Energiepolitik > Erneuerbare Energie

Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert

<< < (4/15) > >>

Netznutzer:
Würde Hätte Wenn und Aber, Fiktiv, Könnte usw. usw. Die Ineffizienz des gesamten Systems zeigt sich an der EEG Umlagenhöhe und der Diskrepanz zwischen Marktwert und Marktpreis. Das sind die Facts. Schönreden sollte man den Politikern überlassen.

1998 lagen die Großhandelsstrompreise noch niedriger als jetzt, ohne spürbare EEG und KWK Einspeisung. Sich fiktiv etwas gesund zu rechnen beruhigt vielleicht die (Klima)Seele, nicht das Portemonnaie.

Gruß

NN

RR-E-ft:
Wir wollen mal bei den Fakten bleiben:

1998 bestanden erhebliche Überkapazitäten an konventioneller Stromerzeugung, die inzwischen abgebaut wurden.  Auch die Preisbildung war wohl eine andere als heute.
Die Erzeuger hatten in ihren Versorgungsgebieten eine Monopolstellung.
Die Preise waren kostenorientiert bei Zugrundelegung einer Mischkalkulation über alle Stromerzeugungseinheiten.

Allerdings verstanden sich Großhandelspreise für Strom seinerzeit wohl inklusive Netznutzung.

Demgegenüber richten sich die Großhandelspreise für Strom exklusive Netznutzung  heute nach merit-order-Preisbildung, wobei die variablen Stromerzeugungskosten des letztbenötigte Kraftwerks, also die jeweils höchsten Stromerzeugungskosten preisbestimmend sind. 

Ich meine für den Wert der EEG- Strommengen kommt es darauf an, welcher Großhandelspreis sich nach merit-order-Preisbildung heute  einstellen würde,
wenn man die EEG-Strommenge komplett aus dem Markt nimmt.

Dafür käme es darauf an, welche konventionellen Stromerzeugungseinheiten dann zur Bedarfsdeckung eingesetzt werden müssten.
Müssten dann zB. die Gaskraftwerke mit ihren hohen variablen Kosten zur Bedarfsdeckung zum Einsatz kommen, lägen die Großhandelspreise deutlich höher als derzeit.

Immerhin verzeichnete man im Sommer 2008 Großhandelspreise bei ca. 80 EUR/ MWh, wohingegen heute um die 30 EUR/ MWh aufgerufen werden.

http://forum.energienetz.de/index.php/topic,17998.0.html 

Was also, wenn bei völligem Fortfall der EEG- Strommenge die Großhandelspreise heute nicht bei ca. 30 EUR/MWh, sondern bei ca. 80 EUR/ MWh und damit um 5 Ct/ kWh höher lägen?

So fett die EEG- Umlage derzeit mit 5,2777 Ct/ kWh auch schon ist, so muss man doch sehen, dass die Kosten nicht von allen gleichermaßen mitgetragen werden,
einige Großverbraucher privilegiert sind, diese jedoch von den deutlich gesunkenen Großhandelspreisen profitieren.

Es profitieren weit größere Strommengen von den gesunkenen Großhandelspreisen als überhaupt mit EEG- Umlage belastet werden!!!

Möglicherweise ist es so, dass die EEG- Umlage bei einer gleichmäßigen Kostenbelastung der insgesamt abgesetzten Strommenge geringer wäre (unter  5 Ct/ kWh) als die zu verzeichnende Preisdifferenz zum alternativ viel höheren Börsenpreis (um 5 Ct/ kWh höher).

PLUS:

--- Zitat von: RR-E-ft am 13. Juni 2013, 16:00:36 ---Wir wollen mal bei den Fakten bleiben: ...
--- Ende Zitat ---
Ja, die sollten wir immer im Auge behalten. Trotzdem, ein untauglicher Rettungsversuch! Das System ist krank, da hilft nichts mehr! ;)

Warum denn so kompliziert? Es reicht schon ein Vergleich mit den Endverbraucherstrompreisen innerhalb von Europa. Da profitiert man noch zusätzlich von der deutschen E(EG)-Wende. Man könnte auch sagen, man lacht sich ins Fäustchen über die blöden Deutschen. Das krasse Beispiel:

2012 wurden wieder zunehmende Mengen Strom billig exportiert oder zum Teil verschenkt. Nach Zahlen des BDEW waren es rund 23 Milliarden Kilowattstunden Strom in Nachbarstaaten – den Großteil (17,5 Milliarden) nach Holland, berichtete "Bild.de".

