Energiepreis-Protest > Stadtwerke Bönnigheim
Kaum Interesse an Gasversorgung aber an Fotovoltaikanlage
Zeus:
@superhase
Sie stellen die Behauptung auf, dass \"wenn Frankreich die Atomwirtschaft nicht subventionieren würde, die dortigen Steuersätze halt noch niedriger wären , oder der Staat könnte an anderer Stelle mehr Geld ausgeben \". Wieder einer dieser Behauptungen ohne profunderes Wissen oder Beweis. Ich weiß es nicht, weil ich diesbezüglich noch keine absolut sichere Quelle gefunden habe. Aber vielleicht können wir uns einer befriedigenden Antwort annähern, bei der Beantwortung Ihrer Frage nach der Förderung des PV-Stroms in Frankreich.
Bei der Einspeissungsvergütung gibt es drei Kategorien :
- die Vergütung für Freiland-Anlagen. Sie beträgt 32 Cent/kWh.
- die Vergütung für Anlagen auf Kaufzentren, Großen Bauerhöfe, Industrie-Anlagen usw. Sie beträgt 45 Cent/kWh.
- die Vergütung für Anlagen auf Wohnhäuser und anderen kleineren Gebäude. Sie beträgt 60 Cent/kWh.
Diese Vergütungen der drei Einspeisungstarife bleiben bis Ende 2012 unverändert. Die Regierung hat festgelegt, dass ab 2013 eine jährliche Absenkung von 9% zu erfolgen hat.
Darüber hinaus erhalten Investoren für die Installation einer integrierten PV-Anlage am Haus ihres Hauptwohnsitzes eine Subvention in Form eines Steuernachlasses in Höhe von 50 % der gesamten Material-Bruttokosten der PV-Anlage. Arbeitslöhne dürfen also nicht berücksichtigt werden. Die Subvention wird gewährt für Ausgaben bis maximal 16000 € für ein Ehepaar ( 8000 € für eine alleinstehende Person). Sie erhöht sicht um 400 € für das erste Kind, 500€ für das zweite Kind umd 600 € für jedes weitere Kind. Bleibt ein Antragsteller mit dem von ihm zu zahlenden Steuerbetrag unter der ihm zusteheden Subvention, so wird ihm der Differenzbetrag ausbezahlt.
Nach Berechnungen der Electricité de France sollen allein die Einspeisungskosten bis 2020 Mehrkosten von über 4 Milliarden € verursachen. Deswegen fordert das Unternehmen von der Regierung eine Erhöhung der Strompreise um 20%, also 2 Cent, um auf einen kWh-Preis von durchschnittlich 12 Cent zu kommen.
Ergo niedrigere Strompreise bei niedrigeren Steuern und eine PV- Förderung in Milliarden Höhe in den kommenden Jahren. Vielleicht ist es doch so, dass Frankreich die Atomwirtschaft nicht mehr fördert, und der Staat somit an anderer Stelle (sage PV) ausgeben kann ? ;)
superhaase:
@Cremer:
Nicht so viel schütteln, nicht dass Sie meinetwegen noch Kopfschmerzen bekommen. ;)
So eine kleine Gedankenspielerei kann man ja mal machen, ohne dass man sich da allzu verbissen dahinter/dagegen stemmt.
@Zeus:
Wenn Subventionen gestrichen werden, kann der Staat das Geld an anderer Stelle ausgeben oder die Steuern senken. Da muss niemand etwas beweisen. Das ist eine Binsenweisheit.
Aber das mit den Atomsubventionen lassen wir hier mal lieber, da kommen wir zwei auf keinen grünen Zweig mehr. :D
Danke für die Info bzgl. Fankreich!
In F wird also eine sehr hohe (höher als bei uns) Anfangsvergütung bezahlt, die dann für dieselbe Anlage ab 2013 um 9% jährlich sinkt?
Das ist auch eine Möglichkeit und bewirkt einen schnelleren Kapitalrückfluss.
Dass allerdings der Steuerzahler den Neubau mit knapp 50% direkt subventioniert, finde ich nicht so gut.
Somit wird jeder an der Hälfte der PV-Stromkosten beteiligt, egal, ob er viel oder wenig Strom verbraucht. Ich finde es gerechter, wenn diese Kosten nur über den Stromverbrauch umgelegt werden. So ist die Belohnung fürs Stromsparen auch größer.
Insgesamt ist das wohl eher teurer, wenn man Einspeisevergütung und Steuersubvention zusammenrechnet, schließlich ergibt sich eine schnellere Amortisierung. Eine staatliche Subventionierung freut natürlich den Stromverbraucher und lässt sich leichter politisch durchsetzen als eine Strompreiserhöhung. Da würde in F wahrscheinlich gleich wieder ein Generalstreik ausgerufen und es würden PV-Anlagen demoliert. :tongue:
Dass die EDF mit 2ct/kWh in 11 Jahren nur 4 Mrd. € Mehreinnahmen erzielen will, kommt mir allerdings spanisch vor. Diese Erhöhung lässt sich doch nicht allein mit der PV-Einspeisung begründen, oder?
ciao,
sh
Zeus:
@superhase
Ich kann Ihnen nicht sagen, wieviel die EdF mit ihrem Vorstoss einer Erhöhung um 2 Cent/kWh wirklich erziehlen will. Ich habe nur über die mir bekannten Forderung berichtet. Bisher geht die französiche Regierung nicht darauf ein.
Offensichtlich glauben die Franzosen ihr Ziel, den PV-Strom schneller zu steigern, mit der von Ihnen eingeschlagenen Subventionspolitik besser zu erreichen. Dies scheint auch so von der Allgemeinheit akzeptiert zu werden. Vielleicht auch weil man so klug war in die Subvention, mit dem Einbeziehen einer Kinderpauschale, eine soziale Komponente einzubauen.
Möglicherweise haben Sie recht, dass diese Vorgehensweise nicht gerade das Stromsparen fördert. Mir ist auch unbekannt wie hoch der durschnittliche Stromverbrauch pro Kopf in den dortigen Haushalte ist. Ihre Bedenken haben da meine Neugierde erweckt, auch schon um diesbezüglich eventuell einen Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich zu finden.
superhaase:
@Zeus:
Soziale Politik finde ich generell gut und notwendig.
Allerdings wäre es besser, die Familien mit Kindern unabhängig von einer PV-Anlage zu fördern, wenn man es für nötig hält.
Auch Strompreissteigerungen (aufgrund von PV-Anlagen) kann man über eine soziale Politik für bestimmte Gesellschaftsteile abfedern.
Aber solche direkten Kopplungen von Energiepolitik (insbesondere Umbau zu erneuerbaren Energien) mit Sozialpolitik sehe ich als Augenwischerei und eher als unsinnig kompliziert und ungerecht an.
Populistisch wirksam ist es wohl. Wer traut sich schon gegen einen Kinderbonus wettern?
nomos:
--- Zitat ---Original von Zeus
@superhase
........
Ihre Bedenken haben da meine Neugierde erweckt, auch schon um diesbezüglich eventuell einen Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich zu finden.
--- Ende Zitat ---
@Zeus, hier finden Sie Energie-Informationen zu unserem wichtigsten Nachbarn und Verbündeten Frankreich. Wenn auch nicht mehr topaktuell, aber immer noch im Grundsatz gültig:
hier klicken [/list]Grundprinzipien der französischen Energiepolitik:[*]Gewährleistung eines konkurrenzfähigen Energiepreises
Hier ist der Preis ein wesentliches Ziel u.a. als Voraussetzung für den Wettbewerb. Das Ziel wird in Deutschland vernachlässigt.
Preis, Qualität und Verfügbarkeit der Energie sind entscheidende Faktoren für die Attraktivität des Standorts Frankreich und somit für die Entwicklung der Beschäftigung, insbesondere in den energieintensiven Sektoren. Die französische Energiepolitik soll deshalb dafür sorgen, dass unsere Unternehmen Energie zu einem konkurrenzfähigen Preis beziehen können, vor allem diejenigen, die einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind.
[*]Gewährleistung der nationalen Energieunabhängigkeit und der Versorgungssicherheit
[*]Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt, insbesondere durch Bekämpfung der Zunahme des Treibhauseffekts
[*]Gewährleistung des sozialen und territorialen Zusammenhalts, indem allen der Zugang zur Energie garantiert wird
[*]Eindämmung des Energiebedarfs
[*]Diversifizierung der Energieversorgungsquellen
[*]Weiterentwicklung der Forschung
[*]Sicherstellung bedarfsgerechter Energietransport- und -lagermittel
[*]Zur Umsetzung dieser Beschlüsse enthält das Programmgesetz
vom 13. Juli 2005, das die Leitlinien der Energiepolitik festlegt,
bezifferte Zielvorgaben :
- Reduzierung um drei Viertel der CO2-Emissionen bis 2050,
- durchschnittliche Senkung der Endenergieintensität um jährlich mindestens 2 % ab 2015 und um 2,5 % im Zeitraum 2015-2030,
- Deckung von 10 % des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energieträgern bis 2010,
- Einsatz von Biokraftstoffen und sonstigen Kraftstoffen aus erneuerbaren Quellen in Höhe von 2 % im Jahre 2006, 5,75 % bis Ende 2008 und 7 % im Jahre 2010.[/List]
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