Energiepolitik > Erneuerbare Energie
EEG-Novelle - weitere finanzielle Anreize
RR-E-ft:
Der in der Diskussion vielzitierte Begriff \"Netzparität\" ist bei Lichte betrachtet nicht klar definiert.
Es wird Verschiedenes darunter verstanden.
--- Zitat ---Unter Grid Parity (Netzparität) versteht man jenen Zeitpunkt in vielleicht naher Zukunft, bei dem der Strom aus einer Photovoltaikanlage zum gleichen Preis wie der “normale” Strom für Endverbraucher angeboten werden kann.
--- Ende Zitat ---
http://www.oekoenergie-blog.at/tag/netzparitat/
Dort stellt man mithin auf die Letzverbraucherstrompreise auf dem Markt ab, also bei Häuslebauern mit PV- Anlage auf dem Dach auf den Strompreis für Haushaltskunden am Markt, der ins Verhältnis zu den PV- Stromerzeugungskosten gestellt wird, wobei letztere wieder von den Anschaffungskosten der Module abhängen.
Bei steigenden Steuern und Abgaben, aber auch steigender EEG- Umlage (!) würde die so verstandene \"Netzparität\" schneller erreicht.
Andere wiederum stellen auf das Verhältnis der EEG- Stromerzeugungskosten zu den Kosten der konventionellen Stromerzeugung ab und nehmen für letztere die Großhandelspreise an Strombörsen zum Maßstab.
--- Zitat ---Netzparität ist ein Fachbegriff aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Er bezeichnet in der Regel den Moment, ab dem die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen genauso günstig ist wie aus konventionellen Energiequellen. Der einfache Preisvergleich findet am besten durch den Vergleich der Strompreise an der Leipziger Strombörse, der European Energy Exchange (EEX), statt.
--- Ende Zitat ---
http://www.econitor.de/magazin/wohnen/was-ist-eigentlich-netzparitaet-ist-oekostrom-dann-genauso-preiswert-wie-normalstrom_5418.html
Der Begriff ist also recht schillernd, insbesondere als sich die Stromerzeugungskosten für konventionellen Strom nach Art der Stromerzeugung deutlich unterscheiden können.
Der Börsenpreis spiegelt dabei schließlich nur die Stromerzeugungskosten der jeweils teuersten zur Bedarfsdeckung gerade notwendigen konventionellen Stromerzeugungseinheit wieder.
Steigende Steuern und Abgaben auf die Letztverbraucherstrompreise wie auch steigende EEG- Umlage würden sich jedenfalls auf die so verstandene \"Netzparität\" nicht auswirken.
Es ist also gar nicht so einfach, festzustellen, wann nun \"Netzparität\" vorliegt und welche Folgen diese zeitigt.
Ob sie aber über Oberammergau, oder aber über Unterammergau oder aber überhaupt nicht kommt, ist nicht gewiss. ;)
superhaase:
--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Andere wiederum stellen auf das Verhältnis der EEG- Stromerzeugungskosten zu den Kosten der konventionellen Stromerzeugung ab und nehmen für letztere die Großhandelspreise an Strombörsen zum Maßstab.
--- Ende Zitat ---
Das ist m.E. eine eindeutige Fehlinterpretation.
Die Gleichheit der Erzeugungskosten von EE-Strom und konventionellem Strom auf Großhandelsebene wird meines Wissens mit \"utility parity\" bezeichnet, wobei utility auf utility company = Energieversorger Bezug nimmt.
Jedenfalls wird bei der PV zwischen grid parity (Netzparität) und utility parity (Erzeugerparität) unterschieden.
Was mit Netzparität im Zusammenhang mit der PV gemeint ist, ist daher eindeutig klar.
ciao,
sh
Netznutzer:
--- Zitat ---Noch Fragen, Kienzle?
--- Ende Zitat ---
An Sie sowieso nicht!
Noch mehr Peinlichkeit geht nicht!
