Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?  (Gelesen 6816 mal)

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Offline thomas.wiegand

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« am: 29. September 2006, 23:04:50 »
Hallo,
in Lüneburg hat sich seit mehreren Wochen eine Interessengemeinschaft Energie gebildet, die jetzt schon über 120 Personen zählt. Die Meldungen wollen nicht enden. Eine Informationsveranstaltung fand am 25. September 2006 statt, mit ca 80 Teilnehmern.
Widersprüche und Klagen sind vielfach beschrieben und umgesetzt.
Ist das jedoch eine Lösung für die Zukunft?
Ich habe Kontakt nach Delmenhorst zu einer Genossenschaft für Energie und würde gerne mehr Erfahrungen aus anderen Orten kennen lernen.
Ist das ein gangbarer Weg in die Zukunft?
Ich würde mich freuen, wenn wir vielfältige Antworten dazu erhalten könnten.
Thomas Wiegand, Lüneburg
InteressenGemeinschaft Energiepreise Lüneburg - IGEL -
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Offline Cremer

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #1 am: 30. September 2006, 14:28:57 »
@thomas.wiegand

ist ja alles gut und schön.

nur die Genossenschaft kauft auch bei den Großen
 
Und die bestimmen immernoch die zu hohen Preise für Gas und Strom !!!

Man kann dann höchstens eine Handelsspanne ausklammern
MFG
Gerd Cremer
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Offline thomas.wiegand

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #2 am: 30. September 2006, 22:36:49 »
Kauft man zu möglicherweise gleichen Konditionen (Netzwerk) dann fallen die Handelsspannen weg!!!
Die Handelsspanne oder der Gewinn der E.ON war im vergangenen Jahr war vor Steuern über 10 Millarden Euro!! :shock:
Wenn man auch nur einen Teil davon an die Verbraucher zurückgeben könnte, wäre es ein großer Fortschritt und ein Zeichen für weitere Aktionen.
Der nächste Schritt der Monopolisten ist nach meiner Auffassung der Angriff auf das Wasser. Wenn ihnen das gelingt, dann haben sie die Macht im Staat und sonst kein anderer.
Da die Politik nicht gewillt ist, den Bürger zu schützen, muß er sich selber der Sache annehmen.
Welchen Ausweg gibt es noch?
Ich bin gerne bereit andere Wege, wenn sie denn Erfolg versprechen, zu gehen.
Grüße aus Lüneburg
Thomas Wiegand
InteressenGemeinschaft Energiepreise Lüneburg - IGEL -
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Offline Cremer

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #3 am: 01. Oktober 2006, 11:21:16 »
@thomas.wiegand,

Wasser ist das Stichwort.

nach dem Haushaltsplan der Stadt Bad Kreuznach, im Band 3, Seite 1359, (Steht im Internet www.Bad Kreuznach.de) sollen die Stadtwerke in der Sparte Wasser 20% Gewinn machen.

Und Wasser ist ein Lebensmittel!!

Deshalb habe ich im August 2005 Widerspruch eingelegt und gesagt, 10% Gewinn genügen.

Ich hatte 10% an der Wasserrechnung zum 31.12.2005 abgezogen.
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

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Offline Fidel

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #4 am: 02. Oktober 2006, 00:48:36 »
Moin:

@thomas.wiegand

Eine denkbare Energiegenossenschaft Lüneburg sollte sich zunächst auf das fokussieren, was am ehesten zu Ergebnissen führt. Aus meiner Sicht wäre dies die Stromversorgung. Hier ist zu erwarten, dass auch für das Versorgungsgebiet der E.ON Avacon von seiten der Bundesnetzagentur reduzierte Netzentgelte festgelegt werden.

Die Energiegenossenschaft wäre möglicherweise nicht ausschließlich darauf festgelegt, Elektrizität von den "Großen" zu kaufen, sondern könnte auch Strom im Niederspannungsnetz Lüneburg kaufen. Als Lieferanten kämen beispielsweise die Betreiber von KWK-Anlagen in Frage, die derzeit wohl so um ca. 7,5 ct/kWh Vergütung erhalten. Könnte diese Vergütung noch angehoben werden (?), würde dies verstärkte Anreize zu Investitionen in KWK-Anlagen schaffen.

