter wikrlich verbirgt.

Offline Harmwulf

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #6 am: 08. Februar 2016, 12:38:54 »
Sind wir den Stromanbietern als Kunde so egal, dass sie sich keineswegs darum bemühen, einen halbwegs freundlichen Service zu gewährleisten oder gar Angebote zu machen, damit man als Kunde bleibt? Ich wechsle seit Jahren im Jahrestakt meinen Anbieter, damit die Preise einigermaßen günstig bleiben. Nervig ist das schon, deshalb würde ich gerne auch bei einem Anbieter bleiben. Allerdings werden die meisten nach der netten "Neukundenfrist" eher zickig, gar unfreundlich. Die Tarife sind plötzlich extrem hoch, der Service am Telefon rät ja gerade zu zu einer Kündigung. Können die sich das leisten? Macht es denen gar nix aus? Sind wir den Anbietern als Kunde denn nichts wert?
Doch, wir Kunden sind den Stromlieferanten sogar sehr viel Wert. Wenn dies häufig anders gesehen wird liegt das zumeist daran:
Nachdem das erste und durch Sofortbonus, Neuzkundenbonus oder/und Erstwechslerbonus teils stark preislich vergünstigte Belieferungsjahr um ist, wird es teurer. Aber wo ist das nicht so? Egal, ob es ein Handyvertrag, ein DSL-Vertrag, ein Zeitschriftenabo oder die Mitgliedschaft im Fitnessstudio ist, das Spiel kennen wir doch seit Jahren.
Ich sehe daran auch nichts verwerfliches. Wer in der Lage ist, per Internet in Vergleichsportalen den für ihn günstigsten Energieanbieter zu finden sollte auch in der Lage sein, die Kosten für die Folgejahre herauszulesen. Daraus macht kein Anbieter ein Geheimnis.
Das Problem scheint recht häufig zu sein, dass nicht wenige Kunden einfach vergessen, ihren (Lock)Vertrag rechtzeitig, d.h. während der vertraglich vereinbarten Kündigungsfrist zu kündigen. Ja, und dann ist nicht selten der Ärger groß. Aber was kann der Energielieferant dafür?

Ich handle seit Jahren so, wie es Verbraucherberatungsstellen empfehlen: Wenn ich über ein Vergleichsportal den für mich preisgünstigsten Anbieter suche blende ich grundsätzlich alle Boni und Rabatte aus und wähle nur einen Tarif, bei dem ich nach dem ersten Vertragsjahr bei automatischer Weiterbelieferung eine Kündigungsfrist von einem Monat habe. Da kann man dann nichts vergessen und muss sich nicht ärgern. Ist das erste Jahr vorbei, bin ich sehr fexibel und kann recht kurzfristig den Anbieter wechseln, wenn es günstigere Konditionen gibt.

Offline Sparlampe

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #7 am: 11. März 2016, 14:48:16 »
Ich denke es liegt daran das Kundenservice viel Geld kostet und sich besonders kleine Anbieter keine riesen Abteilung leisten können.

Daher ist man meist mit überarbeiteten Menschen konfrontiert..

Offline bolli

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #8 am: 14. März 2016, 09:12:43 »
Doch, wir Kunden sind den Stromlieferanten sogar sehr viel Wert. Wenn dies häufig anders gesehen wird liegt das zumeist daran:
Nachdem das erste und durch Sofortbonus, Neuzkundenbonus oder/und Erstwechslerbonus teils stark preislich vergünstigte Belieferungsjahr um ist, wird es teurer. Aber wo ist das nicht so? Egal, ob es ein Handyvertrag, ein DSL-Vertrag, ein Zeitschriftenabo oder die Mitgliedschaft im Fitnessstudio ist, das Spiel kennen wir doch seit Jahren.
Ich finde diese Verhaltensweise sehr wohl verwerflich, zeigt sie doch, dass die Pollitik der Versorger (wie auch der anderen genannten Branchen)  nur auf Anlocken und nicht auf Kundenbindung angelegt ist. Statt einen Bestandskunden durch spezielle Angebote zu animieren, beim Anbieter zu bleiben, werden nur Neukunden gelockt und statt dessen Bestandskunden nach einem Jahr, so sie denn nicht sowieso schon gekündigt haben, noch durch Preiserhöhungen bestraft. Dabei wird dann oft genug noch mit Tricks gearbeitet, um dem Kunden sein dann bestehendes Sonderkündigungsrecht nicht zu offen darzulegen.

Das einzige, wo ich Ihnen Recht gebe: Wir Kunden sind es selbst Schuld, indem nicht viel mehr Kunden konsequent wechseln und die Anbieter mit dieser Politik  im Regen stehen lassen !