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, kam Ökostrom die Verbraucher so teuer zu stehen wie in keinem Jahr zuvor. Deutschlands Ökostromerzeuger erhielten allein für 2012 für die Energie mehr als 20 Milliarden Euro.

Weil die Stromkunden in Deutschland aber auch für den ausgeführten Strom die EEG-Umlage zahlen, sinkt der Strompreis in Holland, schrieb "Bild.de":
 
Dort sank der Strompreis von 21,09 im Jahr 2006 auf 16,4 Cent/kWh 2011 (Statistikbehörde Niederlande), minus 22 Prozent. In Deutschland stieg der Strompreis für die Privathaushalte dagegen drastisch an. Seit 2006 von 19,46 auf 25,89 Cent/kWh in 2012 – plus 33 Prozent, berichtete "Bild.de".

Einfach affengeil das deutsche EEG! Wir fördern alles außerhalb unserer Grenzen - von Holland bis China.  Der deutsche Verbraucher zahlt und zahlt und zahlt .....

PS: BDEW-Grafik noch dazu

RR-E-ft:
Es geht im Endeffekt nur um die Großhandelspreise mit und ohne EEG-Strommenge.

Dass auch durch die verstärkte EEG- Einspeisung gesunkene Großhandelspreise nicht oder nur vollkommen unzureichend an die Haushaltskunden weitergegeben werden, kann schließlich wohl  nicht dem EEG zugeschrieben werden.

Wenn nicht ausgeschlossen ist, dass bei gleichmäßiger Kostenbelastung der insgesamt abgesetzten Strommenge die EEG- Umlage weniger als 5 Cent/kWh betrüge, demgegenüber jedoch bei vollständigem Wegfall der EEG-Strommenge die Grohandelspreise für Strom nach merit-order-Preisbildung heute um 5 Ct/ kWh höher liegen würden, dann wäre das Resultat wohl insgesamt eine Verbilligung.

Problematisch erscheint, dass auch andere Staaten in den Genuss der auch durch die verstärkte EEG- Einspeisung gesunkenen Großhandelspreise kommen, die EEG-Umlage jedoch nur die in Deutschland an Letztverbraucher abgesetzten Strommengen verteuert, so dass die Letztverbraucher in Deutschland über die EEG- Umlage im Endeffekt auch für andere die niedrigeren Großhandelspreise finanzieren. Haben deshalb andere nur gesunkene Großhandelspreise auf dem gemeinsamen Großhandelsmarkt zu verzeichnen, so können im nahen Ausland deshalb die Strompreise sinken, wohingegen die Kostenlast hier verbleibt.   

Zudem lässt sich wohl fragen, ob die EEG- Strommenge nicht etwa einen zu großen Einfluss auf die merit-order-  Strompreisbildung hat, wenn  an der Börse nur ein Teil der Gesamtstrommenge gehandelt wird und zudem der Anteil der an der Börse vermarkteten EEG- Strommenge an der insgesamt an der Strombörse gehandelten Strommenge größer ist  als der Anteil der gesamte EEG- Strommenge am Gesamtabsatz auf dem Gesamtmarkt, so dass die EEG- Strommenge bei der Preisbildung insgesamt überrepräsentiert erscheint, so wie Beamte im deutschen Bundestag.

superhaase:

--- Zitat von: PLUS am 13. Juni 2013, 17:11:11 ---Das System ist krank, ...
...
Einfach affengeil das deutsche EEG! Wir fördern alles außerhalb unserer Grenzen - von Holland bis China.  Der deutsche Verbraucher zahlt und zahlt und zahlt .....
--- Ende Zitat ---
Zustimmung. Es liegt einiges im Argen.


--- Zitat ---... da hilft nichts mehr!
--- Ende Zitat ---
Das würde ich allerdings nicht sagen.

