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Autor Thema: Die Lüge vom Netzausbau  (Gelesen 4335 mal)

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Offline egn

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Die Lüge vom Netzausbau
« am: 24. Februar 2014, 08:10:56 »
Monitor hat sich mit dem Thema Netzausbau beschäftigt.

Der Bericht bestätigt was ich schon lange schreibe, der Netzausbau ist hauptsäuchlich eine Maßnahme dass immer mehr Kohlestrom exportiert werden kann. Selbst der Bau des Südlinks von der Küste ist zweifelhaft, da dort in den nächsten Jahren weitere Kohlekraftwerke ans Netz gehen.

Passend dazu auch die Sendung des NDR "Rückkehr der Kohle" heute um 22 Uhr.

Panorama: "Energiewende - Rückkehr der schmutzigen Kohle"
« Letzte Änderung: 24. Februar 2014, 08:32:13 von egn »

Offline superhaase

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Re: Die Lüge vom Netzausbau
« Antwort #1 am: 24. Februar 2014, 09:08:28 »
Ja, das sag ich auch schon die ganze Zeit.

Man erinnere sich:

Als vor gut einem Jahr einmal bei Starkwind (viel Windstrom in ganz Norddeutschland) in Bayern das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld unerwartet plötzlich komplett ausfiel, war die Netzstabilität überhaupt nicht gefährdet - es gab keinerlei Probleme bzgl. Versorgungssicherheit.

Allerdings lief die Propagandemaschine der G4 und der Netzbetreiber auf Hochtouren und es wurde ein Leitungsmangel beschworen, der dazu geführt hätte, dass man die bereitgehaltenen Kaltreservekraftwerke in Österreich aktivieren musste.
Die Presse war voll von solchen Meldungen: Böse Windkraft, Netzengpass, dreckiges österr. Schwerölkraftwerk muss aushelfen. Alles ganz schlimm. Deutschland am Rande des Blackouts.

Das war alles Quatsch, wie sich dann herausgestellt hat.
Die Kaltreservekraftwrke mussten nur aktiviert werden, weil die Betreiber von AKW Grafenrheinfeld und die Braunkohlekraftwerke in Ostdeutschland trotz des angekündigten vielen Windstroms weiterproduzieren wollten und ihren Strom daher ins Ausland (Italien etc.) verkauft hatten und nun trotz Ausfall des AKW in Bayern liefern mussten - oder eine hohe Strafe wegen Vertrags-Nichterfüllung zahlen mussten. Aber für Ersatzstrom aus Nordeutschland nach Grafenrheinfeld war die Transportkapazität dann nicht mehr vorhanden, weil der normale innerdeutsche Transportbedarf die Netze schon einigermaßen ausgelastet hatte.
Also hat man nur wegen der eingegangenen Exportverpflichtungen die Kaltreserve in Österreich aktiviert - und das auch noch auf Kosten der nicht-privilegierten deutschen Stromverbraucher, die das über die Netzentgelte finanzieren durften (die Kaltreserve wird über die NEtzentgelte bezahlt).

Fazit:
Es gab schon einen Testfall in der Realität, und der hat bewiesen, dass auch nach Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld im Jahr 2015 und bei Starkwind in Norddeutschland das bestehende Netz ausreicht und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist, sofern man nicht auch gleichzeitig noch unnötige Stromexporte sicherstellen will.

Das einzige, was geändert werden muss, ist die Verhinderung der unnötigen Stromexporte von AKW- und Braunkohlestrom, der auch noch auf Kosten der deutschen Stromverbraucher stattfindet, denn die Exporteure zahlen ja keinerlei Netzgebühren. Das Netz und den Ausbau soll der deutsche Michel bezahlen, damit die großen Kraftwerksbetreiber ihr Exportgeschäft machen können.

Man kann nur hoffen, dass sich hier die "Wutbürger" durchsetzen.
Die Energiewende hat zum Ziel, den Kohlestrom durch EE-Strom zu ersetzen. Den dreckigen Strom dann zu exportieren, weil er in Deutschland nicht gebraucht wird, steht dem Ziel der Energiewende entgegen. Das muss verhindert werden.

Das Beste wäre, endlich auch den exportierten Strom sowohl an den Netzentgelten als auch an der EEG-Umlage zu beteiligen. Dann würde sich das aufgrund des höheren Preises nur noch dann lohnen, wenn im Ausland wirklich deutscher Strom benötigt wird und auch entsprechend viel dafür bezahlt wird.
Wer deutschen Strom haben will, muss auch die Netzentgelte und auch die EEG-Kosten dafür bezahlen. Es ist eine Sauerei, dass der deutsche nicht-privilegierte Stromverbraucher billigen Strom für das Ausland subventioniert.
« Letzte Änderung: 24. Februar 2014, 09:16:31 von superhaase »
8) solar power rules

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Re: Die Lüge vom Netzausbau
« Antwort #2 am: 24. Februar 2014, 10:01:46 »
Lüge Na ja, glaubwürdig ist da wenig, von keiner Seite!

