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Autor Thema: E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise  (Gelesen 30437 mal)

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Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« am: 20. Februar 2008, 14:52:38 »
Zitat
E.ON Ruhrgas kündigt spezielle Kombitarife für Wiederverkäufer an

E.ON Ruhrgas will mit neuartigen Kombitarifen, die nur teilweise an den Ölpreis gekoppelt sind, mehr Wahlfreiheit auf dem liberalisierten Gasmarkt bieten. Das kündigte Vertriebsvorstand Dr. Bernhard Reutersberg auf der diesjährigen \"E-world energy & water\" in Essen an.

\"Der Gasmarkt hat sich radikal verändert und nähert sich immer mehr einem klassischen Handelsmarkt an. Unsere Kunden müssen und wollen sich diesen neuen Gegebenheiten stellen und die neuen Chancen individuell nutzen\", so Reutersberg. Dafür will das Unternehmen neben den bisherigen Vertragsmodellen ab April vier neue Produkte speziell für den liberalisierten Gasmarkt anbieten.

\"Unsere Kunden können jetzt selbst frei wählen, in welchem Maß sie selbst in die Beschaffung am Handelsmarkt eintreten\", erklärte Reutersberg. Mit dem neuen Produkt \"KombiGas\" könne man beispielsweise einen Teil seines Gasbezugs wie gewohnt über an den Ölpreis gekoppelte Verträge abwickeln. Für den anderen Teil des Gasbezugs sei es künftig möglich, über die E.ON Ruhrgas am Handelsmarkt orientierte Produkte einzukaufen. Davon erhofft sich Reutersberg nach eigenen Angaben einen verbesserten Wettbewerb beim Gasbezug für Endverbraucher.

\"Dies bedeutet nicht, dass wir strukturelle Gegebenheiten wie die hohe Importabhängigkeit Deutschlands und die Bedeutung des Ölpreises für die gesamte Energiepreisentwicklung in Zukunft ignorieren können\", erläuterte Reutersberg weiter. Wettbewerbsvorteile für E.ON Ruhrgas sieht er unter anderem in einem diversifizierten Erdgasbezug sowie der europaweiten Aufstellung unter dem Dach der E.ON.

Pressemitteilung der E.ON Ruhrgas

Zutreffend muss es wohl heißen \"E.ON Ruhrgas- Wir machen die Erdgaspreise\".

E.ON Ruhrgas- Idee: Erdgas ist nicht Erdgas ist nicht Erdgas

Von wegen!

Die Idee ist nicht neu. Auf Preisspaltungen für ein und das selbe Produkt Erdgas gegenüber verschiedenen Kunden gründet der Erfolg der Ruhrgas.


Fakt ist, dass der Gasmarkt bereits seit 1998 liberalisiert ist. Zehn Jahre später bietet der Marktbeherrscher E.ON Ruhrgas möglicherweise \"Produkte\" an, die für diesen speziellen Markt geeigneter sein sollen.

Fakt ist, dass sich die Erdgasimportpreise jedenfalls seit 2003 nominal nicht so stark erhöht haben wie die Preise, zu denen E.ON Ruhrgas das nach Deutschland importierte Gas an Stadtwerke liefert.

Weil E.ON Ruhrgas Regionalversorger und Stadtwerke zu all-inclusive- Preisen (einschließlich Netznutzung) mit Gas beliefert und diese Preise gern an Heizölpreise koppelt, steigt bei steigenden Heizölpreisen auch der Anteil am Gaspreis, der auf die Netznutzung entfällt, ohne dass sich die Kosten des Netzes (Transportkosten im Inland) tatsächlich erhöht haben.

So wird bei steigenden Heizölpreisen immer ein systematischer  kräftiger Zusatzgewinn bei E.ON Ruhrgas zu Lasten der Marktgegenseite realisiert. Die betroffenen Regionalversorger und Stadtwerke versuchen, diese Zusatzlasten einfach auf die eigenen Kunden überzuwälzen, obschon es sich um ein eigenes unternehmerisches Risiko handelt, auf welches die Letztverbraucher nur deshalb keinen Einfluss haben, weil sie selbst nicht auf einem vorgelagerten Großhandelsmarkt Erdgas  beziehen können.

