@Monaco
Quersubventionen sind mit der Verpflichtung zu einer preiswürdigen Versorgung unvereinbar. Die Preise werden oft von Anfang an so hoch kalkuliert, dass es für die Subventionen langt.
Das ist aber hier eigentlich nicht unser Thema.
Heute in der Ostthüringer Zeitung
Quelle:
http://www.otz.de (Jena)
Stromgewinne für Bahn und Fußball
Jenaer Rechtsanwalt kritisiert Stadtwerke Jena-Pößneck wegen zu hoher Energiepreise
Von OTZ-Redakteur Lutz Prager Jena.
Die Standard-Strompreise der Stadtwerke Jena-Pößneck gehören im Thüringen-Vergleich zu den höchsten im Freistaat.
Der Jenaer Rechtsanwalt Thomas Fricke, der für den Bund der Energieverbraucher die Situation in Jena beobachtet, macht für die Spitzenpreise den Verkauf des reinen Stromgeschäfts der Stadtwerke an die Thüringer Energie AG im Jahr 2000 mitverantwortlich. Dadurch habe man sich von der TEAG und von deren Mutterkonzern Eon abhängig gemacht.
\"Alle anderen Stadtwerke\", sagt Fricke, \"sahen sich zu einem solchen Schritt nicht veranlasst und versorgen ihre Kunden heute immer noch preiswerter als die TEAG, die neben den Thüringer Stadtwerken grundsätzlich nur Kunden im ländlichen Raum versorgt, was aufgrund der langen Leitungswege mit weit höheren Kosten verbunden ist.\"
Stadtwerke-Verkaufsleiter Frank Schöttke begründet die damalige Trennung vom unmittelbaren Stromgeschäft und die Beschränkung auf den Betrieb des Netzes mit der unübersichtlichen Situation nach der Liberalisierung des Strommarktes. \"Wir wollten kein Risiko eingehen und nahmen an, dass viel mehr Strom an Börsen gehandelt wird. Um dort mitzumischen, sind wir aber zu klein und um gar nichts zu tun, zu groß\", meint Schöttke, der überzeugt ist, dass noch mehr Stadtwerke diesen Weg gehen werden. Ein Index dafür, dass Preis und Service im Paket trotzdem stimmen, ist für den Vertriebschef das Wechselverhalten der Verbraucher. Lediglich 2,5 Prozent der Haushaltskunden hätten sich seit 1999 einen anderen Anbieter gesucht. Anderswo sollen es acht bis zehn Prozent sein, sagen die Stadtwerke.
Rechtsanwalt Fricke sieht aber auch die zunehmende Quersubventionierung von städtischen Aufgaben wie Nahverkehr, Freizeitbad Galaxsea oder den Kauf der städtischen Wohnungsgesellschaft \"Jenawohnen\" als Kostentreiber zuungunsten der Verbraucher. \"Auffällig sind zudem die hohen Marketingausgaben der Stadtwerke, die auch in einem umfassenden Sportsponsoring für den FC Carl Zeiss Jena, den VfB Pößneck, die Jenaer erdgas-Baskets sowie die aufwendige künstlerische Gestaltung von Stromverteilerkästen in der Innenstadt zum Ausdruck kommen\", meint Fricke.
Marketing-Chefin Dr. Ines Zaremba hält dagegen, dass es zur Unternehmensphilosophie gehöre, durch die Förderung von Kultur und Sport Lebensqualität für die Bürger aufrecht zu erhalten. \"Ordentliche Gewinne zu erwirtschaften ist nichts, wofür man sich als Unternehmen schämen muss\", so Dr. Zaremba. Dass diese Gewinne für den Nahverkehr eingesetzt werden, ist letztlich eine Entscheidung der Stadt, die über ihre Technischen Werke unser Mehrheitsgesellschafter ist.
Der Kauf von Jenawohnen, versichert Verkaufschef Schöttke, habe keinerlei Einfluss auf den Strompreis. Dieses Geschäft finanziere sich selbst und sei ein wichtiger Schritt gewesen. \"Wir sind daran interessiert, dass es in Lobeda und Winzerla so wenig wie möglich Leerstand gibt, denn das sind alles unsere Kunden. Deswegen passt diese Verbindung gut\", sagt Schöttke.
In der Stadtverwaltung Jena hat Finanzdezernent Frank Jauch (SPD) durchaus Verständnis für die kritische Haltung des Rechtsanwalts. \"Ordnungspolitisch hat Herr Fricke völlig Recht, aber das System, dass die Kommunen Aufgaben wie den Nahverkehr über den Stromverkauf finanzieren, wird nicht nur bei uns in Jena, sondern in ganz Deutschland praktiziert.\" Eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent sei in diesem Monopolbereich üblich, so Jauch. Allerdings achte man im Aufsichtsrat peinlich genau darauf, dass die Strompreise nicht über das Maß vergleichbarer Städte hinaus steigen.
\"Dieses System mag seine Nachteile haben. Mir ist es aber lieber, die Gewinne kommen über die Quersubvention der Stadt zugute, als dass sie von privaten Gesellschaften abgeschöpft werden\", macht Jauch den Zwiespalt der Thematik deutlich.21.06.2005
Vgl. auch hier:
Energiepreise/ HaushaltslöcherIm Monopolbereich Netz wird allein eine so hohe Eigenkapitalrendite erzielt, angemessen wären ca. 6 Prozent. Im Vertriebsanteil des Strompreises steckt nochmals ein satter Gewinnanteil drin.
Nach meinen Berechnungen erzielt der Stromhändler TEAG bei einem eigenen Bezugspreis von Vattenfall Europe Sales unter 3 Ct/ kWh nach Zahlung der Netznutzungsentgelte an die Stadtwerke einschließlich Konzessionsabgabe, EEG- Umlage und Abzug aller Steuern und Abgaben mit den Strompreisen im durchschnittlichen Abnahmefall einen Gewinn allein im Vertriebsbereich von ca. 3 Ct/ kWh.
