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Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?

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RR-E-ft:
Woran es in Deutschland im Ernstfall fehlt

Rund 380.000 Soldaten waren als Liquidatoren in Tschernobyl im Einsatz. Wenn es darum ginge, das Heimatland zu verteidigen, sieht man: In der Bundeswehr sind zurzeit 228.000 aktive Soldaten tätig (Stand: Februar 2011).
Schwer vorstellbar, dass man als Liquidatoren einen \"Volkssturm\" aufstellt.
Fakt ist, dass jemand im Fall der Fälle die Drecksarbeit leisten muss.

Erfahrungen der Arbeiter in Fukushima


--- Zitat ---Die Situation der rund 400 Arbeiter, die im Kraftwerk gegen den GAU kämpfen, ist nach einem Bericht des US-Senders CNN verzweifelt. Sie arbeiten zwölf Stunden am Tag, schlafen auf bleigefütterten Schlafmatten in einem Gebäude nur einen Kilometer von Reaktor 1 entfernt, können nicht duschen und ernähren sich nur von Hartkeksen, Gemüsesaft und Fertignahrung. Da es kaum qualifizierte Fachkräfte gibt, die ihr Leben und ihre Gesundheit in der Strahlenzone riskieren wollen, können die 400 nicht abgelöst werden.  Einer von ihnen schrieb in einer E-Mail, seine Eltern seien vom Tsunami fortgerissen worden; er habe nie wieder etwas von ihnen gehört. \"Weinen ist sinnlos\", schrieb ein anderer, \"wir sind jetzt alle in der Hölle.\" Regierungssprecher Edano sagte, die 400 Menschen arbeiteten \"unter sehr gefährlichen und harten Bedingungen\".
--- Ende Zitat ---

Wolfgang_AW:
Kernkraftwerke werden immer unsicherer- Insider: Nachrüstung birgt erst recht Sicherheitsrisiken


--- Zitat ---Zu streng seien die Testkriterien, zu hoch die Hürden für eine Zertifizierung der Hard- und Software. „Fehler, die uns auffallen, gelangen nicht ins System“, versichert Lindner gegenüber CHIP.
--- Ende Zitat ---

Und was ist mit den Fehlern, die nicht auffallen? Ich finde diese Aussage arrogant und Hochmut kommt meistens vor dem Fall.

Ich habe in meiner Laufbahn reichlich Software-Updates an einem Großrechner mitgemacht und häufig erleben dürfen, dass man anschließend Stundenlang nach Unverträglichkeiten gesucht hat, vor allem wenn neuere Technik über ältere gestülpt wurde. In einigen Fällen war eine \"Verschlimmbesserung\" erfolgt.

Die Aussage erinnert an das TEPCO-Gewäsch zu Fukushima. Ich glaube, wenn die Aussenhüllen der Reaktorblöcke noch unversehrt wären, würde TEPCO bis heute behaupten, dass alles noch im grünen Bereich wäre.


--- Zitat ---Risiko „fehlender Nachwuchs“
Professor Wolfgang Hansen sieht noch ein weiteres Problem auf die deutsche Atomwirtschaft zukommen: „In Deutschland muss schon heute Anlagentechnik nachgerüstet werden“, erklärt der Leiter des Ausbildungskernreaktors an der Technischen Universität Dresden. Dafür benötige man aber geschultes Personal. „Doch die Zahl der Fachabsolventen kann den aktuellen Bedarf der Branche nicht decken“, sagt Hansen.
--- Ende Zitat ---

Dazu ein posting vom 23.10.2009

Bildungsoffensive??


Soll keiner sagen, man hätte das nicht alles gewußt - es wollte nur keiner wahrhaben, weil der Kotau vor den EVU wichtiger war, als rationales, politisches Handeln.