Um dies auszuschließen, müsste der Gaspreis, zu dem Regionalversorger und Stadtwerke das Gas von E.ON Ruhrgas beziehen, sowieso aufgespalten werden in ein Entgelt für die Netznutzung (Gastransport), welches durch die Regulierung sinkt, und ein Entgelt für die reine Gaslieferung als Handelsware, die sich wegen der großen Importabhängigkeit Deutschlands an den Erdgasimportpreisen orientiert, auf diese als Marktpreis  indexiert wird.

Fakt ist, dass E.ON Ruhrgas immer noch die Bedingungen bestimmt, zu denen man Gas auf dem deutschen Markt beschaffen kann und dass es sich bei der E.ON- Ölpreisbindung um keine Marktpreisbildung auf einem Handelsmarkt handelt.

Es ist kein Grund ersichtlich, warum die Gaspreise nicht an den Marktpreis für Erdgas gekoppelt werden, sprich an die Entwicklung der Erdgasimportpreise, so dass die Gaspreise für alle Nachfrager nach Gas im Inland sich nicht stärker ändern als die Erdgasimportpreise selbst.

Bisher bestimmen nicht die Erdgasimportpreise, sondern von E.ON Ruhrgas vorgegebene Bedingungen, wie sich die Gaspreise für verschiedene Nachfrager im Inland (Heizkraftwerke, chemische Industrie, Stadtwerke, Endverbraucher) ändern.

Wenn der Gaspreis ein Marktpreis ist, gilt er gleichermaßen für alle Nachfrager, was - wie auf jedem Markt - Mengenrabatte für Großabnehmer nicht ausschließt.

E.ON Ruhrgas hat  bereits 2004  an Regionalversorger auch Gasmengen ohne jede Ölpreisbindung zu vereinbarten Fixpreisen geliefert. Dies soll Bandlieferungen betroffen haben. Solche Bandlieferungen zu besonders günstigen Konditionen sind besonders gut geeignet, um Gasspeicher zu füllen.

Apropos Bezugskostenerhöhung bei Stadtwerken:

Habt Ihr noch klassische Ölpreisbindung oder schon Handelspreise?
Nachweise erbeten.

Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #1 am: 20. Februar 2008, 20:15:54 »
E.ON Ruhrgas koppelt Erdgaspreis an Erdgasimportpreis

Zitat
§ 8 An- und Verkauf von Erdgasmengen

1. Übernimmt der Speicherkunde an der Rückgabestelle Erdgasmengen, obwohl der Speicherkunde kein Arbeitsgas hat, kauft der Speicherkunde von E.ON Ruhrgas solche Erdgasmengen zu einem Preis von 270 % des Erdgasimportpreises.

2. Erdgasmengen, die der Speicherkunde unter Überschreitung des Einmalumschlages gemäß § 1 Abs. 3 übergibt, verkauft der Speicherkunde mit deren Übergabe an E.ON Ruhrgas zu einem Preis von 50 % des Erdgasimportpreises.

3. Erdgasmengen, die am Ende der Vertragslaufzeit gemäß § 1 Abs. 4 b) nicht wieder ausgespeichert sind, verbleiben im Eigentum der E.ON Ruhrgas zu einem Preis von 50 % des Erdgasimportpreises.

4. Die Abrechnung der Erdgasmengen gemäß § 9 Abs. 1-5 erfolgt jeweils zum Monatsende.


(Quelle: 071122 Musterspeichervertrag clean.doc Speichervertrag zwischen .................. und E.ON Ruhrgas Seite 14)


Zitat
7. „Erdgasimportpreis“ ist der für den Zeitpunkt des An- bzw. Verkauf von Erdgas geltende Preis für Importe gemäß Pressemitteilung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) veröffentlicht im Internet unter http://www.bafa.de. Die Umrechnung von TJ nach kWh erfolgt gemäß den physi-kalischen Umrechnungsfaktoren ohne Rundung. Der Preis in Eurocent/kWh wird kaufmännisch auf zwei Nachkommastellen auf- oder abgerundet.


Mal abgesehen davon, dass E.ON Ruhrgas seine Speicherkunden  mit dieser \"ausgewogenen\" Abgeltungsregel über den Tisch zieht (typisch E.ON Ruhrgas: Erdgas ist nicht Erdgas ist nicht Erdgas), zeigt sich, dass es möglich ist, die Erdgaspreise im Inland an die Erdgasimportpreise zu koppeln.  

