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Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
superhaase:
Ein wirklich stattfindender "Handelskrieg" mit China könnte wohl wirklich Millionen Jobs in Europa kosten. Keiner wird das abstreiten können.
Er würde aber sicher auch Millionen Jobs in China kosten. Und das kann sich die chinesische Führung ebenso wenig leisten wie die europäischen Führungen.
Insofern darf man also beiden Seiten ruhig glauben, dass sie nicht an einem solchen Handelskrieg interessiert sind und ihn vermeiden wollen.
Aus diesem Grund darf man auch die Drohungen Chinas mit einem Handelskrieg nicht wörtlich nehmen, sondern muss sie im Kontext verstehen und einschätzen.
Die oft in Deutschland in den Medien und von Industrievertretern dargestellte Formel "Anti-Dumping-Strafzoll = unvermeidbarer Verlust von Millionen Arbeitsplätzen" ist daher falsch.
Wie schwierig es auch für China ist, Vergeltungsmaßnahmen zu finden, die nicht auch wieder ins eigenen chinesische Fleisch schneiden, ist offenkundig: Mit geplanten Zöllen gegen angebliches Dumping nicht-chinesischer Siliziumhersteller schadet China in erster Linie den eigenen PV-Unternehmen, die auf ausländisches Silizium angewiesen sind. Viele andere Wirtschaftszweige eigenen sich auch kaum für Vergeltungsmaßnahmen, weil China entweder schon immer auf entsprechender Produktion im eigenen Land bestanden hat (ein freier Markt war in China noch nie), oder weil die chinesische Wirtschaft auf die (möglichst günstigen) Importe der entsprechenden Güter angewiesen ist (viele hochwertige Investitionsgüter), um nicht selbst an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Daher auch so seltsam erscheinende Androhungen von Vergeltungsmaßnahmen wie die Zölle auf europäischen Wein (wobei diese womöglich wirklich berechtigt wären angesichts der Agrarsubventionen in der EU).
Es wird also alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird.
Die Drohgebärden sind der Versuch einer politischen Einschüchterung, und sind teilweise weit überzogen und unrealistisch. China kann sich das meist gar nicht leisten.
Es gilt nun, die vorläufigen Zölle zu nutzen, um mit China ernsthaft über eine Lösung des Problems zu verhandeln.
Dabei hat es allerdings wenig Sinn und ist beschämend, dass Frau Merkel und Herrr Rösler die Lakaien der Chinesen spielen, statt mit der restlichen EU gemeinsam und stark aufzutreten und europäische Interessen zu vertreten.
Noch etwas:
Den Mitgliedern ders BDI ist es sicherlich herzlich egal, ob in Deutschland Millionen Arbeitsplätze bedroht sind. Diese Unternehmen verlegen ohne ein Wimpernzucken diese Arbeitsplätze nach China, wenn die Investitionen dort sicherer erscheinen, weil China mit Dumping-Subventionen die Märkte an sich reißt und in Europa platt machen wird.
Die Mitglieder des BDI sind (völlig legitim) nur an der Steigerung ihres Profits interessiert, egal ob sie diesen mit europäischen Standorten oder mit chinesischen Standorten machen. Wichtig ist ihnen nur ein möglichst ungestörter Handel und ein uneingeschränktes Geschäft - irgendwelche Subventionen (auch wenn sie zu Dumping führen) nehmen sie selbst dabei natürllich immer gerne mit.
Insofern erscheint eine solche Aussage eines BDI-Präsidenten schon wieder in einem anderen Licht.
DieAdmin:
Der Handelskrieg hat begonnen:
EU verhängt Strafzölle auf Solarmodule aus China
http://www.energie-experten.org/experte/meldung-anzeigen/news/eu-verhaengt-strafzoelle-auf-solarmodule-aus-china-4190.html
Nicht die gesamte Solarbranche freut sich über die Entscheidung:
--- Zitat ---...
Die von der EU getroffene Zollentscheidung wird jedoch nicht von allen europäischen Solarunternehmen und europäischen Photovoltaik-Verbänden uneingeschränkt mitgetragen. Viele haben sich öffentlich gegen Zölle ausgesprochen, da diese der europäischen Solarindustrie und der europäischen Wirtschaft als Ganzes schaden könnten.
...
--- Ende Zitat ---
superhaase:
--- Zitat von: Evitel2004 am 11. Juni 2013, 09:30:32 ---Der Handelskrieg hat begonnen:
--- Ende Zitat ---
Der Handelskrieg begann schon mit dem staatlich subventionierten Dumping der Chinesen. Also schon vor etwa 2 Jahren?
DieAdmin:
--- Zitat von: superhaase am 11. Juni 2013, 11:02:33 ---
--- Zitat von: Evitel2004 am 11. Juni 2013, 09:30:32 ---Der Handelskrieg hat begonnen:
--- Ende Zitat ---
Der Handelskrieg begann schon mit dem staatlich subventionierten Dumping der Chinesen. Also schon vor etwa 2 Jahren?
--- Ende Zitat ---
@superhaase,
das finde ich jetzt aber lustig: Sie werfen einen Staat vor, wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen zu haben, um eine Branche zu befeuern?
Warum darf das Deutschland, und China nicht?
Wenn ich mich Recht an die Anhörung seinerzeit - als es um die Absenkung der Förderung ging - erinnere, stammen die Maschinen zur Herstellung sogar aus Deutschland.
Wie subventioniert China die PV-Modul-Herstellung eigentlich? Hat da jemand ein Surftipp dazu?
Stromfraß:
--- Zitat ---...
Die von der EU getroffene Zollentscheidung wird jedoch nicht von allen europäischen Solarunternehmen und europäischen Photovoltaik-Verbänden uneingeschränkt mitgetragen. Viele haben sich öffentlich gegen Zölle ausgesprochen, da diese der europäischen Solarindustrie und der europäischen Wirtschaft als Ganzes schaden könnten.
...
--- Ende Zitat ---
Auch Merkel und Rößler haben sich so positioniert.
Ich glaube nicht, dass das was mit "wegducken" oder "kuschen" zu tun hat.
Es gibt zu manchen Problemen eben unterschiedliche Meinungen.
Wenn ich hier manche Argumentation höre, die von deutscher Großkotzigkeit nur so strotzt, dann können wir froh sein, dass diese nicht wirklich verantwortung tragen.
Die Geschichte wird zeigen, was hier geht und was nicht.
Auf jeden Fall sollte sich die Solarbranche nicht so wichtig nehmen, als ob der Weltfrieden davon abhängt, ob nun chinesiche oder deutsche oder sonstige Module verbaut werden.
Hätten wir kein Photovoltaik, dann müssten die 2 oder 3% eben anderweitig kommen.
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