Jedermann kann sich eine Windkraftanlage an sein Haus flanschen, jeder kann eine Wasserkraftanlage betreiben, es ist alles möglich, egal, in welcher Spannungsebene. Sie sind einfach nur inkonsequent und unwissend. Antworten geben Sie nicht. Es war, ist und bleibt Zeitverschwendung, sich mit Ihren Phrasen auseinander zeusetzen.
Träumen Sie weiter von Ihrer selbstdefinierten Netzparität zur Rechtferitigung von allem, was Ihnen lieb ist.
Gruß
NN
RR-E-ft:
Die Dinge erscheinen jedenfalls komplexer, selbst nach Aussage derer, die von Hause aus von der Sache überzeugt sind:
http://www.greenpeace-energy.de/uploads/media/Studie_Effekte-der-Netzparit%C3%A4t_Kurzfassung.pdf
Das fängt schon damit an, dass die meisten Leute mit PV- Anlage auf dem Dach - entgegen der Vermutung von PLUS - für den eigenen Broterwerb tagsüber trotzdem noch zur Arbeit müssen, ihr Eigenverbrauch an Strom im Haushalt deshalb in Zeiten anfällt, wo die PV- Anlage eben keinen Strom (mehr) produziert. Da kommt es dann eben auch auf Speicher an.
Und natürlich ist der selbst gedeckte Eigenverbrauch immer noch mit realen Stromerzeugungs- und ggf. Speicherkosten verbunden, die ihrerseits gedeckt werden müssen.
Kosten deckt man regelmäßig durch Einnahmen und nicht etwa durch die Einsparung an etwas anderem.
Ganz einfach gesagt:
Wer sich die Anschaffung einer Villa mit Pool und eines Ferrari spart, hat deshalb nicht notwendigerweise das dadurch ersparte Geld automatisch auf seinem Konto und zur Verfügung.
Den Optimismus, dass alsbald auf eine Förderung verzichtet werden kann, teilen also nicht viele.
SCHOTT Solar zeigt den Trugschluss
--- Zitat ---Grid Parity bedeutet noch keine Wettbewerbsfähigkeit.
Die Aussichten sind verheißungsvoll: Die Kosten für den Strom aus einer Photovoltaikanlage erreichen nach Prognosen in Deutschland spätestens 2012 das Niveau des regulären Strompreises, den Kunden an die Energieversorger zahlen. Doch selbst wenn diese Grid Parity so schnell eintreten sollte, ist damit noch keine Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom erreicht. Dafür müssten nämlich die Produktionskosten für Energie aus PV-Anlagen auf drei bis acht Cent pro Kilowattstunde sinken, denn dieser Wert entspricht den reinen Produktionskosten von Atom- oder Kohlestrom in Kraftwerken, deren Investitionskosten bereits Abgeschrieben sind.
--- Ende Zitat ---
Schlussendlich muss man auf das Verhältnis zu den Stromerzeugungskosten konventioneller Stromerzeugung abstellen, die abgelöst werden soll.
Wer hingegen meint \"Netzparität\" werde schließlich durch steigende EEG- Umlage erreicht, also durch steigende Letzverbraucherpreise , der hat da wohl irgendwie einen Denkehler.
Denn bei Wegfall der EEG- Umlage infolge der erträumten nicht mehr nötigen Förderung wäre dann ja auch plötzlich die bereits erreichte \"Netzparität\" wieder futsch.
Schließlich ist der Anteil der EEG- Umlage am regulären Haushaltsstrompreis außerordentlich erheblich!
Allein daran zeigt sich wohl, dass dabei nicht auf das Verhältnis zu den Letzverbraucherstrompreisen abgestellt werden kann, sondern auf das Verhältnis zu den konventionellen Stromerzeugungskosten abgestellt werden muss.
Es geht schließlich nicht um die Verdrängung von Netzstrom durch selbsterzeugten Strom, sondern um die Ersetzung konventioneller Stromerzeugung durch regenerative Energien.
superhaase:
--- Zitat ---Original von Netznutzer
Jedermann kann sich eine Windkraftanlage an sein Haus flanschen, jeder kann eine Wasserkraftanlage betreiben, es ist alles möglich, egal, in welcher Spannungsebene.