Nun lässt sich auch der Marktpreis für Erdgas berechnen: Erdgasimportpreis + Transportkosten (Netzkosten) für Lieferung an den Kunden.

Es erscheint doch wohl vollkommen ausreichend, wenn E.ON Ruhrgas den eigenen Gaskunden jeweils 110 % des Erdgasimportpreises in Rechnung stellt, zumal das Unternehmen selbst regelmäßig Erdgas zu 50 % des Erdgasimportpreises erwirbt (nämlich von seinen Speicherkunden).

Wenn E.ON Ruhrgas tatsächlich Erdgas kann, dann muss das wohl möglich sein.

Siehste hier. und hier

Untaugliche Ölpreisbindung

Offline tangocharly

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #2 am: 10. Juli 2008, 11:32:05 »
Arbeitsgas ist Erdgas. Erdgas von der Quelle gelangt über einen Verdichter in einen Speicher. In diesen Speicher sind dynamische Speicher integriert. Jetzt wird Erdgas zu Arbeitsgas.

Wenn ich mir dies in meinem technischen Laienverständnis vorstelle, dann wird das \"Quellengas\" über den Verdichter so komprimiert, dass es einen höheren Energiewert hat.

Jetzt überrascht mich doch die nachfolgende Regelung in dem Musterspeichervertrag:

Zitat
§ 8 An- und Verkauf von Erdgasmengen

1. Übernimmt der Speicherkunde an der Rückgabestelle Erdgasmengen, obwohl der Speicherkunde kein Arbeitsgas hat, kauft der Speicherkunde von E.ON Ruhrgas solche Erdgasmengen zu einem Preis von 270 % des Erdgasimportpreises.

Wenn die technische Verarbeitung des Quellengases zum Speichergas einen Aufwand von Faktor: <270 haben mag, welche Quantifizierung ergibt sich dann aus der Umwandlung von Speichergas zu Arbeitsgas, d.h. desjenigen Gases, welches beim Kunden ankommt.

M.a.W. bleibt es dann bei der Kalkulationsgröße von 110 % des Importpreises ?
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Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #3 am: 10. Juli 2008, 12:43:16 »
@tangocharly

Moment mal:

Entnimmt der Speicherkunde das eingespeicherte Erdgas nicht, kauft E.ON dieses zum Preis von 0,5 x aktueller BAFA- Erdgasimportpreis an. Das Gas wird also nach der Speicherung deutlich billiger, aber nur für E.ON. Es handelt sich um sog. Pönalen.

Erdgas hat auf dem sachlich eigenständigen Erdgasmarkt einen eigenständigen Marktpreis. Wie bei jedem Marktpreis handelt es sich um einen Durchschnittspreis.

Der Marktpreis für Erdgas hängt vom Erdgasimportpreis ab. Das ist klar, werden doch 80 Prozent der in Deutschland verbrauchten Erdgasmengen importiert. Der BAFA- Erdgasimportpreis bildet den Wert der Ware Erdgas an der deutschen Grenze ab, wobei Steuern und Abgaben nicht enthalten sind.

Kauft der Speicherkunde von E.ON Erdgas, so beträgt der Wert der Ware(der Preis) 270 % des aktuellen BAFA- Erdgasimportpreises, kauft hingegen E.ON vom Speicherkunden Erdgas beträgt der Preis 50 % des aktuellen BAFA- Erdgasimportpreises. Ein Markpreis würde indes einheitlich gelten, egal wer gerade als Käufer oder Verkäufer auftritt.

Der Markt funktioniert also in diesem Bereich offensichtlich nicht.

Möglicherweise kauft E.ON Ruhrgas  Erdgas immer zum Preis von 50 % des aktuellen BAFA- Erdgasimportpreises und verkauft das Erdgas immer zu 270 Prozent des aktuellen BAFA- Erdgasimportpreises. Möglicherweise will E.ON Speicherkunden nicht besser oder schlechter stellen als sonstige Vertragspartner im Gasgeschäft.

Die Preisdifferenz zwischen An- und Verkauf wäre allein der starken Marktstellung geschuldet und hätte nichts mit Kosten zu tun.

