Energiepolitik > Erneuerbare Energie

Ökonomen halten das EEG für ineffizient

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RR-E-ft:
Stellungnahme Dr. Röttgen


--- Zitat ---    “Zur Werkschließung des Unternehmens First Solar in Frankfurt an der Oder sowie zur Entwicklung der deutschen Photovoltaikindustrie erklärt Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen:

    „Die Entscheidung des amerikanischen Unternehmens First Solar, sein Werk in Frankfurt an der Oder zu schließen, ist ein schwerer Schlag für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einer Region, die große Hoffnungen in die Photovoltaikindustrie gesetzt hatte. Ihnen und ihren Familien gilt mein Mitgefühl.

    Vorwürfe, dass die Werksschließung in unmittelbarem Zusammenhang mit den seit dem 1. April geltenden neuen Vergütungssätzen für die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen steht, sind unzutreffend und gehen an der Realität vorbei. Vielmehr sind die Umbrüche der jüngsten Vergangenheit innerhalb der deutschen Photovoltaikindustrie einem dramatischen Preisverfall bei Photovoltaik-Modulen aufgrund massiver weltweiter Überkapazitäten geschuldet. Die Weltmarktsituation ist dramatisch: Herstellungskapazitäten von bis zu 70 Gigawatt stand 2011 ein Absatz von etwa 27 Gigawatt gegenüber. Den resultierenden Preisverfall können die Hersteller weltweit kostenseitig nicht mehr darstellen – auch chinesische Hersteller schreiben derzeit rote Zahlen, First Solar schließt gleichermaßen seine Produktionsstätte in Malaysia.

Dieses weltweite Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage lässt sich nicht durch das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) korrigieren. Das Gegenteil ist richtig: Würde Deutschland trotz des weltweiten Preisverfalls bei den Modulen die Einspeisevergütung unverändert fortführen, würde das globale Überangebot in den deutschen Markt drängen - zu Lasten der deutschen Stromverbraucher. Eine derartige Subventionierung globaler Überkapazitäten durch die deutschen Stromverbraucher ist nicht hinnehmbar. Deshalb wurde die EEG-Vergütung zum 1. April dieser Preisentwicklung angepasst, um die EEG-Umlage im Interesse der Stromverbraucher stabil zu halten.

Mehr als 15 Prozent des Stroms aus eneuerbaren Energien wurden im Jahr 2011 in Deutschland aus Sonnenenergie gewonnen. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden in Deutschland Photovoltaik-Module mit einer installierten Leistung von 15 Gigawatt ans Netz angeschlossen.

Um im Interesse der Stromverbraucher zu einem dauerhaft sinnvollen Ausbauvolumen zu kommen, haben Bundesregierung sowie Bundestag mit ihren Beschlüssen wichtige Grundlagen gelegt. Dennoch ist schon jetzt absehbar, dass der Zubau auch in diesem Jahr den Zielkorridor von 2.500 bis 3.500 GW wahrscheinlich übertrifft. Darauf deutet der Zubau im 1. Quartal 2012 hin, der aller Wahrscheinlichkeit nach über den Zahlen für das Vergleichsquartal des Vorjahres liegt.”
--- Ende Zitat ---

superhaase:

--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Sind wir im falschen Film?
--- Ende Zitat ---
Vielleicht ja. Manche wähnen sich ja womöglich in einem Horrorfilm. ;)


--- Zitat ---Selbst solche Ramschpreise 30 % unter den Herstellungskosten  genügen wohl längst nicht mehr, um den Markt noch zu räumen.
--- Ende Zitat ---
Solche Ramschpreise sind wohl entstanden, weil die Hersteller auf Halde produziert hatten und ihre immensen Lagerbestände (totes Kapital, das weiter an Wert verlieren würde) räumen mussten.


--- Zitat ---Es geht jetzt nicht um Weiterentwicklung, sondern um schnellstmögliche Drosselung durch Stillegung selbst von modernsten Produktionskapazitäten in Größenordnungen wie in Frankfurt/Oder, damit man nicht weiter absäuft im Überangebot.
--- Ende Zitat ---
Das kann und sollte man durchaus dem Markt überlassen.

