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EEG- Strom drückt die Börsenpreise/ EEG- Umlage steigt 2012 voraussichtlich
RR-E-ft:
EEG- Strom drückt die Börsenpreise
--- Zitat ---Bisher funktioniert der Strommarkt so: Ökostrom aus Wind, Sonne oder Biomasse wird per Umlage von den Stromkunden bezahlt. Er hat laut Gesetz Vorrang - selbst wenn man ihn verschenken müsste. Danach kommt Strom aus Kernkraft- und Braunkohlekraftwerken zum Zuge, anschließend der etwas teurere Steinkohlestrom. Wenn die Nachfrage groß genug ist, können dann auch Gaskraftwerke ihren Strom verkaufen. Die sind teurer, weil Gas deutlich mehr kostet als Kohle. Die Kosten des teuersten Kraftwerks bestimmen wiederum den Strompreis für alle. An einem 61-Euro-Tag dürften also auch einige Gaskraftwerke laufen. Aber diese Tage werden seltener. \"Je mehr Erneuerbare in den Markt drängen, desto stärker sinkt der Börsenpreis\", sagt Thorsten Lenck von der Beratungsfirma Energy Brainpool. Der Zuwachs bei Wind und Sonne geht als Erstes zulasten der teuren Gas- und Steinkohlekraftwerke. Wenn dann nur noch die billigen Kraftwerke produzieren, drückt das den Strompreis.
--- Ende Zitat ---
Da wohl noch zu keinem Zeitpunkt EEG- Strom die gesamte Stromnachfrage deckte, wurde der EEG- Strom zur Deckung der Nachfrage immer benötigt. Überschüssig im Netz war demnach wohl Strom aus konventionellen Kraftwerken.
--- Zitat ---Die Regierung reagiert skeptisch. Das Wirtschaftsministerium fürchtet planwirtschaftliche Auswüchse, und das Umweltressort glaubt nicht, dass das Missing-Money-Problem wirklich existiert. Von selbst verschwinden würde es, wenn der Börsenpreis nach der Energiewende tatsächlich steigt, wie so oft prognostiziert wird. Doch danach sieht es nicht aus. Direkt neben Raum drei, schräg gegenüber vom Kopierer, wird der Strom für die Jahre 2012 bis 2017 gehandelt: Der Preis für 2017 liegt bei 61,80 Euro - und damit kaum höher als heute.
--- Ende Zitat ---
Fataler Nebeneffekt:
Industrielle Großkunden, die von der EEG- Umlage befreit sind, profitieren von den sinkenden Großhandelspreisen, ohne an der EEG- Umlage- Belastung beteiligt zu werden.
Haushaltskunden erfahren demgegenüber oft keine Entlastung bei sinkenden Großhandelspreisen, tragen jedoch überproportional die EEG- Umlage- Belastung.
EEG- Umlage steigt 2012 voraussichtlich
--- Zitat ---Ende August hatten die Betreiber regenerativer Elektrizität für ihren Strom aus Wind, Photovoltaik, Wasser oder Biogas als Einspeisevergütung 10,87 Milliarden Euro erhalten. Da die Netzbetreiber den Strom nicht nur abnehmen, sondern auch an der Börse verkaufen müssen, ist dessen Wert bekannt. Er lag bei 2,98 Milliarden Euro. Das ist wenig mehr als ein Viertel der dafür aufgewandten Kosten. Netto, nach Abzug des Börsenverkaufspreises, ergibt sich für die ersten acht Monate eine EEG-Umlage für die Förderung des Ökostroms von 8,6 Milliarden Euro.
--- Ende Zitat ---
Der \"Wert\" des EEG- Stroms liegt wohl nicht allein bei dessen Verkaufserlös, sondern auch in der Minderung der Großhandelspreise.
Um welchen Betrag eine Entlastung bei den Großhandelspreisen eintrat, wird leider nicht berichtet.
Kommen die gesunkenen Großhandelspreise tatsächlich bei den Endverbrauchern an, fällt deren Belastung per Saldo wohl geringer aus.
superhaase:
--- Zitat ---Noch funktioniert der Strommarkt einigermaßen. Aber Daniel Wragge von der Strombörse glaubt, dass das nicht mehr lange so bleibt. \"Was machen wir, wenn wir größere Anteile erneuerbarer Energien haben?\", fragt er. \"Dann gibt es keine Preissignale für konventionelle Kraftwerke mehr.\"
--- Ende Zitat ---
Sag ich ja auch:
Die Strombörse ist heute schon ein zumindest problematisches Instrument in seiner aktuellen Ausgestaltung.
In Zukunft, wenn ein Großteil des Strom aus erneuerbaren Energien kommt, die selbst ohne Förderung einen Grenzkostenpreis von nahezu 0 ct/kWh haben, wie soll da die Strombörse noch funktionieren?
