Kernernergie als \"Strompreis-Bremse\"
das ist die Behauptung die EON Kernkraft GmbH, Hannover in der Zeitung EINBLICK, Ausgabe März 09 aufstellt. Diese Zeitung wird erstellt für die Nachbarn des Kernkraftwerks Grohnde.
Stimmt diese Behauptung und glaubt EON selbst an diese Aussage?
In dem Artikel heißt es weiter (ich zitiere):
Gesteuert wird das System der Stromversorgung und der Strompreisbildung von der Strombörse European Energie Exchange(EEX) in Leipzig. Sie ist die Drehscheibe zwischen Stromnachfrage und den unterschiedlichen Lieferangebotender Produzenten: Wasserkraft, Wind, Kernenergie, Gas und Kohle.
Beginnend mit dem günstigsten Angebot erteilt die Börse rund um die Uhr den betriebsbereiten Kraftwerken nacheinander einen Zuschlag zur Stromlieferung, bis schließlich die bestehende Nachfrage gedeckt ist. Kraftwerke mit den günstigsten Produktionskosten zuerst, wie beispielsweise die Kernkraftwerke, die mit den teuersten zuletzt.
Ist beispielsweise die Zuschaltung teurer Gaskraftwerke erforderlich, bestimmt der Lieferpreis dieser \"Grenzkraftwerke\" auch den Lieferpreis aller anderen Kraftwerke (Ende des Zitats).
Das bedeutet, das EON für den Kernkraftstrom einen ungeheueren Gewinn einfährt, weil ja die Kernkraftwerke nach Aussagen von EON 45% der Grundlastversorgung sicherstellen. (In der letzten Stromrechnung gab EON Westfalen Weser ihren Energiemix mit 47,1% Kernkraft, 35,5% fossilen oder sonstigen Energieträgern sowie 17,4% erneuerbare Energien an).
In der Volkswirtschaft nennt man solche Gewinne auch Differentialrente. Der lehrsatz dazu besagt, wenn eine Marktnachfrage soeben oder knapp von mehreren Produzenten mit unterschiedlichen Produktionsmengen und unterschiedlichen Produktionskosten bedient wird, dann pendelt sich der Abgabepreis in den Markt immer auf dem Niveau der höchsten Produktionsmenge ein. In freien Märkten ist diese volkswirtschaftlich betrachtete Situation nur eine Momentaufnahme, weil die Marktmechanismen schnell eine Änderung herbeiführen. Die in dem Beispiel genannten größten Anbieter werden aufgrund ihres Gewinnstrebens relativ schnell ihre Produktionsmenge erhöhen. Damit steigt die Angebotsmenge und der Preis fällt.
Auf dem Strommarkt gibt es aber keine freien Marktkräfte, so daß keine Marktmechanismen greifen können.
Zurück zur Eingangsfrage: Stimmt die Behauptung und glaubt EON selbst daran? Der erste Teil ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Beim zweiten Teil der Frage ist davon auszugehen, dass EON es selbst nicht glaubt, allerdings versucht, es seinen Kunden mit ziemlich plumpen Erläuterungen glaubhaft zu machen.
Abgesehen vom Kernthema wird auch deutlich, wie man eine Börse beeinflussen kann. Aber das ist ein anderes Thema.
baxmann