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Autor Thema: Gewinne / Gewinne / Gewinne  (Gelesen 6308 mal)

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Offline tangocharly

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Gewinne / Gewinne / Gewinne
« am: 11. Juli 2009, 00:26:16 »
Manches in der Gaswirtschaft kann den Leser von Berichten durchaus an Wunder erinnern: Steigende Gewinne; billige Gaspreise und Lamento vor Gericht, dass nur drauf gelegt wird. Die Quadratur des Kreises. Einmal liest man

Zitat
Ravensburg: TWS verzeichnen 6,5 Millionen Euro Gewinn

RAVENSBURG (sz) - Die Technischen Werke Schussental (TWS) haben 2008 das zweitbeste Jahresergebnis ihrer Geschichte verzeichnet. Der Gewinn vor Steuern betrug 6,5 Millionen Euro. 2007 waren es noch 4,6 Millionen Euro.
....
(Erschienen: 29.06.2009)

und dann darf man lesen
Zitat
\"TWS bieten günstigen Gaspreis\"

Nachgefragt

Die Technischen Werke Schussental (TWS) senken ihre Erdgaspreise zum 1. April 2009, nachdem es im Januar eine Erhöhung um 9,3 Prozent gegeben hatte. Im Grundversorgungstarif verringert sich der Preis um rund 0,48 Cent brutto pro Kilowattstunde. Das entspricht einer Senkung um rund sechs Prozent. SZ-Redakteurin Sibylle Emmrich fragte bei Robert Sommer, Bereichsleiter Markt der TWS, nach.

...

(Erschienen: 21.02.2009)
<<Der Preis für die Freiheit ist die Verantwortung>>

Offline nomos

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« Antwort #1 am: 11. Juli 2009, 11:01:24 »
Zitat
Original von tangocharly
Manches in der Gaswirtschaft kann den Leser von Berichten durchaus an Wunder erinnern: Steigende Gewinne; billige Gaspreise und Lamento vor Gericht, dass nur drauf gelegt wird. Die Quadratur des Kreises.
    @tangocharly, man kann den \"unabhängigen\" Journalisten viel erzählen und die bringen das dann ungeprüft. Das ist nicht nur in Ravensburg so. Ehrlicher wäre es, solche Artikel eindeutig als Werbeanzeige zu deklarieren.

    In der Baden-Württembergischen GAS-LIGA sieht das für die Ravensburger so aus:
    (
Gaspreistabelle des Wirtschaftsministeriums)
20.000 kWh/J
Rang am
15.04.2009   157
15.03.2009   160
15.02.2009   150
15.01.2009   149
[/COLOR]
15.12.2009    48
15.11.2008    50
15.10.2008    63

Preiserhöhung im Januar = Gewinnmaximierung!
Hier war man auch dabei:
Abgerutscht

Zum Januar 2009 haben 30 Gasversorgungsunternehmen (GVU) ihre Preise erhöht, 21 GVU jedoch bereits gesenkt.

Gas wird vorrangig zum Heizen gebraucht. Es dürfte daher allgemein bekannt sein, dass rund 40 Prozent des Jahresverbrauchs in den Monaten Januar bis März anfallen. In diesem kalten Winter wurde der genannte Anteil am Jahresverbauch voraussichtlich noch übertroffen.

Umsatz und überhöhte Gewinne auf Kosten der Verbraucher wird  gerade in den verbrauchsstarken Wintermonaten gemacht. In Verbindung mit dem hohen Verbrauch und dieser  Preispolitik werden überzogene Gewinne eingefahren. Dann noch diese  \"Werbung\", da kommt sich der Kunde und Verbraucher verhöhnt vor.

Aber auch die Tabellen nützen dem Verbraucher wenig, wenn er nicht zum günstigen Anbieter wechseln kann? Es ist ein Vergleich zwischen Versorgern, die in aller Regel nicht miteinander im Wettbewerb stehen.
Es werden keine Wettbewerbspreise verglichen!
Kein einziger Preis ist fair im Sinne des Verbrauchers und des Wettbewerbs!

[/list]

Offline tangocharly

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« Antwort #2 am: 11. Juli 2009, 15:00:07 »
Zitat
@nomos   Aber auch die Tabellen nützen dem Verbraucher wenig, wenn er nicht zum günstigen Anbieter wechseln kann? Es ist ein Vergleich zwischen Versorgern, die in aller Regel nicht miteinander im Wettbewerb stehen.
Es werden keine Wettbewerbspreise verglichen!
Kein einziger Preis ist fair im Sinne des Verbrauchers und des Wettbewerbs!

Diese Vergleichstabellen sind energiewirtschaftsrechtlich uninteressant. Wären sie es, dann hätte der Gesetzgeber in §§ 39 und 1 Abs. 1 und 2 Abs. 1 EnWG reingeschrieben: \"Der Verordnungsgeber bestimmt den Maßstab der Preisgünstigkeit durch fortgeschriebene Preistabellen, welche in regelmäßigen Zeitintervallen in der Tagespresse und im Internet zu veröffentlichen sind\". Da es sich aber bei § 39 Abs. 1 EnWG um Bundesrecht handelt und die Verordnungsermächtigung an den Bundesminister gerichtet ist, hat an dieser Stelle der Tausendsassa Pfister in Ba.-Wü nichts zu suchen (geschweige denn, dass überhaupt eine Ermächtigung zur Bestimmung der Tarifpreise existiert).

