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BGH, Urt.v. 6.4.16 VIII ZR 211/10 Strom- und Gastarifkunden nach EuGH- Urteil

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uwes:
Der VIII Zivilsenat hat den Verkündungstermin in dieser Sache auf den 6.4.2016 anberaumt. Zeitgleich mit der Rechtssache VIII ZR 71/10

RR-E-ft:
Die Leitsatzentscheidung BGH, Urt. v. 6.4.16 Az. VIII ZR 211/10 ist veröffentlicht:

http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&Sort=12288&nr=74545&pos=17&anz=605



--- Zitat ---BGB §§ 133 B, 157 D, 433 Abs. 2; AVBEltV § 4 Abs. 1, 2; StromGVV (2006) § 5 Abs.2; StromRL 2003/54 Art. 3 Abs. 5 i.V.m. Anhang A

a)
§ 4 Abs. 1 und 2 AVBEltV und § 5 Abs. 2 StromGVV sind mit den Transparenzanforderungen   der   Strom
- Richtlinie 2003/54/EG nicht   vereinbar   (Anschluss   an EuGH, Urteil vom 23.Oktober 2014 -Rechtssachen C
- 359/11 und C-400/11, NJW 2015, 849 -Schulz und Egbringhoff).

b)
§ 4 Abs. 1 und 2 AVBGasV und § 5 Abs. 2 StromGVV (in der bis zum 29.Oktober 2014  geltenden  Fassung  [BGBl.  I  S.  2391],  im  Folgenden:  StromGVV aF)  kann daher ein  gesetzliches  Recht  des Stromversorgungsunternehmens,  gegenüber Tarifkunden  die  Preise  einseitig  nach  billigem  Ermessen  zu  ändern,  nicht  (mehr) entnommen  werden  (insoweit  Aufgabe  der  Senatsrechtsprechung;  Urteil  vom
28.März  2007 -VIII  ZR  144/06,  BGHZ  171,  374,  378;  Beschluss  vom  29.Juni 2011 -VIII ZR 211/10, ZNER 2011, 435 Rn. 17).

c)
Ein  den  Transparenzanforderungen  der  Strom-Richtlinie  2003/54/EG  entsprechendes Preisänderungsrecht  kann  nicht  aus  einer  richtlinienkonformen  Auslegung des § 4 Abs. 1 und 2 AVBEltV beziehungsweise des § 5 Abs. 2 StromGVV aF  oder  der  die  Grundversorgung  betreffenden  Vorschriften  des  Energiewirtschaftsgesetzes  hergeleitet  werden,  da  eine  solche  Auslegung  über  den  erken
nbaren Willen des nationalen Gesetz- und Verordnungsgebers hinausginge.

d)
Die  hierdurch  im  Tarifkundenvertrag  eingetretene  Regelungslücke  ist  im  Wege einer  gebotenen  ergänzenden  Vertragsauslegung  (§§157,  133  BGB)  dahingehend  zu  schließen,  dass  das  Stromversorgungsunternehmen  berechtigt  ist,  Kostensteigerungen  seiner  eigenen  (Bezugs
-)Kosten,  soweit  diese  nicht  durch  Kostensenkungen  in  anderen  Bereichen  ausgeglichen  werden,  an  den  Tarifkunden weiterzugeben,  und  das  Stromversorgungsunternehmen  verpflichtet  ist,  bei  einer
Tarifanpassung  Kostensenkungen  ebenso  zu  berücksichtigen  wie  Kostenerhöhungen. Der nach dieser Maßgabe berechtigterweise erhöhte Preis wird zum vereinbarten  Preis.  Für  eine  zusätzliche  Billigkeitskontrolle  gemäß  § 315  BGB  ist deshalb kein Raum.

BGH, Urteil vom 6. April 2016 - VIII ZR 211/10 -
LG Münster
AG Ahaus
--- Ende Zitat ---

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