Ich habe diese Berechnungen in einem Excel-Sheet an die Stadtwerke übersandt und darum gebeten, Berichtigungen vorzunehmen, falls ich mich verrechnet haben sollte. Es wurde nichts berichtigt. Also war wohl alles zutreffend. Das kann man den Kunden natürlich nicht sagen, weil sonst zurecht ein Sturm der Entrüstung losbrechen könnte.
Die Umsatzrendite beträgt also fast 100 Prozent. Wohlgemerkt auch bei den Netznutzungsentgelten gab es bereits eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent.
Das Stromhandelsgeschäft wurde jedoch vollständig an die TEAG verkauft, indem man dieser den gesamten Kundenstamm übertragen hat.
Deshalb verkaufen die Stadtwerke gar keinen Strom.
Über die zusätzlichen Gewinne aus dem Stromverkauf soll aber nochmals alles mögliche subventioniert werden. Mithin müssen die Stadtwerke in irgendeiner Form auch an den sagenhaften Gewinnen aus dem Stromhandel der TEAG beteiligt sein.
Die TEAG hatte den gekauften Kundenstamm wohl 2000 als immateriellen Vermögenswert in Höhe von 7 Mio EUR bewertet und in die eigene Bilanz eingestellt.
Also muss man dort der Überzeugung gewesen sein, eine Methode gefunden zu haben, um in der Vertragslaufzeit (über den sonst schon hohen Profit hinaus) einen
zusätzlichen Profit in Höhe von 7 Mio. EUR zu erwirtschaften.
Dies jedoch bei Zugrundelegung der noch relativ günstigen Preise aus 1999.
In der Zwischenzeit sind die Preise ganz
dramatisch gestiegen, weit über 30 Prozent.
Dementsprechend muss der zusätzliche Profit bei der TEAG auch noch einmal ganz erheblich gestiegen sein, denn höhere Kosten standen den gestiegenen Preisen nach gesicherten Erkenntnissen in diesem Umfange nicht gegenüber.
Und dieser
zusätzliche Profit fällt
allein bei der Erfurter E.ON- Tochter TEAG an und
nicht etwa bei den Stadtwerken oder der Stadt, wie suggeriert werden soll.
Weshalb sollte die TEAG einen zusätzlichen Profit der Stadt Jena in ihre eigene Unternehmensbilanz einstellen ?!!!
Auf die Strompreise hat der Aufsichtsrat
keinerlei Einfluss, weil das Stromhandelsgeschäft
vollständig auf die Erfurter E.ON- Tochter TEAG übertragen wurde, welche allein die Preise
diktiert.
Die Wechselquote ist allein deshalb so gering, weil aufgrund der hohen Netzentgelte ein Versorgerwechsel gerade einmal eine jährliche Ersparnis von ca. 20 EUR bringt:
Nach Angaben der Jenaer Stadtwerke gegenüber der Redaktion SWR \"Report\" aus Mainz im Februar 2005 beträgt der Jahresverbrauch eines Jenaer Durchschnittshaushaltes
2.400 kWh.
Die Postleitzahl
07743 Jena zeigt es auf:
http://www.verivox.de/power/Calculator.aspDer sog. Bestpreis \"Modell1\" bringt
unter der Voraussetzung einer erteilten Einzugsermächtung bei den Jenaer Stadtwerken eine Ersparnis gegenüber dem Allgemeinen Tarif (gesetzlich höchstzulässiger Preis) von sage und schreibe
42 Cent im Jahr.
Hierzu sehe man sich die Gewinne der TEAG an:
TEAG Thüringer Energie AG: Gewinnsteigerung um 136 % im JahrUnd nach alldem wollen sich einige wegen der \"
ordentlichen\" Gewinne immer noch nicht schämen. :oops:
Dann habe ich auch keinen Grund, mich dafür zu schämen, dass ich seit über einem halben Jahr gar nichts mehr für Strom und Gas an die Stadtwerke zahle, um diese zur Offenlegung der Preiskalkulation vor Gericht zu zwingen:
Stadtwerke Jena- Pößneck GmbHWollen die Stadtwerke ihre Preiskalkulation nicht offen legen, müssen sie auf das Geld von mir und vieler anderer verzichten.
Bei den hohen Energiepreisen in Jena können sie das ganz gelassen.
Wenn sich jedoch genügend Mitstreiter finden und sich auf Gleichbehandlung berufen, wird die Marketing-Chefin der Stadtwerke wohl Probleme haben, dafür noch eine Erklärung zu finden.
Mich hatten die Stadtwerke sogar schon einmal gekündigt, damit ich mir einen anderen Versorger suchen kann. Warum sollte ich, so günstig wird es nie wieder.
Das Thüringer Wirtschaftsministerium hatte den Stadtwerken dann auch ganz schnell schriftlich Bescheid gegeben, dass diese mich aufgrund der Gleichbehandlung gar nicht kündigen können.
Die Energieaufsichtsbehörde hatte die Stadtwerke im Weiteren beauflagt, ihr
über den Ausgang eines zivilrechtlichen Streits mit mir zu berichten. :wink:
Es konnte jedoch bisher
nichts berichtet werden, weil man sich - vollkommen verständlich - nicht traut.
Übrigends:
Eine Belästigung mit Mahnschreiben habe ich mir verbeten und für den Fall entsprechender Belästigungen eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung in Aussicht gestellt.
Die Stadtwerke wollen auch eine solche nicht riskieren:
Gemahnt wird auch nicht; vollkommen in Übereinstimmung mit der Rechtslage.
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt