Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Pressemitteilung \"Erneuerbare als Sündenbock\"  (Gelesen 2431 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline DieAdmin

  • Administrator
  • Forenmitglied
  • *****
  • Beiträge: 3.137
  • Karma: +9/-4
  • Geschlecht: Weiblich
Pressemitteilung \"Erneuerbare als Sündenbock\"
« am: 12. November 2010, 18:05:06 »
Zur Pressemitteilung des :bdev:

Erneuerbare als Sündenbock
http://www.energieverbraucher.de/de/Energiebezug/Strom/News__1094/#con-11245

Da befindet sich der Ausschnitt zur Aussage der Preisbildung EONs

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Pressemitteilung \"Erneuerbare als Sündenbock\"
« Antwort #1 am: 12. November 2010, 19:13:45 »
Die PM des BdEV ist eindeutig solarlastig und wieder kritiklos an dieser unguten Entwicklung.  Die \"Erneuebaren\" sind kein Sündenbock, sie müssen sich aber auch der Kritik stellen. Die Vermischung mit dem zweifelsfrei kritikwürdigen Verhalten der Großkonzerne ist einer der immer wieder festzustellenden Ablenkungsversuchen von der unwirtschaftlichsten und für die Verbraucher teuersten Stromerzeugung.
 
Fakt ist, dass ab Januar die Stromverbraucher einschließlich der darauf entfallenden Mehrwertsteuer 4,20 cent je Kilowattstunde für die erneuerbaren Energien zusätzlich bezahlen. Die Umlage sollte den Strompreis erst gegen Mitte des Jahrzehnts maximal mit rund einem Drittel dieses Betrages belasten und dann wieder rasch sinken. Alle Ankündigungen und Solar-Prognosen wurden mit schöner Regelmäßigkeit von der Wirklichkeit eingeholt. Jetzt läuft die Belastung für die Verbraucher aus dem Ruder.

Nicht wegen der optimalen Bedingungen, sondern aufgrund der extremen ungedeckelten Förderung ist Deutschland am 49. nördlichen Breitengrad Solarweltmeister. Fast jeden Tag gibt es Artikel in den Tageszeitungen von neuen renditeträchtigen PV-Investitionsangeboten. Keine andere erneuerbare Energie wird so extrem zu Lasten der Verbraucher gefördert. Über den Sinn kann man trefflich streiten, über die Ergebnisse und Folgen muss man es. Die unzuverlässige und nicht bedarfsgerechte Erzeugung bedingt weitere Kosten. Speicher und Netze müssen ausgebaut und finanziert werden, auch das soll der Verbraucher noch zusätzlich bezahlen.

Den Profit den Investoren und der Solarbranche, die Kosten den Verbrauchern, so läuft das ungute Spiel jetzt schon seit Jahren. Vor allem langfristige Subventionen sind fragwürdig und oft schädlich, das zeigt sich jetzt überdeutlich bei der grenzenlosen deutschen Solarförderung. Der Solarstrom kostet schon bei der Einspeisung im Schnitt rund 50 cent/kWh. Die Renditen sind für Investoren heute zweistellig und zwanzig Jahre garantiert. Kein Bundesschatzbrief kann da mit einer Verzinsung von unter zwei Prozent konkurrieren. Die jetzt sichtbaren Auswirkungen auf den Strompreis können aufgeklärte Verbraucher kaum überraschen.

Dass die Versorger die zusätzlich entstehenden Kosten der EE-Umlage in den Preisen weitergeben ist verständlich. Nur darf erwartet werden, dass das auch bei Kostensenkungen geschieht. Die Kosten der erhöhten EEG-Umlage dürften zu einem großen Teil durch deutlich gesunkene Großhandelspreise kompensiert werden. Das ist aber keine Rechtfertigung für die überzogene Förderung. Preissenkungen sind nicht mit unwirtschaftlichen Kosten und zweistelligen Renditen zu kompensieren, sie müssen beim Verbraucher ankommen.

Selbst die sinkenden Großhandelspreise sind noch viel zu hoch. Nicht ohne Grund erhielt das Kartellamt aktuell vom Wirtschaftsminister (wieder einmal) den Auftrag, die Großhandelsmärkte für Strom und Gas genauer unter die Lupe nehmen. Auch andere Kosten sind rückläufig, zum Beispiel wurde die Umlage aus dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz gesenkt.

Das eine sind unfaire Großhandelspreise der Konzerne. Das andere ist, dass selbst wenn diese unfairen Preise sinken, die übrigen Versorger (Stadtwerke & Co.) diese Senkung der immer noch unfairen Preise nicht weitergeben. Man hat sich längst ein Beispiel an den Großkonzernen genommen und praktiziert ebenfalls die Profitoptimierung.

An Anbieter und Tarifen ist beim Strom in der Zwischenzeit kein Mangel mehr. Der Aufruf zum Wechsel zum billigeren Anbieter ist ok, es ist noch das wirksamste Mittel, das der einzelne Verbraucher zur Verfügung hat. Hilfe, eine wirksame Interessenvertretung und Unterstützung findet er selten.  Der Wechsel ändert aber an der Situation bei der oligopolistischen Stormerzeugung grundsätzlich nichts. Auch ein weiterer deutscher kostenträchtiger Solarboom ändern daran nichts. Das Oligopol wird eher noch gestärkt. Ohne politische Korrekturen, ohne die Kartellbehörden und ohne den Gesetzgeber wird sich hier nicht wirklich etwas ändern.

Wenn z. B. jetzt von den Stadtwerken Schwäbisch Hall den grundversorgten Kunden eine Strompreiserhöhung um über 11 Prozent angekündigt wird, muss das kein dortiger Kunde hinnehmen, es gibt genügend Alternativen zum Wechseln. Nur wer als Verbraucher die Angebote nutzt, befördert den Wettbewerb. Mit den \"großen Vier\" hat das zunächst wenig zu tun.

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz