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Autor Thema: Wie kommt der Gaspreis zustande?  (Gelesen 3904 mal)

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Offline Watzl

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Wie kommt der Gaspreis zustande?
« am: 30. April 2009, 22:01:55 »
In Ingolstadt, dem Ort mit einer großen Raffinerie, sollte das Benzin doch günstiger sein, als 80 km weiter nördlich - dachte ich. Dem ist nicht so.

Der Gashändler fährt von seinem Standort nach Ingolstadt ( ca 70 km), füllt dort den Tank und fährt hierher (weitere 80 km) und verlangt dann für den Liter X EUROCENT. Wie kommt dieser Preis zustande? Da er vom Verkauf leben will, muss er kalkulieren. Macht er das gut, so sind seine Kunden und er zufrieden. Verlangt er sehr viel, verliert er Kunden, verlangt er wenig, verliert er sein Geschäft. Also wird es sich anstrengen beim Rechnen! Er möchte langfristig Kunden an sich binden - nicht durch einen Vertrag, sondern durch gute Preise aber auch durch Service am Kunden.

Irgdenwo bildet sich so der Preis, den er vom Kunden verlangt.
Das Nord-Süd, Ost-West, oder x - y - Gefälle wird er natürlich auch widerspiegeln, weil er für´s Gas in Ingolstadt evtl. auch einen anderen Preis zu zahlen hat, wie in Karlsruhe.

Wenn die Saudis mal wieder zwei Tankschiffe voll mit F-gas ordern, dann beeinflußt das den Preis. Wenn der Winter hier bei uns mild war und die Nachfrage eher gering, dann beeinflußt das vielleicht auch den Preis. Es kann aber auch anders sein. Wer dabei stäker am Preis schraubt, die Saudis oder der milde Winter, wird schwer zu sagen sein.

Zu einem Händler zu gehen und dort zu sagen, du musst mir den oder den Preis geben, weil ......   wird wohl nicht funktionieren. Von einem zum anderen zu gehen und sich einen Preis anbieten lassen, ist eher realistisch. Wie aber auch an anderen Stellen, ist der Preis oft nicht das alleinige Kriterium für den Zuschlag.

Dumpingpreise sind nicht dazu da, die Moneybox des Kunden zu schonen, sondern dienen dazu, die Konkurrenz auszuschalten.  Wenn der Dumpinganbieter dann selbst hobs gegangen ist, weil er nichts verdient hat, dann sind auch die anderen Händler, die ja auch keine Geschäft mehr gemacht haben, vom Markt geputzt und es bleibt im Bereich des F-Gases nur noch die Alternative des Gasvertrages.

Eine solche Entwicklung würden sich sicherlich manche wünschen.

Ich wünsche mir einen F-Gas-Markt, mir die Wahl läßt und der die freien Händler leben läßt.

H. Watzl

Offline Onkel-Olli

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Wie kommt der Gaspreis zustande?
« Antwort #1 am: 02. Mai 2009, 10:02:16 »
Ich glaube nicht, dass die \"freien Händler\" am Dumpingpreis von Gasvertragsfirmen zu Grunde gehen werden. Das schliesst sich vom System her einfach aus. Zum Einen zeigt ja gerade die Erfahrung hier, dass die Vertragsfirmen in der Regel nicht versuchen über den \"Gaspreis\" zu punkten sondern Eher über die begleitenden Kosten (Anschaffung/ Wartung). Da liegt der Hase gewaltig im Pfeffer!

