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Autor Thema: Wie die EEG-Umlage wirklich funktioniert  (Gelesen 3099 mal)

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Offline Wolfgang_AW

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Wie die EEG-Umlage wirklich funktioniert
« am: 30. März 2015, 19:16:00 »
Wie die EEG-Umlage wirklich funktioniert

Zitat
Der Öko- oder Grünstrom muss zwangsweise an der Börse verkauft werden, die Einnahmen werden auf ein privatwirtschaftliches EEG-Konto eingezahlt. Der Fehlbetrag bzw. die Differenz zu den Ausgaben ist die EEG-Umlage, nicht die in Medien häufig angegebenen höhere Brutto-Vergütungszahlungen an die Betreiber. Das ist falsch und führt zu einem vezerrten Bild über die wahre Höhe der EEG-Umlage.
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Alle Positionen werden im EEG-Umlagekonto mit Ausgaben und Einnahmen aufgeführt. Egal, ob die Betreiber den EEG-Strom nach dem Festvergütungs- oder dem Marktprämienmodell abrechnen, der EEG-Strom muss in jedem Fall an der Börse verkauft werden.
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Mit Stand vom Februar 2015 weist das EEG-Konto einen Rekord-Überschuss in Höhe von 4,19 Milliarden Euro auf, so viel wie noch nie.

Falsch in den Medien: Höhe der Betreiber-Vergütungszahlungen ist nicht die EEG-Umlage
Leider wird in zahlreichen Medien zum EEG (u.a. FAZ, Handelsblatt, Spiegel und selbst im heute journal) die Gesamtsumme der Vergütungszahlungen an die Betreiber mit dem EEG-Umlagebetrag bzw. den EEG-Kosten gleich gesetzt, die Einnahmen aus dem Verkauf des EEG-Stroms an der Börse werden schlicht und einfach unterschlagen.
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Die zuletzt hohe Steigerung der EEG-Umlage für die Verbraucher ist nicht mehr auf den Ausbau erneuerbarer Energien zurückzuführen, sondern auf die vom Verbraucher mit zu zahlenden Ausnahmen für die Industrie, die von 2013 auf 2014 allein um 1 Milliarde auf 5 Milliarden Euro gestiegen ist sowie den gesunkenen Börsenstrompreisen. Die wichtigsten Parameter, die die Höhe der EEG-Umlage beeinflussen:

a) Mehr Ökostrom - höhere Zahlungen an die Betreiber
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Die EEG-Umlage kann aber auch dann steigen, wenn die Erzeugung von Ökostrom sinkt und selbst dann, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien gestoppt würde. Der Effekt tritt dann ein, wenn die Zahl der von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen (Industrierabatte) noch weiter steigt und bzw. oder die Strompreise an der Börse weiter sinken (geringere EEG-Verkaufserlöse).

b) Weniger Ausnahmen führen zu niedrigerer, mehr Industrie-Ausnahmen zu einer höheren EEG-Umlage
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Stromintensive Firmen zahlen 0,05 ct/kWh Strom EEG-Umlage (Privatkunde: 2015: 6,17 ct/kWh). Anfang 2013 wurde die Ermäßigungsgrenze von 10 GWh auf 1 GWh gesenkt. Weil sich damit die Zahl der begünstigten Firmen deutlich erhöht, werden die Einzahlungen auf das EEG-Umlagekonto deutlich geringer ausfallen und die Kernumlage auf immer weniger Schultern verteilt. Weniger Ausnahmen führen also zu sinkender EEG-Umlage, die sprunghaft gestiegenen Ausnahmen wie 2013 oder 2014 zu einer höheren Umlage für den verbleibenden Rest. Laut dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) steigen diese finanziellen "Subventionen" der Großabnehmer und Industrie durch die EEG-Ausnahmen im Jahr 2014 erneut um 1,1 Milliarden auf 5,1 Milliarden Euro (2013: 4,0 Mrd. Euro). Das sind bereits rd. 30 Prozent der EEG-Kernumlage, die fehlen und von den übrigen Stromverbrauchern mitbezahlt werden müssen.
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5. Die große Verbraucher-Täuschung: EEG-Ökostrom im Strom-Mix des Energieversorgers
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Allerdings ist faktisch und praktisch das Gegenteil der Fall: der Stromverbraucher wird im großen Stil über die Stromquellen getäuscht und völlig in die Irre geführt. An der Strombörse wird jeglicher Strom aus Braunkohle, Atomstrom oder auch der "grüne" EEG Strom in "Graustrom" ohne Herkunftsangabe umgewandelt. Die Stadtwerke können daher an der Strombörse nur "Graustrom" und keinen physischen "grünen" EEG-Ökostrom einkaufen. Dennoch weisen viele Stadtwerke in ihrem Strom-Mix einen hohen Anteil an "Erneuerbare Energien gefördert nach dem EEG" aus, selbst wenn sie keine einzige Kilowattstunde Ökostrom einkaufen
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7. Niedrige Börsen-Strompreise: wer am meisten profitiert
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Bereits heute werden am Terminmarkt der Strombörse Stromkontrakte für Grundlaststrom gehandelt, die zur Stromlieferung bis ins Jahr 2020 reichen. Trotz der drei bis dahin zusätzlich abzuschaltenden Atomkraftwerke (AKW) Grafenrheinfeld, Gundremmingen und Philippsburg bewegen sich die Preise bis zum Lieferjahr 2020 bei nur noch knapp über 3 ct/kWh (s. Grafik, Stand: Ende Dezember 2014). Musste an der Strombörse kurz nach dem Fukushima-Reaktorunfall noch über 6 Cent/kWh für den Strom bezahlt werden, so können sich die Großabnehmer und die Industrie aktuell für 3,2 ct/kWh (Lieferjahr 2017) eindecken. Das ist der niedrigste Strompreis seit über 10 Jahren.
Viele Großabnehmer und die energieintensive Industrie profitieren daher nicht nur von den stark gesunkenen Strompreisen, sondern sind zusätzlich von der EEG-Umlage oder den Netzentgelten ganz oder teilweise befreit. Das Kleingewerbe und die privaten Haushalte finanzieren derzeit paradoxerweise mit dem Ausbau des EEG-Ökostroms und der EEG-Umlage diese niedrigen Strompreise für die Großabnehmer und die deutsche Industrie.Hier Hervorh. durch Wolfgang_AW 

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

 

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