Offline Macinally

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #4 am: 10. Juli 2008, 15:25:39 »
wwoooowww, ich könnte mir vorstellen dass diese Veröffentlichung ziemlichen Sprengstoff enthält....

Wenn das wirklich so gehandhabt wird, ist EON quasi des \"Wuchers überführt\".

Diese Margen wären so wie Hr. Fricke anmerkt, niemals im Wettbewerb möglich.

Solche Verzinsungen trauen sich ja nichtmals die Banken  :D


Gruß
Mac

Offline tangocharly

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #5 am: 10. Juli 2008, 18:53:19 »
@ RR-E-ft

........ verstehe ich (leider) immer noch nicht (bitte keine Diskussion über Vertragsautonomie beginnen).

Aber wo liegen die preisbildenden Faktoren ?

Eine Poenale ist keine Preisbildung, sondern eine Erpressung oder Gängelung (gehört irgendwo ins Inkassowesen oder zu Outlaws).

Die 110%, die Sie gegen den Importpreis stellen, wären ja (vielleicht) Marge. Aber wenn eine bestimmte Menge Gas mit dem Faktor : 270 und eine weitere bestimmte Menge Gas mit dem Faktor : 50 vermischt werden, dann interpoliert sich ein Faktor : 160 (ich weiß, das ist natürlich eine Milchmädchen-Rechnung, aber woraus leitet sich der Faktor 110 her ?)
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Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #6 am: 10. Juli 2008, 19:16:52 »
@tangocharly

Die Grundannahmen sind folgende:

I.

Der Großhandelspreis für Erdgas - ein Marktpreis -  kann sich wegen der großen Importabhängigkeit nicht anders entwickeln als der BAFA- Erdgasimportpreis (Wert der Ware an der deutschen Grenze), so dass der Großhandelspreis den gleichen nominalen Schwankungen unterliegen sollte.  

II.

Daraus folgt, dass  der Abstand zwischen BAFA- Erdgasimportpreis und Erdgas- Großhandelspreis gleich bleiben muss. Wird dies 1 : 1 in der Lieferkette von der deutschen Grenze bis zum Letztverbraucher weitergegeben, so können auch die Letzverbraucherpreise nominal nicht stärker schwanken als der BAFA- Erdgasimportpreis.

III.

Daraus folgt, dass die Differenz zwischen BAFA- Erdgasimportpreis und Letztverbraucher- Gaspreis sich nicht vergrößern darf, wenn alles mit rechten Dingen zugeht. Diese Differenz müsste sich sogar verringert haben, weil die Transportkosten infolge der Absenkung der anerkannten Netzkosten durch die Regulierungsbehörden deutlich gesunken sind.

----

Die Regelungen in den Speicherverträgen zeigen nur, dass es möglich ist, den Wert der Ware Erdgas über den BAFA- Erdgasimportpreis festzulegen, den Wert der Ware Erdgas aus dem BAFA- Erdgasimportpreis abzuleiten.

Es spräche deshalb nichts dagegen, wenn alle Erdgaspreise ab deutscher Grenze (abzüglich Transportkosten, Steuern und Abgaben)  im Inland auf den BAFA- Erdgasimportpreis indexiert würden.

Marktgerecht ist die Preisbildung erst, wenn den Letztverbraucher keine stärkeren nominalen Schwankungen als jene erreichen, die auch der BAFA- Erdgasimportpreis erfährt.

Der marktgerechte Abstand zwischen Erdgasimportpreis und Letztverbraucher- Gaspreis hängt von den Kosten ab, die zwischen deutscher Grenze und Letztverbraucher tatsächlich entstehen. Diese (unbekannten) Kosten können jedenfalls nicht wie der BAFA- Erdgasimportpreis von der Ölpreisentwicklung abhängen.

Wo der marktgerechte Letztverbraucher- Gaspreis liegt, kann man also erst ermitteln, wenn man die bisher unbekannten (notwendigen) Kosten kennt, die zwischen deutscher Grenze und Letztverbraucher tatsächlich anfallen und zum Erdgasimportpreis hinzutreten. Oben drauf ein kleines Sahnehäupchen für die deutsche Gaswirtschaft ist gegönnt.

Darüber hinaus zeugt die Regelung über Pönalen im Speichervertrag nur von einem Raubrittertum, weil diese Regelung nicht ausgewogen erscheint. Sicher muss eine Pönale her, weil auch die Saldierung von Speichermengen Geld kostet und man deshalb den Speicherkunden über einen ökonomischen Hebel zu einer möglichst korrekten Buchung der Speichermengen anhalten muss. Nur ist die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis eben viel zu groß.

Mehr lässt sich aus alldem nicht ableiten, als dass die bisher von E.ON Ruhrgas angebotenen Preise nicht den Handelspreisen entsprechen, die sich als Markpreise im Wettbewerb herausbilden müssten/ würden.
------

Die Wertschöpfung der deutschen Gaswirtschaft  bei Haushaltskunden ist besonders hoch.


Gesamtwertschöpfung deutscher Erdgasmarkt 2006 laut E.ON Ruhrgas.

Der Durchschnittserlös der Gaswirtschaft aus der Gasabgabe an Endabnehmer ohne Mehrwertsteuer lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2006 demnach bei 3,80 Ct/ kWh.

Der durchschnittliche Haushaltskunde mit einer Gasabnahme von 20.000 kWh hatte ohne Mehrwertsteuer 2006 unter Berücksichtigung der verbrauchsabhängigen Grundpreise einen weit höheren Gaspreis zu zahlen als 3,80 Ct/ kWh zzgl. Umsatzsteuer.

So verlangte etwa die Oldenburger EWE im Absatzgebiet Ost ab 01.11.2006 folgende Basistarife in der Grundversorgung:

Jahresabnahmemenge bis 7.059 kWh:
Grundpreis 6000 Ct. netto, Arbeitspreis 5,91 Ct/ kWh netto
Jahresabnahmemenge über 7.059 kWh:
Grundpreis 12000 Ct netto, Arbeitspreis 5,05 Ct/ kWh netto.

Der effektive Gaspreis für eine Jahresabnahme von 20.000 kWh lag also bei 5,65 Ct/ kWh netto und somit 1,85 Ct/ kWh über den Durschnittserlösen der deutschen Gaswirtschaft im Jahre 2006.

Der effektive Gaspreis für eine Jahresabnahme von 4.500 kWh lag also bei 7,24 Ct/ kWh netto und somit sogar 3,44 Ct/ kWh über den Durchschnittserlösen der deutschen Gaswirtschaft im Jahre 2006.

Zur Erinnerung:

Laut Übersicht von E.ON Ruhrgas entfielen vom Durschnittserlös der Gaswirtschaft, der sich 2006 auf 3,80 Ct/ kWh netto belief, stolze 56 Prozent auf den Erdgasimport. Dies entspricht nominal 2,128 Ct/ kWh.

Die Letzverbraucherpreise lagen also im geschilderten Fall bei der Abnahmemenge 20.000 kWh stolze 3,522 Ct/ kWh über den durchschnittlichen  Erdgasimportkosten von 2,128 Ct/ kWh, bei einem Jahresverbrauch von 4.500 kWh sogar 5,112 Ct/ kWh über den durchschnittlichen  Erdgasimportkosten von 2,128 Ct/ kWh.

Auf gaswirtschaftliche Leistungen im Inland (Transport, Speicherung, Dispatching etc.) entfielen aber nur 28 Prozent von 3,80 Ct/ kWh, mithin 1,064 Ct/ kWh netto !!!

Ein entsprechendes Bild zeichnet sich bundesweit.

Offline tangocharly

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #7 am: 11. Juli 2008, 22:24:06 »
@ RR-E-ft

Nachdem ich mir das Schaubild verinnerlicht habe, welches Sie in dem nachfolgenden Zitat anführen:

Zitat
Die Wertschöpfung der deutschen Gaswirtschaft bei Haushaltskunden ist besonders hoch.


Gesamtwertschöpfung deutscher Erdgasmarkt 2006 laut E.ON Ruhrgas.

Der Durchschnittserlös der Gaswirtschaft aus der Gasabgabe an Endabnehmer ohne Mehrwertsteuer lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2006 demnach bei 3,80 Ct/ kWh.

muss man eben an den Faktor \"Gaswirtschaftliche Leistungen\" ran.

Interessant finde ich auch, dass die Versorgergewinne unter dem Thema \"Gaswirtschaftliche Leistungen\" untergebracht sind (Neue Formel : EBIT = Leistungen).

So jetzt mach ich zu und geh mal auf die Suche nach dem Begriff : \"Gaswirtschaftliche Leistungen\"
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Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #8 am: 14. Juli 2008, 21:01:20 »
Gaswirtschaftliche Leistungen

Zitat
Für den Ausgleich zwischen den fast kontinuierlichen Erdgasströmen aus den Produzentenländern und dem meist saisonal stark schwankenden Bedarf der Kunden müssen während des Sommers große Mengen Erdgas in unterirdischen Speichern gelagert werden. Im verbrauchsintensiven Winter werden diese Mengen wieder entnommen.

Dieser so genannte Strukturausgleich ist mit erheblichem technischen und wirtschaftlichen Aufwand verbunden.

Das Erdgas für den Winter wird schon seit April kontinuierlich eingespeichert und wurde aus den Produzentenländern  bezogen zu den noch günstigeren Erdgasimportpreisen der Vorperioden.

Offline tangocharly

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #9 am: 15. Juli 2008, 18:15:17 »
Habe mir diesen Link mal angesehen und weiß jetzt auch was \"gaswirtschaftliche Leistungen\" sind:

Zitat
Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu steigern, erbringen die Gasversorgungsunternehmen vielfältige Leistungen.

Und auf noch etwas bin ich bei der Lektüre gestoßen - auf den \"Wärmemarkt\":

Zitat
Gaswirtschaftliche Leistungen der Produzenten und Importeure
Die deutschen Förder- und Importgesellschaften stellen große Erdgasmengen, die im Inland gefördert beziehungsweise aus ausländischen Quellen bezogen werden, für den Wärmemarkt in Deutschland bereit. Das setzt auf der Einkaufs- wie auf der Verkaufsseite voneinander abhängige und deshalb aufeinander abgestimmte Aktivitäten und technische Einrichtungen voraus.
.

Hat da irgendwer in Karlsruhe bei E.ON abgeschrieben ? Im ersten Moment habe ich die Mitteilung so gelesen : Wärmemarkt = Gasmarkt.
Nö, so meinen die E.ON\'s das aber nicht; sie stellen Gas auf dem Wärmemarkt zur Verfügung. Und weil das so ist, findet halt eben auch ein Wettbewerb zwischen Gas und Öl statt.
Das zeigt dann auch anschaulich die nette Graphik auf der zweiten Seite.
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Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #10 am: 15. Juli 2008, 18:29:15 »
@tangocharly

Womöglich wurde da etwas nicht verstanden.

Zunächst kommt das Erdgas ziemlich gleichmäßig und kontinuierlich in Deutschland an (sog. Bandlieferungen). Der Preis ist an Rohölnotierungen gekoppelt in USD pro 1.000 Kubikmeter. Das ganze nennt man großspurig den \"Weltmarkt für Erdgas\", auch wenn an beiden Seiten der Pipeline Monopolisten hängen mögen.

Der Weltmarktpreis für Erdgas (der sich aus einer Monopolisten- Preisformel ergibt) wirkt sich auf den BAFA- Erdgasimportpreis aus. Dieser BAFA- Erdgasimportpreis  schwankt deshalb  nominal. Der Marktpreis für Erdgas auf dem deutschen Gasmarkt sollte sich danach richten und nicht stärker auschlagen als der BAFA- Erdgasimportpreis. Aber es geht eben nicht etwa auf dem deutschen Erdgasmarkt normal weiter.

Dann kommen die \"gaswirtschaftlichen Leistungen\" der deutschen Importgesellschaften.  

Das Gas wird in Deutschland eingespeichert. Wenn das Gas wieder aus dem Speicher kommt, ist es plötzlich nicht Erdgas, dessen Preis sich nach dem \"Weltmarktpreis für Erdgas\" richtet, also dem BAFA- Erdgasimportpreis.

