Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos  (Gelesen 11290 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #15 am: 08. Mai 2013, 18:04:18 »

Andererseits: Der EEG-Strom zumindest aus Wind und Sonne würde auch ohne Einspeisevorrang immer zu Grenzkosten von 0 ct/kWh vermarktet werden und allein dadurch automatisch vorrangig nachgefragt. Da hätte auch französischer Atomstrom keine Chance.
Den Einspeisevorrang könnte man also getrost streichen, wenn nur die absolute Neutralität der Netzbeteiber sichergestellt würde und die diskriminierungsfreie Einspeisung garantiert werden würde. Der Einspeisevorrang diente ja meines Wissens nur dazu, eine Diskriminierung der neuen EE-Einspeiser durch die die Netze kontrollierenden Stromkonzerne zu verhindern.
Er wäre also im Idealfall heute gar nicht mehr nötig.
Der Einspeisevorrang könnte sicherlich durch ein wirksames System von Kontrolle und schmerzhafter Bestrafung der Diskriminierung beim Netzzugang ersetzt werden.

Die kritische Frage ist also m.E. weniger der Einspeisevorrang, als die garantierte Einspeisevergütung, die man als eine Art Beihilfe auffassen könnte, die die Investition ind EE-Kraftwerke erst ermöglicht und somit auch erst die Stromproduktzion zu Grenzkosten von 0 ct/kWh ermöglicht. Wurde aber das nicht schon in dem früheren Verfahren ausführlich diskutiert und für nicht stichhaltig befunden?
Insbesondere angesichts der höheren Ziele (Klimaschutz, Umweltschutz, Nachhaltigkeit) kann eine solche Beihilfe wohl gerechtfertigt werden, solange die konventionellen Stromnerzeuger nicht für alle ihre externalisierten Folgekosten selbst aufkommen müssen.

Fraglich erscheint, ob nicht der gesetzliche Einspeisevorrang des EEG den Absatz von in anderen EU- Staaten entkarbonisiert oder auch nur aus erneuebaren Energien erzeugten Strom (Windstrom aus Belgien oder Polen) in Deutschland  behindert und ob eine solche Behindung zulässig wäre.

Ohne den gesetzlichen Einspeisevorrang dürfte sich die Vermarktung des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms wohl als schwierig erweisen.

Wie soll denn dann die Vermarktung des Stroms aus einer einzelnen PV- Anlage, der derzeit über den Einspeisevorrang des EEG eingespeist wird, praktikabel erfolgen?
Sich auf den Markt zu stellen und darauf zu verweisen, dass sich die Grenzkosten auf Null belaufen, dürfte noch keine Garantie dafür sein, dass man diesen Strom auch tatsächlich los wird.

Warum sollte denn gerade ein Netzbetreiber, der per definitionem und aufgrund der Entflechtung selbst gar keinen Stromhandel betreibt, diesen Strom aufkaufen?
Der Erzeuger müsste diesen Strom wohl an einen Leztverbraucher oder zumindest an einen Stromhändler verkaufen.
 
Der Netzbetreiber hätte lediglich diskriminerungsfrei den Strom zwischen Erzeuger und Letztverbraucher zu transportieren.
Ein solcher Transprt setzt rgelmäßig  einen vereinbarten Stromkauf zwischen Erzeuger und Abnehmer voraus.

Der außerhalb Deutschlands aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom aus Wind und Sonne hätte übrigends auch Grenzkosten Null.
« Letzte Änderung: 08. Mai 2013, 18:12:43 von RR-E-ft »

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #16 am: 08. Mai 2013, 18:50:01 »
Bei freier Vermarktung erhält der Erzeuger wohl nicht mehr als den aktuellen Marktpreis.
Problematisch dürfte es jedenfalls werden, wenn der aktuelle Marktpreis gerade negativ ist.

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #17 am: 08. Mai 2013, 18:57:42 »
"Markt", "Vermarktung", "integrierter Energiemarkt" ......

