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Aber Hauptsache man kann, wie in diesem Fall, an sieben bzw neun Tagen für 650,- / 1000,- Euro den Feinstaub genießen und sich von schlechtbezahlten Angestellten bedienen lassen. Schiff Ahoi!
Man sollte aber nicht glauben, dass die billige Pauschalreise mit dem Flieger nach Malle oder Ägypten den dortigen Angestellten bessere Einkommensbedingungen beschert oder für die Umwelt eine deutlich bessere Bilanz bietet. Große Teile des Dienstleistungssektors in der Urlaubsbranche liegen beim Einkommen quasi brach. Da hilft nur, einen eigenverantworteten Urlaub durchzuführen und sich nicht komplett bedienen zu lassen. Aber das wollen viele im Urlaub gerade auch nicht.
Im boomenden Geschäft mit Kreuzfahrten registrieren deutsche Reeder ihre Schiffe unter ausländischer Flagge, um Steuern zu sparen und Besatzungsmitglieder zu Niedriglöhnen zu beschäftigen, die in Deutschland undenkbar wären....Die südeuropäischen Staaten und die Karibikinseln bieten den Reedern extreme Steuervorteile. Malta etwa verlangt gar keine Steuern auf Einkommen aus dem Schifffahrtsverkehr; in Italien müssen Betreiber keine Lohnsteuer auf Crewgehälter abführen....Entsprechend niedrig sind die Löhne. Auf dem in Malta registrierten Kreuzer Mein Schiff 2 der TUI Cruises verdienen manche Mitarbeiter inklusive aller Zuschläge 770 US-Dollar (knapp 700 Euro) pro Monat – und können dafür mehr als 300 Arbeitsstunden eingesetzt werden. Dies wäre ein Stundensatz von weniger als 2,40 Euro. Für italienisch beflaggte Schiffe der Aida-Flotte sah ein bis 2015 gültiger Kollektivvertrag für Restauranthilfskräfte nur 587 Dollar monatlich vor. (...) Ein Aida-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass die Vergütungen für Positionen im Hotelservice auf den Philippinen nur 150 bis 250 Dollar im Monat betrügen, an Bord von Aida hingegen durchschnittlich 700 bis 900 Dollar plus Kost und Logis. Erhielten diese Crewmitglieder allerdings den deutschen Mindestlohn, kämen sie auf mehr als 2000 Dollar....Während das deutsche Arbeitszeitgesetz maximal zehn Stunden pro Tag vorsieht, gelten unter vielen Billigflaggen nur die Mindeststandards des internationalen Seearbeitsübereinkommens. Demnach können Reeder ihre Besatzungsmitglieder bis zu 14 Stunden pro Tag oder 72 Wochenstunden arbeiten lassen.
Bahamas, Malta, Italien: Alle 27 deutschen Kreuzfahrtschiffe laufen unter fremder Flagge. Den Preis zahlen die Mitarbeiter. ...So verlangt Malta für Schiffe mit mehr als 1.000 Nettotonnen – also jedes der Mein Schiff-Flotte – keine Steuern auf Einkommen aus Schifffahrtsverkehr und keine Steuern für einen etwaigen Verkauf der Stahlkolosse. (...) Für die komplette Mein Schiff-Flotte dürften in Malta nach Berechnungen der ZEIT weniger als 50.000 Euro Steuern und Gebühren im Jahr anfallen....2014 machte TUI Cruises 435 Millionen Euro Umsatz, der Gewinn lag bei mehr als 63 Millionen Euro. In Deutschland bezahlte der Konzern für Steuern aus Einkommen und Ertrag nicht einmal 44.000 Euro. Dazu kamen sonstige Steuern in Höhe von 1,3 Millionen Euro....Auch Italien hilft mit beim Steuersparen. Sämtliche Aida -Schiffe von Carnival tragen diese Flagge (...) Dem Bordpersonal wird die Lohnsteuer auf dem Gehaltszettel abgezogen, doch der Reeder muss sie nicht an den Staat abführen, er kann sie behalten. De facto zahle der Arbeitgeber wenig mehr als das Nettogehalt, ...Elf Stunden täglich im Schichtbetrieb – in der Gastronomie etwa von 9 bis 15 Uhr, dann von 17 bis 20 Uhr und noch mal zwei Stunden am späten Abend – sieben Tage pro Woche, sieben, acht oder neun Monate am Stück, ohne Urlaub, das hinterlasse Spuren....Die Politiker scheinen macht- oder willenlos, etwas zu ändern. Die EU-Kommission startete zwar 2012 eine Untersuchung, ob Maltas Tonnagesteuer eine unzulässige Staatshilfe ist. Aber bis heute gibt es kein Ergebnis.