Es wird wohl langfristig an einer Umstellung des gesamten Handels- und Vergütungssystems nichts vorbeiführen.
ciao,
sh
RR-E-ft:
Die EEG- Stromerzeugung wird auch derzeit nicht direkt von den Erzeugern zu einem Grenzkostenpreis Null an der Börse angeboten. Die Netzbetreiber vermarkten die aggregierte EEG- Strommenge an der Börse gesondert.
Sollten die EEG- Anlagenbetreiber eines Tages ihren erzeugten Strom selbst direkt über die Börse vermarkten und diesen Strom dabei zu einem Grenzkostenpreis nahe null anbieten, werden sie dafür sicher auch Abnehmer finden...
Es darf indes stark bezweifelt werden, dass die EEG- Anlagenbetreiber, selbst wenn sie es könnten, den erzeugten Strom direkt an der Börse (oder anderswo) zu einem Grenzkostenpreis nahe null anbieten werden.
Schön wäre es ja. Über die dann phantastisch niedrigen (und tatsächlich an sie weitergegebenen) Großhandelspreise könnten die Endkunden dann wohl eine Rendite für ihre bisherigen milliardenschweren Aufwendungen für die EEG- Umlage erzielen. Wie die betroffenen Endkunden, die bisher die milliardenschweren Aufwendungen für die EEG- Umlage aufbringen, daraus zukünftig einen wirtschaftlichen Vorteil erlangen sollen, bleibt jedenfalls bisher schleierhaft.
Wenn die betroffenen Endkunden mit immer geringerem Grenznutzen immer höhere EEG- Umlagen zu schultern haben, muss man denen wohl schließlich zumindest eine klingende Geschichte erzählen können,
warum bzw. wie sich diese Zahlungen in Milliardenhöhe für sie zumindest zukünftig bezahlt machen sollen.
Die Monopolkommission wirft im aktuellen Sondergutachten Strom und Gas 2011 die wohl nicht vollkommen unberechtigte Fage auf, ob die Milliardenbeträge, welche die EEG- Umlage ausmachen, nicht an anderer Stelle mit größerem Effekt (also effizienter) hätten eingesetzt werden können [Gebäudesanierung/ Wärmedämmung/ Entwicklung der Elektromobilität....].
Die Frage stellt sich wohl am gravierendsten hinsichtlich der bisherigen und zukünftigen Aufwendungen für den Aufbau der PV- Kapazitäten in Deutschland.
ElCattivo:
--- Zitat ---Original von RR-E-ftDie EEG- Stromerzeugung wird auch derzeit nicht direkt von den Erzeugern zu einem Grenzkostenpreis Null an der Börse angeboten. Die Netzbetreiber vermarkten die aggregierte EEG- Strommenge an der Börse gesondert.
--- Ende Zitat ---
Wie kommen Sie darauf? Selbstverständlich wird EEG-Strom von den TSO mit Grenzkosten Null angeboten. Ergänzt um eine Preisgrenze, die vermeiden soll, dass große Mengen zu deutlich negativen Preisen (dreistellig) \"verkauft\" werden.
--- Zitat ---Original von RR-E-ftSollten die EEG- Anlagenbetreiber eines Tages ihren erzeugten Strom selbst direkt über die Börse vermarkten und diesen Strom dabei zu einem Grenzkostenpreis nahe null anbieten, werden sie dafür sicher auch Abnehmer finden...
--- Ende Zitat ---
Was heißt hier \"eines Tages\"? bereits heute werden tausende Megawatt EEG-Strom direkt vermarktet. Und abgesehenen vom Biomasse (wegen der Brennstoffkosten) werden die an der Börse angebotenen Kilowattstunden selbstverständlich mit Grenzkosten Null angeboten. Alles andere wäre auch absurd. Der größere Teil landet freilich wegen des Grünstromprivilegs gar nicht erst an der Börse. Mit dem Wechsel zum Marktprämienmodell dürfte sich das im nächsten Jahr ändern.
--- Zitat ---Original von RR-E-ftEs darf indes stark bezweifelt werden, dass die EEG- Anlagenbetreiber, selbst wenn sie es könnten, den erzeugten Strom direkt an der Börse zu einem Grenzkostenpreis nahe null anbieten werden.
--- Ende Zitat ---
Aha. Und das Argument für diese These lautet?
--- Zitat ---Original von RR-E-ftSchön wäre es ja. Über die dann phantastisch niedrigen (und tatsächlich an sie weitergegebenen) Großhandelspreise ...
--- Ende Zitat ---
Ist Ihnen bekannt, dass sich beim Preisfindungsverfahren nach Merit Order ein Gleichgewichtspreis einstellt, der für alle Marktteilnehmer gilt? Auch für diejenigen, die zu Grenzkosten Null angeboten haben.