Wenn von der EU-Kommission verlautet,
  • dass bisher die im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie vorgesehenen Kooperationsmechanismen nicht genutzt wurden,
  • dass die nationalen Förderregelungen noch kohärenter werden müssen,
damit die europäische Dimension eines integrierten Energiemarktes zum Tragen kommen kann;

Schätzungen ergeben hätten, dass sich die Kosten um 8 Mrd. EUR verringern würden, wenn Strom aus erneuerbaren Energien EU-weit gehandelt würden.;

dann wird man bei der Suche nach der Antwort auf die Frage, was einen integrierten Energiemarkt behindert, nicht an den nationalen Alleingängen und Extremen vorbeikommen.  Deutschland steht da herausstechend in der ersten Reihe.   
« Letzte Änderung: 08. Mai 2013, 19:06:45 von PLUS »

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #18 am: 08. Mai 2013, 19:42:21 »
Ohne den gesetzlichen Einspeisevorrang dürfte sich die Vermarktung des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms wohl als schwierig erweisen.

Wie soll denn dann die Vermarktung des Stroms aus einer einzelnen PV- Anlage, der derzeit über den Einspeisevorrang des EEG eingespeist wird, praktikabel erfolgen?
Sich auf den Markt zu stellen und darauf zu verweisen, dass sich die Grenzkosten auf Null belaufen, dürfte noch keine Garantie dafür sein, dass man diesen Strom auch tatsächlich los wird.

Warum sollte denn gerade ein Netzbetreiber, der per definitionem und aufgrund der Entflechtung selbst gar keinen Stromhandel betreibt, diesen Strom aufkaufen?
Der Erzeuger müsste diesen Strom wohl an einen Leztverbraucher oder zumindest an einen Stromhändler verkaufen.
Der Netzbetreiber hätte lediglich diskriminerungsfrei den Strom zwischen Erzeuger und Letztverbraucher zu transportieren.
Ein solcher Transprt setzt rgelmäßig  einen vereinbarten Stromkauf zwischen Erzeuger und Abnehmer voraus.
Das ist - wie Sie selbst schon zeigen - lediglich eine Frage der Organisation.
Die praktizierte Regelung einer entweder direkten Vermarktung (die es gibt!) oder aber einer zwingend angebotenen gebündelten Vermarktung (z.B. über die Netzbetreiber) funktioniert wunderbar.

Die Akteure sind doch fast nach Belieben austauschbar. Wo ist da das Problem?
Wenn man das nun nicht den Netzbetreibern vorschreiben will, diese Vermarktung zu übernehmen, dann lässt sich das auch über eine andere, vielleicht speziell dazu gegründete Stelle (privat oder öffentlich-rechtlich) organisieren und abrechnen.
Es würde sich im Endeffekt nichts ändern.
Dazu braucht es dann wie gesagt keinen Einspeisevorrang, sondern nur die garantierte Diskriminierungsfreiheit beim Netzzugang. Dann steht auch dem ausländischen EE-Strom niemand beim Zugang zum deutschen Markt im Weg.
Große Gesetzesänderungen braucht es dazu wohl nicht.

Zitat
Der außerhalb Deutschlands aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom aus Wind und Sonne hätte übrigends auch Grenzkosten Null.
Ja, auch dieser Strom hat und hätte weiterhin Zugang zum deutschen Markt, sofern die Kuppelstellen ihn transportieren können (wie z.B. norwegischer Wasserkraftstrom).

Bei freier Vermarktung erhält der Erzeuger wohl nicht mehr als den aktuellen Marktpreis.
Problematisch dürfte es jedenfalls werden, wenn der aktuelle Marktpreis gerade negativ ist.
Das trifft auch heute schon auf den "selbst" vermarkteten EE-Strom zu.
Aber eine Vermarktung über eine EEG-Abrechnungsstelle verwehrt keinem anderen den Zugang zum deutschen Markt.
Es wird lediglich über eine gesetzlich geregelte EEG-Umlage den Erzeugern des EE-Stroms ein wirtschaftlicher Vorteil gewährt, der Ihnen die Stromerzeugung ermöglicht und der von anderen privaten Wirtschaftsteilnehmern bezahlt werden muss, wie es in dem von Ihnen oben verlinkten Urteil auch diskutiert und für mit den EU-Gesetzen konform befunden wurde.