--- Ende Zitat ---
Jetzt wird\'s aber hinten höher als vorne! *)
Insofern trifft Ihr Spruch:
--- Zitat ---Noch mehr Peinlichkeit geht nicht!
--- Ende Zitat ---
*) bayerische Redensart ins Hochdeutsch übersetzt.
Ja, wir Bayern können auch Hochdeutsch.
@RR-E-ft:
Die verlinkte Studie im Auftrag von Greenpeace ist beachtenswert, und widerspricht keineswegs meinen Aussagen.
Ich sage ja nicht, dass mit Erreichen der Netzparität die Förderung schlagartig eingestellt werden kann, sondern dass sie stark zurückgefahren und einige Jahre später ganz eingestellt werden kann.
Das findet sich auch so in der verlinkten Studie wieder.
Natürlich habe ich das hier nicht so breit auswalzen wollen, wie das in der verlinkten Studie gemacht ist. ;)
Dazu Zitate aus der Studie:
\"Im Ergebnis zeigt diese erweiterte Betrachtung zur Netzparität, dass PV-Kleinanlagen mit einem Lithium-Ionen-Speicher von etwa 5 kWh Kapazität voraussichtlich noch vor 2020 „selbsttragend“ betrieben werden können. Ein solches PV-System würde also auch dann wirtschaftlich betrieben werden können, wenn der eingespeiste Strom nur mit dem Großhandelsstrompreis vergütet werden würde. Bei moderaten Annahmen für die Preisentwicklung von Strom, PV-Anlagen und Speichern wäre dies bei einer Nutzungsdauer von 20 Jahren ab etwa 2019 der Fall [...], bei 30 Jahren Nutzungsdauer bereits ab 2015.\"
\"Darüber hinaus zeigt sich, dass PV-Anlagen ohne Speicher auch bei Optimierung des Eigenverbrauchs bis 2020 aller Voraussicht nach nicht im breiten Markt selbsttragend betrieben werden können, sofern nur eine 20-jährige Nutzungsdauer angenommen wird. [...] Legt man allerdings eine 30-jährige Nutzungsdauer zugrunde, so wäre voraussichtlich ab 2018 ein wirtschaftlicher Betrieb auch ohne Speicher möglich\"
Nach Erreichen der Netzparität (laut dieser Studie angenommen im Zeitraum 2013-2014) erwartet man hier selbsttragende PV-Anlagen ohne Speicher bei 30-jähriger Nutzung (wovon man heute als Durchschnitt auf jeden Fall ausgeht - eher länger) also 4-5 Jahre später. Das sind für mich \"einige Jahre\". Nicht anderes habe ich gemeint.
Und diese AUssage macht die Studie für moderate Annahmen für die Preisentwicklung bei Strom und PV-Anlagen (und Li-Ionen-Speichern).
Das ist also durchaus nichts Utopisches.
In diesen 4-5 Jahren werden die Eigenverbrauchsvergütung und die Einspeisevergütung abhängig von der weiteren Preisentwicklung noch steiler als heute auf Null zurückgefahren werden können.
Dieses Zurückfahren wird auch erzwungen werden, wenn die PV-Zubauzahlen aus verschiedenen bekannten Gründen im Zaum gehalten werden müssen.
--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Den Optimismus, dass alsbald auf eine Förderung verzichtet werden kann, teilen also nicht viele.
--- Ende Zitat ---
Was heißt denn \"alsbald\"?
Wenn man 2015-2018 iwe in der obigen Studie genannt \"als bald\" bezeichnet, dann meinen das schon recht viele.
Wenn man allerdings 2014 \"als bald\" bezeichnen möchte, dann meinen das wohl sehr wenige.
Insofern ist der Begriff \"alsbald\" nicht eindeutig definiert. ;)
--- Zitat ---SCHOTT Solar zeigt den Trugschluss
Zitat:
Grid Parity bedeutet noch keine Wettbewerbsfähigkeit.
Die Aussichten sind verheißungsvoll: Die Kosten für den Strom aus einer Photovoltaikanlage erreichen nach Prognosen in Deutschland spätestens 2012 das Niveau des regulären Strompreises, den Kunden an die Energieversorger zahlen. Doch selbst wenn diese Grid Parity so schnell eintreten sollte, ist damit noch keine Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom erreicht. Dafür müssten nämlich die Produktionskosten für Energie aus PV-Anlagen auf drei bis acht Cent pro Kilowattstunde sinken, denn dieser Wert entspricht den reinen Produktionskosten von Atom- oder Kohlestrom in Kraftwerken, deren Investitionskosten bereits Abgeschrieben sind.
--- Ende Zitat ---
Naja - das ist jetzt schon auch etwas arg schräg gewickelt.
Wieso vergleicht man da jetzt die Stromgestehungskosten von abgeschriebenen Atom- und Kohlekraftwerken mit denjenigen von neu zu errichtenden und somit noch nicht abgeschriebenen PV-Anlagen?
Abgeschriebene PV-Anlagen haben mit Sicherheit die niedrigsten Stromgestehungskosten überhaupt - nämlich fast Null.
Das mit der Überschusseinspeisung zu Großhandelspreisen hat SCHOTT offenbar gar nicht im Blick.
Ein solcher Trugschluss seitens SCHOTT-Solar ist wohl kaum hilfreich in der Diskussion.
--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Schlussendlich muss man auf das Verhältnis zu den Stromerzeugungskosten konventioneller Stromerzeugung abstellen, die abgelöst werden soll.
--- Ende Zitat ---
Sicher, aber nicht nur.
Bei der Netzparitätsbetrachtung wird eben auf den Mischpreis abgestellt (wie in der Studie dargelegt): Bezugspreis (Haushalt) und Einspeisevergütung nach Großhandelspreis.
Wobei meines Erachtens die in der Studie angenommenen 5-7 ct/kWh als Einspeisevergütung zu niedrig angesetzt sind. Erstens wird auch konventioneller Strom auf Großhandelsebene wohl teurer werden (CO2-Zertifikate, weniger subventionierter Atomstrom im Angebot), und zweitens dürften noch vermiedene Netzentgelte die Vergütung ein klein wenig erhöhen.
--- Zitat ---Es geht schließlich nicht um die Verdrängung von Netzstrom durch selbsterzeugten Strom, sondern um die Ersetzung konventioneller Stromerzeugung durch regenerative Energien.
--- Ende Zitat ---
Das ist schon richtig.
Keiner sagt ja auch, dass der Eigenverbrauch von PV-Strom das wichtigste und endgültige Ziel ist.
Keiner behauptet, dass die PV für sich allein zu betrachten ist und die Stromversorgung Deutschlands in Zukunft womöglich allein leisten kann - nur mittels Eigenverbrauch von \"jederman\", wie es PLUS ja gerne ins Absurde zu drängen versucht.
Der Eigenverbrauch spielt allerdings wegen der Wirkungen der Netzparität speziell bei der PV eine wichtige Rolle, die einen ersten großen Meilenstein in der Entwickung der Marktfähigkeit bis hin zur Erzeugerparität darstellt - m.E. den wichtigsten Meilenstein (ab dem die Weiterentwicklung bei abnehmenem Förderaufwand dann allmählich zum Selbstläufer wird, wobei die politische und gesellschaftliche Akzeptenz dann keine Frage mehr sein dürfte).
Nicht mehr und nicht weniger.
Ich muss mich noch insofern in meiner Ausdrucksweise präzisieren, dass mit Erreichen der Netzparität nicht schlagartig die voll umfassende Marktfähigkeit (wenn man diese mit Erzeuigerparität gleichsetzt) gegeben ist.
Ich will in dieser ganzen Diskussion vielmehr sagen, dass mit der Netzparität die Marktfähigkeit der PV beginnt - zuerst im Teilbereichen der Haushaltskunden - und sich allmählich im Laufe der folgenden Jahre bis hin zur Erzeugerparität (utility parity, Großhandelspreisparität) erweitert.
ciao,
sh
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