Dem deutschen Stromverbraucher kann die Überkapazität doch egal sein, sofern verhindert wird, dass diese zu extremen Zubauraten in Deutschland führt. Wenn dies verhindert wird, kann sich der deutsche Stromverbraucher doch sogar über die durch den Preisverfall niedriger gewordenen Einspeisetarife freuen, da so die Förderkosten sinken.
Hier ist dem Herrn Röttgen voll und ganz zuzustimmen.
Die Überkapazitäten sind dann in erster Linie ein Problem für die PV-Produzenten und deren Geldgeber (auch für die chinesischen Subventionsgeber?), und nicht für die Einspeiseförderungs-Zahler (wie z.B. die deutschen Stromverbraucher).
Am chinesischen Beispiel sieht man, wie ineffizient und wenig sinnvoll direkte Subventionen der Hersteller sind, die am bestehenden Markt ganz einfach vorbei gingen.
Eine Förderung durch Schaffung eines Absatzmarktes wie es das EEG macht, erzeugt \"nur\" einen Absatzmarkt, und sezt ansonsten nicht die Gesetze des Marktes außer Kraft, wie es direkte Herstellersubventionen tun. Diese immensen Überkapazitäten wären allein durch Einspeisefördergesetze sicher nicht entstanden.
Daran erkennt man, wie vorteilhaft diese Art der Förderung ist.

Auch in dieser Phase der Konsolidierung  und/oder danach gibt es eine Weiterentwicklung, sofern man den Absatzmarkt nicht weitgehend abschafft, indem jetzt alle Staaten, die sich in einem Horrorfilm wähnen, die Einspeiseförderungen schlagartig beenden.

Jedenfalls würde eine sofortige komplette Abschaffung der PV-EEG-Förderung das Problem der weltweiten Überkapazitäten an PV-Produktionsanlagen weder lösen noch lindern, sondern verschärfen, indem man die Nachfrage noch weiter reduziert.
Das ist doch klar wie Kloßbrühe.

Röttgens Ansatz ist wohl der richtige: Den Preisverfall ausnützen und die Einspeisevergütungen reduzieren, um den Zubau in Deutschland auf das gewünschte Maß zu bremsen, so dass der Stromverbraucher dadurch nicht mehr den Schaden hat, sondern einen Nutzen durch geringere Förderkosten.

ciao,
sh

RR-E-ft:

--- Zitat ---Original von superhaase

Röttgens Ansatz ist wohl der richtige: Den Preisverfall ausnützen und die Einspeisevergütungen reduzieren, um den Zubau in Deutschland auf das gewünschte Maß zu bremsen, so dass der Stromverbraucher dadurch nicht mehr den Schaden hat, sondern einen Nutzen durch geringere Förderkosten.
--- Ende Zitat ---

In Bezug auf PV stellen sich folgende Fragen:

Wo ist denn die Grenze zwischen Schadensverursachung einerseits  und Stiftung eines Nutzens anderseits für den gemeinen Stromverbraucher zu suchen, der keine Anlage betreibt?

Welcher Nutzen wird dem gemeinen Stromverbraucher, der keine Anlage betreibt, überhaupt gestiftet, und wenn um welchen Preis?

In welchem Verhältnis stehen dabei Nutzen und Aufwand für einen gemeinen Verbraucher, der keine Anlage betreibt?

Wolfgang_AW:

--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Die Chinesen investieren demnach gezielt Geld in ihre moderne Solarwirtschaft, um eine globale Monopolstellung zu begründen.
Dieses Geld holen sie sich später über die Monopolrente vielfach wieder zurück.
Nur weil sich die Volksrepublik kommunistisch nennt, verzichten die jedenfalls nicht auf die Marx´sche Monopolrente.

--- Ende Zitat ---

Wir haben bereits bei anderen Industrien erlebt, wie sich der Anspruch von asiatischen Staaten (Taiwan, Südkorea), sich mit günstigen bis billigen Großfertigungen durchzusetzen, auswirkt.

Ob das, nur an wenigen Beispielen gezeigt, der Tanker-/Containerschiffbau oder der Elektronikmarkt im allgemeinen bzw TV-Sektor im Besonderen war, es führte jedesmal zum Niedergang dieser Industriezweige bei uns.