Weil es nun plötzlich angeblich für einen - wie wir wissen gar nicht bestehenden - Wärmemarkt bestimmt sei, soll sich der Gaspreis plötzlich und aus heiterem Himmel nach deutschen Heizölnotierungen (HEL) richten, wobei der jeweilige Gaspreis sich nach den Vollkosten des Betriebs einer Ölheizungsanlage einschließlich Kapitalkosten der Ölheizung und der Gebäudeflächen für den Tank, der Kosten für den Schornstein etc. pp., und der Kosten für den Brennstoff Heizöl richten soll, und man wegen der angeblich besseren Umweltverträglichkeit von Erdgas gegenüber Heizöl noch einen kleinen Obulus oben drauf setzt.

Verteuert sich die Heizung mit Heizöl im Inland wegen der Maut für Tanklastwagen oder wegen der Erdölbevoratungsabgabe oder wegen gestiegener Mineralölsteuer auf Heizöl oder wegen einer Verknappung der Raffeneriekapazitäten oder einfach wegen eines Preiskartells der Mineralölhändler, oder aber wegen einer Umwelt- Haftpflichtversicherung für Heizöltankinhaber, wird dieses Gas automatisch teurer, ohne dass die Kosten der Gaswirtschaft gestiegen sind.

Plakativ gesagt hat der Gaspreis bei der Auspeicherung plötzlich nichts mehr mit dem Gaspreis bei der Einspeicherung zu tun. Die Gaspreise werden über die sog. \"Strukturierung\" von der Kostenentwicklung der BAFA- Erdgasimportpreise, den \"Weltmarktpreisen für Erdgas\" abgekoppelt.

Das ist der ganze hochprofitable Trick, den man so wortreich zu umschreiben suchte. Es ist die Lizenz zum Gelddrucken überhaupt.

Denn neben den BAFA- Erdgasimportpreisen haben sich die \"gaswirtschaftlichen Leistungen\" ja gar nicht verteuert. Durch die Regulierung der Netzkosten haben sich diese Kosten sogar verringert.

Und trotzdem sind die Gaspreise aufgrund dieser \"gaswirtschaftlichen Leistung\" nach der Speicherung weit  stärker gestiegen als die BAFA- Erdgasimportpreise, zu denen das Gas nach Deutschland gelangte und zwischengespeichert wurde. Dem ganzen wird dann noch das Etikett \"Ölpreisbindung\" angepappt, so dass niemand dahinter kommt, was da wirklich vor sich geht. Und natürlich lügt die Gaswirtschaft nicht, wenn sie darauf verweist, dass ihre \"gaswirtschaftlichen Leistungen\" das Erdgas zwischen deutscher Grenze und Letztverbraucher so drastisch verteuern. Nur sind es eben keine Kosten.

Man kann sich das vielleicht wie eine Großmolkerei vorstellen, die die Milch von den Bauern für kleines Geld einsammelt und in einem großen Tank lagert und nicht selbst verarbeitet. Aus diesem wird die Milch an weiterverarbeitende Betriebe zu völlig unterschiedlichen Preisen verkauft, je nachdem, ob Käse, Quark, Butter oder eben Brot in einer Bäckerei daraus werden soll. Die Preisspaltung würde die Molkerei mit der \"Strukturierung der Milch\" rechtfertigen. Genauso absurd, wie das bei der Milch wäre, ist es auch bei Erdgas.

Stünde Brot in Konkurrenz zu Kartoffeln, würde man den Milchpreis für Brot- Bäckereien etwa irgendwie an den Kartoffelpreis koppeln.

Damit das aber nicht sofort offenbar werde, mache man möglichst ein großes Geheimnis darum. Wenn nun jeder der - für welche Zwecke auch immer - Milch braucht, diese nur bei dieser Großmolkerei mit regionaler Monopolstellung  beziehen kann, so würde in jeden Milchbezugsvertrag eine Verschwiegenheitsklausel über den Milchabgabepreis aufgenommen werden....

Man sieht deutlich:

Die profitable Preisspalterei durch die Großmolkerei hätte wohl mehrere unabdingbare Voraussetzungen:

Die Milchbauern dürften ihre Milch nicht selbst vermarkten, sondern müssten gezwungen sein, ihre gesamte Milch bei der Großmolkerei abzuliefern. Die Nachfrager nach Milch müssten ihren Bedarf nur bei dieser Großmolkerei decken können, weil daneben keine andere existiert. Zumindest müssten alle Großmolkereien die Konditionen abgesprochen haben, zu denen sie Milch an einzelne Nachfragergruppen abgeben (Kartell). Schließlich dürften die Milchnachfrager keine Möglichkeit haben, die Milch untereinander zu handeln.