--- Zitat ---Mit Kotau bezeichnet man den ehrerbietigen Gruß im Kaiserreich China. Dabei wirft sich der Grüßende in gebührendem Abstand zu dem zu Begrüßenden nieder und berührt mehrmals mit der Stirn den Boden. Gegenüber dem Kaiser erfolgte ein dreimaliges Niederwerfen mit je dreimaligem Berühren des Fußbodens mit der Stirn.
--- Ende Zitat ---

Mit freundlichen Grüßen

hko:
@Herr Fricke und alle, die hier gegen Atomenergie Stellung genommen haben:

wir Menschen haben kein Sinnesorgan für Alpha-, Beta-, Gamma-, Neutronen- und elektromagnetische Stahlungen (mit Ausnahme des Lichtes). Wir können diese Strahlungen nur über Auswirkungen indirekt Wahrnehmen, dann ist es aber meistens schon zu spät.

Deshalb lässt sich mit Hinweisen auf die Gefahren dieser Strahlungen so leicht Angst schüren und Panik erzeugen. Dies hat sich ja wieder einmal ausgezahlt, wie die Ergebnisse der Landtagswahlen vom 27.03.11 zeigen. Auch die Medien haben sich an ihre bekannten Regeln gehalten:
1. Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht
2. Wer bietet mehr?

Es ist eine Tatsache, dass Technik mit Gefahren verbunden ist. Ich will auch mit meinem Beitrag die Gefahren der Atomtechnik nicht beschönigen, aber
wer von Ihnen hat schon einmal daran gedacht, dass wir alle - auch ich - täglich eine Technik nutzen, die  Jahr für Jahr über 1/2 Million Tote und viele Millionen Verletzte fordert?

Ich spreche vom Straßenverkehr, aber niemand fordert die Stilllegung aller Autos!!! Oder habe ich da etwas übersehen?

Quelle: wikipedia verkehrstod

Gruß hko

Wolfgang_AW:
@hko

Klingt fast ein bißchen zynisch Ihr Vergleich. Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen, aber meines Erachtens ist er schlichtweg unzulässig.

Sagen Sie mal den Betroffenen von Atomunfällen: \"Damit musst Du leider leben, das ist wie im Straßenverkehr, ein ein bißchen Schwund gibt\'s immer.\"

Im Straßenverkehr entscheide ich mich ganz persönlich ein gewisses Risiko zu tragen, indem ich mich in mein Auto setze. Damit nehme ich im konkreten Fall persönlich in Kauf, dabei zu Tode zu kommen, evtl. zusätzlich mit ein paar wenigen Anderen.

Dann werden die betroffenen KFZ von der Straße geräumt und für die übrigen Verkehrsteilnehmer ist der ursprüngliche Zustand weitestgehend wieder hergestellt.

Bei Unfällen durch Atomkraftwerke sprechen wir nicht von einer Anhäufung von Einzelereignissen, wir sprechen in jedem Einzelfall von einer Katastrophe, von einem GAU oder gar Super-GAU. DAbei geht es nicht einfach um einen technischen Ausrutscher, der vielleicht unter in Kaufnahme von \"ein paar\" Toten wieder geheilt werden könnte.

Bei Tschernobyl betraf es die Region um die Stadt Prypjat (~ 50.000 Einw.). Neben diesen wurden weitere rund 330.000 Einw. evakuiert, die Sperrzone beträgt rund 4300 km2.

Bei einem Gau geht es um existenzielle Grundlagen eines ganzen Landstriches inclusive der Bevölkerung.

Der Staat kann Ihnen kein Einzelrisiko wie im Straßenverkehr abnehmen, er kann es mittels Gesetzen und Vorsschriften minimieren, denken Sie beispielsweise an den Sicherheitsgurt oder ESP.

In unserer Verfassung heißt es in Art. 2 Abs. 2, \"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.\"

Unser Staat ist verantwortlich für die Energieversorgung seiner Bürger. Dies muss er nun mit dem Art 2 GG unter einen Hut bekommen. Er entschied sich, unter Inkaufnahme eines gewissen Restrisikos, für die Kernkraft.

Nun stellt sich heraus, dass das Restrisiko wohl die bisherigen Annahmen übersteigt, daher ist er gehalten die Sicherheitsanforderungen auf dem neuseten Stand der Wissenschaft und Technik zu halten.

