Das was vielleicht in der Vergangenheit war ist ohne jeder Bedeutung. Erst mal gilt die Unschuldsvermutung. Allenfalls mahnt es zur kritischen Betrachtung wenn man selbst eine Vertragsbeziehung eingehen möchte. Aber es ist für mich kein Grund mit übertriebenem Eifer ständig nach dem Haar in der Suppe zu suchen und damit eine Kampagne zu betreiben.
Sehe ich mittlerweile ähnlich.
Schaut man sich mal die gefeierte "Gründer-" / "Startup-Szene" an, fallen da nicht selten Sätze wie: "Vor deiner ersten erfolgreichen Gründung fährst du erstmal 3-4 Startups gegen die Wand".
Nichts desto trotz werden erfolgreiche junge Startups gemeinhin gefeiert, ohne daß mir je aufgefallen wäre, daß man den Gründern im Übermaß vorgehalten hätte mit welchen vorherigen Projekten sie gescheitert sind.
Ob die Euroenergie AG ein betrügerisches Geschäftsmodell hatte und von Kristek schuldhaft gegen die Wand gefahren wurde, dazu mag sich äußern, wer wirklich Einblick in die Materie oder stichhaltige Quellen hat.
Ansonsten kann ich egn nur Beipflichten: Unschuldsvermutung!
Schliussendlich basiert die Marktwirtschaft auch nicht unwesentlich auf dem Prinzip der Marktbereinigung. D.h. daß auch Unternehmen scheitern, ist natürlich und notwendig.
Die andere Behauptung, nämlich daß Kristek in Österreich wegen Betruges verurteilt sei, findet man an einer einzigen (!) Fundstelle im Netz, Quelle anonym. Kann genausogut vollkommener Blödsinn sein.
Bei der derzeit doch eher erfolgreichen Abwehr von Netzzugangssperren und der Durchsetzung von Netznutzungsverträgen für die Kunden wird mir Herr Kristek dann doch fast sympathisch. 
Man kann jedenfalls nicht von der Hand weisen, daß Care eine gewisse Bewegung in den Energiemarkt gebracht hat.
Sieht man z.B. daran, daß bei dem Thema "eigener Netznutzungsvertrag auch für Kleinverbraucher" zunächst alle Netzbetreiber und deren Verbände mit Empörung aufgeschrien haben.
Mittlerweile, kaum mehr als 1-2 Monate später, erklärt die Bayernwerk als EON-Tochter gegenüber der ZfK, gegen eigene Netznutzungsverträge hätte sie nichts einzuwenden.
Das ist mal definitiv ein großer Erfolg.
Ob das Thema eigener Netznutzungsvertrag Sinn für Kleinverbraucher Sinn macht steht auf einem anderen Blatt und wird sich anhand des marktwirtschaftlichen Erfolgs des Konzepts zeigen.
Jedenfalls ist es eine rechtlich bestehende Möglichkeit (das sagt auch die Bundesnetzagentur), die bisher noch kein Energieversorger ausgeschöpft hat.
Jetzt wagt sich Care daran - zu welchem Teil aus ureigenen Motiven, sei mal dahingestellt - und die Netzbetriebe müssen nolens volens damit leben.
Immerhin kann man fest halten, daß das Konzept wohl in anderen Ländern (z.B. Österreich) so praktiziert wird. Hier hat der Stromkunde wohl die Wahl zwischen separatem Netznutzungsvertrag oder "All-Inclusive".
Selbstverständlich ist die Detail-Umsetzung eines bisher so nicht dagewesenen Konzepts nicht ganz unkritisch. Es muss z.B. ganz deutlich klargestellt werden, daß der Lieferant, nicht der netznutzende Kleinverbraucher für die Mehr-/Mindermengenabrechnung haftet. Das sind aber Punkte, wo die Netzbetreiber jetzt am Zug sind, begreifen zu müssen, daß Sie Verträge, die sie vorher nicht mit Kleinverbrauchern zu schließen bereit waren, aber offenbar gesetzlich müssen, nun auch verbrauchergerecht anzubieten haben.
Es stecken auch gewisse Potentiale in dieser Option. Kann sich z.B. der Stromkunde zukünftig gegen Netzentgelterhöhungen wehren (analog wie gegen überhöhte Energiepreise), wenn er mit dem Netzbetreiber ein direktes Vertragsverhältnis hat?
Klar, Netzentgeltregulierung ist erstmal Sache der Netzagentur. Dennoch, mal etwas über den Tellerrand des Etablierten geschaut, mag sich da schon der eine oder andere Aspekt zum Nutzen des Kunden auftun.
Mag auch sein, daß das Konzept wieder sang- und klanglos untergeht. Oder eben auch nicht, dann finden sich sicher bald Nachahmer.
Das wird die Zeit und der Markt zeigen.
In den 80ern wurde auch noch prognostiziert, kein Privathaushalt würde jemals Verwendung für einen Heimcomputer haben..
Auch festzuhalten ist, daß Care mit seinem "19,90"-Tarif bisher noch keinen Kunden über den Tisch gezogen hat. Jedenfalls fehlt es an stichhaltigen Quellen, die das Gegenteil belegen würden.
Von nicht ausgezahlten Boni (da keine ausgelobt werden), unlauteren Preiserhöhungen, Jahresvorauskasse uvm. hat man jedenfalls bisher noch nichts gehört. Das war das Geschäftsmodell von Flexstrom & Konsorten, die trotzdem unverständlicherweise regen zulauf hatten..
