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Autor Thema: Gasversorger wegen Ölpreisbindung selbst in der Falle?  (Gelesen 4582 mal)

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Offline RR-E-ft

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Gasversorger wegen Ölpreisbindung selbst in der Falle?
« am: 15. April 2005, 19:25:57 »
Die Legende von der Ölpreisbindung oder
Wer anderen eine Grube gräbt...

Gasversorger wegen Ölpreisbindung in der Falle?


Es stand zu erwarten, dass die großen Importeure mit dem relativ günstigen Erdgas (Importpreise) den Downstream, d. h. die Versorgung von Endverbrauchern  beginnen werden und andere Marktteilnehmer aus der bisherigen Lieferkette so verdrängen, um allein die gesamte Wertschöpfung zu realisieren.

Die Stadtwerke, welche in den langfristigen Lieferverträgen mit den Vorlieferanten gefangen sind, könnten dem wenig entgegensetzen, da sie selbst im Vergleich zu den Importpreisen relativ hohe Bezugspreise bei den Vorlieferanten haben.

Dass jedoch gleich Gazprom den eigenen Kunden Ruhrgas angreifen würde, um Endkunden in Deutschland zu versorgen, stand nicht zu erwarten.

Für Gazprom als Produzent und Händler gilt die Ölpreisbindung nicht !!!!

Mit anderen Worten: Keiner kann billiger liefern.

Da alle bisher zwischengeschalteten Wertschöpfungsstufen in der Lieferkette bei einem solchen Downstream  entfallen, könnte Gazprom ggf. sogar Haushaltskunden profitabel versorgen und auch diesen Markt sehr kurzfristig für sich erschließen.

Immerhin ist genug \"Luft\" in den Erdgaspreisen, was eine entsprechende Strategie ja gerade erst ermöglicht.

Wer jetzt nicht aufgrund des zu besorgenden, bevorstehenden Downstreams aus dem Markt gedrängt werden will, muss sich deshalb  wohl sehr schnell aus seinen langfristigen Bezugsverträgen lösen, um sich in einem liquiden Markt neu aufstellen zu können.

Wohl höchste Zeit für Letztverbraucher- GVU, die \"Reißleine\" zu ziehen und sich aus den Langfristverträgen mit HEL- Preisbindung zu befreien.

Am einfachsten ist wohl die Berufung auf die Unwirksamkeit der langfristigen Verträge infolge Kartellrechtswidrigkeit entsprechend dem  Arbeitspapier des BKartA vom 25.01.2005.

Andernfalls steht wohl zu erwarten, dass sich die Produzenten/ Importeure kurzfristig mit einem Downstream im Markt durchsetzen, bei nur  zunächst sinkenden Endverbraucherpreisen und danach einem noch besserem Monopol/ Oligopol, als es Ruhrgas bisher schon aufgestellt hat.

Mit Schaffung der Voraussetzungen für den Wettbewerb gibt es dann von Beginn an Vielfalt allenfalls  beim Netzbetrieb, bis man den finanziell angeschlagenen Kommunen auch noch anbieten wird, deren  Gasnetze abzukaufen.

Die Nachricht:


Glosse Wirtschaft
Aus Fehlern lernen

14. April 2005 St. Schlimmer hätte es für den Eon-Konzern kaum kommen können. Nicht einfach irgendein Gasproduzent, sondern die Gasprom mit ihren am längsten reichenden Reserven positioniert sich jetzt stärker am deutschen Endverbrauchermarkt. Sie tritt damit in Konkurrenz zu ihrem größten ausländischen Kunden, der Eon Ruhrgas. Seit den achtziger Jahren hat sich die Ruhrgas solchem Horrorszenarium widersetzt. Dieser Widerstand wurde zum Geburtshelfer für die mehrheitlich der BASF gehörende Wingas, den bislang einzigen bedeutenden Konkurrenten des Platzhirsch Ruhrgas.
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Text: F.A.Z., 15.04.2005, Nr. 87 / Seite 11

 

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