Es geht u. a. auch um eine sichere und preisgünstige Stromversorgung. Da macht man die Konkurrenz gerne madig und wird als "Wutbürger" oder als Provinz- und Landespolitiker aktiv wenn es ums eigene Geld und eigene Interessen  geht.

Die Wahrheit liegt auch hier nicht im PV-Land. PV- und Windstrom sind extrem teuer und man benötigt dazu grundsätzlich Ersatz wenn die Sonne nicht scheint und Flaute herrscht, das kostet zusätzlich. Auf Kohle wird noch lange nicht, weder in Deutschland und schon gar nicht weltweit, verzichtet werden (können). Der Verbrauch sollte bei dieser extremen deutschen EE-Förderung eigentlich immer weniger werden, aber da ist offensichtlich noch ein langer Weg. Es wäre schon mal gut wenn wenigstens die Richtung stimmen würde. So wird das nichts. Die Milliarden sind schon verbraten. Über 20 Milliarden EEG-Umlage jährlich ist nur eine Folge davon.

Mit solchen überholten Dossiers und idelogisch-politischer Stimmungsmache wird das schon mal gar nichts:

Zitat
Genehmigte und im Bau befindliche Steinkohlekraftwerke:

- Hamburg-Moorburg, Vattenfall Europe, 1.640 MW

- Wilhelmshaven (Niedersachsen), GDF Suez (ehemals Electrabel), 800 MW

Geplante Steinkohlekraftwerke:

- Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), GETEC, 800 MW, Steinkohle

- Stade (Niedersachsen), Dow Chemical/EnBW, 800 MW, Steinkohle

z.B. Brunsbüttel

Offline superhaase

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Re: Die Lüge vom Netzausbau
« Antwort #3 am: 24. Februar 2014, 10:38:07 »
PV- und Windstrom sind extrem teuer ...
Richtig ist: Windstrom war nie extrem teuer. Solarstrom war extrem teuer, ist es aber anur aus alten Anlagen.
Solarstrom aus neuen Anlagen ist nicht mehr extrem teuer.
Sowohl Windstrom als auch Sonnenstrom sind heute aus neuen Kraftwerken billiger als Kohlestrom aus neuen Kraftwerken. Das ging auch schon durch die Presse. Sie wissen das.

Zitat
... ]und man benötigt dazu grundsätzlich Ersatz wenn die Sonne nicht scheint und Flaute herrscht, das kostet zusätzlich. Auf Kohle wird noch lange nicht, weder in Deutschland und schon gar nicht weltweit, verzichtet werden (können).
Aber Kohlestrom wird eben nur dann gebraucht, wenn Wind und Sonne nciht liefern. Und er wird nicht gleichzeitig mit Wind und Sonnenstrom gebraucht, um ihn zu exportieren und damit z.B. Gaskraftwerke im Ausland vom Netz zu drängen.
Das kostet auch nicht zusätzlich, denn die Kohlekraftwerke sind ja schon vorhanden.
Es ist also auch gar nicht nötig, neue Kohlekraftwerke zu bauen, insbesondere dann nicht, wenn man die alten einfach weiterbetreibt und immer öfter drosselt oder ganz abstellt, wenn zunehmend mehr Wind- und Solarstrom erzeugt wird. Dann ist es auch nicht nötig und vor allem nicht rentabel, die alten Kraftwerke durch effizientere neue zu ersetzen.
Der bestehende Kraftwerkspark bietet also weit mehr als genug Reserven für "nächtliche Flauten".
Ein Kapazitätsmarkt für diese Reserven aus alten Kraftwerken wäre volkswirtschafltich die günstigste Lösung.

Daraus ergibt sich eben, dass man derzeit keine neuen Mega-Stromtrassen braucht. Das bestehende Netz reicht offenbar ganz gut aus, wenn man auf Export von Braunkohlestrom oder Atomstrom verzichtet.
« Letzte Änderung: 24. Februar 2014, 10:45:49 von superhaase »
8) solar power rules

Offline Wentome

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Re: Die Lüge vom Netzausbau
« Antwort #4 am: 27. Mai 2014, 13:42:12 »
Ich denke auch, dass die Versprechungen so langfristig sind, dass es irgendwann auch niemandem mehr auffällt, wenn das nicht umgesetzt wurde.

 

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