Unter dem Pseudonym \"RR-E-ft \" erhielt ich am 27.05.2008 um 19:57 die folgende Antwort.
Meine Erwiderung ist noch den Absätzen aufgeführt.
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\"RR-E-ft \":
Netze sind natürliche Monopole. Man kann sich also nicht aussuchen, über wessen Stromnetz der Strom geliefert wird. Werden die vier bestehenden Übertragungsnetze zusammengeführt, sinken die Kosten für Regelenergie, zudem kann das Gesamtnetz besser \"gefahren\" werden, Missverständnisse zwischen benachbarten Netzbetreibern, die zu einem Stromausfall wie im November 2005 führen, werden unwahrscheinlicher. Wenn überall das gleiche Material Verwendung findet, sinken die Materialkosten für die Netze.
Datko:
Mit \"natürliches Monopol\" ist in der Regel gemeint, dass eine teure Infrastruktur, wie das Stromnetz, nicht mehrfach erstellt wird. Mit dem Begriff wird aber lediglich suggeriert, dass es keine Alternative zum Monopol gibt. Die Natur selbst ist ein Wettbewerbssystem. Weiterentwicklung und Effektivität werden in der Natur durch Wettbewerb erreicht. \"Natürlich\" können auch die Stromnetze im Wettbewerb betrieben werden.
Dass man es sich nicht aussuchen kann über welches Netz die elektrische Energie geliefert wird, liegt am mangelndem Wettbewerb und würde bei einem Staatsmonopol erst recht gelten. Zur Zeit wird das Netz im Wesentlichen von einem Oligopol betrieben, bzw. genauer, als Gebietsmonopol, bei dem die Mitglieder des Oligopols einzelne Bereiche der Bundesrepublik kontrollieren.
Auf der obersten Ebene der Stromnetze handelt es sich um ein stark vermaschtes 220 / 380 KV Netz, das Höchstspannungsnetz. Schon die Vermaschung zeigt, dass die elektrische Energie über verschiedene Wege geführt werden kann. Es ist also keinesfalls erforderlich von einem \"natürlichen Monopol\" zu sprechen. Jahrzehntelang glaubte man, dass nur ein Unternehmen Briefe austeilen sollte oder nur ein Unternehmen Telefonate ermöglichen sollte, es gab sogar ein Streichholzmonopol. Vielfalt wurde der Einfalt geopfert. Ineffiziens und hohe Kosten waren die Folge.
Dass Rationalisierungseffekte durch ein grosses Netz eines einzigen Betreibers entstehen, ist nur bedingt der Fall. Ein Wettbewerbssystem ist effektiver als ein monopolistisches System. Unser Wirtschaftssystem, die Marktwirtschaft, geht gerade davon aus, dass Wettbewerb zur Rationalisierung zwingt und für den Verbraucher optimale Bedingungen schafft. Das Gegenteil davon ist Planwirtschaft. Sie führt mit guten Vorsätzen zu Einfalt und Unterdrückung. An der Spitze landen \"Parteisoldaten\".
Systemausfälle kommen auch bei Monopolisten vor. Nur wird im Schadensfall selten über Verantwortung gesprochen, da keine Alternative möglich ist. Bei einem Wettbewerbssystem führen Schadensfälle sofort zur Reaktion der Verbraucher. Durch die Wahlfreiheit der Verbraucher wird eine hohe Qualität erzwungen. Hat der Verbraucher keine Wahl, kann ihm vieles zugemutet werden.
\"RR-E-ft \":
Die Zusammenführung und Zentralisierung der Netze birgt also über Skalen- und Synergieeffekte ökonomische Vorteile, die sich insgesamt in geringeren Kosten niederschlagen und so zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt beitragen können.
Datko:
Auch hier gilt, die geringsten Kosten hat der Verbraucher in einem Wettbewerbssystem. Es ist durch Rationalisierung und Effektivität gekennzeichnet. Zentralisierung führt zur Kommandowirtschaft und Ineffizienz. Man denke nur an die sozialistischen Staaten. Das Ergebnis ist allgemeine Armut.
\"RR-E-ft \":
Frei wählen kann man sich lediglich den Lieferanten. Zudem besteht die Möglichkeit, sich frei dafür zu entscheiden, ohne Strom aus dem öffentlichen Netz auszukommen.
Datko:
Das man sich den Lieferanten frei wählen kann, ist Fortschritt durch Einführung von Wettbewerb. Es widerlegt ja gerade den Ruf nach einem öffentlichen Monopol, wie es der Bund der Energieverbraucher und attac für das Stromnetz fordern.
Das man auch ohne Strom aus dem öffentlichen Netz auskommen kann, hat nichts mit der Frage zu tun, ob das Stromnetz als Monopol oder im Wettbewerb betrieben werden soll.
\"RR-E-ft \":
Staatliche Monopole können durchaus Sinn machen.
Datko:
Der Staat sollte sich meiner Meinung weitgehend zurückhalten und nur die Rahmenbedingungen durchsetzen. Ich habe persönlich eine sehr schlechte Meinung von Behörden und Politikern.
\"RR-E-ft \":
Ich nehme nicht an, dass etwa das staatliche Gewaltmonopol ernsthaft in Frage gestellt wird, weil man sich lieber aussuchen will, wer einem mit Gewalt begegnen darf, bzw. man sich einen Wettbewerb unter entsprechenden Anbietern wünscht. Augenzwinkern
Datko:
Das gehört zwar nicht zum Thema, aber auch diesen Bereich halte ich für extrem reformbedürftig. Mit dem \"staatliche Gewaltmonopol\" habe ich schon manche eigenartige Erfahrung gemacht. So hat bei uns im Haus ein Schornsteinfeger einmal seine \"Tätigkeiten\" mit Hilfe der Polizei durchgeführt. Trotz Ingenieur- und Physikstudium konnte ich die \"Helden der Arbeit\" von meiner modernen Erdgasheizung nicht abhalten. Es wurde einfach ein Gesetz, dessen Grundlage die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik ist, durchgesetzt. Da sieht man auch die verherrende Wirkung von Monopolen, der Kunde kann leicht zum Opfer werden. Deswegen wurden viele sozialistische Staaten auch eingezäunt, um die Kunden wurde eine Gefängnismauer gebaut. Es wurde ein staatliches Versorgungsmonopol geschaffen.
\"RR-E-ft \":
Inwieweit haben sich denn Verbraucher bisher erfolgreich gegen Netzbetreiber als solche zur Wehr gesetzt? Entsprechendes wäre mir bisher nicht bekannt geworden.
Datko :
Gesellschaftspolitisch ist erkannt worden, dass die Macht des Oligopols bei der Stromversorgung auch durch das Eigentum am Stromnetz bedingt ist. Der Widerstand gegen das Oligopol ist breit. Die Frage bleibt aber, welcher Weg zur Korrektur eingeschlagen wird. Mir ist jedes Monopol, sei es privatwirtschaftlich oder staatlich ein Greul.
Ich habe selber unter permanentem starkem Wettbewerbsdruck gearbeitet. Die Kunden konnten sich aussuchen, wessen Leistung sie in Anspruch nahmen, eine gute Situation für die Kunden. Für mich und meine Mitwettbewerber der Zwang, uns auf die Wünsche der Kunden einzustellen, sie erhielten für ihr Geld das, was sie benötigten und nicht das, was ihnen jemand auf Grund einer Monopolsituation zugestand.