Also vergessen Sie getrost die Tabellen, auch wenn das Tabellenwerk für einige Amtsrichter ein gesuchtes und gefundenes \"Löwenfutter\" darstellen mag. Es ist doch nachvollziehbar, dass auch Richter zunächst nach leichtverdaulicher Kost Ausschau halten, bevor sie sich mit der Rechtsprechung des BGH befassen. Täten sie dieses, dann würden sie schnell feststellen, dass diese leichtverdauliche Kost von Salmonellen verseucht ist. Und weil dies schon der VIII. Senat des BGH festgestellt hat, wurde auch im Urteil vom 19.11.2008 (Az.: VIII 138/07) dieses \"Gammelfleisch\" eines Blickes gewürdigt:

Zitat
Tz.:49
Ein Marktpreis auf dem regionalen Gasversorgungsmarkt, den die Beklagte bedient, scheidet als Vergleichsmaßstab von vornherein aus, weil die Beklagte nach den Feststellungen des Berufungsgerichts in dem hier maßgeblichen Zeitraum die alleinige Anbieterin von leitungsgebundenem Erdgas war. Auch eine Beurteilung der Billigkeit der Preiserhöhung der Beklagten unter Heranziehung des Vergleichsmarktkonzeptes im Sinne von § 19 Abs. 4 Nr. 2 Halbs. 2 GWB (vgl. dazu Dreher, ZNER 2007, 103, 110) kommt nach dem Vorbringen der Beklagten nicht in Betracht. Zum Vergleich herangezogen werden können nach § 19 Abs. 4 Nr. 2 Halbs. 2 GWB grundsätzlich nur die Preise von Gasversorgungsunternehmen auf vergleichbaren Märkten mit wirksamem Wettbewerb. Dazu hat die Beklagte nichts vorgetragen.
Selbst wenn man zugunsten der Beklagten unterstellen wollte, dass bei Störung des Wettbewerbs auf dem Gasversorgungsmarkt auch ein Monopolunternehmen zum Vergleich herangezogen werden könnte, sofern dabei den mit monopolistischen Strukturen verbundenen Preisüberhöhungstendenzen wirksam begegnet würde (vgl. BGHZ 163, 282, 289 ff. - Stadtwerke Mainz), müsste jedenfalls der Raum, in dem das Vergleichsunternehmen tätig ist, ebenso strukturiert sein wie das Gebiet, in dem die Beklagte ihre Leistungen erbringt. Andernfalls müsste die Vergleichbarkeit der Preise für unterschiedlich strukturierte Gebiete durch Zu- und Abschläge auf die Referenzpreise hergestellt werden. Zu ermitteln wäre der Preis, den das zum Vergleich herangezogene Unternehmen in Rechnung stellen müsste, wenn es an Stelle des betroffenen Energieversorgungsunternehmens tätig würde (BGHZ aaO, 292 f.).

Tz.:50
Dazu lässt sich dem von der Revision in Bezug genommenen Vortrag der Beklagten, die im Rahmen von § 315 BGB - wie ausgeführt (oben unter 3) - die Darlegungs- und Beweislast für die Billigkeit ihrer Preiserhöhung trägt, nichts entnehmen. Sie hat lediglich allgemein behauptet, dass sie mit ihren Gaspreisen im Durchschnitt der Preise vergleichbarer umliegender Gasversorgungsunternehmen liege und auch im bundesweiten Preisvergleich eine günstige Stellung einnehme. Ihr Arbeitspreis in der für den Kläger relevanten Gruppe Heizgasvollversorgung liege weit überwiegend unter den entsprechenden Preisen vergleichbarer Gasversorgungsunternehmen ihrer Umgebung. Bundesweit gehöre sie zu den günstigsten Anbietern. Dabei hat die Beklagte die von ihr zum Vergleich herangezogenen anderen Gasversorger zwar namentlich bezeichnet. Es fehlt jedoch jeglicher Vortrag dazu, inwiefern diese Versorgungsunternehmen mit der Beklagten und insbesondere die Räume, in denen diese ihre Leistungen anbieten, mit dem von der Beklagten versorgten Gebiet vergleichbar sind.
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Offline nomos

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« Antwort #3 am: 11. Juli 2009, 22:27:17 »
Zitat
Original von tangocharly

Diese Vergleichstabellen sind energiewirtschaftsrechtlich uninteressant. ...
...
Also vergessen Sie getrost die Tabellen, auch wenn das Tabellenwerk für einige Amtsrichter ein gesuchtes und gefundenes \"Löwenfutter\" darstellen mag.
    @tangocharly, ich bin mit Ihnen über die Bedeutung der \"Pfister\"-Vergleichstabellen u.a. absolut einer Meinung, aber es sind ja nicht nur Amtsrichter die solche Tabellen für ihre Urteile heranziehen. Man kann die Tabellen daher leider nicht getrost vergessen:

Urteil Landgericht Stuttgart vom 29. April 2009 - Az. 5 S 179/08

Zitat
Az. 5 S 179/08
Die auf Zahlung klagenden Stadtwerke Esslingen konnten die Billigkeit der Gaspreiserhöhung aus 2006 nicht überzeugend nachweisen. Das Landgericht Stuttgart legte als billigen Preis den durchschnittlichen Arbeitspreis der Gaspreistabelle des Wirtschaftsministeriums von Baden-Württemberg fest.[/u] Der tatsächliche Preis der Stadtwerke lag über diesem Wert. Revision wurde nicht zugelassen.
Wer bringt jetzt vor allem den Richtern südlich des Weißwurstäquators bei, dass die Tabellen kein Maßstab für die Billigkeit sind?[/list]

Offline tangocharly

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« Antwort #4 am: 13. Juli 2009, 16:54:42 »
Zitat
@ nomos  
Wer bringt jetzt vor allem den Richtern südlich des Weißwurstäquators bei, dass die Tabellen kein Maßstab für die Billigkeit sind?


...... kein Geringerer als der VIII.Senat (Urt.v. 19.11.2008, Az.: VIII ZR 138/07, Tz.: 48 - 51).
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