Sicher ist es in Zukunft nicht mehr lange durchhaltbar, dass EE-Strom jederzeit garantiert eingespeist und auch bezahlt werden muss, selbst wenn der Bedarf dafür nicht vorhanden ist (negative Preise).
Für neu errichtete EE-Stromerzeugungsanlagen wird dieses Privileg sicher bald fallen müssen.
Ist dieses Privileg gefallen, dann werden sich die betroffenen EE-Stromerzeuger hüten, zu negativen Preisen einzuspeisen - die wären ja mit dem Klammerbeutel gepudert. Die sind doch keine Braunkohle- oder Atomkraftwerksbetreiber. ;)
« Letzte Änderung: 08. Mai 2013, 19:49:13 von superhaase »
8) solar power rules

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #19 am: 09. Mai 2013, 07:06:18 »
Ohne den gesetzlichen Einspeisevorrang dürfte sich die Vermarktung des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms wohl als schwierig erweisen.

Warum sollte das schwierig sein?

Er wird doch heute schon vermarktet indem ihn der Netzbetreiber an der Börse verkauft. Es gibt auch heute schon eine Direktvermarktung von EE Strom. Bei Windstrom geht heute fast alles in die Direktvermarktung weil der Betreiber dafür mehr Geld bekommt als über das EEG.

Zitat
Wie soll denn dann die Vermarktung des Stroms aus einer einzelnen PV- Anlage, der derzeit über den Einspeisevorrang des EEG eingespeist wird, praktikabel erfolgen?

Das erfolgt im Prinzip genauso wie heute über das EEG. Nur wird die Anlage an eine Direktvermarkter gemeldet der wie heute der Netzbetreiber alle Anlagen bündelt und die prognostizierte Strommenge an der Strombörse verkauft.

Zitat
Sich auf den Markt zu stellen und darauf zu verweisen, dass sich die Grenzkosten auf Null belaufen, dürfte noch keine Garantie dafür sein, dass man diesen Strom auch tatsächlich los wird.

Den Strom bekommt man automatisch los so lange es ein Kraftwerk gibt das Strom zu höheren Grenzkosten einspeist. Das ist auch heute so. Der Einspeisevorrang soll nur bewirken, dass die Netzbetreiber nicht konventionelle Kraftwerke bevorzugen, wenn sie aus Gründen der Netzsteuerung einzelen Kraftwerke drosseln müssen. Ansonsten bewirken schon alleine die niedrigen Grenzkosten, dass PV und Wind mit Vorrang eingespeist werden. Das ist eine Kerneigenschaft der Preisbildung nach Order of Merit.

Zitat
Warum sollte denn gerade ein Netzbetreiber, der per definitionem und aufgrund der Entflechtung selbst gar keinen Stromhandel betreibt, diesen Strom aufkaufen?
Der Erzeuger müsste diesen Strom wohl an einen Leztverbraucher oder zumindest an einen Stromhändler verkaufen.

Der Netzbetreiber kauft den heutigen Strom nicht auf, sondern er sorgt nur für die Vermarktung. Genau das gleiche machen auch unabhängige Direktvermarkter, die für ihre Kunden den Strom an der Strombörse verkaufen. Sie sorgen auch dafür dass der Strom kompatibel zum Strommarkt ist, d.h. sie machen aus dem schwankenden Angebot eine Bandlieferung.

Zitat
Der Netzbetreiber hätte lediglich diskriminerungsfrei den Strom zwischen Erzeuger und Letztverbraucher zu transportieren.
Ein solcher Transprt setzt rgelmäßig  einen vereinbarten Stromkauf zwischen Erzeuger und Abnehmer voraus.

