Energiepreis-Protest > Grundsatzfragen
Haben Energie-Konsum-Genossenschaften eine Chance?
revoluzzer58:
Ist http://www.Buergergas.de eine solche Genossenschaft ?
Leider kann Wiesbaden nicht davon profitieren, wir liegen derzeit nicht in deren Liefergebiet.
Wenn es in Wiesbaden eine solche Genossenschaft gäbe würde ich mich gerne daran aktiv beteiligen. Bisher habe ich aber noch keine gefunden.
nomos:
--- Zitat ---Original von revoluzzer58
Ist http://www.Buergergas.de eine solche Genossenschaft ?
--- Ende Zitat ---
Das ist keine Genossenschaft, kein gemeinnütziger Bürgerverein und auch kein kommunaler Regiebetrieb:
BürgerGas Gelnhausen GmbH & Co.KG; eine Kommanditgesellschaft mit einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung als Vollhafter.
\"Bürgergas\" ist für meinen Geschmack schon eine etwas weitgehende Firmierung. Was heute so alles an Firmierungen im Register eingetragen wird!?
Die Firma muss klar sein. Sie darf den Außenstehenden nicht über wesentliche geschäftliche Verhältnisse irreführen (§ 18 Abs. 2 HGB).
Das ist Werbung (!), das ist sicher kein gemeinnütziger Verein:
\"BürgerGas ist ein unabhängiges Familienunternehmen, das sich ausschließlich den Wünschen seiner Kunden, den Bürgern der Region, verpflichtet.\" [/list]Aber das Thema ist jetzt etwas auseinander.
tangocharly:
Diese Fragestellung ist keineswegs nur ein Topic, sondern überhaupt der Einstieg in diese Diskussion.
Schauen wir uns das Problem einmal am Beispiel \"Grennpeace Energy\" (GPE) an.
Die haben natürlich ein Konzept. In der Darstellung dessen schreiben sie:
--- Zitat ---Die in Jahrzehnten entstandenen Strukturen auf dem deutschen Strommarkt verhindern noch immer eine intelligente und zukunftsorientierte Energieversorgung. Der Löwenanteil der Produktionskapazitäten – über 85 Prozent – befindet sich in den Händen von nur vier Konzernen: RWE, E.on, EnBW und Vattenfall Europe.
--- Ende Zitat ---
.
Das gilt zwar zunächst nur für den Strom. Aber eines wird deutlich: Wenn man sich auf die sogenannten \"Großen Vier\" verlassen wollte - dann ist man verlassen. Also gehen die GPE dazu über, eigene neue Kraftwerkanlagen zu initiieren und dazu brauchen die Technisches Know How (Planet energy)
--- Zitat ---\".....hat Greenpeace Energy die Tochterfirma Planet energy GmbH gegründet.\"
--- Ende Zitat ---
Hier findet sich schon eine der vielen Weichenstellungen in diesem Genossenschaftlichen Konzept, wo man bereits auf ein \"gewinn- und privatwirtschaftlich orientieres\" Unternehmen in der Rechtsform der GmbH stößt. Wenn man hier weiter eindringen wollte, dann müßte man die Verträge zur Vertriebsbindung kennen, woraus ersichtlich würde, welchen Einfluß die Genossenschaft auf die Energieerzeugung hat.
Aber die Genossenschaft ist ja auch kein Selbstläufer. Sie braucht neben dem technischen Know how auch noch ein Marketing Know how. Dazu findet man wieder bei GPE schöne Hinweise, wie sich deren Netzwerk (die Weichenstellung) verzweigt:
Gleich zu oberst finden sich die Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH als Kooperationspartner im Bereich Netzmanagement sowie Kundenabrechnung (habe jetzt mal noch nicht in die Stadtwerkeversorgerliste Einblick genommen, aber bei dem einen oder anderen Leser wird es hiermit schon geklingelt haben). Dann geht es weiter mit der oekostrom AG, einer österreichischen AG die Strom aus Fotovoltaik-Anlagen liefert und im Rahmen einer „Solarpartnerschaft“ von GPE gefördert wird (weil man ja nicht nur eigene Kraftwerke bauen kann). Und dann braucht man natürlich auch noch ein paar potentielle Großabnehmer, die einen kontinuierlichen Absatz sichern.
Und schließlich muß man zur Kenntnis nehmen, dass die GPE sich nicht in den Gasmarkt einmischt, obgleich man die CO*2-saubere Umwelt fördert, wo doch Gas im Vergleich zum Heizöl in dieses Muster passen müsste. Die Homepage äußert sich dazu nicht und andere Websites finden sich über GPE nicht.
Sei\'s drum: Wenn die Genossenschaftsidee im Gassektor fruchtbar gemacht werden soll, dann wird man jedenfalls ohne ein den technischen und merkantilen Anforderungen gerecht werdendes Konzept nicht auskommen.
nomos:
--- Zitat ---Original von tangocharly
......
Aber die Genossenschaft ist ja auch kein Selbstläufer. Sie braucht neben dem technischen Know how auch noch ein Marketing Know how.
......
--- Ende Zitat ---
@tangocharly, es bräuchte vor allem aufrechte Demokraten und hartnäckige Verfechter der genossenschaftlichen Idee. Ein aktueller Schulze-Delitzsch wäre nicht schlecht. Am 29. August jährt sich der Geburtstag von Hermann Schulze-Delitzsch zum 200. mal. Es gibt auch eine Sonderbriefmarke. Aber vermutlich ist und bleibt das \"schöne Geschichte\". Eine echte Energiegenossenschaft im Sinne von H.S-D wird es wohl nicht geben.[/list]
PLUS:
Wie man an den Beispielen im Forum sieht, werden den Chancen aktuell verspielt.
Aus dem Gaspreisprotest entstanden hat man nicht nur günstig Gas- und Strom in Aussicht gestellt, man hat von mehr Wettbewerb, u.a. von Dividenden, steuerlichen Voteilen wie die genossenschaftliche Rückvergütung geträumt. Der gepriesene genossenschaftliche Geist war offensichtlich schnell verflogen.
Die EnergenSüd eG hat günstig Strom und Gas geliefert und wurde mehrfach imitiert. Die Mitglieder kamen in Scharen. Angeblich streiten und kassieren die einen, die anderen haben sich angeblich verkalkuliert. So nebenbei vermittelt man aber lukrativ PV-Anlagen und sorgt so selbst für steigende Strompreise bei den eigenen Kunden und Mitgliedern. Bemerkenswert, dass man dann bei der Strompreiskalkulation genau diesen extrem gestiegenen EE-Preisbestandteil vergisst.
Es fehlt überall die notwendige Transparenz und man ist überfordert. Mitglieder, Kunden fragen, Antworten bleiben aus, Wechsel haben sich verzögert. Wer das der Sache wegen in Kauf genommen hat, wurde eine zeitlang günstig beliefert. Heute und wohl in Zukunft ist das nicht mehr so. Jeder muss selbst entscheiden, ob er unter diesen Bedingungen noch die Stange hält.
Schade, denn von einem echten Wettbewerb sind wir bei Gas und Strom weit entfernt. Die Ziele und Verpflichtungen, festgeschrieben im Energiewirtschaftsgesetz, bleiben ein schönes Märchen. Eine preisgünstige, sichere und umweltverträgliche Versorgung wird es so nicht geben. Man wird weiter relativ widerstandslos die Quersubvention betreiben können und bei den Energieverbrauchern für überzogenen Profit und alles Mögliche abkassieren.
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