E.ON Ruhrgas selbst schreibt ja, dass der Erdgasmarkt nicht anders funktioniere als jeder andere Markt auch.... Man wird die Überlegungen deshalb wohl übertragen können.

Offline RR-E-ft

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #11 am: 17. Juli 2008, 21:25:52 »
Dass vorgenannte Überlegungen zutreffend sind, wird durch aktuelle Aussagen der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control bestätigt:

Zitat
Ausschlaggebend für die aktuellen Preissteigerungen für die End-Verbraucher ist die starke Teuerung der Gas-Importpreise. Die E-Control schätzt, dass der österreichische Gas-Importpreis per Jahresende auf rund 370 Euro je 1000 Kubikmeter steigen wird. Derzeit liegt er bereits bei 335 Euro. Da das Gaspreisniveau im Inland aber noch ungefähr auf dem Stand von Anfang 2007 liege, würde dies einer Steigerung von 66 Prozent entsprechen.

Warum die Endkunden nicht die gesamte Steigerung zu spüren bekommen, erklärt Mayer so: \"Der Energiepreis macht weniger als die Hälfte des Gaspreises aus. Zum Importeinstandspreis kommen die Kosten des Anbieters hinzu, wie Netzgebühren, Wartung oder Personal, die sich ja nicht in diesem Ausmaß erhöhen.\"

Serit Anfang 2007 gab es in Österreich so gut wie keinen Gaspreisanstieg für die Verbraucher, welche sich dort Konsumenten nennen.

In Österreich hat es keine E.ON Ruhrgas und noch einen stärkeren Einfluss der Landespolitik, so dass die Gaspreise vor Wahlen nicht steigen. Schenkt man hingegen den Reden deutscher Energiemanager Glauben, so scheint es fast, als habe sich Österreich ein Stück weit von der Entwicklung des Weltmarktes abkoppeln können.

Siehste auch hier.

Offline Netznutzer

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #12 am: 17. Juli 2008, 23:11:09 »
Gleiche Quelle:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/399291/index.do?from=simarchiv

und auch hier:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/399011/index.do?from=simarchiv

Passt natürlich nicht so schön ins Bild wie: „Bis zu 200 Euro weniger für Gas zahlen“


Gruß

NN

Offline tangocharly

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #13 am: 18. Juli 2008, 10:57:02 »
@Netznutzer

Auch in Österreich ist nicht alles Gold was glänzt (wie der zitierte Bericht zeigt):

Zitat
Als Mitgrund für die hohen Energiepreise gilt der fehlende Wettbewerb. Dies wird nun von einer Studie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bestätigt. Die Rolle der öffentlichen Hand als Eigentümer (der möglichst hohe Dividenden beziehen will), Gesetzgeber und Aufsichtsorgan ist laut OeNB-Direktor Josef Christl „nicht gerade wettbewerbsfördernd“. Bezeichnend seien die geringen Wechselraten: Im Jahr 2006 wechselten nur 0,9 Prozent der Kunden ihren Strom- oder Gaslieferanten, während rund 20 bis 30 Prozent auf einen anderen Mobilfunk-Betreiber umstiegen.

Wenn hier in Deutschland aber, trotz \"Privatisierung\", dennoch alle in einem Boot sitzen, dann ist die Ausgangsannahme, mit dem Blick auf diese o.a. Aussage gerichtet, dass hier kein Wettbewerb besteht, auch zutreffend - und eben das darüber stattfindende \"Argumentationsgefummel\" auch nur hohle Phrasendrescherei.
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Offline Netznutzer

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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise
« Antwort #14 am: 31. Juli 2008, 09:42:18 »
und so sieht\'s in GB aus, ohne die immer so arg kritisierte Ölpreisbindung, in einem Land, das selbst Gas fördert und am weitesten liberalisiert ist.

 http://www.zfk.de/zfkGips/Gips?Anwendung=MeldungenAnzeigen&Methode=Einzelmeldung&Mandant=ZFK&AuswahlRessourceID=5713

Auf 19% Preisanstieg beim Gas und 8% beim Strom im Januar folgen 35% bei Gas und 9 % beim Strom.

Gruß

NN

 

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