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Autor Thema: Pressemitteilung der Bürgerinitiative „Faire Gaspreise Wiesbaden/Rheingau-Taunus“  (Gelesen 9564 mal)

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Offline j.stephan

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Wir, die Mitglieder der Bürgerinitiative „Faire Gaspreise Wiesbaden/Rheingau-Taunus“, haben die öffentliche Ankündigung verschiedener Versorgungsunternehmen zu geringfügigen Gaspreissenkungen zur Kenntnis genommen und nehmen dazu wie folgt Stellung:

Wir wenden uns mit aller Entschiedenheit dagegen, diese Preisreduktionen als faires Weitergeben von Preisentwicklungen auf dem Öl- und Gasmarkt durch die Gasversorger darzustellen.
Es wird damit suggeriert, dass die Entwicklung der Gasabgabepreise  in den vergangenen Jahren einzig die Folge eines gestiegenen Preisniveaus für Primärenergie gewesen sei, was u.a. mit einer vermeintlich festgeschriebenen Bindung der Gaspreise an den Weltmarkt-Ölpreis begründet wurde.
Tatsächlich sind die Versorger - genau wie in der heutigen Situation - bereits in der Vergangenheit den Steigerungen der Heizölpreise eifrig gefolgt, in Phasen von rückläufiger Entwicklung des Heizölpreises sind sie entweder auf dem dann erreichten Gasabgabepreis verblieben oder haben nur geringe Preisreduktionen vorgenommen. So auch jetzt – wie wir weiter unten sehen werden!

Die Mitglieder der Bürgerinitiative wehren sich bereits seit Jahren gegen die Preistreiberei der lokalen Versorgungsunternehmen, hinter denen bundesweit nichts anderes als die Profitgier der in der Bundesrepublik einzigen vier Großkonzerne im Energiesektor E-on, RWE, Vattenfall und EnBW steht, und die über ihre Beteiligungsgeflechte insbesondere bis hin zum örtlichen Versorger (wie auch bei der ESWE,Wiesbaden AG oder der Gaswerksverband Rheingau AG) diese Interessen rigoros durchsetzen.

Mit Hinweis auf die Ölpreisbindung wurden die Gaspreise stets kräftig angehoben. Bei fallendem Ölpreis wurde der Gaspreis aber keineswegs im gleichen Maße gesenkt, so auch jetzt wieder.
Durch diese Taktik ist das Gas im Verhältnis zum Öl immer teurer geworden.
Verschwiegen wird, dass der  Ölpreis seit August 2008 stark gefallen ist - inzwischen auf den Preisstand in der 2. Hälfte von 2004!
So betrachtet müßte der Gaspreis, z.B. der Gaswerkverband Rheingau AG im Tarif G 209, jetzt bei einem Arbeitspreis von 3,4Ct/kWh liegen bzw. in Kürze auf dieses Niveau zusteuern, was einer Senkung um 44 % entspräche. (Quelle: Zahlen der GWR AG, Statistisches Bundesamt).

Schließt man die Jahre bis 1999 in die Betrachtung ein, in denen der Gaswerksverband Rheingau AG mehrfach entsprechende Absenkungen ihrer Bezugspreise nicht an ihre Kunden weitergegeben hat, wäre sogar eine Senkung um  ca. 60 % angemessen. Das ist die Realität!

Unerwähnt bleibt ebenso, dass mit der Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes Tausende Verbraucher durch die Versorger über die vermeintliche Notwendigkeit von Vertragsumstellungen getäuscht und sie klammheimlich in neue Verträge gepreßt wurden. Dabei verloren viele Verbraucher ihre Rechtsansprüche aus den Altverträgen, die dem Gesetze nach in der Regel Sonderverträge waren und, was noch viel schwerer wiegt, sie akzeptierten durch ihre Unterschrift auch das neue viel höhere Preisniveau als Grundlage für die weitere Preisentwicklung.
Damit haben die Versorger erreicht, dass ihr Griff in die Taschen der Kunden nachträglich legitimiert und anschließend unter Umständen nicht mehr rechtlich anfechtbar ist.

Unumstritten ist auch, daß die Gewinne der Versorger und ihrer Gesellschaften ständig steigen und zu einem Großteil in den Verpflechtungsstrukturen u.a. durch Gewinnabführungsverträge oder Ausgleichszahlungen auch vielen, im Grunde kommunalen, Versorgern entzogen werden und letztendlich bei den Großkonzernen landen.

Die Grundrechte der Verbraucher werden massiv beeinträchtigt, denn die Versorger kommen im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Belieferung der Verbraucher zu billigen Preisen in keiner Weise nach.

Versagt hat die Politik, die mit der Privatisierung dieser Wirtschaftsbereiche Tür und Tor für eine Selbstbedienung unter dem Deckmantel der Marktregulierung und Globalisierung geöffnet hat.
Versagt haben auch die öffentlichen Aufsichtsgremien und weite Teile der Justiz.
Verbrauchern, auch aus unseren Reihen, die sich der Preistreiberei und Abzocke entgegenstellen, wurden die Sonder-Versorgungsverträge mit himmelschreienden Argumenten gekündigt, sie wurden verklagt und als Querulanten hingestellt.
Mit enormer finanzieller Kraft werden seitens der Versorger Rechtsanwälte aufgeboten um Konstruktionen zu schaffen, die die zugrundeliegenden Vertragsverhältnisse einseitig im Interesse der Versorger interpretieren, immer da, wo es für die Unternehmen nützlich ist, bis der Verbraucher das finanzielle Prozessrisiko nicht mehr tragen kann.

Leider bieten auch viele Medien den Versorgern eine Plattform dieses Vorgehen zu verschleiern.

Wann, so fragen wir, schaut der mündige Bürger diesem Treiben nicht mehr zu, bei dem industrielle Großabnehmer mit großzügigen Rabatten verwöhnt werden und die Vielzahl der Haushaltkunden die Zeche bezahlt?
Wann lassen sich Richter nicht mehr von der bloßen Masse kaum noch nachprüfbaren Papiers, welches die Armee der Versorger-Anwälte mitbringt, in den Verfahren beeindrucken?
Wann hält gesunder Menschenverstand wieder Einzug in die Bewertung des Tun’s, wann wieder Moral in der Geschäftstätigkeit von Unternehmen?

Wir werden nicht aufgeben die Missstände anzuprangern, aufzuklären und uns zu wehren!
Alle unsere vorgetragenen Argumente sind durch Fakten belegt und nachprüfbar.

Weiterer Kontakt siehe:
Faire-gaspreise@gmx.de
Link
JSt

 

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