Kostet ja auch nicht mehr die Welt: TUI Cruises etwa bietet schon für 788 Euro eine Woche Kreuzen im Persischen Golf an. Trotzdem machen die Anbieter grandiose Geschäfte: dank Niedriglöhnern unter Billigflagge und einem Steuerprivileg, das ihnen deutsche Finanzbehörden gewähren. Steuersatz von 0,05 Prozent ...650,8 Millionen Euro Umsatz und sagenhafte 126,5 Millionen Euro Profit vor Steuern aus der Geschäftstätigkeit hat die TUI Cruises GmbH 2015 erwirtschaftet....Laut Jahresabschluss musste TUI Cruises an den deutschen Fiskus auf 126,5 Millionen Euro Profit lediglich 63.787,75 Euro Steuern vom Einkommen und vom Ertrag abführen. Das entspricht einem Satz von 0,05 Prozent; auch 2014 waren es nur 0,06 Prozent. (Dazu kommen sonstige Steuern über 1,77 Millionen Euro wie beispielsweise Kfz- oder Energiesteuern, die aber nichts mit dem Gewinn zu tun haben.)
Deshalb forden wir vom Deutschen Bundestag:- Schluß mit dem Modell "Steueroase Kreuzfahrtschiff" in Deutschland- faire Bezahlung an Bord als Voraussetzung, deutsche Häfen ansteuern zu dürfen- verpflichtende Nutzung ökologischen Landstroms in hiesigen Häfen...Die Politik in Deutschland und Europa muß nun endlich der Profitgier der Kreuzfahrtriesen auf Kosten der Umwelt, der Beschäftigten und des Steuerzahlersein Ende setzen !
Neubauten von Aida Cruises: Kreuzfahrtschiffe mit GasantriebZitatDas erste der noch namenlosen Schiffe soll im Herbst 2018 fertiggestellt und im Dezember 2018 in Dienst genommen werden. Die Besonderheit: Erstmals sollen die neuen Schiffstypen komplett mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden, das als umweltfreundlicher gilt als der Antrieb mit Diesel oder Schweröl.Wenigstens mal ein Anfang auf dem immer größer werdenden Kreuzfahrtmarkt.Mit freundlichen GrüßenWolfgang_AW
Das erste der noch namenlosen Schiffe soll im Herbst 2018 fertiggestellt und im Dezember 2018 in Dienst genommen werden. Die Besonderheit: Erstmals sollen die neuen Schiffstypen komplett mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden, das als umweltfreundlicher gilt als der Antrieb mit Diesel oder Schweröl.