Außerdem könnte durch eine Rundsteuerungsanlage vermieden werden, dass während der (hochpreisigen) Spitzenlastzeiten zuviel Elektrizität verbraucht wird. Oder anders: die Verbraucher bekommen via Powerline  tageszeitaktuelle Preise mitgeteilt (und auch berechnet) und können anhand dieser Preisinformation händisch oder automatisiert Starkverbraucher temporär abschalten.

Heutige Steuerungs- und Informationstechnik könnte also durchaus zur Verbrauchs- und Erzeugungsoptimierung beitragen. An diesen Techniken haben die "Großen Vier" wenig Interesse, würden Sie doch nur ihre üppigen Erträge schmälern.

Gruß
Fidel

Offline nomos

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #5 am: 06. Juli 2009, 12:04:02 »
Hier gibt es eine interessante Gründung:

http://www.energie-in-buergerhand.de/


und hier ein schon realisiertes Beispiel:

Nach Gas liefern \"Energierebellen\" bald auch Strom

Offline jroettges

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #6 am: 06. Juli 2009, 13:47:55 »
@thomas.wiegand

Kann auf frustierende Erfahrungen aus und mit einer Energiegenossenschaft zurückblicken.
Nur wenn es eine gut funktionierende Kerntruppe gibt, die viel Zeit und Arbeit ohne Lohn zu investieren bereit ist, könnte sich eine solche Organisation halten lassen.

Die an sich naheliegende Idee, Arbeit und Risiko auf viele Schultern zu verteilen, scheitert meist daran, dass die Leute nur ihren Vorteil sehen und selbst nichts beizutragen bereit sind.

Ich persönlich sehe die einzig realistische Lösund in einer bundesweiten genossenschaftlichen aber professionellen Organisation und regionalen/örtlichen Gruppen für die Organisation und Betreuung der Mitglieder.

Dazu müssten sich aber viele Leute aufmachen und miteinander zu reden anfangen. Die bisherigen Ansätz dazu sind leider immer wieder stecken geblieben.

Offline AKW NEE

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #7 am: 07. Juli 2009, 11:54:04 »
Es gab in Lüneburg und Lüchow-Dannenberg schon einmal den Versuch eine genossenschaftliche Lösung zu finden, dies sollte mit Hilfe einer Bremer Genossenschaft umgesetzt werde. Es wurden auch schon öffentlich Mitglieder geworben. Leider blieb der Erfolg aus und so gibt es einige enttäuschte Verbraucher.

Ich halte allein das Schönauer-Modell für sinnvoll, mensch braucht dafür aber die Kommunen. In dieser Frage hat sich der Rat der Stadt Lüneburg aber eindeutig für die E.ON Avacon entschieden.

Offline Christian Guhl

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #8 am: 07. Juli 2009, 12:18:56 »
Zitat
Original von AKW NEE
In dieser Frage hat sich der Rat der Stadt Lüneburg aber eindeutig für die E.ON Avacon entschieden.
Ist das ein Wunder ? http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_M%C3%A4dge

Offline nomos

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #9 am: 18. Juli 2009, 11:53:31 »
Zitat
Original von nomos
Hier gibt es eine interessante Gründung:
http://www.energie-in-buergerhand.de/

und hier ein schon realisiertes Beispiel:
Nach Gas liefern \"Energierebellen\" bald auch Strom
    In der Zwischenzeit gibt es zur \"Bürger-Thüga\" auch kritische Anmerkungen:

    hier klicken und weiterlesen:
Warum Geld verbrennen?

... und offensichtlich noch ein Gründungsversuch:

„Freie Energiestadt Stuttgart“ i. Gr.[/list]

Offline be!Stuttgart

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #10 am: 21. September 2009, 17:43:49 »
Zitat
Original von nomos
Zitat
Original von nomos
Hier gibt es eine interessante Gründung:
http://www.energie-in-buergerhand.de/
und hier ein schon realisiertes Beispiel:
Nach Gas liefern \"Energierebellen\" bald auch Strom
    In der Zwischenzeit gibt es zur \"Bürger-Thüga\" auch kritische Anmerkungen:
    hier klicken und weiterlesen:
Warum Geld verbrennen?
... und offensichtlich noch ein Gründungsversuch:
„Freie Energiestadt Stuttgart“ i. Gr.[/list]

Hallo Nomos,

im Juni 2009 wurde in Stuttgart die \"BürgerEnergie Stuttgart eG\" gegründet die zum Ziel hat mit der Gewinnung von Erneuerbaren Energie die Energiewende in der Region Stuttgart zu beschleunigen.
Der Ansturm ist groß, obwohl die Genossenschaft erst im September offiziell eingetragen wurde haben inzwischen bereits über 100 Mitglieder Anteile erworben und noch in diesem Herbst soll die erste Anlage (auf einem Schulgebäude) Strom einspeisen.

Es scheint also zu funktionieren...

Sonnige Grüße
Markus
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Offline Gas-Rebell

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #11 am: 21. September 2009, 19:12:22 »
Das Problem liegt darin, dass auch eine Genossenschaft nur dann funktionieren wird, wenn sie als professionelles Unternehmen geführt wird. Und das erfordert qualifizierte Manpower und Geld (u.a. die Mitarbeiter werden wohl kaum zum Vorteil der Genossen kostenlos arbeiten wollen). Im Ergebnis wird eine Genossenschaft damit wie ein ganz normales EVU tätig, nur in anderer Rechtsform als eine AG oder GmbH. Wenn man gut arbeitet, springen vielleicht auch die ein oder anderen Kostenvorteile für die Genossen dabei heraus. Aber die Hoffnung, die viele mit einer Genossenschaft verknüpfen, dass man jetzt zu megagünstigen Preisen an Energie kommt und den Markt aufmischt, die dürfte sich kaum erfüllen.

Offline be!Stuttgart

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #12 am: 21. September 2009, 23:18:06 »
Zitat
Original von Gas-Rebell
Das Problem liegt darin, dass auch eine Genossenschaft nur dann funktionieren wird, wenn sie als professionelles Unternehmen geführt wird. Und das erfordert qualifizierte Manpower und Geld (u.a. die Mitarbeiter werden wohl kaum zum Vorteil der Genossen kostenlos arbeiten wollen). Im Ergebnis wird eine Genossenschaft damit wie ein ganz normales EVU tätig, nur in anderer Rechtsform als eine AG oder GmbH. Wenn man gut arbeitet, springen vielleicht auch die ein oder anderen Kostenvorteile für die Genossen dabei heraus. Aber die Hoffnung, die viele mit einer Genossenschaft verknüpfen, dass man jetzt zu megagünstigen Preisen an Energie kommt und den Markt aufmischt, die dürfte sich kaum erfüllen.

Hallo Gas-Rebell,

du hast vollkommen recht, eine Genossenschaft kann nur dann Erfolg haben, wenn sie professionell arbeitet.
Und genau das passiert gerade in Stuttgart.

Allerdings geht es bei der genannten Genossenschaft nicht vorrangig um Kostenvorteile, sondern um Alternativen zu den großen Energieversorgern, sauber gewonnene Energie und Förderung der regionalen Wirtschaft.

Beste Grüße
Markus
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Offline AKW NEE

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Ist die Gründung einer Genossenschaft die Lösung?
« Antwort #13 am: 22. September 2009, 08:36:38 »
Es ist allemal besser die Wertschöpfung aus der Energieproduktion und dem Verkauf in der jeweiligen Region zu binden und damit die Kaufkraft zu stärken, wodurch letztlich das Steueraufkommen. Eine Kettenreaktion, die gerne sehe, zumal wenn ich dabei bedenke, dass die dadurch Konzerne weniger Geld haben um es in ökologisch unsinnige Projekte zu versenken.

Wer allerdings diese Projekte vollkommen blödsinnig findet, kann ja als Verbraucher bei den Konzernen bleiben, ist ja alles möglich!

 

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