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Autor Thema: WELT: Strompreiserhöhungen unnötig  (Gelesen 4581 mal)

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Offline RR-E-ft

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« am: 31. Juli 2009, 19:01:06 »
WELT: Strompreiserhöhungen unnötig

Zitat
Als wichtigsten Grund für die Preiserhöhungen nennen die Manager daher einen dritten Faktor: Die Beschaffungskosten für Elektrizität am Großhandelsmarkt – ein Argument mit doppeltem Boden.

Denn auch Großhandelspreise für Elektrizität waren zuletzt drastisch in den Keller gegangen. Der Preis pro Megawattstunde halbierte sich auf nur noch rund 40 Euro je Megawattstunde zu Jahresbeginn. Warum müssen die Stadtwerke die Verbraucher dann mit Preissteigerungen überziehen?

Der Grund dafür ist die nicht mehr zeitgemäße Praxis der meisten Stadtwerke, den gesamten Jahresbedarf ihrer Gemeinde per „Vollversorgungsvertrag“ mindestens ein Jahr im Voraus beim Kraftwerksbetreiber zu bestellen – egal wie hoch der Börsenpreis für Elektrizität zu diesem Zeitpunkt ist.

Auch die Stadtwerke Saarlouis, die von ihren Kunden jetzt gut 10 Prozent höhere Preise abverlangen, hatten einen Großteil der Elektrizität im vergangenen Jahr bestellt – ausgerechnet als der richtungsweisende Ölpreis auf einem historischen Höchstwert von über 140 Dollar pro Fass lag. Die Großhandelspreise für Strom erreichten damals ebenfalls ein rekordverdächtiges Niveau von über 80 Euro pro Megawattstunde. Die Zeche für den Einkauf zum falschen Zeitpunkt müssen jetzt, ein gutes Jahr später, die Bürger von Saarlouis bezahlen.

Dass es auch anders geht, beweist der Versorger Badenova. Der Freiburger Energiekonzern konnte seine Preise in diesem Sommer sogar senken – um 4,8 Prozent. Die Preissenkung, die einem Durchschnittshaushalt eine Ersparnis von 36 Euro im Jahr bringt, wurde möglich, weil Badenova die neuen Möglichkeiten des Wettbewerbs nutzt.

Auch die Bürger von Saarlouis müssen die Zeche nicht bezahlen, wenn sie zu einem günstigeren Anbieter wechseln.

Offline wulfus

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« Antwort #1 am: 04. August 2009, 20:06:08 »
...und dies noch:
http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/1423619.html

Da ist doch was faul! Wo war diese ominöse \"Monopolkommission\" all die letzten Jahre?

Zitat
\"Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Gremium, das die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen berät.
Zu ihren gesetzlich festgelegten Aufgaben zählt unter anderem alle zwei Jahre die Erstellung eines Sondergutachtens,
das die Wettbewerbsentwicklung auf den Strom- und Gasmärkten untersucht.\"
Dieser komische Beratungsverein hat gesetzlich festgelegte Aufgaben? Welche sind das? Mir schwant \'was.
Gehören dem \"unabhängigen Gremium\" etwa Mitarbeiter der Energieversorger an???
Kennt jemand ein \"Sondergutachten\" von denen? Meine Fingernägel werden allmählich Krallen!

Offline Netznutzer

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« Antwort #2 am: 05. August 2009, 08:55:17 »
Zitat
Gehören dem \"unabhängigen Gremium\" etwa Mitarbeiter der Energieversorger an???

Einfach mal den Verstand einschalten und lesen: http://www.monopolkommission.de/mitglieder.html

http://www.monopolkommission.de/aufgaben.html

Gruß

NN

Offline reblaus

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« Antwort #3 am: 06. August 2009, 09:05:17 »
@wulfus
Fragen Sie besser, warum in den letzten Jahren niemand auf die Monopolkommission gehört hat.

Offline wulfus

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« Antwort #4 am: 08. August 2009, 21:06:03 »
OK, NN, überzeugt! Ärgerlich, dass ich den Link nicht selber gefunden habe.

Nach dessen Lesen und Einschalten meines Verstandes lerne ich nun, dass die Kommission vom Bundespräsidenten einberufen wird.
Kann es sein, reblaus, dass das der Grund ist, \"warum in den letzten Jahren niemand auf die Monopolkommission gehört hat\"?

Ich kann nicht glauben, dass diese zahnlose Bundesregierung Gutachten des Bundespräsidenten
zu von ihr nicht durchgesetzten Wettbewerben auf den Energiemärkten ernst nimmt.
Ich nehme meine falsche harsche Kritik an der Kommission hiermit zurück und mache mir eher Gedanken
über den Mißerfolg und Sinn ihrer Arbeit.

Offline reblaus

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« Antwort #5 am: 09. August 2009, 13:03:37 »
@wulfus
Meine Theorie über die auffällige Passivität der Bundesregierung gegenüber den Energiemärkten liegt  eher darin begründet, dass der Endverbrauchermarkt in hohem Maße von kommunalen Unternehmen beherrscht ist. Dadurch bestehen beste politische Verbindungen zur Bundesregierung, die so manches zu verhindern wissen, was dem Stadtsäckel schaden könnte.

Weiterhin ist seit der Liberalisierung der Energiemärkte 1998 die SPD in der Regierung. Diese hat traditionell gute Verbindungen zu den Ruhrgebietskonzernen E.on und RWE. Es war politisch gewünscht nationale Champions zu schaffen. Um die ganzen Zukäufe finanzieren zu können brauchen diese Champions natürlich hohe Gewinnmargen, da wäre allzuviel Wettbewerb doch sehr hinderlich.

Wir bezahlen auf unsere Energierechnung sozusagen einen Großartigkeitszuschlag. Dadurch erwerben wir das Recht, stolz auf unsere Weltmarktführer zu sein. Wenn das keine ordentliche Gegenleistung ist, dann weiß ich auch nicht  :D.

Offline enerveto

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WELT: Strompreiserhöhungen unnötig
« Antwort #6 am: 10. August 2009, 22:33:02 »
@reblaus
Prägnant!

 

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