Als weltweit erste Kreuzfahrtreederei setzt Aida Cruises auf emissionsarmes Flüssigerdgas. In Palma de Mallorca tauft die Rostocker Reederei ihr zweites LNG-Schiff - die Einführung der Technologie bleibt jedoch mühsam...."Prima" und "Perla" sollten "in Sachen Umwelt- und Klimaschutz neue Maßstäbe" setzen, so lautete der Auftrag der Reederei: Als erste Kreuzfahrtschiffe können sie im Hafen mit dem emissionsarmen Flüssigerdgas LNG betrieben werden; für den weißen Rauch während der Fahrt erhielten sie eine "weltweit einzigartige Technologie zur Abgasnachbehandlung".Doch die Umsetzung der Versprechen brauchte Zeit. Und sie wird auch noch etwas dauern....Beide Schiffe wurden von Mitsubishi mit einem Dual-Fuel-Motor ausgestattet, der sowohl mit LNG als auch mit Schweröl oder Marinediesel betrieben werden kann. Immerhin 40 Prozent ihrer Betriebszeit verbringen die Schiffe laut Aida im Hafen - wird hier LNG verwendet, verringert dies die Rußpartikel- und Schwefeloxid-Belastung der Anwohner. Zudem verfügen beide über das ein dreistufiges System zur Abgasnachbehandlung: Die Anlagen reduziert den Ausstoß von Rußpartikeln, Stickoxiden sowie Schwefeloxiden um 90 bis 99 Prozent im Vergleich zum ungefilterten Einsatz von Marinediesel....Herausfordernd für die Rostocker als Pioniere der Branche war und bleibt jedoch die Versorgung mit LNG: Da "Perla" wie "Prima" nicht über Flüssigerdgas-Tanks an Bord verfügen, müssen sie in jedem einzelnen Hafen per Tanklaster versorgt werden. "Eine Übergangstechnologie", sagt Kunze. (...) Das Tanken selbst, aber auch etwa Schläuche, Schlauchverbindungen oder Pumpen mussten abgenommen werden. Nun werden die Verhandlungen mit den Mittelmeerhäfen in Italien, Frankreich und Spanien geführt - dem momentanen Zielgebiet der "Perla". Dort kann Aida bisher nirgendwo LNG beziehen....Dabei wird an der nächsten Kreuzfahrtschiffsgeneration, die - weltweit einmalig - ausschließlich mit LNG betrieben werden soll, schon geschraubt: der Helios-Klasse. (...) Die "Nova" wird manche der oft eher bürokratischen als technischen Schwierigkeiten ihrer Vorgängerinnen nicht bewältigen müssen: Da sie LNG-Tanks an Bord hat, die für zehn bis 14 Fahrtage ausreichen, ist sie nicht von einer Flüssigerdgasversorgung in jedem Hafen abhängig. Und ein kompliziertes dreistufiges Abgasnachbehandlungssystem ist schon gar nicht notwendig.
Norwegen erwägt, fünf bekannte Fjorde für jene Kreuzfahrtschiffe zu sperren, die nicht den neuesten Umweltanforderungen entsprechen. Umweltminister Vidar Helgesen hat das Seefahrtsamt aufgefordert, bis Ende 2018 ein entsprechendes Regelwerk auszuarbeiten. (...) Konkret geht es um den berühmten Geirangerfjord, den Nærøyfjord, den Aurlandsfjord, den Synnulvsfjord und den inneren Tafjord, die unter Weltkulturerbe stehen.
Zudem hat der NABU aufgedeckt, daß die Kreuzfahrtindustrie bewusst mit falschen Zahlen trickst. Statt wie seitens des Kreuzfahrt-Branchenverbandes angekündigt 23 Kreuzfahrtschiffe mit einem Rußpartikelfilter auszurüsten, ist bis heute kein einziger davon in Betrieb....Dazu Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg: „Die Schifffahrt ist für fast 40 Prozent der Stickoxidemissionen in der Hansestadt verantwortlich. In einzelnen Wohngebieten nördlich der Elbe gehen zum Teil über 80 Prozent der Belastung auf Schiffe zurück. Außerdem haben wir hier Feinstaubwerte gemessen, die 20mal höher lagen als am Stuttgarter Neckartor während des Feinstaubalarms.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die Umweltbilanz der Kreuzfahrtreeder ist insgesamt weiterhin schlecht. Insbesondere Costa, MSC und Royal Caribbean verweigern sich mit ihrer bestehenden Flotte komplett dem Umwelt- und Klimaschutz. Enttäuschend ist auch die Unverfrorenheit, mit der beispielsweise AIDA Cruises medienwirksam Investitionen in Abgassysteme ankündigt, ohne diese dann umzusetzen. Denn auch über ein Jahr nach Indienststellung der neuen Schiffsgeneration ist bei der AIDA Prima kein Abgasfilter im Einsatz.“
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