Insofern kann man vielleicht nicht von \"phantastisch niedrigen\" Großhandelspreisen sprechen. Es steht aber außer Frage, dass die Preise heute ohne die Einspeisung der EE höher wären. Insbesondere der preissenkende Effekt der PV-Einspeisung lässt sich sehr gut am zusammenlaufenden Spread zwischen Peak- und Offpeakpreisen ablesen. Auch die Anzahl der dreistelligen Spot-Börsenpreise [€/MWh] geht immer weiter zurück. Der letzte vierstellige Preis ist sogar schon fast fünf Jahre her.
egn:
--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Die EEG- Stromerzeugung wird auch derzeit nicht direkt von den Erzeugern zu einem Grenzkostenpreis Null an der Börse angeboten. Die Netzbetreiber vermarkten die aggregierte EEG- Strommenge an der Börse gesondert.
--- Ende Zitat ---
Wie denn genau?
--- Zitat ---Sollten die EEG- Anlagenbetreiber eines Tages ihren erzeugten Strom selbst direkt über die Börse vermarkten und diesen Strom dabei zu einem Grenzkostenpreis nahe null anbieten, werden sie dafür sicher auch Abnehmer finden...
Es darf indes stark bezweifelt werden, dass die EEG- Anlagenbetreiber, selbst wenn sie es könnten, den erzeugten Strom direkt an der Börse (oder anderswo) zu einem Grenzkostenpreis nahe null anbieten werden.
--- Ende Zitat ---
Warum sollen die Anlagenbetreiber das nicht tun wenn ihre tatsächlichen Grenzkosten nahe 0 liegen?
Ein Windkraft/PV-Anlagenbetreiber hat nichts davon wenn er es nicht tut. Er kann ja die Lieferung nicht zu einem anderen Zeitpunkt nachholen.
--- Zitat ---Schön wäre es ja. Über die dann phantastisch niedrigen (und tatsächlich an sie weitergegebenen) Großhandelspreise könnten die Endkunden dann wohl eine Rendite für ihre bisherigen milliardenschweren Aufwendungen für die EEG- Umlage erzielen. Wie die betroffenen Endkunden, die bisher die milliardenschweren Aufwendungen für die EEG- Umlage aufbringen, daraus zukünftig einen wirtschaftlichen Vorteil erlangen sollen, bleibt jedenfalls bisher schleierhaft.
--- Ende Zitat ---
Solange noch ein einziges konventionelles Kraftwerk gleichzeitig produziert werden die Betreiber von Windkraft-/PV-Anlagen den Grenzpreis dieses Kraftwerks als Einnahme erzielen.
--- Zitat ---Die Monopolkommission wirft im aktuellen Sondergutachten Strom und Gas 2011 die wohl nicht vollkommen unberechtigte Fage auf, ob die Milliardenbeträge, welche die EEG- Umlage ausmachen, nicht an anderer Stelle mit größerem Effekt (also effizienter) hätten eingesetzt werden können [Gebäudesanierung/ Wärmedämmung/ Entwicklung der Elektromobilität....].
--- Ende Zitat ---
Das würde alles gemacht wenn es die Leute wollten. Die Investition bringt aber dem Investor praktisch nichts ein. Die Energieersparnis kann derzeit die hohen Kosten solcher Sanierungen nicht finanzieren.
--- Zitat ---Die Frage stellt sich wohl am gravierendsten hinsichtlich der bisherigen und zukünftigen Aufwendungen für den Aufbau der PV- Kapazitäten in Deutschland.
--- Ende Zitat ---
Sie haben doch selbst schon festgestellt dass die Kosten nur die halbe Wahrheit sind. Alleine die Senkung des Börsenpreises zu den Spitzenzeiten durch PV bringt bei einem derzeitigen Anteil der PV zu diesen Zeiten von etwa 20 % an der Stromerzeugung den 5-fachen Nutzen. Vor Jahren gab es um die Mittagszeit regelmäßig Preis die 3-stellig waren. Nimmt man nur an dass der Preis mittags bei 10ct/kWh und er heute im Schnitt bei etwa 6 ct/kWh. Dann ist der Nutzen alleine etwa 20 ct pro eingespeister PV kWh. Diesen Preis haben wir bei den EEG-Vergütung mittlerweile fast erreicht. Tatsächlich liegen die Kosten heute bei Neuanlagen schon deutlich darunter. Mittlerweile kann man Module schon für weniger als 1 €/Wp netto einkaufen. Selbst bei Ebay gibt es Einzelmodule für den Endkunden schon für 1,1 €/Wp. Rechnet man noch 50 ct/kWh für Wechselrichter und Installation dazu dann ist man bei etwa 1,60 €/Wp für eine komplette Anlage die rund 900 kWh/kWp erzeugt. Geht man mit diesen Werten in die Tabelle so kommt man auf tatsächliche Stromgestehungskosten von etwa 13,8 ct/kWh. Dem stehen dann die 20 ct/kWh die man gegenüber der herkömmlichen Erzeugung eingespart hat gegenüber.
Da muss man sich nur die Frage stellen warum der PV-Ausbau nicht noch mehr forciert wird. Dies sorgt dann auch für eine noch schnellere Degression der EEG-Vergütung.
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