Wird dieser Maßstab vor allem an die älteren AKW angelegt, dann muss man konstatieren, dass diese AKW Defizite aufweisen, die dem neusten Stand nicht mehr entsprechen und auch nicht nachgerüstet werden können.

Der Staat ist daher aus Fürsorgegründen gehalten, diese Kraftwerke abzuschalten.

Dies sind die Grundlagen. Inwieweit unsere Politik, getrieben durch die Medien bzw. der Bevölkerung, ein gutes Bild abgibt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Nur die Gefahren der Atomkraft immer abzuwiegeln, damit Großkonzerne ihre Renditeziele erreichen können, scheint speziell nach Fukushima nicht mehr zu funktionieren. Bislang hat man ja unterstellt, dass Japan, als hochtechnisiertes Land, die Sicherheit seiner Atomanlagen ebenso gewährleisten kann wie wir. Nun stellen sich anlagenbedingte Risiken heraus, die diese Unterstellung hinfällig werden lassen.

Die Politik muss reagieren, da ihre Prämissen von der Mehrheit der Bevölkerung (Umfragen sagen ~ 58%) nicht mehr getragen werden.

Fazit: Ein Vergleich mit den Toten des Straßenverkehrs ist nicht tragfähig. Seriöserweise hätten Sie für unsere deutsche Diskussion auch nur die deutschen Verkehrstoten heranziehen dürfen, denn andere Länder schätzen das Risiko ja ganz anders ein. Im Straßenverkehr wie bei der Atomenergie.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

Wolfgang_AW:
Oettinger rechnet mit AKW-Abschaltungen


--- Zitat ---Den Stresstest werden nicht alle europäischen AKW überstehen - davon ist Energiekommissar Oettinger überzeugt. Er rechnet damit, dass weitere Atomkraftwerke vom Netz müssen.

(...)

Der deutsche EU-Kommissar fordert, am Ausbau neuer Stromnetze und -speicher auch die Verbraucher finanziell zu beteiligen. \"Ein Teil der europäischen Netzinfrastruktur muss wohl auch über den Strompreis von morgen finanziert werden\", sagte Oettinger dem SPIEGEL. \"Ich denke an eine Umlage von etwa einem Cent pro Kilowattstunde, die von den Verbrauchern für diese enorme Aufgabe zu tragen wäre.\"

Gleichzeitig kritisierte Oettinger die deutsche Förderung der erneuerbaren Energien und deren Auswirkung auf die Strompreise. \"Preiserhöhungen, wie wir sie in den vergangenen Monaten etwa aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes erlebt haben, können wir uns nicht länger leisten.\" Die Strompreise bewegten sich am Rande dessen, was sozial akzeptabel ist, so Oettinger. \"Auch der Erfindungsreichtum der Politik für die Haushaltsfinanzierung muss ein Ende haben.\"

(...)

Der Umweltminister [Röttgen] betonte, er sehe keine Gefahr einer Stromlücke, wenn Kernkraftwerke vom Netz genommen würden. \"Wir haben höhere Erzeugungskapazitäten, als das Land zu Spitzenzeiten braucht\", sagte er. Röttgen sprach den Stromkonzernen ab, dass sie die zusätzlichen Strommengen, die ihnen durch die Laufzeitverlängerung zugesprochen wurden, als Geschenk verbuchen können: Er halte es für \"entscheidend, dass es bislang noch keine Investitionen auf der Basis der Laufzeitverlängerung gegeben hat, die so etwas wie Vertrauensschutz auslösen könnten\".

--- Ende Zitat ---

Man reibt sich schon die Augen, wer so alles innerhalb weniger Tage eine totale Kehrtwende hinbekommt, insbesondere Politiker wie Herr Söder, der sich jetzt an die Spitze eines Wettbewerbs um den schnellsten Umstieg zwischen Bay und B-W setzt.

Ich hege die Vermutung, es gibt keinen Atomkraft-Befürworter mehr in den Koalitionsparteien. Wahrscheinlich werden bereits erste Gespräche zwischen Grünen und CDU geführt, wie die CDU geräuschlos zu den Grünen überführt werden kann. :D :D

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW

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