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Autor Thema: enercity fordert nachzahlung von über 2000 euro!  (Gelesen 12239 mal)

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Offline kwiekatze

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enercity fordert nachzahlung von über 2000 euro!
« am: 04. Oktober 2013, 16:30:42 »
hallo zusammen,

ich hoffe hier auf hilfe im folgenden fall:

ich bewohne seit februar 2009 alleine eine 63qm wohnung, ich habe in meiner wohnung eine gastherme. ich habe in diesen jahren einen monatlichen abschlag für strom und gas von 70 - 90 euro an enercity gezahlt. bei den jahresabrechnungen musste ich bisher durchschnittlich 20 euro nachzahlen.
nun habe ich am 13. september die jahreabrechnung von enercity erhalten mit einer nachzahlungsaufforderung von 2.149,22 euro. mir ist heiß und kalt geworden und ich wäre fast die treppen hochgestolpert, während ich den brief im hausflur las. auffallend ist hier, dass dieser betrag in erster linie durch den gasverbrauch erzeugt wurde.
ich bin die abrechnung der letzten jahre durchgegangen, die jahre davor wurde mein verbrauch lediglich von enercity geschätzt, dort immer auf einen realistischen verbrauch für einen 1-personen-haushalt mit entsprechender wohnungsgröße. dieses jahr habe ich das erste mal die ablesung selbst vorgenommen. ein zahlendreher ist ausgeschlossen.
ich rief bei erhalt der rechnung direkt bei enercity an, man sagte mir, der hohe nachzahlungsbetrag käme zustande, weil ich die letzten jahre nicht zurück gemeldet hätte und die werte nur geschätzt wurden, ich hätte jedoch erheblich mehr verbraucht, was an dem zählerstand von diesem jahr zu sehen sei.

hier mal die werte, die mir vorliegen. vom letzten jahr (2012) fehlt mir leider die abrechnung.

2009 abrechnungszeitraum februar bis ende august, selbstablesung durch mich:
strom 846 kwh
gas 2.649,05 kwh

2010 schätzung enercity:
strom 1.522 kwh
gas 7.552 kwh

2011 schätzung enercity:
strom 1.512,7 kwh
gas: 7.426 kwh

2012 fehlt

2013 selbstablesung:
strom 2.850,3 kwh
gas 32.466 kwh

die, die jahre zuvor geschätzten, werte sind nach meiner recherche für einen 1-personen-haushalt bei der wohnunggröße realistisch. wie ein solcher verbrauch in diesem jahr zustande gekommen sein soll, selbst über die jahre, wird mir nicht klar. nur so viel: wie gesagt, ich wohne alleine, ich habe in den vergangenen 4 jahren maximal 5 vollbäder genommen, ansonsten dusche ich natürlich jeden tag (keine 3 stunden, sondern nur 5 minuten), ich heize meines erachtens nach relativ normal, nachts gar nicht, tagsüber nur im wohnzimmer und im bad heizung auf 2, das ganze natürlich auch nur im winter. die restlichen räume werden sehr selten beheizt. ist da irgendwas unnormal, der diesen hohen verbrauch rechtfertigen würde?

ganz einfach gerechnet:
im jahr 2009 meldete ich selbst einen verbrauch von 2.649,05 kwh für 7 monate. das war ein tatsächlicher wert, der abgelesen wurde - also nichts geschätztes. das auf 12 monate hochgerechnet wären 4.541,23 kwh. natürlich kommt da noch der winter mit der heizperiode hinzu, ein gas-verbrauch von 7500 kwh wäre hier doch aber auch realistisch - so wie von enercity die darauf folgenden jahre geschätzt. mein heiz/wasch/oder wie auch immer verhalten hat sich über die jahre nicht verändert, die lebensumstände sind die selben - so sollte das über die jahre also konstant sein?

ich habe der rechnung schriftlich widersprochen und bat um prüfung, da sich ein solch hoher verbrauch für mich nicht erschließen lässt. antwort kam heute, dass es, wie schon am telefon gesagt, lediglich an der schätzung der letzten jahre lag und dieser einfach nur nicht dem ist-wert entsprechen würde, demnach sei alles tutti und ich solle die 2000 euro begleichen.

nun: was soll ich machen? gibt es hier irgendwas, womit ich noch dagegen ankämpfen kann? für "mein gefühl" ist das thema gerade in der schwebe, aber kann es passieren, dass enercity mir strom oder gas einfach abdreht? die 2000 euro nachzahlung habe ich gar nicht, selbst nicht bei ratenzahlung, ich bin studentin und momentan wegen schwerer krankheit beurlaubt und erhalte deshalb nur hartz 4. es ist sicher jedem klar, dass da so eine dicke nachzahlung gar nicht drin ist... selbst mit meinem bafög wäre das so gut wie nicht möglich gewesen.