Man könnte die wichtigsten Probleme relativ einfach beheben, nur weigern sich Frau Merkel und Herr Rösler, dies zu tun:
1. Reform und "Wiederbelebung" des CO2-Zertifikatehandels.
2. Belegung des Exportstroms mit einer EEG-Umlage.
3. Exportstrom muss möglichst wieder mit Netzentgelten beaufschlagt werden, zumindest aber muss für exportierte Strommengen auch obligatorisch die zugehörige Netzkapazität gebucht werden.
4. Reduzierung der EEG-Umlagebefreiung auf nur die wirklich im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen mit hohem Stromkostenanteil.
5. Die Netzentgeltbefreiung für die Industrie muss rückgängig gemacht werden. Die Industrie muss angemessen an den Netzkosten beteiligt werden, ohne Ausnahme - bei den Netzkosten ist eine Quersubventionierung zwischen den Stromverbrauchern nicht gerechtfertigt.
6. Aufgabe oder erhebliche Reduzierung des Offshore-Windaufbaus.

Allein diese sechs einfach umzusetzenden Maßnahmen würden viele der derzeit am häufigsten bejammerten Probleme der Energiewende lösen:

- die EEG-Umlage würde erheblich reduziert, ich schätze etwa halbiert, wobei praktisch keine zukünftige Steigerung der EEG-Umlage mehr zu erwarten wäre.

- moderne Gaskraftwerke würden schlagartig wieder rentabel werden, während die dreckigen Braunkohlekraftwerke erheblich weniger zum Einsatz kämen.

- ein erheblicher Teil der derzeit geplanten Netzausbauprojekte und die damit einhergehenden Kosten könnten eingespart werden.

- Es käme praktisch kaum noch zu negativen Strompreisen, und auch nicht mehr zu den Kaltreservekrafterk-Aktivierungen im In- und Ausland auf Kosten der deutschen Netzentgeltzahler.

Summa summarum würden die EEG-Umlage und die Netzentgelte erheblich sinken. Alle nicht-privilegierten Stromverbraucher könnten deutlich niedrigere Strompreise genießen.

Nachteil wäre der Wegfall der erheblichen Subventionierung der Industriestrompreise, die dann zusätzlich zu steigenden Börsenpreisen noch weiter steigen müssten und somit insgesamt deutlich steigen würden, nämlich auf einen fairen Strompreis, der dann noch beaufschlagt durch weitere Steuern (Ökosteuer) von der Industrie als untragbar bezeichnet würde. Folge: Weltuntergang! (wenn man der Industrielobby glaubt)
Selbst die weiterhin von der EEG-Umlage komplett befreite Großindustrie würde mit Auswandern wegen der Strompreise drohen - zurecht?
Abhelfen würden dann nur noch Stromsteuersenkungen. Aber will die Bundesregierung auf diese Steuereinnahmen verzichten?
Und siehe da: Liegt hier der Hund begraben?  ???


--- Zitat von: RR-E-ft am 13. Juni 2013, 17:54:37 ---Zudem lässt sich wohl fragen, ob die EEG- Strommenge nicht etwa einen zu großen Einfluss auf die merit-order-  Strompreisbildung hat, wenn  an der Börse nur ein Teil der Gesamtstrommenge gehandelt wird und zudem der Anteil der an der Börse vermarkteten EEG- Strommenge an der insgesamt an der Strombörse gehandelten Strommenge größer ist  als der Anteil der gesamte EEG- Strommenge am Gesamtabsatz auf dem Gesamtmarkt, so dass die EEG- Strommenge bei der Preisbildung insgesamt überrepräsentiert erscheint, so wie Beamte im deutschen Bundestag.
--- Ende Zitat ---
Eine sehr bedeutende Frage!
Es gibt auch etliche Leute, darunter auch Fachleute, die die Meinung vertreten, dass eine Strombörse noch nie die richtige Marktform für den Stromhandel war (Manipulationsvorwürfe etc.), insbesondere wenn nicht der Großteil des Stroms darüber gehandelt wird.
Noch mehr Leute und Fachleute sind der Ansicht, dass die Strombörse als Marktform bei zunehmendem Ökostromanteil, der größtenteils aufgrund "Brennstoffmangels" Grenzkosten nahe Null hat, bald völlig ungeeignet sein wird.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln