Original von Cangrande
2) Preise für Atomstrom mit/ohne Versicherungsprämie (und welche wäre insoweit realistisch?): Sagte ich doch: das ist eben letztlich eine Glaubensfrage; darüber streite ich mich mit Ihnen nicht, weil wir insoweit nicht nur keine Einigung erreichen werden, sondern uns schon nicht auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt einigen können.
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Ob ich z. B. erwarte, dass bei uns ein AKW in die Luft geht oder nicht, das bleibt (selbst wenn man pro und kontra natürlich massenhaft Argumente anschleppen kann) letztendlich eine Vermutung, also ein \'Glaubenssatz\'.
Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob eine bestimmte Person erwartet, ob bei uns ein AKW in die Luft geht oder nicht.
Insofern ignorieren Sie das Grundprinzip von Wahrscheinlichkeitstheorie und Versicherungswirtschaft.
Wo bleibt da Ihr angeblicher Respekt vor der Wissenschaft, hier vor der Wirtschaftswissenschaft und der Versicherungsmathematik?
Das als Glaubensfrage zu deklarieren, also quasi als eine religiöse bzw. weltanschauliche Frage, um es jeglicher Diskussion entziehen zu wollen, ist - ja ich muss das so ausdrücken - lächerlich.
Genau dies ist der Grund, warum ich auf die Verlinkung Ihres Blogs so reagiert habe:
Sie behaupten, auch in Ihrem unmittelbar vorangehenden Beitrag, eine Unvoreingenommenheit bzw. Offenheit, in der Sie angeblich bereit wären, Ihre Position zu relativieren. Sie spielen eine Sachlichkeit und Wissenschaftlichkeit vor, die Ihre Argumente glaubhaft oder zumindest diskussionswürdig erscheinen lassen sollen. Dabei werfen Sie den kritisierten Autoren Schwindel und Kaffeesatzleserei vor.
Gleichzeitig erheben Sie dann aber die von Ihnen selbst aufgestellten Diskussionsgegenstände zu Glaubensfragen, über die Sie dann nicht zu diskutieren bereit sind.
Das ist eben der Grund, warum man mit einer Verlinkung auf solche Blogs, wie den Ihren, nichts Brauchbares zu einer Diskussion über eine solche Studie beitragen kann.
3) (Mir unterstellte) Sicht der Gegenseite als ideologisch verblendet / wozu blogge ich?
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Was Sie da schreiben klingt alles schön und gut.
Nur leisten Sie und Ihr Blog eben gerade dies nicht.
Man darf wohl vielmehr vermuten, dass vielleicht Sie es sind, der ideologisch verblendet ist, weil Sie Dinge zu Glaubensfragen erheben, die keine Glaubensfragen sind.
Wobei ich immerhin mit Interesse registriere, dass Sie meine Position bezügl. der Falschberechnung des Kohlestrompreises bislang nicht angegriffen haben.
Wozu auch, in Ihren Augen ist es offenbar nur eine Glaubensfrage, wie man direkte und indirekte Subventionen und Förderabgaben aus welchen Gründen zusammen- oder aufrechnen kann.
Und Sie haben ja schon angedeutet, dass Sie z.B. die Argumente der Autorinnen in dieser Frage als nicht rational ansehen.
Trotzdem mein Senf dazu:
Würde man Ihre Sichtweise auf die Kohlesubventionen \"die Stromverbraucher profitieren davon nicht, sondern die Bergleute, daher ist das nicht auf den Strompreis anzurechnen\" konsequent umsetzen, dann würde z.B. auch die Förderung der Photovoltaik mittels EEG-Umlage nicht zu den Kosten der Stromversorgung gehören, denn der Stromverbraucher profitiert davon ja auch nicht (im Gegenteil), sondern die PV-Modulhersteller z.B. in China.
Richtig betrachtet ist es einfach so, dass deutsche Steinkohle subventioniert wurde und wird, um sie in der Stromerzeugung zu verwenden. Dass es womöglich auch ohne Subvention mit billigerer Auslandskohle gegangen wäre, spielt dabei keine Rolle. Es ist unerheblich,
warum die in der Stromerzeugung eingesetzte Steinkohle und auch Braunkohle (die übrigens nicht ersatzweise aus dem Ausland geliefert werden könnte) subventioniert wurde. Es zählt nur
dass sie subventioniert wird/wurde.
Das Geld wurde zu diesem Zweck eingesetzt, also muss man es auch zu den Kohlestromkosten hinzurechnen.
Ansonsten könnte Sie ja auch noch sagen: Die Atomstromsubventionen sind nicht einzurechnen, weil man ja den Atomstrom genauso billig oder womöglich noch billiger von den Franzosen hätte beziehen können - die hätten das Geschäft sicher gerne gemacht.
Wenn ... hätte ... stattdessen ...
Es stellt sich nicht einmal die Frage, ob es sinnvoll war, die Kohle zu subventionieren. Auch sinnlos ausgegebenes Geld wurde ausgegeben und ist damit nun mal Teil der Kosten.
Von vielen Leuten wird ja auch die Sinnhaftigkeit der PV-Förderung oder gar der gesamten EEG-Förderung verneint. Trotzdem käme niemand auf die Idee, die Förderkosten nicht den PV-Stromkosten hinzuzurechnen.
Würden die EEG-Kosten nicht auf den Strompreis umgelegt, sondern vom Staat aus dem Haushalt finanziert, wären das echte Subventionen und die Parallele zu den Kohlesubventionen unverkennbar: Würde man diese Subvention streichen, würde man andere, billigere Energiequellen heranziehen, um Strom zu erzeugen, weil der EE-Strom nicht wettbewerbsfähig ist - wie bei der heimischen Steinkohle.
Nun trotzdem zu der Frage: Warum wurde die heimische Kohle subventioniert? Die Antwort kennen Sie.
Ein so großer Steinkohlestromanteil wäre ohne heimische Kohle aus politischen Gründen wohl nicht zugelassen worden. Der Strommix sähe mit Sicherheit anders aus. Wir hätten also ohne Steinkohlesubventionen sicher weniger Steinkohlestrom.
Eine durchaus vergleichbare Frage stellt sich jetzt auch bei der Förderung der erneuerbaren Energien: Auch hier geht es - neben dem Umweltaspekt - um langfristige Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit.
Mit dem Fördergeld werden nun nicht mehr Bergarbeiter, sondern Windflügel-Laminierer und PV-Modul-Laminierer subventioniert.
Beides geht auf Kosten der Gesellschaft, einmal auf Kosten der Steuerzahler und einmal auf Kosten der Stromverbraucher.
Beides ist Teil der jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Kosten.
ciao,
sh