ich hoffe auf euren rat!

vielen dank im voraus,
k wie katze

Offline PLUS

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Re: enercity fordert nachzahlung von über 2000 euro!
« Antwort #1 am: 04. Oktober 2013, 17:29:51 »
Regelmässig Zähler ablesen (monatlich) ist zu empfehlen. Zur eigenen Verbrauchskontrolle und zur generellen Kontrolle. Dem Energieversorger sollten auch die echten Verbräuche gemeldet werden und auf die korrekte Abrechnung geachtet werden.
@kwiekatze, jetzt ist guter Rat teuer und der Vorgang ist kaum nachvollziehbar *) bei den fehlenden Daten.
 
Nichts ist unmöglich, das gilt auch beim Energieverbrauch. Ihr Gasverbrauch hängt auch vom Energiestandard des Hauses bzw. der Wohnung ab. Warmwasser? Wird das Wasser nur zum Duschen erwärmt oder ist es ständig warm?
Wie ist denn der Gasverbrauch sonst im Haus (Nachbarn)?


*) Denkbar?   
      
         je m²/a   kWh/a   
Heizung   63      180   11340
Warmwasser         
eine Person Jahr         1183
-------------------------------------
                        12523
-------------------------------------            
~ 4 Jahre               50092
bisher abgerechnet geschätzt         
~                      -17627
-------------------------------------         
noch nicht abgerechnet  32465

Offline khh

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Re: enercity fordert nachzahlung von über 2000 euro!
« Antwort #2 am: 04. Oktober 2013, 18:08:33 »
... dieses jahr habe ich das erste mal die ablesung selbst vorgenommen. ein zahlendreher ist ausgeschlossen.
ich rief bei erhalt der rechnung direkt bei enercity an, man sagte mir, der hohe nachzahlungsbetrag käme zustande, weil ich die letzten jahre nicht zurück gemeldet hätte und die werte nur geschätzt wurden, ich hätte jedoch erheblich mehr verbraucht, was an dem zählerstand von diesem jahr zu sehen sei. ...

Tja, stellt sich die Frage, warum Sie die Zähler in 2010, 2011 und 2012 (trotz entsprechender Aufforderung?) nicht selbst abgelesen und die tatsächlichen Verbräuche an enercity gemeldet haben (womöglich deshalb nicht, weil die Schätzungen günstig für Sie waren ;) )?

Fakt ist jedenfalls, dass der jetzt abgelesene Gas-Gesamtverbrauch 2009 – 2013 wohl (wie von PLUS aufgezeigt) durchaus im Rahmen für eine 63-qm-Wohnung liegt und die Nachzahlungsforderung des Versorgers insofern gerechtfertigt sein dürfte.

Wenn eine vllt. für Sie doch machbare Zahlung in kleinen Raten vom enercity nicht akzeptiert wird, dann klären Sie umgehend mit der ARGE, ob diese zumindest ein Teil der Nachforderung übernimmt und/oder ob ein Darlehen zur Verfügung gestellt werden kann.

Prüfen könnte man auch, ob eine Nachforderung in dieser Höhe überhaupt rechtens ist, weil womöglich sämtliche Preiserhöhungen seit Vertragsbeginn unwirksam waren (vgl. hier im Forum diskutiertes EuGH-Urteil v. 21.03.13 u. BGH-Urteil v. 31.07.13).

Dazu ist zunächst zu klären, ob Sie in der Grundversorgung (aktuell ist das wohl der Tarif „Grundpreistarif I / II“) oder im Rahmen eines Sondervertrages beliefert wurden/werden. Die Tarifbezeichnung müsste den Verbrauchsabrechnungen zu entnehmen sein. Empfehlung: Prüfen Sie sämtliche Abrechnungen und stellen Sie das Ergebnis hier ein!