In der Anfangszeit der Einführung der neuen Tarife gab es massive Mängel. Die "Dimensionen" der im Preis nicht ausgewiesenen Netznutzung hätte von Anfang an angegeben werden müssen, so wie es jetzt geschieht.
Hier hätten Verbraucherschützer zu recht aufschreien müssen - seltsamerweise hörte man aber aus dieser Richtung nichts. Stattdessen nur einmal Mitte des Jahres, als es um einige in Relation zum Gesamtkonzept eher unbedeutende AGB-Klauseln ging. Da wurde ein medienwirksamer Wirbel gemacht. Unverständlich!
Und auch jetzt gibt es noch Defizite, da stimme ich zu. Es muss klar gestellt werden, wie die taggenaue Abgrenzung im Real-Tarif bspw. genau erfolgt.
Auch hier könnten doch die Verbraucherschützer und selsternannten Verbraucherschützer mal konkret gegen angehen, statt nur allgemein diffus zu versuchen Care zu diskreditieren. Man hört aber nichts. Dann bitte aber auch später nicht jammern!
Aus dem Blick geraten ist inzwischen wohl, dass CE Strom zu nicht auskömmlichen Preisen liefert, bzw. die Preise aus Altverträgen insbesondere deshalb so günstig „kalkuliert“ waren, weil man sich der Zahlung der EEG-Umlage ganz oder teilweise entzogen hat, obwohl die Voraussetzungen dafür offenbar nicht vorliegen. Die neuen Preise basieren immer noch auf einer ermäßigten EEG-Umlage, sind aber für Kunden eigentlich nicht mehr attraktiv. Ob sich nach dem neuen Preismodell genügend Kunden gewinnen lassen, bleibt deshalb abzuwarten.
Ob Kristek mit seinen 19,90 bei den Bestandskunden hinkommt ist schlichtweg zunächst seine eigene Angelegenheit, sofern alle Abgaben und Umlagen beglichen werden.
( Im Übrigen dürfen laut Care die Vertriebsmitarbeiter seit kurzem wohl wieder Neuverträge im "19,90"-Tarif ausfertigen, die "neuen alten" börsenpreisgebundenen Tarife wären damit zur Wahl-Option geworden. Mit der Erweiterung des Geschäftsmodells um Haushaltsgeräteverkauf uvm. mag man mutmaßen, daß mittelfristig eine Mischkalkulation aus verschiedenen Geschäftsbereichen angestrebt wird. )
Da die meisten Netzbetriebe ohnehin von Care schon Vorkasse kriegen dürften oder sogar Barsicherheiten haben (vgl. Pressebrichte), jammern die teils auf etwas hohem Niveau.
Die Kunden hingegen haben im Falle einer Insolvenz kaum mehr zu verlieren als einen Monatsabschlag. Daß die Behauptung, es finde möglicherweise aufgrund der Vertragsmodalitäten keine Ersatzversorgung statt, unzutreffend war, hat sich ja mittlerweile bei den ergangenen Netzsperren gezeigt.
Im Gasgeschäft wiederum, wo eher das Risiko "verlorener" Abschläge besteht, scheint Care nur Vermittler zu sein; der Vertrag kommt nicht mit Care zustande, sondern mit der deutschen Tochter eines osteuropäischen Energieriesen. Zählt also nicht..
Die Streitigkeiten um die EEG-Umlagezahlung wiederum haben eine andere Dimension, da es die Gesamtgesellschaft betrifft. Man kann zu Recht heutzutage kritisieren was aus der EEG-Umlage geworden ist mit den diversen Befreiungen für priviligierte Unternehmen, die der Haushaltskunde trägt. Aber seine Kritik daran nicht durch Nichtzahlung üben, während die Haushaltskunden anderer Versorger weiterzahlen müssen.
( Möglicherweise war es auch ein Fehler seitens des Gesetzgebers, die EEG-Umlage als privatrechtlichen Anspruch der ÜNBs gegenüber Stromliefranten auszugestalten und nicht zu einer öffentlichen Abgabe zu machen, was ganz andere "Eintreibungsmöglichkeiten" böte.. )
Daher hätte ich mir seitens der Presse auch mehr Folge-Berichterstattung zu diesem Thema gewünscht, wie bereits erwähnt. Die blieb aber seltsamerweise aus.
Eigentlich hätte es doch schon weitere Urteile des LG Hamburgs geben müssen, die bereits angekündigt waren.
Ich kann mir das Ausbleiben nur so erklären, daß entweder das LG Hamburg ganz erheblich schläft (indem es seine eigenen öffentlichen Ankündigungen auch Monate später nicht einhält) oder sich die ÜNBs unter Vereinbarung von Stillschweigen (damit es nicht so viel öffentlichen Aufschrei bei diesem sowieso schon gesamtgesellschaftlich sensibel behafteten Thema gibt) zwischenzeitlich mit Care in der EEG-Angelegenheit geeinigt haben..
PS:Dennoch würde ich weiterhin im Familien- oder guten Freundeskreis nicht zu einem Wechsel zu Care raten, denn das ist eben eine Sache
höchstpersönlicher Risiko- und Interessenabwägung (Stichwort mündiger Bürger).
Es geht mir weniger um das Für- und Wider des Modells für den einzelnen Interessenten, das muss und wird sowieso jeder selbst gründlich abwägen (hoffentlich), sondern mehr um die Art, wie die Diskussion darüber ausgetragen wird..