Daher meine ich, die Förderung durch das EEG spielt in diesem Fall aus Chinas Sicht, letzlich keine große Rolle. China hat beschlossen in den Industrien der EE führende Weltmacht zu werden und das wird durchgesetzt.

Sollte die nächsten Jahre die Qualität in einigen weiteren Branchen zB Luftfahrt oder Fahrzeug westlichen Standard erreichen, dann werden wir auch in diesen Industrien entsprechenden Preisverfall erleben.

China und der Stamokap


--- Zitat ---Die KP kontrolliert die Schwerindustrie und den Finanzsektor und unterwirft den Staat deren Interessen. Die Banken geben der Mittelklasse für ihre Ersparnisse minimale Zinsen und leiten das Geld weiter an die großen Firmen, die mit billigem Kredit, billigen Arbeitskräften und dem künstlich billig gehaltenen Yuan den Weltmarkt mit chinesischen Waren überschwemmen. In der Krise wird die rechtlose industrielle Reservearmee der Wanderarbeiter einfach aufs Land zurückgeschickt. China praktiziert ein System des staatsmonopolistischen Kapitalismus
--- Ende Zitat ---
.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

Wolfgang_AW:
Der Konkurrenzkampf ist brutal


--- Zitat ---Der Analyst Matthias Fawer glaubt, dass bald kaum noch Solarzellen in Europa produziert werden. Er sieht trotzdem eine Zukunft für die Branche.
(...)
Wollen die Chinesen staatlich konzertiert deutsche Hersteller vom Markt drängen?

Die chinesische Regierung will die Kredite für die Solarbranche verringern und nicht jede Firma durchfüttern. Sie hat ganz klar gesagt, dass das Geld jetzt in den Aufbau einer eigenen solaren Stromproduktion fließen soll, weil man da gewaltig hinterherhinkt. Trotzdem haben die erfolgreichen chinesischen Unternehmen dank der staatlichen Banken einen längeren Atem. Deutsche und europäische Banken wollen den Unternehmen hierzulande dagegen nicht über die Durststrecke helfen. Das halte ich für falsch, weil viele Solarunternehmen in ein, zwei Jahren wieder Gewinne einfahren können. Falls sie überleben.
(...)
Wie müssen sich deutsche und europäische Unternehmen also positionieren?

Eine große strategische Chance sind komplette solare Energiesysteme. Wer sich heute in Deutschland eine Anlage aufs Dach baut, bekommt für 20 Prozent des erzeugten Stromes keine Förderung und muss versuchen, ihn selbst zu verbrauchen. Dazu kommt, dass Solarstrom künftig das Netz stabil halten muss, mal ins Netz eingespeist und mal zwischenspeichert wird. Es geht also um Energiemanagement, um komplexe Gesamtsysteme und deren Steuerung. Da können die Europäer Gehirnschmalz reingeben und wieder Vorreiter werden. Dann bleibt auch ein Großteil der Wertschöpfung hier.

Hat Deutschland die weltweite Solarindustrie durch seine Förderung aufgebaut?

Da kann ich nur ein Loblied singen. Wir wären global nicht da, wo wir heute sind, ohne das deutsche Fördersystem. Da können auch wir Schweizer uns nur bedanken.

--- Ende Zitat ---

Finanzexperte über Wind- und Solarenergie


--- Zitat ---… vor allem durch staatliche Subventionen. Kann Deutschland dagegen mit Subventionen für eigene Firmen ankommen?

Jedes Land subventioniert diese Industrie, Deutschland mit einer Einspeisevergütung, die USA mit niedrigen Steuern. Politiker müssen aber lernen, dass Subventionen irgendwann nicht mehr weiterhelfen. Wenn Apple seine iPads in China herstellt, warum sollten dann europäische Solarfirmen in Europa produzieren?

Die Solarproduktion in Europa wird also keine Zukunft haben?

Ich würde nicht sagen: gar keine Zukunft. Es wird um High-End-Produkte gehen, etwa Solarzellen, die in Gebäude integriert sind. Auf meinem Haus in London möchte ich keine Solaranlage. Das sieht furchtbar aus! Aber wenn mein normales Dach Strom produzieren würde, ich würde dafür doppelt so viel bezahlen wie für ein chinesisches Modul.
--- Ende Zitat ---



Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

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