Offline Harmwulf

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #9 am: 15. März 2016, 15:13:32 »
Vom Grundsatz her haben Sie recht. Nur ist es eben so, dass in unserer Wirtschadft mit harten Bandagen gekämpft wird. Da zählt einzig das Recht des Stärkeren. Wer da nicht mitmischt und nicht bereit ist "über Leichen zu gehen" hat schnell verspielt. Früher gab es in allen Bereichen der Wirtschaft einen selbst auferlegten Ehren- und Verhaltenskodex, den Kaufleute bzw. Gewerbetreibende befolgten, auch wenn es kein Gesetz war. Auch bei der Presse gibt es so etwas (Pressekodex).
Das Problem heute ist, dass sich kaum noch ein Unternehmer an solche Selbstbeschränkungen und Verhaltensregeln hält. Es wird mit harten Bandagen gekämpft stets mit dem Ziel vor Augen, den lästigen Konkurenten fertig zu machen und den Kunden auszunehmen. Weicheier und Unternehmer mit so etwas wie einem Gewissen haben da keine Chance!

Dieser Wettkampf der "Giganten" unserer Wirtschaft und eben auch der Energiewirtschaft bekommen wir Verbraucher zunehmend zu spüren. So wie die Lebensmitteldiscounter mit ihren Supersonderbilligpreisen Milch- und Eierbauern derzeit in den Ruin treiben wird versucht, uns Strom- und Gaskunden mit teils sich am Rande der Legalität befindlichen Verträgen und Geschäftsgebaren einen Wettbewerbsvorsprung in der Energiebranche zu verschaffen. Da gibt es keinerlei Skrupel!

Problem ist, dass sich die allermeisten Strom- und Gasanbieter mit ihrer Art, den Verbraucher zu täuschen und vertraglich zu binden doch zumeist rein rechtlich auf sicheren Boden befinden. Verträge werden von Rechtsanwälten, besser: Winkeladvokaten und auch Psychologen derart ausgefeilt, dass sie für unbedarfte Verbraucher kaum zu durchschauen und rechtlich kaum angreifbar sind.
Von daher kann ich Wechselwilligen immer nur raten, das Kleingedruckte, die AGBs, Satz für Satz aufmerksam zu lesen. Ich habe bisher nicht einen einzigen Liefervertrag eines Energieanbieters gefunden, der keinen Klärungsbedarf aufwarf. Mit dem Verstehen derartiger Verträge dürften nicht wenige Verbraucher schlichtweg überfordert sein.
Und deshalb kann ich nur immer wieder raten, sich hier Rat von Fachkundigen einzuholen, z.B. bei der Verbraucherberatungsstelle. Aber auch die beste Beratung bringt nichts, wenn ich als Strom- oder Gaskunde etwaige Kündigungsfristen nicht einhalte. Dies scheint eines der größten Probleme bei Verbrauchern zu sein, mit denen die Energiewirtschaft rechnet und von denen sie profitiert. Von daher plädiere ich stets einen Tarif zu wählen, der, wenn er sich auch automatisch bei nicht fristgemäßer Kündigung verlängert, eine vierwöchige Kündigungsmöglichkeit garantiert.
   

Offline wechselprofi

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #10 am: 16. März 2016, 15:52:06 »
"Sind wir so egal?", schon dieser Titel führt einen Teil der Beiträge auf das Glatteis der Gefühlswelt. Wer Geschäftsfähigkeit beim Abschluss eines Energieliefervertrages in Anspruch nimmt aber sorglos oder einfach nur schlampig zu Werke geht, muss auch manchmal schmerzhaft einen schlechteren Preis im zweiten Belieferungsjahr in Kauf nehmen. Was hindert denn die vergessliche Natur daran, sofort nach Aufnahme der Lieferung den Vertrag zum Ende der Erstlaufzeit zu kündigen? Zum Trost sei allen "Schläfern" empfohlen, die selbst verschuldet in ein zweites Belieferungsjahr rutschen, die erhaltenen Bonus zur Hälfte auf das zweite Belieferungsjahr umzulegen. Meist ist der erzielte Preis dann immer noch besser als der der Grundversorgung. Mit "Schläfern" werden übrigens in der Energie- und TK-Branche tatsächlich die Kunden bezeichnet, die zum Wohlgefallen der Anbieter länger als für den Kunden vorteilhaft, in ihren Verträgen verweilen. Großer Unbeliebtheit erfreuen sich dagegen die "Bonushopper".

Zum Schluss möchte ich noch der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass keines der von einer miserablen Wirtschaftslage betroffenen Energieunternehmen auf die Idee kommt, hier ein Thread mit dem Titel "Sind wir den Verbrauchern so egal?" eröffnet.