Dies erledigt der Versorger des Endkunden. Dieser kauft seinen Strom an der Strombörse dann von einem der Direktvermarkter oder einem anderen Händler. An der Strombörse gibt es normal keinen direkten Liefervertrag zwischen Erzeuger und Verbraucher.

Zitat
Der außerhalb Deutschlands aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom aus Wind und Sonne hätte übrigends auch Grenzkosten Null.

So lange es noch ander Kraftwerke gibt, die nicht zu diesen Grenzkosten einspeisen können, spielt das keine Rolle.
« Letzte Änderung: 09. Mai 2013, 17:31:45 von egn »

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos und rechtswidrig
« Antwort #20 am: 09. Mai 2013, 11:25:15 »
Was man hier liest, zeigt, dass das europarechts- und verfassungrechtswidrige System mit EEG & Co. im Grunde nicht verändert werden soll. Wie gehabt, die Nutzniesser verteidigen selbst in einem Verbraucherforum ihre Pfründe! Ein bisschen Kosmetik und dann soll wieder Ruhe herrschen. Das wird so nicht mehr funktionieren!

Wenn es dann passt, dann sieht auch der BdEV Probleme. Aber so einseitig herausgesucht geht das nicht. Das Grundgesetz und das Europarecht sind nicht nur hier tangiert:

Bund der Energieverbraucher: EEG 2012 verstößt gegen das Grundgesetz und Europarecht.

Zum Lesen und Nachdenken: Zeit für eine grundlegende Reform der EEG-Förderung
PS
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes für den Vorrang Erneuerbarer Energien

Länderinteressen - Parteipolitik - in der 908. Sitzung (22.03.13) Einbringung abgelehnt!
Aktenzeichen ungelöst - wie lange noch?
« Letzte Änderung: 09. Mai 2013, 16:59:36 von PLUS »

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos und rechtswidrig
« Antwort #21 am: 10. Mai 2013, 07:47:11 »
Was man hier liest, zeigt, dass das europarechts- und verfassungrechtswidrige System mit EEG & Co. im Grunde nicht verändert werden soll.

So lange kein Gericht entschieden hat, ist das nur eine leere Behauptung. Jedenfalls sind bisher alle Klagen gescheitert, die das was sie behaupten, nachweisen wollten.

Offline RR-E-ft

  • Rechtsanwalt
  • Forenmitglied
  • ***
  • Beiträge: 17.078
  • Karma: +15/-2
  • Geschlecht: Männlich
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #22 am: 10. Mai 2013, 11:22:26 »
Wie das Ergebnis der Prüfung des EEG durch die Kommission ausfällt, ist noch nicht ausgemacht. Sollte sich das derzeitige EEG dabei  tatsächlich als europrachtswidrig erweisen, würde dies wohl auch wirkungsgleiche gesetzliche Regelungen betreffen.

Offline Wolfgang_AW

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.368
  • Karma: +12/-9
Re: Die teuren Subventionen erweisen sich als nutzlos
« Antwort #23 am: 11. Mai 2013, 16:14:09 »

Die taz schreibt weiter dazu, dass bei den Firmen neben der reinen Modulproduktion weitere Produkte und Dienstleistungen als auch Systemlösungen hinzutreten müssen.

Die Branche hat die Chance sich weiter im Markt zu halten, wenn der Wandel intelligent begleitet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

SMA-Solar setzt künftig auf Energiemanagement

Zitat
SMA-Chef Pierre-Pascal Urbon will den Solartechnikhersteller zum Energiemanagement-Unternehmen umbauen. „Es sind zukünftig andere Geschäftsmodelle gefordert. Entscheidend ist die Systemtechnik. Es geht darum, mehr Verbraucher und auch E-Mobilität mit dem Energiemanagement zu verknüpfen.“ Er sehe in der Weiterentwicklung des Energiemanagements von Geräten einen Weg aus der Krise der Solarbranche, sagte Urbon in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Niestetal bei Kassel.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz