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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?

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RR-E-ft:
Umweltminister des Bundes und der Länder: 7 Altmeiler sollen dauerhaft vom Netz bleiben

Die Bundesnetzagentur habe wegen des Strombedarfs im Winter dafür plädiert, die betroffenen Altmeiler einzumotten, damit sie weiter als Reserve zur Verfügung stünden.

Dafür spräche die Versorgungssicherheit in nachfragestarken Zeiten.
Dagegen spräche, dass die Konzerne selbst erklärt haben, dass ein bestehendes Sicherheitsrisiko nicht allein durch die Trennung vom Netz entfällt, sondern dann immer noch lange Zeit fortbestehe, bis alles abeklungen sei.

RR-E-ft:
Konzernbetriebsräte der Atomkonzerne beschweren sich in offenem Brief bei der Bundeskanzlerin




--- Zitat ---Offener Brief an Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


Bereits vor einigen Wochen hatten sich die Konzernbetriebsräte von EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall im Namen der Kolleginnen und Kollegen aus den Kernkraftwerken mit dem Anliegen persönlich an Sie gewandt, unsere Interessen bei der laufenden Energie-Diskussion nicht außer Acht zu lassen.

Bis heute haben wir auf unser Schreiben von Ihnen keine Antwort erhalten. Darüber sind wir enttäuscht und halten das für einen sehr fragwürdigen Stil gegenüber den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie deren Familien, um deren Existenzen es letztlich geht. Wir können das nur so deuten, dass die Würfel zur Zukunft der Kernenergie in Deutschland längst gefallen sind, obwohl die Ethikkommission ihren Bericht noch nicht vorgelegt hat und obwohl der Bericht der Reaktorsicherheitskommission keinen Anlass bietet, Hals-über-Kopf aus der Kernenergie auszusteigen. Das hat selbst der Bundesumweltminister bestätigt.

Wir arbeiten seit Jahren dafür, dass gerade deutsche Kernkraftwerke zu den sichersten der Welt zählen. Das wird man übrigens auch dann nicht wegdiskutieren können, wenn man jetzt Maßstäbe definiert, die kein anderes Land setzt. Erreichen wird man damit nur, dass Deutschland letztlich jeden Einfluss auf internationale Sicherheitsstandards verliert, was für alle Bürger in Europa eine schlechte Nachricht ist. Denn Radioaktivität macht, anders als politische Sonderlösungen, an Grenzen nicht halt.

Statt einer ehrlichen Debatte über ein Energiekonzept geht es bei uns aber offenkundig nur noch darum, eine längst getroffene politische Entscheidung zur Kernenergie zu begründen. So ist es auch kein Wunder, dass in den Medien fast nur noch über die Jahreszahl für den Ausstieg spekuliert wird, irgendwann zwischen 2017 und 2025. Geht es tatsächlich nur noch darum, möglichst schnell irgendeine Entscheidung zu treffen?

In Deutschland hängen mehr als 30.000 Arbeitsplätze an der Kerntechnik, die meisten davon hoch qualifiziert. Wir haben dazu beigetragen, dass unser Industrieland immer genügend bezahlbare Energie hatte, unstrittig eine wichtige Grundlage für die positive Entwicklung unseres Landes in den letzten Jahrzehnten. Heute ist die Stimmung aufgrund der Ereignisse in Japan gegen die Kernenergie. Das wissen natürlich auch wir. Aber darf sich Politik bei derart wichtigen, langfristig wirkenden politischen Entscheidungen nur von Stimmungen leiten lassen? Wir meinen nein!

Deshalb appellieren wir im Namen unserer Kolleginnen und Kollegen und ihrer Familien: Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung auch unsere Sicht der Dinge:

- Alle unsere Anlagen können noch lange Zeit einen sicheren und CO2-freien Beitrag zur Energieversorgung unseres Landes leisten. Es gibt keinen Anlass, diese Kraftwerke überhastet vom Netz zu nehmen.

- Mit reinem Wunschdenken lässt sich der Umbau der Energieversorgung nicht bewerkstelligen. Blenden Sie deshalb die Risiken eines übereilten Ausstiegs nicht aus, der auch Arbeitsplätze in anderen Branchen gefährden kann, wenn zum Beispiel Strompreise nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

- Die laufende Debatte wird seit Wochen hoch emotional geführt. Kolleginnen und Kollegen werden angefeindet, nur weil sie in einem Kernkraftwerk arbeiten. Machen Sie deutlich, dass wir nichts falsch gemacht haben, dass Deutschland nicht Japan ist.

- Denken Sie bei Ihren Entscheidungen auch an die Zukunft der Menschen und ihrer Familien, die in den Kernkraftwerken arbeiten. Lassen Sie uns bitte nicht im Stich!

Das Wort Bürgerbeteiligung ist in aller Munde. Aber haben wir, die hier unmittelbar Betroffenen, nicht zuallererst das Recht darauf, beteiligt zu werden? Haben wir kein Recht auf Mitsprache, wenn es um unsere Zukunft geht? Gelten diese demokratischen Spielregeln nicht für Mitarbeiter der Kerntechnik? Sind wir Bürger zweiter Klasse? Diese Fragen drängen sich vor allem den Kolleginnen und Kollegen auf, deren Kraftwerke unter Ihr Moratorium fallen. Es kann Sie nicht überraschen, dass an diesen Standorten die Sorge um die berufliche Zukunft besonders groß ist. Mit einer spontanen Unterschriftenaktion, die wir diesem Schreiben beifügen, wollen gerade die betroffenen Kolleginnen und Kollegen noch einmal auf ihre Situation aufmerksam machen. In diesem Sinne wären wir sehr froh, wenn wir von Ihnen sehr zeitnah eine Antwort erhielten, die wir natürlich auch den 120.000 Beschäftigten, die wir insgesamt vertreten, zugänglich machen möchten.

Konzernbetriebsratsvorsitzende

Dietrich Herd - Hans Prüfer - Uwe Tigges - Rainer Kruppa Arnold Messner - Klaus-Dieter Raschke - Dieter Faust - Rüdiger Siebers

Originaltext: E.ON AG Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/19895 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_19895.rss2 ISIN: DE0007614406

Pressekontakt:

Dietrich Herd EnBW AG Rheinschanzinsel 76661 Philippsburg Tel. 07256 95 12201

Hans Prüfer E.ON AG E.ON-Platz 1 40479 Düsseldorf Tel. 0211 4579 260

Uwe Tigges RWE AG Wielandstr. 82 44791 Bochum Tel. 0234 515 2123

Rainer Kruppa Vattenfall Europe AG Chausseestr. 23 10115 Berlin Tel. 030 8182 3700
--- Ende Zitat ---


Klingt irgendwie trotzig, auch sauer, weil sich eine Brieffreundschaft nicht einstellen will.  

Wenn die Kanzlerin öffentlich aufgefordert wird, doch bitte deutlich zu machen, dass Deutschland nicht Japan ist, wird es jedenfalls halbwegs ulkig.
Mancher erkennt den Unterschied bereits an Nationalflagge und -hymne.
Selbt Grundschüler dürften bereits um den Unterschied wissen.


--- Zitat ---Denken Sie bei Ihren Entscheidungen auch an die Zukunft der Menschen und ihrer Familien, die in den Kernkraftwerken arbeiten.
--- Ende Zitat ---

Soll wohl heißen, es solle auch an die Zukunft der Menschen gedacht werden, die in den Kernkraftwerken arbeiten, und an die Zukunft ihrer Familien.

Dass ein Rückbau der Kernkraftwerke noch auf 30 Jahre Arbeitsplätze sichert, sieht man in Rheinsberg (war eines der sichersten Atomkrafterke der ganzen DDR).

Wer ausgebildet ist, Atommüll zu bewachen/ überwachen, für den bestehen sogar zeitlich unbefristete Perspektiven.
Enstprechender Bedarf wurde schließlich bereits für die Ewigkeit geschaffen. Bis heute weiß niemand, wohin schlussendlich mit dem Zeug, so dass man sich hinsichtlich des zukünftigen Arbeitsortes jedenfalls flexibel halten muss.

Und schließlich haben die Überprüfungen ergeben, dass die Sicherheit (zu) viele Wünsche offen lässt. Das lässt sich ja auch nicht wegdiskutieren.

Es geht eben um die Zukunft von weit mehr Menschen als nur derer, die in den Kernkraftwerken arbeiten, und deren Familien, aber gerade auch um diese.
 
Sie müssen wohl ein Verständnis dafür entwickeln, dass ihr Ding keine Zukunft hat, was sie eigentlich bereits seit der Atomkonsensvereinbarung von 2001 erkennen und wissen mussten.
Denn selbst jede Brücke ist schließlich über kurz oder lang jedenfalls zu Ende. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Und selbstredend werden sie nicht mehr, aber auch nicht minder zu dieser Frage gehört und beteiligt, als alle anderen von dieser Frage betroffenen Bürger dieses Landes auch. Vielleicht ist gerade auch das ja ein Unterschied zu Japan.  

Vielleicht sollte man das den lieben Kolleginnen und Kollegen  mal in eine offene Antwort schreiben.

superhaase:

--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Es geht eben um die Zukunft von weit mehr Menschen als nur derer, die in den Kernkraftwerken arbeiten, und deren Familien, aber gerade auch um diese.
--- Ende Zitat ---
Ja genau. Es geht auch um die Zukunft der Menschen, die in AKWs arbeiten, und um deren Familien.

Hierzu muss an die sog. Atom-Wanderarbeiter erinnert werden, die sich ihre Gesundheit ruinieren, wenn sie ins Abklingbecken uri... .
Sorry für den kleinen poetischen Buchstabendreher. ;)

Die Atomkonzerne beuten auch in Deutschland viele Arbeiter aus, um billig ihre AKWs zu reinigen und zu warten, wobei sie sich einen Schei...benkleister um deren Gesundheit kümmern und aus Kostengründen mit Druck auf die Arbeiter die Vernachlässigung von Sicherheits- bzw. Arbeitsschutzvorschriften \"herbeiführen\".

Jeder sollte froh sein, wenn er nicht mehr in einem AKW arbeiten muss.
So sollte man das sehen und den Briefeschreibern auch mal nahebringen.
Denn sie wissen nicht was sie tun.

ciao,
sh

Energiesparer51:
und in den neu zu bauenden Gaskraftwerken (bei anderen natürlich auch) entstehen auch neue Arbeitsplätze.

RR-E-ft:
Für die neuen Gaskraftwerke sucht man vielleicht nicht unbedingt erfahrene Kerntechniker.
Solche werden vielleicht eher in China, möglicherweise auch in Japan  gesucht.

Aber diese gut ausgebildeten und qualifizierten Menschen sind in der Lage, umzuschulen, wenn sie auch beim Rückbau der Kernkraftwerke nicht mehr benötigt werden sollten. Wenn ihr eigenes Unternehmen sie trotz Umschulung nicht mehr benötigt, stehen sie freilich etwas schlechter da, als seinerzeit die Heizer bei der Bundesbahn, als der Dampflokbetrieb eingestellt wurde. Man darf aber davon ausgehen, dass die betroffenen Kraftwerksleute ausreichend flexibel sind, um auch auf neue Herausforderungen, die das Leben ihnen stellt, hinreichend reagieren zu können.  Von einem weit großflächigeren Strukturwandel waren schließlich schon ganz andere Regionen viel stärker betroffen.

Und immerhin: Im Fall der Fälle würde ihnen ja auch ausgesprochen Überdurchschnittliches abverlangt werden  müssen.
Wer sich für diesen Fall bisher mental und physisch gewappnet sah, der braucht auch vor allen anderen Sachen keine Angst haben, sondern meistert auch diese.

Die Konzerbetriebsräte sollten sich für angemessene Umschulungen und Abfindungen für die freigesetzten Kolleginnen und Kollegen einsetzen.

Hat es tatsächlich 120.00 Beschäftigte in den 17 deutschen Atomkraftwerken? Kommt mir etwas viel vor.  
Der größte deutsche Atomstromer E.ON Kernkraft hat zB. etwa 2.600 Beschäftigte.
Schließlich handelt es sich ja auch um Kernkraftwerke und nicht um eher ungefährliche aber personalintensive Tretmühlen.

(Gab es eigentlich offene Briefe von Konzernbetriebsräten an den Bundeskanzler, als die Bundesbahn seinerzeit den Dampflokbetrieb einstellte und deshalb fortan keine Heizer mehr brauchte? Wieviele Heizer auf Dampfloks waren seinerzeit eigentlich  betroffen? Wer trotzig war und nichts anderes wollte, als weiter Heizer sein, der hatte dann womöglich seiner Familie zu Hause kräftig eingeheizt.)

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