Offline bolli

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #11 am: 17. März 2016, 07:56:14 »
Was hindert denn die vergessliche Natur daran, sofort nach Aufnahme der Lieferung den Vertrag zum Ende der Erstlaufzeit zu kündigen?
Hindern tut mich das nichts dran, aber ich fände es deutlich vorteilhafter, wenn alle Beteiligten, wie es früher auch war, im Sinne einer langfristigen Vertragsbindung agieren würden und man nicht versucht, den Gegenüber "über den Tisch" zu ziehen. Weder Vertragskonditionen noch Service veranlassen mich dazu. derzeit langfristige Bindungen einzugehen, weil kein, aber auch wirklich kein Anbieter, faire Preise bietet. Denn selbst bei den Nicht-Billiganbietern sind die Preise nicht wirklich fair, werden günstige Marktpreise nicht an den Kunden weiter gegeben.

Zitat
Wer Geschäftsfähigkeit beim Abschluss eines Energieliefervertrages in Anspruch nimmt aber sorglos oder einfach nur schlampig zu Werke geht, muss auch manchmal schmerzhaft einen schlechteren Preis im zweiten Belieferungsjahr in Kauf nehmen.
Es gibt noch zahlreiche ältere Leute, die aus der "guten alten Zeit" noch so Begriffe wie, Anstand, Moral, Sozialverantwortung u.ä. kennen und (zu ihrem Leidwesen) erst lernen müssen, dass dieses in der heutigen Wirtschaftswelt keine Werte mehr sind, nach denen Unternehmen streben. Da ist der optimale Gewinn, also in möglichst kurzer Zeit einen möglichst hohen Gewinn einzufahren, angesagt. Und das natürlich auf dem Rücken der Verbraucher.  :(

Offline wechselprofi

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #12 am: 17. März 2016, 09:11:01 »
@bolli
Meine Moralvorstellungen weichen zumindest  nicht von denen, die Sie hier kundgetan haben, ab.  Allein mir fehlt der Glaube, dass Sie Wirtschaftsunternehmen dazu bekehren können, Gutes im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zu tun. Das ist nach meiner Auffassung der falsche Ansatz. Im Übrigen ist die von Ihnen beschriebene Kundengruppe nicht diejenige, die dem Bonuspreismodell der Portale reihenweise zum Opfer fehlt. Vielmehr ist sie durch Haustürgeschäfte manchmal aber auch durch an sich seriöse Gesellschaften (z.B. Genossenschaften) gefährdet, die das Geschäft selbst nicht ausreichend beherrschen. Die leidenschaftliche Diskussion zur EGNW hier im Forum ist ein Zeugnis, wie Moral, Seriosität und mangelnder Sachverstand zu Lasten der Kunden scheitern.
In meinem persönlichen Umfeld sind es die jüngeren, Internet affinen, die die älteren in der Familie bzw. im Bekannkreis mit Auswahl des Anbieters und Durchführung des Wechselprozedere unterstützen.  Und ein Gang zur Verbraucherzentrale ist sicher auch nicht der schlechteste Weg, vor groben Fehlern bewahrt zu werden.         
« Letzte Änderung: 18. März 2016, 11:04:10 von wechselprofi »

Offline Harmwulf

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #13 am: 18. März 2016, 00:47:30 »
Hindern tut mich das nichts dran, aber ich fände es deutlich vorteilhafter, wenn alle Beteiligten, wie es früher auch war, im Sinne einer langfristigen Vertragsbindung agieren würden und man nicht versucht, den Gegenüber "über den Tisch" zu ziehen.
Würden Sie das bitte näher erleutern? So ist das einfach nur eine pauschale Verunglimpfung. Keinesfalls wird ein Kunde nur deshalb über den Tisch gezogen, wenn er, ohne es zu wollen, in das zweite Vertragsjahr rutscht. Mittlerweile weiß doch wohl jeder erwachsene Mensch, dass bei Verträgen dieser Art (also auch DSL-, Handy oder Fitnessstudioverträge) die automatische Verlängerung dieser Verträge ganz gängige und legale Praxis ist. Aber wer seinen Vertrag nicht liest und/oder keinen Terminkalender führt, tja, dem ist nicht zu helfen. Ich empfinde es fast schon als eine Unverfrorenheit, eigene Schusselligkeit den Energieanbietern als hinterhältiges Handeln oder gar Betrug auszulegen.