Wie ich bereits früher betont habe, ist gerade die Anschaffung, Installation und Erstbefüllung ein heftiger Brocken, über dessen Ausmaß man sich bewusst sein sollte und der sich erst über die Jahre eventuell refinanziert. Ich muss also bei einem Hausbau oder Veränderung der Versorgung immer die Gestehungskosten (ca. 3.500,- €) mit einkalkulieren. Wenn ich dies beim Neubau gleich mit in die Finanzierung einbeziehe, ist dies ggf. leichter zu bewerkstelligen, als wenn ich dies sofort Bar begleichen muss. Aber wahrscheinlich auch teurer! Ich habe dann auch noch jährliche Finanzierungskosten von 5, 6 oder 7 % (175,- € bis 245,- €) zu berücksichtigen und muss diese Kosten eigentlich auch auf den erzielten Gaspreis/ Jahresverbrauch aufschlagen. (Wer macht das schon tatsächlich?) Nur wenn ich diese 3.500,- € tatsächlich übrig habe (nicht also noch andere Finanzierungen z.B. für\'s Auto oder Wohnungseinrichtung zu laufen habe) beschränken sich die jährlichen Folgekosten auf den Zinsverlust in Höhe von  3- 4 % (105,- bis 140,- €) - weil: wenn ich nicht 3.500,- € für den Tank und Anschluss ausgegeben hätte, würden diese ja noch auf meinem Konto liegen und Zinsen bringen. So liegen sie jetzt in der Erde vor meinem Haus und sollen mir in den Folgejahren einen günstigen Gaspreis bringen.

Aber: schon 140,- € jährlicher Zinsverlust bedeuten bei 1.900 Litern Jahresverbrauch 7,37 Cent je Liter!\"
und: 245,- € Finanzierungskosten machen dann 12,89 Cent je Liter!!!

Was hat das mit dem Thema: \"Wie kommt der Gaspreis zustande?\" zu tun???

Ganz einfach, kaufmännisch gesehen machen \"Freie\" und \"Vertragshändler\" genau das Gleiche!
Ich gehe mal davon aus, dass der Vertragshändler (wegen der wahrscheinlich höherene Abnahmemengen oder bestehender Rahmenverträge) das Gas bei der Raffinerie (beim Großhändler) sogar noch etwas günstiger bekommt als der \"Freie\" aber spätestens von da an trennen sich die Berechnungsmodelle. Während der \"Freie\" in der Regel nur noch Transportkosten im lokalen Umkreis und einen Klacks Personal kalkuliert muss der Vertragshändler ggf. Transport oder Konzessionskosten bundesweit, Betriebs- und Finanzierungskosten der Tankanlagen, ggf. eingeräumte Rabatte und wahrscheinlich auch noch höhere Personalkosten etc. einkalkulieren. Ach ja, ein bischen \"Rahm\" soll natürlich bei Beiden auch noch bleiben und daraus bildet sich dann der Preis. Am Ende wird der reine Literpreis voraussichtlich beim Freien etwas bis deutlich günstiger ausfallen als beim Vertragshändler, dies ist von der Kostenstruktur eigentlich ganz normal. Die Frage ist jetzt nur, wie groß ist der Unterschied und ist der Vertragshändler in der Lage nachzuweisen, dass der Preis tatsächlich zu rechtfertigen und nicht völlig überzogen ist.

Sicher kauft der Vertragshändler den Tank günstiger ein als der einzelne, private Kunde, da er 100, 200 oder 300 Stück im Jahr abnimmt aber mit ebensolcher Sicherheit wird er diesen Kauf wohl finanzieren müssen und schon an den möglichen Zinsverlusten haben wir gesehen, was eine Monatsmiete von 10,- € tatsächlich Wert ist.

Das allles weis ich nicht, weil ich Vertragshändler bin, sondern weil im Einzelhandel ein zumindest ähnliches Spielchen läuft und weil Jeder der zumindest ein bischen kaufmännische Ausbildung genossen hat mit Begriffen wie EK, VK, Spanne, Miete, NK, FiK, WK, PK, T+LK etc. etc. etwas anfangen kann!

Es ist also absolut unlauter, nur auf den reinen Literpreis abzustellen und schon gar nicht lässt sich damit begründen, warum ein freier Kunde in Schleswig Holstein 17 Cent je Liter Netto mehr zahlen soll, als Meister Watzl in Bayern!

Schade eigentlich, dass all dies logische Argumente für ein Vertragsverhältnis oder einen Miettank sind aber es ist die offensichtliche Realität und erklärt auch, warum mein ehemaliger Vertragshändler keinen Bock mehr hatte, den Mietvertrag mit mir zu verlängern.


In dem Sinne,

Schöne Grüße,


Onkel- Olli
der Ex- Vertragshai

 

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