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Autor Thema: Topf & Söhne - ein wichtiges Mahnmal verschwindet  (Gelesen 3407 mal)

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Topf & Söhne - ein wichtiges Mahnmal verschwindet
« am: 16. April 2009, 10:16:52 »
Wer waren \"Topf & Söhne\"?

Die Firma \"Topf & Söhne\" in Erfurt fertigten die Krematorien für die Konzentrationslager im Dritten Reich.

Die haben aber nicht nur einfach geliefert und vor den Toren der Lager ihre Öfen abgestellt, sondern in den Lagern eingebaut.

Sie waren also auch über den Verwendungszweck ihrer Öfen informiert. Und nicht nur das, sie entwickelten, die Öfen technisch weiter, so das noch mehr Menschen täglich verbrannt werden konnten - mit geringeren Brennstoffbedarf.

Die \"technische\" Entwicklung beschränkte sich nicht nur auf den Zeichenbrett, sondern auch im Ausprobieren, in welcher Form, mehrere Leichen auf einmal in die Öfen gelegt werden mussten. Wobei die Erkenntnis, wenn die Leiche einer Frau dazwischen ist, besonders brennstoffsparend ist.

http://www.topf-holocaust.de/

http://www.buchenwald.de/media_de/ct_forsch_projekt1.html

oder nach mehr Informationen googlen

Durch das \"Wirken\" der Firma war es möglich, da nun \"hinten\" weniger Stau entsteht, die tägliche Tötungsrate der vorgesehen Opfer höher zu setzen.

Wer sich die Fertigungshallen in Erfurt anschauen will, sollte sich beeilen. Derzeit räumt die Polizei mit Verstärkung aus anderen Bundesländern das Gelände von den Hausbesetzern, die den Abriss verhindern wollen.

http://www.mdr.de/nachrichten/6287638.html

Wie wichtig es wäre, gerade in der heutigen Zeit, solche Originalbauten zu erhalten, zeigt u.a. das Feedback von Jugendlichen, die Gedenkstätten besuchen, und auch die Möglichkeit haben, mit Überlebenden zu sprechen, die mit eigenen Worten, von den eigentlich unglaublichen Schrecken erzählen.
Geschichtsbücher, Bilddokumente reichen nicht aus, um den Holocaust, begreifbar zu machen.

Wer noch wartet, wird später nur neue Wohn- und Geschäftsräume dort ansichtig werden. Der neue Eigentümer hat geklagt und gewonnen.

Offline userD0010

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Topf & Söhne - ein wichtiges Mahnmal verschwindet
« Antwort #1 am: 20. April 2009, 21:13:40 »
Die Firma \"Topf & Söhne\" in Erfurt fertigten die Krematorien für die Konzentrationslager im Dritten Reich.

Diese Behauptung ist so nicht richtig! Topf & Söhne fertigten nicht nur Krematoriumsanlagen, sondern bis in die 40iger Jahre vornehmlich Brauerei- und Mälzereianlagen und daneben auch Krematorien, die u. a. auch in die USA geliefert wurden.
Sicherlich hat die Fa. Topf & Söhne von dem mörderischen System der NS-Zeit profitiert und ihre Vorteile gesucht und gefunden; das allerdings trifft auch auf eine Vielzahl anderer kleinerer und größerer Unternehmen während des 3. Reiches zu, die entweder nicht vor dem Abriss geschützt oder als Mahnmal gerettet wurden. Man denke nur an die Stahlwerke im Ruhrgebiet, die für die Vernichtungsmachinerie Produkte und Kriegswaffen herstellten, die direkt oder indirekt auch für den Holocaust missbraucht wurden.
Oder man nehme die BASF bzw. Farbwerke Hoechst, die wahrlich die Tötungsmaschinerie erst ermöglicht und stetig verbessert haben.

Offline DieAdmin

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Topf & Söhne - ein wichtiges Mahnmal verschwindet
« Antwort #2 am: 21. April 2009, 16:34:50 »
In obigen Link steht noch einiges mehr zu der Rolle der Firma Topf & Söhne, bezüglich auch der Anteil am Bau der Gaskammern. Ebenso ist dort zu lesen, das der Umsatz bzw der Anteil am Gesamtgeschäft zu gering war, um als Motivation die Bereicherung oder das wirtschaftliche Überleben anzuführen.
Dort nachzulesen, dass es mal zu Streit mit der SS kam, aber nur, weil die Rechnungen nicht pünktlich bezahlt wurden.

Gerade weil die Firma nicht die einzige waren, die aktiv mitgeholfen haben, wäre der Erhalt stellvertretend für alle ebenso wichtig gewesen.

Man kann sich schon die Frage stellen, warum es all die Jahre nicht möglich war, Förderer zu finden, die das Gelände erhalten.

Wenn parallel die Forschungen ergaben, dass die Firma nicht nur einfach lieferte. Sich aber in der Vergangenheit auf Befehlsnotstand berief. Gerade in den letzten Jahren, durch Ende des kalten Krieges, öffneten sich die Archive im Amiland und der ehemaligen UdSSR, die Thüringen als Sieger besetzten.

Bekannt auch überregional durch die mehrteilige ZDF-Dokumentation \"Holokaust - Mord an den Juden\" von Guido Knopp. Auch in dem Begleitbuch zur Doku wird von der Rolle von Topf & Söhne berichtet.
Ich hab mir damals das Buch gekauft. Allerdings etwas schwer im Netz, konkret diese Ausgabe zu finden.
http://www.antiquario.de/webcgi?START=A50&AU=Knopp+Guido&TI=Holocaust+Holokaust&DBN=AQUI&ZG_PORTAL=autor&WID=29733-7130199-81570_1
Zumindest die nicht ganz eindeutigen bibliografischen Beschreibungen lassen vermuten, dass da die Ausgabe dabei ist (Bertelsmann 2000, Ungekürzte Lizenzausgabe der RM Buch und Medien).

Es ist zwar eine entsprechende Würdigung vorgesehen, aber den Eindruck, ein Fabrikgelände zu besuchen, in dem man aktiv an der Massenvernichtung gearbeitet hat, wird es nicht wirklich hinterlassen.
Ob da die Vorstellungskraft des einzelnen ausreicht, sich dröhnende Maschinen und den Lärm der vielen Arbeiter vorzustellen, mit dem Ziel etwas zu schaffen, in dem kurze Zeit später Millionen ermordeter Menschen - wie am  Fließband - in Asche und Rauch aufgehen.

Offline DieAdmin

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Topf & Söhne - ein wichtiges Mahnmal verschwindet
« Antwort #3 am: 22. Januar 2011, 12:22:52 »
Es ist soweit:
Zitat
Eröffnung des Erinnerungsortes Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz

 27. Januar 2011, 20 Uhr, Erfurt, Sorbenweg 7

Weitere Infos
http://topfundsoehne.de/cms-www/index.php?id=75

 

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