Offline bolli

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Re: Sind wir so egal?
« Antwort #14 am: 18. März 2016, 08:31:52 »
Würden Sie das bitte näher erleutern? So ist das einfach nur eine pauschale Verunglimpfung. Keinesfalls wird ein Kunde nur deshalb über den Tisch gezogen, wenn er, ohne es zu wollen, in das zweite Vertragsjahr rutscht.
Gerne erläutere ich Ihnen das. Wenn Sie sich mal im Forum umschauen, werden Sie zahlreiche Fälle finden, bei denen Kunden der Preis im zweiten Vertragsjahr ERHÖHT wurde, NACHDEM das erste abgelaufen ist bzw. die Kündigungsfrist schon vorbei ist. Nun werden Sie behaupten, dass ist das Gute Recht des Anbieters, wenn es doch im Kleingedruckten des Vertrages ermöglicht wird. Meine Entgegnung darauf ist, dass dieses zwar sein mag, aber erstens ist eine solche Preiserhöhung NACH verstreichen der Kündigungsfrist "opitsch" nicht besonders nett gegenüber dem Kunden, zumal dann, wenn die gesetzliche Vorschrift, den Kunden im Falle einer solchen Preiserhöhung über sein Sonderkündigungsrecht aufzuklären, nicht eingehalten wird und zum anderen ist diese bei fallenden Einkaufspreisen auch kaum wirtschaftlich zu rechtfertigen, außer eben mit "Abzocke".

Keinesfalls wird ein Kunde nur deshalb über den Tisch gezogen, wenn er, ohne es zu wollen, in das zweite Vertragsjahr rutscht. Mittlerweile weiß doch wohl jeder erwachsene Mensch, dass bei Verträgen dieser Art (also auch DSL-, Handy oder Fitnessstudioverträge) die automatische Verlängerung dieser Verträge ganz gängige und legale Praxis ist.
Aber wer seinen Vertrag nicht liest und/oder keinen Terminkalender führt, tja, dem ist nicht zu helfen. Ich empfinde es fast schon als eine Unverfrorenheit, eigene Schusselligkeit den Energieanbietern als hinterhältiges Handeln oder gar Betrug auszulegen.
 
Vielleicht sollten Sie erst mal in Ruhe meine Beiträge lesen, bevor Sie dort was rein interpretieren, was dort gar nicht steht. Ich kritisiere nicht die automatische Vertragsverlängerung sondern
a) das man DANACH noch die Preise erhöht und teilweise nicht ordnungsgemäß über die gesetzlichen Rechte aufklärt (die der interessierte Kunde auch nicht in den Vertragsbedingungen nachlesen kann sondern dann noch zusätzlich im Gesetzestext nachlesen muss, was ihm nach Ihrer Auslegung der Kundenpflichten aber sicher zuzumuten ist  :(), und
b) dass Bestandskunden schlechtere Konditionen eingeräumt werden als Neukunden, womit klar ist, dass der Anbieter nicht an einer seriösen dauerhaften Kundenbeziehung interessiert ist sondern nur Neukunden anlocken will und dann hofft, dass sie "blöd genug" sind, nicht am Ende des Lockzeitraumes zu kündigen sondern sich danach "in die zweite Reihe" begeben und sich die günstigen Preise für Neulinge aus der Fernperspektive anschauen.

Herstellen von Kundenzufriedenheit stelle ich mir anders vor.

Das diese Verhaltensweise zu großen Teilen für die Billiganbieter gilt, ergibt sich schon daraus, dass gerade diese mit besagten Boni arbeiten, die dann wegfallen.

Das aber auch die etwas mehr seriösen Stadtwerke bei weitem nicht so seriös sind, wie sie tun, ergibt sich daraus, dass bei den seinerzeitigen Preiserhöhungen jede Gelegenheit genutzt wurde, mit steigenden Marktpreisen auch die eigenen Preiserhöhungen zu begründen.
Trotz mittlerweile deutlich sinkender Börsenstrompreise wurde in den vergangenen Jahren brav jede EEG-Umlagenerhöhung an den Kunden weiter gegeben, teilweise noch mit einem eigenen (versteckten) Zuschlag. Von den Preissenkungen bekommt der normale Kunde aber fast nichts mit, und zwar nicht, weil er nicht ist, sondern weil die Versorger in schöner Einigkeit den Preis hoch halten. Und klar, Begründungen, warum man diese Senkungen nicht weiter gibt haben alle: Langfristverträge, gestiegene Nebenkosten, ... etc. etc.. Ist ja nicht so, als wenn man nicht kreativ wäre. Und wer's nicht glaubt hat trotzdem nichts davon, denn aus der "Stromfalle" kommt er ja nicht raus.

Also echauffieren Sie sich bitte nicht über meine Sichtweise und versuchen Sie bitte nicht, das Verhalten dieser Marktteilnehmer "schön" zu reden, da ja vertragsrechtlich alles (oder sagen wir mal "das Meiste") o.k. ist. Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist, aber die Wertmaßstäbe in meinem Leben gehen über rein rechtliche Sichtweise hinaus. Sitte, Moral, Anstand, soziales Verantwortungsgefühl u.ä. sind Dinge, die meist nicht in den Verträgen stehen, für mich aber durchaus auch eine Bedeutung haben, auch wenn ich das Gefühl habe, damit so langsam auf einem Abstellgleis zu landen.  >:(



 

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