Vielleicht sollten Sie darüber hinaus auch den Versorger wechseln, damit enercity Ihnen die Versorgung nicht sperren kann (was nicht bedeutet, dass berechtigte Forderungen letztlich nicht doch bezahlt werden müssen!).
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Offline kwiekatze

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Re: enercity fordert nachzahlung von über 2000 euro!
« Antwort #3 am: 05. Oktober 2013, 14:04:55 »
ich habe die verbräuche nicht abgelesen, weil mir gar nicht bewusst war, dass ich das machen muss. ich habe diese ablesekarte dieses jahr zum ersten mal erhalten. die dame am telefon sagte mir auch, ich hätte sie die jahre davor auch erhalten - was aber tatsächlich nicht so war. da dass die erste eigene wohnung ist, die ich bewohne, war mir das prozedere demnach auch nicht bekannt. klar, unwissenheit schützt vor strafe nicht, das ist mir auch klar. zumal man es wohl schlecht beweisen kann, dass ich keine post bekommen habe. die vermutung, damit geld zu sparen, finde ich allerdings ziemlich unangebracht. zumal ich vor dem studium schon gearbeitet habe... da hätte ich mir auch locker abschläge von 200 euro im monat leisten können, das wäre mir lieber gewesen als jetzt in meiner finanziellen lage 2000 euro zahlen zu müssen.

von den anderen im haus sind die verbräuche eigentlich genau so angemessen wie bei mir - vor der dicken rechnung. alles die selben wohnungsgrößen, von den haushalten, von denen ich die abschläge kenne, sind es auch so um die 80 - 110 euro. und da weiß ich auch, dass teilweise viel mehr als bei mir geheizt wird.

die arge wird davon nichts bezahlen, ich bin erst seit diesem monat in bezug von leistungen, davor ganz normal bafög. die fühlen sich dafür verständlicher weise nicht verantwortlich. ich werde mir rechtsbeistand in form von beratungshilfe einholen, egal ob hartz 4 oder bafög, so oder so habe ich durch geringes einkommen anspruch darauf und hoffe, dass man da was machen kann.

danke für den tipp mit dem wechsel des stromanbieters, das wollte ich eh schon länger machen.

wie gut, dass ich nächste woche auf kur fahre und mich somit eigentlich um nichts kümmern kann...


Offline khh

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Re: enercity fordert nachzahlung von über 2000 euro!
« Antwort #4 am: 05. Oktober 2013, 14:14:21 »
... die vermutung, damit geld zu sparen, finde ich allerdings ziemlich unangebracht. ...

kwiekatze,

ich wollte Ihnen nichts unterstellen, daher ja auch ;) !

Dem Hinweis zur Rechtmäßigkeit der Preiserhöhungen sollten Sie aber auch unbedingt nachgehen (ebenso bei Strom). Falls nötig, wird hier geholfen.

Nachtrag: Bei einem Versorgerwechsel könnten diese "Kriterien für Wechselempfehlungen" www.bezahlbare-energie.de vielleicht hilfreich sein.
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2013, 14:28:05 von khh »
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Offline PLUS

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Aufgelaufene Energieschulden - Kopf in den Sand ist keine Lösung
« Antwort #5 am: 05. Oktober 2013, 15:04:50 »
...
wie gut, dass ich nächste woche auf kur fahre und mich somit eigentlich um nichts kümmern kann...
Sorry @kwiekatze, das ist keine gute Idee und doch nicht das Verhalten einer Katze ;). Das ist eher wie bei Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand steckt.

Es könnte sein, dass unmittelbar nach der Kur Strom und Gas abgestellt werden. Das ist nicht lustig und kostet dann zusätzlich. Sie haben sich offensichtlich, was Ihren Energieverbrauch angeht, bisher um nichts gekümmert, daher dürften Sie auch, wie @khh schon bemerkt hat, noch in der teuren Grundversorgung bei Strom und Gas stecken. Das sollten Sie unverzüglich ändern.  Mit dem Versorgerwechsel könnte es allerdings bei Ihrer finanziellen Lage schwierig werden, aber es gibt sicher auch einen jeweils besseren Tarif bei Ihrem jetzigen Versorger. Reden Sie mit diesem!

Nehmen Sie Kontakt auf mit dem Energieversorger und schildern Sie die Lage wie hier. Das geht auch von der Kur aus (Telefon - Internet). Suchen Sie selbst nach eine Lösung. Zeigen Sie Bereitschaft, die Schulden zu tilgen. Abstottern in kleinen Raten. Wenn das nicht akzeptiert wird, wenden Sie sich an die arge wegen eines Darlehens.

Ein Darlehen von rund 3000 Euro muss das Jobcenter Münster einem Hartz-IV-Bezieher gewähren, damit dieser Strom- und Gasschulden tilgen kann. Das hat das in Essen ansässige Landessozialgericht entschieden (Az. L2 AS 313/ 13 B ER).

Tun Sie es! Viel Erfolg!
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2013, 15:11:55 von PLUS »

 

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